An diesen heißen Sommer­tagen denke ich immer wieder mal unwill­kürlich daran, wie viele Mitar­beiter der Markt­folge Aktiv jetzt gerade in Sparkassen, Volks­banken und anderen Finanz­in­sti­tuten Deutsch­lands verant­wor­tungsvoll über ihren Akten brüten und niemals die Erfri­schung eines Vor-Ort-Termins beim Kunden erleben. Wer das Versteher-Magazin regel­mäßig liest und sich meine Podcasts anhört, weiß: Ich bin ein Fan von Struk­turen, Abläufen, Prozessen und vom Controlling in Familien­unternehmen sowie Finanz­in­sti­tuten. Ja, selbst­ver­ständlich wird mein Herz immer für das Unter­neh­mertum an sich und insbe­sondere für den Vertrieb schlagen. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass beides ohne die still im Hinter­grund arbei­tenden Kollegen und Kolle­ginnen nicht funktio­nieren würde. Also vor allem die Assis­tenzen und die Kollegen und Kolle­ginnen der Markt­folge Aktiv.

Über die wichtige Stellung der Assis­tenzen habe ich mich in der Vergan­genheit schon öfter geäußert. In den kommenden Wochen möchte ich den Fokus darum auf die Markt­folge Aktiv und ihren wichtigen Beitrag zum Erfolg der Institute lenken. Also auf die Menschen, die im Hinter­grund dafür sorgen, dass Finan­zie­rungen für Familien­unternehmen reibungslos zur Verfügung gestellt werden können. Dieje­nigen, in deren Verant­wortung es fällt, die Unter­lagen der Unter­nehmer zu analy­sieren, auszu­werten, zu bewerten und anschließend das heiß ersehnte Votum abzugeben: „Ja“ oder „Nein“? In dieser Woche möchte ich zunächst mit Ihnen einen Blick in die Vergan­genheit werfen – darauf, wie sich die Markt­folge Aktiv über die letzten Jahrzehnte entwi­ckelt hat – bevor wir uns in den kommenden Wochen auf das Heute konzen­trieren und schließlich einen Blick darauf werfen, wie die Markt­folge Aktiv in Zukunft gestaltet sein wird. 

Die Beratung vor der Markt­folge – eine tolle Zeit (für Anekdoten)

Wer wie ich schon einige Jahrzehnte in der Finanz­szene auf dem Buckel hat, der wird sich beim Blick in die Vergan­genheit der Branche ein gewisses Grinsen nicht verkneifen können: Das war schon eine tolle Zeit! Damals lieferten die Kunden ihre Unter­lagen und wir haben sie als Berater und Sachbe­ar­beiter manuell analy­siert und die Unter­neh­mens­kenn­ziffern berechnet – ganz klassisch mit dem Taschen­rechner aus der Schreib­tisch­schublade. Die Formel zum EBITDA musste man selbst­ver­ständlich noch auswendig kennen. Der große techno­lo­gische Fortschritt zu meiner Zeit war, dass wir diese Infor­ma­tionen danach über den PC erfasst haben. Übrigens war das damals meine einzige Chance, mit einem PC zu arbeiten, da ich zu Hause noch keinen eigenen Computer hatte. Wer diesen Artikel heute unterwegs auf dem hochauf­lö­senden Handy­display liest, wird jetzt sicher mit den Ohren schla­ckern – aber das war wirklich mal so!

Der Geneh­mi­gungs­prozess damals: alles von Hand

Damals wurden dem Entschei­dungs­träger auch die Beschlüsse auf Papier vorgelegt, zuzüglich Handakten und handschrift­licher Notizen in dicken roten Ordnern. Nachdem wir Berater alles ausge­rechnet hatten, bekam der Vorstand also schon mal 5 Ordner mit Akten auf den Tisch, die er dann – je nach persön­licher Fasson – las oder eben auch nicht. Und das führte dazu, dass wir beim Vorstand öfters mal „betreutes Lesen“ veran­stal­teten. Wir schauten ihm also beim erstma­ligen Lesen zu und beant­wor­teten brav alle Fragen, auch wenn diese eigentlich ein paar Zeilen später im Beschluss klar beant­wortet wurden. Im Zuge dessen wurden dann immer wieder mit Rotstift (ganz wie in der Schule) kaum leser­liche Notizen an die Seiten­ränder geschrieben, um die Dokumente wieder und wieder anzupassen, bis irgendwann die finalen Vertrags­un­ter­lagen erstellt werden konnten.

In meinem alten Institut hatten wir damals für die Erstellung der Vertrags­un­ter­lagen ein ganz beson­deres Privileg, nämlich zwei super Sekre­tä­rinnen (ja, damals durfte man das so noch sagen), die uns bei der Erstellung sämtlicher Verträge maßgeblich unter­stützten. Und zwar auf Schreib­ma­schinen – den Jüngeren unter Ihnen empfehle ich, mal in der Google-Bilder­suche nachzu­schauen, was das war. Wenn ich Ihnen jetzt noch sage, dass wir die Inhalte der Verträge dann auf Magnet­bänder diktierten oder später mit Diktier­ge­räten auf Kassetten, dann erspare ich Ihnen jetzt mal die Bilder­suche. Die sahen in etwa so aus:

Kaum zu glauben, aber als junger Sachbe­ar­beiter kam ich mir damals richtig wichtig vor, dass ich mit solchen Hightech-Geräten arbeiten durfte.

Redigieren und Ergänzen – analog schwierig

Selbst für mich heute kaum noch zu glauben: Damals erstellten wir die Vertrags­un­ter­lagen tatsächlich noch ohne all die digitalen Korrek­tur­hilfen, die für uns heute nicht mehr wegzu­denken sind. Und das hat, wo wir damals die Inhalte noch frei formu­lierten, zu einigen unbeschreiblich witzigen Stilblüten geführt. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, wie das war, wenn der kredit­fachlich und juris­tisch ausge­bildete Chef auch noch Germa­nistik studiert hatte und ein eher perfek­tio­nis­ti­scher Charakter war. Ja, mein Chef hatte damals eine klare Regel: Die Durch­schrift des Vertrags bekommt der Kunde – und das ist der juris­tisch geltende Vertrag. Da gibt es keine Schreib­fehler, keine Korrek­turen und erst recht kein Tipp-Ex!

Für mich ist das ein gutes Beispiel dafür, warum damals zwar vieles toll, aber eben nicht alles besser als heute war. Denn die Möglichkeit, nachträg­liche Korrek­turen und Verän­de­rungen am Vertrag mit wenigen Tasten­drücken digital umzusetzen – die hat uns damals wirklich gefehlt. Stellen Sie sich vor, wie das war, wenn man unter Zeitdruck Diktier­fehler macht, aber die Sekre­tä­rinnen 500 Anschläge pro Minute tippen und schon längst mit dem Schreiben fertig sind, noch bevor Sie die Korrektur formu­lieren können. Dann können Sie den Vertrag zerreißen und neu ansetzen. Das hat insbe­sondere bei den Sekre­tä­rinnen natürlich nicht gerade die Stimmung gehoben und als frisch gebackener Berater/Sachbearbeiter durfte man dann auch mal samstags antanzen und an Einzel-Schulungen (von den Sekre­tä­rinnen selbst durch­ge­führt) zum Thema „richtiges Diktieren“ teilnehmen.

Die Schat­ten­seiten des Damals

Wie gesagt: Dieses Beispiel zeigt eindringlich, dass früher natürlich nicht ALLES besser war. Selbst­ver­ständlich war es toll, so viel mehr Freiheiten zu haben als heute. Doch bei den Verträgen immer wieder von vorne beginnen zu müssen – das vermisse ich wirklich nicht! Oder dass die Unter­lagen der Kunden eben nicht schon digital per PDF kamen, sondern im Papier-Original. Die musste man damals dann alle per Hand fotoko­pieren. Und wer wie ich damals ganze Bauzeich­nungen von der Größe einer Hauswand Stück für Stück kopieren und dann wieder zusam­men­setzen durfte, der weiß: Puzzeln ist spannender!

Die Entwick­lungen der Folgezeit

Das wohl wichtigste Ereignis für die Entwicklung der Markt­folge Aktiv war die Einführung der BASEL-Vorschriften 1988, die insbe­sondere unter dem Eindruck der sogenannten „Schneider-Pleite“ ab 1995 noch verschärft wurden. Heute bestehen die BASEL-Vorschriften schon in dritter Generation und sind im Vergleich zu BASEL I deutlich erweitert. Warum ich das erwähne? Weil schon die Einführung von BASEL I zu gravie­renden und nachhal­tigen Verän­de­rungen in den Kredit­ab­läufen der Institute geführt hat – vor allem aber zur Trennung von Vertrieb und Votum, also zur Entwicklung der Markt­folge Aktiv als die Entschei­dungs­stelle, die wir heute kennen.

Früher war es noch so, dass der Berater auch gleich­zeitig der Entscheider war. Ob ein Kunde den gewünschten Kredit bekommt, musste er also (im Rahmen seiner Kompe­tenzen) zunächst nur mit sich selbst ausmachen. Und auch Vorstände hatten viel Spielraum für eigene Entschei­dungen – praktisch ohne Aufsicht. Nicht selten wurden dann Kredite mit dem Kunden nachts um zwei auf dem Schüt­zenfest ausge­macht. Und am nächsten Morgen wurde das unleser­liche Gekritzel auf dem Bierdeckel irgendwie so in einen Beschluss und dann in den Vertrag gefasst, „dass es schon passt“. Vertre­tungs­re­ge­lungen waren auch eher „nice to have“. Da wurde dann auch mal eine Entscheidung in der Mittags­pause von jemandem getroffen, der zufällig gerade da war und sich zuständig fühlte. Vom Gefühl her wurden bestimmt viele „i. V.“-Unterschriften morgens und abends zu den Randzeiten und in der Mittags­pause getätigt. Denn Revision und Controlling gab es zwar, sie waren aber eher pragma­tisch orien­tiert. „Wird schon passen“ eben. Und Compliance war zwar schon ein Begriff, aber noch weit davon entfernt, als eigene Abteilung mit eigenen Kompe­tenzen aufzutreten.

Und verstehen Sie mich bitte nicht falsch, wenn ich sage, dass einer­seits früher vieles toll war (aus Berater­sicht), und Ihnen anderer­seits Controlling-Zustände beschreibe, die nach heutigen Standards wie der Wilde Westen erscheinen müssen. Nichts liegt mir ferner, als diese Zustände zu pauscha­li­sieren oder zu heroi­sieren. Und schon gar nicht möchte ich irgend­je­mandem Rechts­ver­stöße vorwerfen – aus heutiger Sicht kämen wir da alle besten­falls mit einem blauen Auge davon. Ich kenne eine Bank, die hat tatsächlich mal einige der alten Beschlüsse von vor Jahrzehnten nach aktuellen Vorschriften überprüft. Die recht­lichen Auswir­kungen, die diese Beschlüsse heute auf die entspre­chenden Personen haben würden, möchte ich Ihnen gar nicht im Detail ausmalen. Doch damals war ein solches Vorgehen eben branchenweit üblich – wer möchte also schon den ersten Stein werfen?

Markt­folge Aktiv – Evolu­ti­ons­stufe zwei

Spätestens Anfang der 2000er war es dann so weit: Die Institute begannen, ihre Prozesse drastisch umzubauen, um den aktuellen Vorschriften zu entsprechen. Eine klare Trennung zwischen Vertrieb und Analyse/Votum musste her, wie es ja auch von der Finanz­auf­sicht nachdrücklich gefordert wurde. Berater, Analyst und Entscheider in Perso­nal­union – das war einfach nicht mehr möglich. Doch woher sollten die Mitar­beiter für die neu entste­henden Markt­folge-Aktiv-Abtei­lungen herkommen? Spezielle Ausbil­dungswege gab es dafür ja noch gar nicht und welche fachlichen und persön­lichen Anfor­de­rungen für den Posten notwendig waren, war auch nicht jedem klar. Bislang hatte man die Sachbe­ar­beiter einfach zu allen möglichen Seminaren (Vertrags­recht, Kredit­recht, Insol­venz­recht etc.) geschickt, um sie auf den Job vorzu­be­reiten. Mit dem Beginn der 2000er-Jahre wurden zu den bishe­rigen Sachbe­ar­beitern dann noch Revisoren, Juristen, Analysten und Controller gepackt. Und mit ihrer geballten Kompetenz in den unter­schied­lichsten relevanten Bereichen sollten sie fortan dem Vertrieb ordentlich auf die Finger schauen.

Viele von Ihnen werden sich vermutlich noch lebhaft erinnern, wie damals die Stimmung war. Damals, als die von Natur aus eher extro­ver­tierten, sehr selbst­be­wussten und ertrags­ori­en­tierten Firmen­kun­den­be­rater, die bislang immer allein­be­stimmt handeln konnten, plötzlich auf intro­ver­tierte, detail­ori­en­tierte und qua Position stark risiko­averse Markt­folge-Menschen trafen. In zahlreichen Insti­tuten kippte die Stimmung drama­tisch, oft flankiert von erhöhtem Abschrei­bungs­bedarf und daraus resul­tie­renden Wechseln im Vorstand. Es begann das Zeitalter der dominie­renden Sanierer und Juristen im Vorstand und auf oberster Führungs­ebene. Doch auch auf den Vertrieb hatte die Entwicklung spürbare Auswir­kungen: Bisherige Engage­ments wurden nun bis ins kleinste Detail durch­leuchtet und neue Kredite nur zu härtesten Bedin­gungen genehmigt – wenn überhaupt. Die Firmen­kun­den­be­rater fühlten sich, als würde ihnen jemand Zaumzeug anlegen, während die Markt­folge-Mitar­beiter sich in ihren Befürch­tungen über bestehende Risiken bestätigt fühlten. Damals entstanden unüber­windbar schei­nende Gräben zwischen dem Vertrieb und der Markt­folge Aktiv. Die einen sahen in den Beratern eine „oberfläch­liche Drücker­ko­lonne“, die anderen empfanden die Markt­folge Aktiv als Vertriebsverhinderer-Abteilung.

In diesem Zeitraum wurde es für Firmen- und Immobi­li­en­kunden deutlich schwerer, an Finan­zie­rungen zu kommen. Gleich­zeitig wurden einige bestehende Arran­ge­ments aufgrund der neuen Risiko­be­wertung einfach beendet. In manchen Regionen schlug das so hohe Wellen, dass es den Insti­tuten teilweise noch 15 bis 20 Jahre nach dieser Umstruk­tu­rie­rungs­phase schwer­fällt, bei den regio­nalen Unter­nehmern zu punkten. Denn die erinnern sich noch gut daran, wie die Institute damals plötzlich anfingen, zu mauern, oder einen einfach „fallen ließen“ wie eine heiße Kartoffel.

Doch so groß die Auswir­kungen der Umstruk­tu­rie­rungen waren, muss man dennoch festhalten: Die Maßnahmen dieser Zeit – auch in ihrer Schärfe und Härte – haben dazu beigetragen, dass der überwie­gende Teil der deutschen Banken und Kredit­geber einiger­maßen gut durch die harten Jahre der „Lehman-Krise“ gekommen ist. Das sieht man schon allein anhand der Insti­tuts­er­trags­zahlen. Und so bitter BASEL II und III in den letzten 20 Jahren auch gewesen sein mögen – die Gesamt­ent­wicklung auf Basis der BASEL-Maßnahmen geht doch eher in Richtung eines langfris­tigen, betriebs­wis­sen­schaftlich sinnvollen und Chance-Risiko-adäquaten Handelns.

Die nahe Vergan­genheit – Evolu­ti­ons­stufe drei

Aktuell steht die Finanz­branche vor einer Vielzahl an Heraus­for­de­rungen, die zum Teil schon seit Jahren bekannt sind. 2019 habe ich schon einige davon in meiner damaligen Sommer­serie näher erläutert und Tipps dazu gegeben, wie man diesen Heraus­for­de­rungen auf Insti­tuts­ebene begegnen kann. Aufseiten der Markt­folge Aktiv zeich­neten sich spätestens seit 2015 ähnliche Heraus­for­de­rungen ab, nachdem man in den Jahren zuvor bereits deutlich aufge­räumt und umstruk­tu­riert hatte. Zwar waren die offen­sicht­lichen Risiken weitest­gehend aus den Büchern getilgt oder zumindest bilanz­tech­nisch berück­sichtigt. Doch nun hatte man eine neue Heraus­for­derung: Die Kredit­pro­zesse waren stark auf Risiko­ver­meidung statt auf Ertrag ausge­richtet – in vielen Fällen zu stark. In zahlreichen Geschäfts­feldern sanken gleich­zeitig die Margen ungewöhnlich schnell und stark, auch aufgrund der nun aufkom­menden Fintechs.

Diese Heraus­for­de­rungen machten eine erneute Anpassung der Abläufe notwendig und im Laufe der vergan­genen 15 Jahre war auch eine neue Generation in den Vorständen und Führungs­ebenen der Bereiche Firmen­kun­den­ver­trieb und Markt­folge Aktiv angekommen. Viele dieser neuen Insti­tuts­lenker gehören zur ersten „Hybrid-Generation“ – sie kannten sich fachlich gut mit den Risiken und Prozessen aus, kamen aber vermehrt wieder aus dem Firmen­kunden- sowie Kredit­be­reich und wussten, dass es ohne pragma­ti­schen, kunden­ori­en­tierten Vertrieb kein Überleben für das Institut geben kann. Diese Generation stellte dann auch die zentrale Frage: „Wie bekommen wir mehr pragma­tische Power im Vertrieb zum Kunden, ohne dabei (zu hohe) Risiken im Kredit­ge­schäft einzu­gehen?“ Es war also gewis­ser­maßen der Punkt erreicht, an dem zum ersten Mal jemand versuchte, Risiko und Ertrags­po­tenzial gegen­ein­ander auszu­ba­lan­cieren, anstatt sich voll und ganz auf die eine oder andere Seite zu stellen.

In diesen Jahren wurde auch die Formu­lierung „vertriebs­aktive Zeit“ auf den Weg gebracht, die bald ihre Blütezeit erleben würde. Überall wurden die Prozesse hinter­fragt, es wurden bereichs­über­grei­fende Projekt­gruppen gebildet und externe Prozess­op­ti­mierer engagiert. Doch auch das Gescha­chere begann wieder: Während die einen „wieder mehr zum Kunden“ wollten, waren die anderen nicht bereit, auf „detail­lierte und lückenlose Dokumen­tation“ zu verzichten. Bei allem Willen zur Versöhnung zwischen Risiko­ver­meidung und Ertrag zeigte sich doch deutlich, dass in der Hybrid-Generation keiner mehr wirklich die Arbeit des anderen kannte. Zu lange waren Vertrieb und Markt­folge Aktiv schon strikt vonein­ander getrennt gewesen. Die Firmen­kun­den­be­rater hatten kaum noch fundiertes (!) Wissen über die Kredit­ab­läufe und nur sehr wenige Markt­folge-Mitar­beiter hatten jemals einen Kunden „live und in Farbe“ gesehen.

Getrieben durch die Konkurrenz der Fintechs und die im Eiltempo weiter­ent­wi­ckelte Digita­li­sierung auf allen Ebenen wurden neben den formellen, manuellen Abläufen auch die automa­ti­sierten Abläufe auf den Prüfstand gestellt. Der starke (Ertrags-)Wettbewerb, das Niedrig­zins­niveau, der starke Rückgang der Erträge aus Eigen­an­lagen im Depot A, der Zwang zum Kosten­sparen (inklusive Geschäfts­stel­len­schließung und des damit verbun­denen Rückzugs aus bestimmten Regionen) ging auch an der Markt­folge Aktiv nicht spurlos vorüber. Es mehrten sich Fälle, in denen durch Rente, Kündigung etc. frei gewordene Stellen einfach nicht nachbe­setzt wurden – insbe­sondere auch in der Markt­folge Aktiv. Der Ertrags­druck im Vertrieb und die weiterhin ungebro­chene Nachfrage nach Krediten (vor allem im Immobi­li­en­be­reich) führten bald zu einer permanent hohen Auslastung – ganz im Gegensatz zum Plan, „vertriebs­aktive Zeit zu schaffen“. Die Firmen­kun­den­be­rater wurden von nun an regel­recht zugeschüttet mit Sachbe­ar­bei­ter­auf­gaben, der zeitnahe Kunden­kontakt nahm dadurch entspre­chend immer weiter ab und Projekte aus dem Bereich „digita­li­sierte Standard­kre­dit­pro­zesse“ bekamen absolute Priorität und wurden direkt dem Vorstand unter­stellt – schon aufgrund der Inves­ti­ti­ons­kosten und der Komple­xität eigentlich genau richtig so.

Wie wir im Heute ankommen

Infolge dieser Entwicklung passierte nun etwas, wovon ich überzeugt bin, dass es keine böse Absicht war – aber dennoch neue Heraus­for­de­rungen geschaffen hat, denen sich die Institute heute tagtäglich und denen wir uns in Teil 2 dieser Artikel­serie ausführ­licher widmen werden: Durch die innen­sicht­ge­trie­benen, auf Massen­stan­dards ausge­rich­teten Digital­pro­jekte und ‑prozesse wurden die Bedürf­nisse der ertrags­po­tenten Familien­unternehmen zunehmend in den Hinter­grund gedrückt. Zeitgleich wurde der Markt­folge Aktiv (meist unbewusst) sugge­riert: „Wenn die Prozesse schlank und digital sind, brauchen wir ja deutlich weniger Mitarbeiter.“

Dass dieser Gedanke bei diesen Mitar­beitern nicht gerade den Ehrgeiz für tolle Geschäfte, sondern eher Angst und Lähmung erzeugte, brauche ich Ihnen an dieser Stelle noch nicht zu erklären. Dazu wird es kommende Woche, in Teil 2 der Artikel­serie, noch genug zu sagen geben. Und auch der Frage, wie der Stellenwert der Markt­folge Aktiv heute aus Sicht der Familien­unternehmer aussieht – und warum sie in naher Zukunft enorm wichtig werden wird –, gehen wir kommende Woche nach. Bis dahin wünsche ich Ihnen stabile Verhält­nisse und viele tolle Arbeitstage, egal ob Sie diese beim Kunden vor Ort oder über Dokumenten brütend in Ihrem Büro verbringen werden.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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