Am 18. August 2022 habe ich an dieser Stelle den Artikel „Privat­haus­halte, Immobi­li­en­be­sitzer, Familien­unternehmen – droht uns ein Insolvenz-Tsunami?“ veröf­fent­licht, der aufgrund der aktuellen Relevanz des Themas schnell zu einem der meist­ge­le­senen Artikel in der Geschichte des Versteher-Magazins geworden ist. Auch wenn der Anlass also kein freudiger war, möchte ich mich sehr bei Ihnen, meinen Leserinnen und Lesern, für Ihr Interesse an diesem Thema bedanken. Damit Sie auf dem Laufenden bleiben, widmen wir unsere Aufmerk­samkeit diese Woche den Gescheh­nissen der vergan­genen 8 Wochen seit Veröf­fent­li­chung des ersten Artikels. Und damit wir uns mit dem Thema in Gänze befassen können, gibt es diese Woche eine doppelte Dosis an Infor­ma­tionen – mit Teil 2 der Artikel­serie heute schon und Teil 3 wie gewohnt am Donnerstag.

Planen und Ruhe bewahren!

Nicht erst seit dem ersten Artikel vom August werde ich immer wieder darauf angesprochen, deshalb eines vorweg: Nein, Deutschland (und auch Öster­reich und die Schweiz) wird nicht unter­gehen. Aller­dings wird eine schwere Zeit auf uns zukommen, nicht nur auf zahlreiche Unter­nehmen, sondern auch auf jeden einzelnen Bürger. Die Rezession wird kommen und sie wird Wunden herbei­führen. Wie lange sie dauern wird, hängt auch davon ab, wie wir alle, der Staat, die Politik, die Unter­nehmen und die Bürger zusam­men­halten. Wie wir gemeinsam die Heraus­for­de­rungen erkennen, akzep­tieren, angehen und letztlich auch meistern werden – so wie wir es in den vergan­genen Jahrzehnten einige Male geschafft haben.

Dass wir ungeschoren davon­kommen, glaube ich nicht. Es wird einige Schrammen und Platz­wunden geben, vielleicht sogar eine ordent­liche Gehirn­er­schüt­terung. Doch all das wird heilen, und dann geht es auch wieder voran.

Wichtig in dieser Situation ist vor allem, einem möglichen Tsunami nicht von vornherein ungeschützt gegen­über­zu­stehen – und der beste Schutz ist immer noch, zu wissen, womit man zu rechnen hat. Wenn ich mich so umhöre und in den gängigen Zeitungen und News-Portalen im Internet recher­chiere, dann glaube ich, dass viele Menschen zum Beispiel noch nicht mal im Ansatz die Dauer­themen Fachkräf­te­mangel und notwendige Digita­li­sierung überschauen können oder wollen. Und vor allem scheinen viele noch nicht zu erkennen, welche Ausmaße und welche Komple­xität der „ZICKKEL“ angenommen hat – also die aktuelle Kombi­nation aus Zinsan­stieg, Inflation, Corona, Krieg in der Ukraine, Klima­wandel, Energie­krise und Lieferkettenschwierigkeiten.

Aus diesem Grund möchte ich Ihnen mit diesem Artikel weitere Eindrücke, Szenarien und – daraus abgeleitet – konkrete Handlungs­emp­feh­lungen für die kommenden Heraus­for­de­rungen mit auf den Weg geben. Denn wer genau hinsieht und sich auch im Kunden­kreis umhört, der wird feststellen: Die Signale für einen Sturm werden klarer, das Meer wird rauer und die Wellen werden größer. Noch nicht geballt an einem Ort, sondern eher an verschie­denen Küsten und Buchten, und dort auch unter­schiedlich stark ausge­prägt. Und diese scheinbar spora­dische Verteilung macht den kommenden Sturm so trüge­risch. Ich halte daher an meinen beiden Prognosen fest:

  1. Die wahre Wucht des Sturms ist noch nicht heute, im Oktober 2022, erkennbar, sondern wird erst im Februar/März 2023 in vollem Ausmaß zu sehen sein, wenn Millionen von Haushalten die Neben­kos­ten­ab­rech­nungen 2022 sowie die Voraus­zah­lungs­be­scheide für 2023 erhalten. 
  2. Die aktuellen Preis­stei­ge­rungen in der Lebens­haltung (Nahrung, Mobilität, Kommu­ni­kation, Freizeit etc.) werden bleiben. Welcher Bäcker wird schon die Brötchen­preise von 0,40 € auf 0,60 € erhöhen, nur um sie im kommenden Sommer (sofern sich dann alles beruhigt haben sollte) wieder zu senken? 

Wir sollten uns darauf einstellen, dass wir es nicht verhindern können, dass das Leben, wie wir es vor Corona und vor der Energie­krise als selbst­ver­ständlich angesehen haben, so nicht mehr wieder­kommen wird. Aber wir können uns darauf vorbereiten!

Wenn der Staat und die Politik sich einmi­schen, verlieren meist alle

Wenn Sie das Versteher-Magazin häufiger lesen, dann wissen Sie: Ich halte mich bei dem Thema eher zurück. Doch eine Analyse der aktuellen Wirtschaftslage wäre ohne einen Blick auf die Politik nicht vollständig, weshalb ich diesmal etwas ansprechen muss, das wohl schon vielen Menschen in Deutschland auf der Seele brennt: Ich habe den Eindruck, dass weder die Regierung noch die Opposition aktuell einen klaren, nach außen trans­pa­renten Plan hat – oder zumindest keinen, den sie den Bürgern und Bürge­rinnen im Land verständlich kommu­ni­zieren können. Aktuell scheint man sich auf politi­scher Ebene vor allem gegen­seitig die Schuld zuzuweisen – was uns aber keine langfris­tigen Lösungen bringt, sondern lediglich wertvolle Zeit raubt.

Die öffent­lich­keits­wirksam groß verkün­deten Entlas­tungs­pakete sind wiederum einiger­maßen klar und kommu­ni­zierbar, doch die Gemüter beruhigen können auch sie nicht. Nach Corona-Bazooka, Bundeswehr-Paketen, Flutka­ta­strophen-Hilfs­fonds usw. gibt es nun den „Doppel-Wumms“. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ausge­rechnet bei den Entlas­tungs­pa­keten viel Zeit und Geld für Marke­ting­agen­turen aufge­wendet wurde, nur damit man diese teils schwer verständ­lichen Sachver­halte jedermann schmackhaft machen kann. Als würden die Bürge­rinnen und Bürger „Doppel-Wumms“ besser verstehen als „Entlas­tungs­paket“. Was sie wirklich wissen wollen, ist: „Was habe ich davon?“ Und das wird nur selten wirklich klar erläutert, ob mit oder ohne Wortschöpfung. Zudem wird m. E. weiterhin in Mittei­lungen, Press­kon­fe­renzen und Bundes­tags­sit­zungen eher „politi­ke­risch“ als „bürge­risch“ gesprochen. Scheinbar kommu­ni­zieren viele Politiker über Medien mehr mit sich selbst als mit uns Bürgern.

Wie zerstritten die Parteien aktuell – selbst innerhalb der Regierung – sind, erkennt man daran, wie sie sich vor und nach diesen großen Ankün­di­gungen verhalten. Schon wenige Minuten danach wird nämlich direkt wieder aufein­ander losge­gangen. Da kommen dann zum Beispiel die ersten Stimmen auf, die warnen, es könnten ja auch Wohlha­bende von dem Entlas­tungs­paket profi­tieren. Und dann wird wieder gestritten.

Mal ganz naiv gefragt: Ist es denn wirklich so drama­tisch, wenn auch einkom­mens­starke Bürge­rinnen und Bürger entlastet werden? Nehmen wir mal an, dass etwa 10 % der Arbeit­nehmer so viel verdienen, dass sie die anste­henden Preis­er­hö­hungen ganz locker auch ohne Entlas­tungs­paket bewäl­tigen könnten. Das wären bei aktuell knapp 45 Millionen Arbeit­nehmern etwa 5 Millionen, die eigentlich keine Entlastung benötigen. Sind es diese 5 Millionen wirklich wert, dass für sie ein Verwal­tungs- und Vertei­lungs­moloch entwi­ckelt wird, der sie von dem Geld fernhalten soll? Wir wissen doch aus der Erfahrung bei der Bedarfs­prüfung von Sozial­leis­tungen, wohin noch mehr Verwaltung und Bürokratie führen kann: Komple­xi­täten bei der Durch­führung sorgen für Zeitver­zö­ge­rungen in der Auszahlung, unter denen wiederum genau dieje­nigen leiden, die die Entlas­tungen wirklich brauchen. Und aus den Corona-Hilfen haben wir gelernt: Auch wenn die Idee gut ist, können im Nachhinein noch die Bedin­gungen zur Auszahlung so komplex gestaltet werden, dass große Teile des Entlas­tungs­ver­mögens gar nicht erst abgerufen werden – und auf der anderen Seite der Medaille Hilfen in erheb­licher Menge zurück­ge­zahlt werden müssen.

Ich bin ohnehin der Meinung, es wäre deutlich leichter und pragma­ti­scher, jedem Haushalt oder jedem Bürger einen festen Betrag zu geben. Ja, auch den DAX-Vorständen und anderen wohlha­benden Bevöl­ke­rungs­teilen. Bekommt jeder Bürger einfach 1.000 €, dann sind das 80 Milli­arden € Entlastung und jeder bekommt etwas. Dann bekommt eine vierköpfige Familie eben 4.000 € und ein Single nur 1.000 €, egal ob Rentner, Student, Arbeits­loser, Arbeit­nehmer oder Arbeit­geber. Dann wäre zumindest mal die Kuh vom Eis. Und wenn man das politisch nicht will, dann kann man zum Beispiel auf einen Teil der Steuern auf Sprit und Energie verzichten, auch wenn es dann wieder Stimmen geben wird, die meinen, dass SUV-Fahrer davon zu stark profitieren.

Dieses Hin und Her, die ewigen Schuld­zu­wei­sungen und das Zögern, bevor man aus Versehen auch den Wohlha­benden hilft, all das verzögert die echte Entlastung bei denen, die sie wirklich brauchen. Gleich­zeitig werden die Bürge­rinnen, Bürger und eben auch die stabi­li­sie­rende Säule der Wirtschaft, der Mittel­stand, mürbe gemacht – finan­ziell wie emotional.

Die „vierte Gewalt“ – statt Aufklärer oftmals nur der Brand­be­schleu­niger der Verunsicherung

Im Gegensatz zur Politik habe ich meine Meinung über die heutige Medien­land­schaft schon ein paar Mal in meine Artikel einfließen lassen. Dieser Teil des Artikels bleibt deshalb recht kurz: Alles wie gehabt! Statt ordentlich zu recher­chieren, aufzu­be­reiten, zu erklären und zu hinter­fragen, wird wieder mal nur auf Klicks und Quote geachtet. Das hatten wir schon zur härtesten Corona-Zeit genauso. In den Talkshows wird gefühlt nur noch geschrien, angeprangert, vorge­führt, aufs Glatteis geführt, aus dem Zusam­menhang gerissen und unter Druck gesetzt. Denn nur reiße­rische Headlines und Schwarz­ma­lerei generieren Werbeeinnahmen.

False Balance ist ein Medien­phä­nomen, bei dem Infor­ma­tionen, Meinungen oder Theorien scheinbar gleich­wertig gegen­über­ge­stellt werden, obwohl sie faktisch nicht gleich­wertig sind. So kommt es zu einer Verzerrung in der Wahrnehmung des Betrachters. Dies geschieht beispiels­weise, wenn in einer Diskussion zum Thema Evolution die Evolu­ti­ons­theorie und die Theorie des „Intel­ligent Design“ gleich­be­rechtigt gegen­über­ge­stellt disku­tiert werden, obwohl in der Wissen­schaft ein großer Konsens über die Korrektheit der Evolu­ti­ons­theorie besteht.

Ich rate Ihnen hier, vor allem nicht der False Balance in der Wahrnehmung zu unter­liegen. Die Medien stürzen sich gerne auf Beson­der­heiten – ein Rentner, der 20.000 € zahlen soll, eine Firma, die ihre Preise verfünf­zig­facht. Aber ist das reprä­sen­tativ? Nehmen Sie sich die Zeit, um diese Inhalte zu hinter­fragen und Eigen­re­cherche zu betreiben. Schon so manche Firma, die laut Medien „wegen der Energie­kosten“ Insolvenz anmelden musste, wird bei genauerer Betrachtung zu einer Firma, die schon seit Jahren erheb­liche Probleme hatte und für die die Energie­kosten bei Weitem nicht der einzige Grund für die Insolvenz waren.

Das Volk leidet? Oder doch eher ein „Jammern ohne Schmerzen“?

Seit 2020 nahm die Zahl der psycho­lo­gisch betreuten Personen stark zu. Phobien sind entstanden, wurden genährt, gefüttert und kulti­viert. Gerade in den sozialen Medien herrscht viel zu oft Hass und selbst in Business­netz­werken wie XING und LinkedIn heißt es gefühlt nur noch: „Bist du nicht für mich, dann bist du mein Feind!“ Der Unter­schied: In den Business­netz­werken treten die User mit Klarnamen und Firmen­namen auf. Was mich eigentlich immer dazu bringt, mich zu fragen: Was machen die eigentlich sonst den ganzen Tag im Job? Und: Sieht der Chef das nicht? Oder, wenn man selbst Unter­neh­mens­lenker ist: Sehen die (poten­zi­ellen) Kunden das nicht auch? Da sollte sich der eine oder andere Mal fragen, wie er sich öffentlich darstellt.

Ich befürchte jeden­falls, dass es 2023 in der öffent­lichen Diskussion noch deutlich schlimmer werden wird. Angetrieben durch Troll­farmen, Bots und menschlich verrohte Brand­be­schleu­niger, die sich am Leid oder an der Aufregung anderer ergötzen. Da werden selbst die Betreiber der Platt­formen nicht mehr nachkommen, die exponen­tiell zuneh­menden Hasskom­mentare zu entfernen und gegebe­nen­falls zur Anzeige zu bringen.

All das wird unter anderem angetrieben von den Medien, den dauernden Wahlkämpfen und den damit verbun­denen kurzfris­tigen Verspre­chungen, die im Nachgang nicht mehr zu halten sind. Das gipfelt dann in den State­ments von Ministern, die sich nach einer verlo­renen Wahl ernsthaft vor die Kameras stellen und sagen: „Dass wir so viele Wähler verloren haben, ist bedau­erlich und muss aufge­ar­beitet werden. Aber unser Hauptziel, die aktuelle Landes­re­gierung abzuwählen, ist uns gelungen.“ Übersetzt heißt das: „Ich habe keinen eigenen Plan, wie man eine Sandburg baut, aber der andere darf auf keinen Fall eine haben – deshalb trete ich sie ihm kaputt.“ Wer so in der Öffent­lichkeit auftritt, darf sich nicht wundern, wenn die Stimmung im Land immer negativer wird.

Das Ganze trifft auf die eh schon vorhandene „German Angst“, die deutsche Neidkultur und unsere ureigene Art, das Glas halb leer statt halb voll zu sehen. Klar: Man muss Dinge, die nicht gut laufen, beim Namen nennen. Aber es wäre wünschenswert, auch mal positive Energie zu verbreiten, mit einem „Voran, das Neue ist auch schön!“

Blank auf der Naht und kaputt: Unsere Städte, Kommunen und Kreise – die Lösung: Straßen­la­ternen aus?

In Teil 1 dieser Artikel­serie habe ich auf eine Grafik verwiesen, die zeigt, wie klamm unsere regio­nalen staat­lichen Einrich­tungen aktuell sind.

Die ersten Gemeinden haben nun angekündigt, dass sie beispiels­weise nachts die Straßen­la­ternen ausschalten werden, da Studien besagen, dass die Dunkelheit keine Auswirkung auf die Krimi­na­li­tätsrate hat. Öffent­liche Gebäude werden auf 18 Grad herun­ter­ge­kühlt – dazu gehören auch Schulen – und auf die Weihnachts­be­leuchtung wird dieses Jahr verzichtet.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: All diese Bereiche bieten natürlich ein gewisses Einspar­po­tenzial. Sie können sicher auch mal ein oder zwei Jahre ohne Spring­brunnen und über Nacht lichterloh angestrahlte Kultur­ob­jekte leben, richtig? Doch wir sollten uns auch die andere Seite der Medaille ansehen: Shoppen die Leute noch gerne in einer abgedun­kelten Einkaufs­passage und genießen sie zu Weihnachten Glühwein unter abgeschal­teten Elektro­kerzen? Oder geben sie das Geld dann doch lieber auf Amazon aus, weil sie sich – Krimi­na­li­täts­sta­tistik hin oder her – im Dunkeln einfach nicht sicher fühlen? Und macht es einen so guten Eindruck, wenn man im Betrieb Kunden bei 18 Grad beraten muss? Ich für meinen Teil bin zumindest gespannt auf die Auswir­kungen, die diese Einspa­rungen nicht nur für das Stadtbild, sondern auch für das Konsum­klima in Deutschland haben werden.

Deutlicher wird diese Entwicklung bei den Handwerkern und Unter­nehmern – wie in Teil 1 beschrieben. Sie spüren schon jetzt sehr deutlich die harte Sparhand der Städte, Kreise und Kommunen. Außen- und Parkan­lagen werden deutlich weniger häufig gepflegt und die Landschafts­gärtner merken das bereits am Umsatz. Putzko­lonnen nur noch freitags kommen lassen – darüber denkt die Gebäu­de­rei­ni­gungs­firma vermutlich anders als die Stadtverwaltung.

Letztlich führen all diese Sparmaß­nahmen zu Umsatz­ein­bußen bei den Unter­nehmen. Daraus folgt Kurzarbeit und somit weniger Einkommen. Und wenn die Arbeit­nehmer weniger bekommen, dann geben sie auch weniger aus – dann geht es halt dieses Jahr nicht auf den Weihnachts­markt und dann werden diverse Produkte nicht angeschafft, an denen überall weitere Arbeits­plätze hängen. Den Begriff „Kolla­te­ral­schaden“ werden wir nach diesem Winter sicher noch öfter zu hören bekommen.

Privat­haus­halte: Sparen vs. „ist mir egal“ – „mein Name ist Hase, ich weiß von nix“ vs. „lass mich damit in Ruhe!“

Danke, dass Sie bis hier durch­ge­halten haben. Das meine ich ehrlich! Ich weiß, dass Sie als Finanz­dienst­leister gern direkt zur Sache kommen. Sie werden sich schon gefragt haben: „Warum nimmt er denn so viel Anlauf?“ Ganz einfach: Weil die Situation nicht so einfach ist!

Die vorge­nannten Punkte sind meiner Einschätzung nach mit ein Grund, warum Millionen Bürger derzeit ihren Konsum einschränken, und verun­si­chert sind – mal wieder. Das führt dann unwei­gerlich zu einem entspre­chenden Verhalten: bei Lebens­mitteln, Autos, Haushalt, Mobilität, Freizeit. Und das führt direkt und indirekt zu Ketten­re­ak­tionen in den Unter­nehmen. Die müssen dann reagieren. Gegebe­nen­falls mit Entlas­sungen oder zumindest mit Kurzarbeit, was wiederum zu weniger Konsum führt. Darum die Herleitung über das Große und Ganze hin zum täglichen Leben.

Wir schlittern auf die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg zu. Komisch, haben wir ja auch beim Corona-Lockdown gedacht. Jetzt aber wirklich, oder?

Hören Sie sich mal in Ihrem privaten Umfeld um. Wie ist denn da die Stimmung? Ich vermute, wie zur Hochzeit der Corona-Maßnahmen. Von „wir sparen gerade“ bis hin zu „ich kann es nicht mehr hören – erst zwei Jahre Corona, Corona, Corona und jetzt Energie­krise ohne Ende. Lass mich damit ihn Ruhe.“ Genau das ist es, worauf ich aufmerksam machen möchte. Deswegen dieser Anlauf über Politik, Medien etc. bis hierher. Die Leute sind müde und mürbe. Sie werden permanent beschallt. Es gibt kein Entkommen. Selbst wenn man alle Medien ausschaltet, wird man im Super­markt (an der Kasse hört man unfrei­willig anderen zu, die Regale werden leerer …) mit dem Thema konfron­tiert oder auch vonseiten der Arbeits­kol­legen. Schauen wir uns also mal genauer an, was derzeit zu beobachten ist.

Kennen Sie das fabel­hafte Buch über die „Mäusestra­tegie“? Nein? Dann bitte unbedingt lesen! Dort wird super beschrieben, wie unter­schiedlich Menschen auf Verän­de­rungen reagieren. Ganz grob: Die einen jammern darüber, dass kein Käse mehr da ist und wollen den Käse zurück. Die anderen gehen und suchen Lösungen.

Genauso sieht es aktuell bei vielen Privat­per­sonen aus. Viele leben wie bisher. Diese Menschen werden sich im Frühjahr 2023 wundern, warum „plötzlich“ kein Käse mehr da ist. Die anderen beobachten den Käsespeicher, reduzieren ihren Konsum und suchen schon heute nach neuem Käse.

Schauen wir uns einfach mal ein paar Beispiele für das verän­derte Konsum­ver­halten an – und für den umfas­senden Effekt, den das haben kann:

  • Beispiel 1: Ein Pärchen aus unserem Freun­des­kreis ging bisher 4 x pro Monat für je 100 € auswärts essen in 4 verschie­denen Stamm­lo­kalen. Da es sparen möchte, reduziert es auf 1 x pro Monat. Die restliche Zeit wird zu Hause gekocht und gegessen. Nehmen wir an, dass das Essen zu Hause 25 € in der Zubereitung kostet. Also sparen die beiden 225 € pro Monat, die sie wiederum der Gastro­nomie an Umsatz entziehen. Der Super­markt hingegen freut sich über 75 € Mehrumsatz. Klingt nicht viel, doch nehmen wir mal 10.000 Pärchen in einer mittel­großen Stadt an, die ähnlich handeln. Dann wären das 225 € x 10 Monate p. a. = 2.250 € x 10.000 Pärchen = 22,5 Millionen € Umsatz­entzug für die regionale Gastro­nomie. Bei 500.000 € Jahres­umsatz pro Restaurant sind das rein rechne­risch 45 komplette Restau­rants, die keinen Umsatz mehr machen. 
  • Beispiel 2: Ein leitender Angestellter eines inter­na­tio­nalen Produk­ti­ons­un­ter­nehmens (geschätztes Brutto-Jahres­gehalt 75.000 bis 100.000 €) erzählte mir kürzlich, dass ein typischer Einkauf beim Bäcker nun eine bestimmte Schwelle überschritten habe. Deswegen werde man nur noch Aufbackware aus dem Discounter nehmen. Das ist genau die Kunden­kli­entel, die dem Bäcker den Dolchstoß versetzt. Denn wenn diese Einkom­mens­cluster nicht mehr für Qualität bezahlen wollen, gehen zahllose Famili­en­be­triebe pleite. Und man spielt den Großkon­zernen in die Karten. Das Gleiche gilt für Mode, Schmuck, Brillen etc. – dazu später mehr. 
  • Beispiel 3: Das Münchner Oktoberfest 2022: Statt 6,0 Millionen Besucher kommen „nur“ 5,7 Millionen. Bei 300.000 Personen weniger mit durch­schnittlich 30 € Wiesn-Umsatz pro Person = 9 Millionen € weniger. Laut Wiesn-Organi­sator liegt der Durch­schnitt sogar bei ca. 70 € pro Person. Dann wären das schon 21 Millionen €, Trinkgeld nicht mitge­rechnet. Eine vierköpfige Familie wird sich sehr wohl überlegen, ob die Wiesn bei Regen­wetter und Corona Spaß macht. Und wenn ein halbes Hendl 25 € kostet (bei echt bio sollen es sogar 50 € sein), dann schaut man schnell in seinen Geldbeutel – und bleibt dieses Mal lieber zu Hause. Ähnliches ist jetzt schon bei zahlreichen Stadt- und Straßen­festen zu beobachten. Mögen die Betreiber auf den Wiesn das noch verkraftet haben, hinter­lässt das bei regio­nalen (Klein-)Betreibern deutliche Spuren in der Kasse.
  • Beispiel 4: Urlaubs­re­gionen, die fast nur vom Tourismus (ganzjährig, saisonal) leben, verzeichnen schon jetzt einen starken Rückgang der Winter­bu­chungen 2022/2023. Dabei haben viele Familien noch gar nicht mit dem Sparen angefangen. Und neben dem Umsatz durch die Touristen bleiben ja auch noch die Einhei­mi­schen weg – siehe Beispiel 1. 
  • Beispiel 5: Wenn jemand mit höherem Einkommen in 2023 Nachzah­lungen in Höhe von 2.500 € für 2022 hat und für 2023 auf 2.500 € erhöhte Voraus­zah­lungen, dann wird er es persönlich verkraften – aber die 5.000 € sind aus dem Wirtschafts­kreislauf raus. 
  • Beispiel 6: Viele Produkte, die es bislang ganzjährig gab, sind jetzt schon so teuer, dass sie im Regal liegen bleiben. 500 g Erdbeeren am 15. Dezember für 2,99 € die Schale ist vorbei. Das bedeutet aber auch, dass dadurch irgend­jemand entlang der Wertschöp­fungs­kette vermutlich seinen Job verlieren wird. 
  • Beispiel 7: Zunehmend hört und liest man, dass jetzt schon Privat­per­sonen in Baumärkte gehen, Material kaufen und dann „unter der Hand“ die Arbeiten von Handwerkern, die zunehmend freie Kapazi­täten bekommen, schwarz machen lassen. Ich hoffe im Sinne der Gesamt­wirt­schaft, dass dies nicht zur Regel wird. Denn immerhin hat das IW-Institut für die letzten Jahre (wohlge­merkt eine Boom-Phase) Umsatz­ein­bußen in Höhen von 300 Mrd. € durch Schwarz­arbeit geschätzt. Wie viel es wohl wird, wenn Privat­per­sonen weniger zur Verfügung haben und Handwerker um ihre Existenz kämpfen?

Die Automo­bil­in­dustrie ist ein weiterer Anhalts­punkt für die Verän­de­rungen im Konsum­klima: Derzeit nehmen Meldungen über Stornie­rungen bei Neuwa­gen­be­stel­lungen zu. Der Gebraucht­wa­gen­markt ist noch leicht überhitzt, wird aber zunehmend leer gekauft. Das führt zu einem Run auf die Werkstätten, um die aktuellen Autos noch reparieren zu lassen. Damit hätten wir einen möglichen Profiteur der aktuellen Situation. Dumm ist nur, dass in den letzten Jahren die Autos immer häufiger geleast wurden. Eben auch von Privat­per­sonen. Die Autoher­steller verknüpfen daher meist die Leasing­an­gebote mit Garantien, die nur greifen, wenn die Autos dann auch in die eigenen Werkstätten gebracht werden. Und somit wird aus dem Profiteur innerhalb von nur 3 Sätzen schnell wieder ein Betroffener.

Doch nicht genug mit der Automo­bil­branche. Wie in Teil 1 beschrieben, melden immer mehr Küchen­her­steller Umsatz­rück­gänge, Stornie­rungen und ausblei­bende Anfragen. Ebenso ist die Reise­branche erneut in Habacht­stellung. Herbst 2022 und Winter 2022/2023 sind einiger­maßen gesichert. Aber danach rechnen nahezu alle mit einer starken Flaute.

Und auch im Privat­kun­den­segment der Finanz­in­stitute sehen wir eine zunehmend angespannte Lage:

  • Die Nachfrage nach Baukre­diten für Eigen­heime ist in einigen Regionen fast völlig zusammengebrochen. 
  • Die Nachfrage nach Autokre­diten versi­ckert immer mehr. 
  • Die Cross-Selling-Maschi­nerie ist zum Still­stand gekommen (Darlehen, Gebäu­de­ver­si­cherung – Restschuld­ver­si­cherung etc.).
  • Sparver­träge werden zunehmend gestoppt – aber zumindest derzeit noch nicht auch sofort komplett gekündigt. 
  • Neue Sparver­träge sind sehr rar. 
  • Das eine oder andere Institut meldet schon, dass die Anträge zur Aussetzung von Tilgungen bei Privat­per­sonen zunehmen. 
  • Die Credit­reform und Schufa vermelden eine zuneh­mende Zahl an Privat­in­sol­venzen unter deutlicher Zunahme von Negativ­mel­dungen bzgl. nicht bezahlter Rechnungen – jetzt schon und nicht erst im Frühjahr! 

Warum ist das nun gefährlich und sollte ein starkes Signal zur Vorsicht sein? Auch wenn derzeit einige Fonds­an­bieter noch immer vermelden, dass „keine großen Kündi­gungs­wellen der Verträge“ statt­finden, gebe ich zu bedenken, dass diese Anbieter dermaßen groß sind, dass es bei ihnen einfach noch nicht aufge­fallen ist. Aber immer mehr Vorstände und Privat­kunden-Leiter berichten, dass in den einzelnen Insti­tuten die Anzahl der Stopps für monat­liche Zahlungen in Fonds, Lebens­ver­si­che­rungen und Bauspar­ver­träge zunimmt.

Und jetzt wird es verzwickt. Denn jetzt wird die Fokus­sierung auf „Digita­li­sierung“ + „Standar­di­sierung“ + „junge Kunden mit Potenzial“ gefährlich. Eine Frage an die Älteren unter Ihnen: Wissen Sie noch, wie früher ein Sparvertrag gekündigt wurde? Genau! Der Kunde musste in die Filiale kommen und den Stopp persönlich beantragen. Genau das wurde aber in den letzten Jahren extrem reduziert. Sowohl die Einrichtung als auch die Kündigung solcher Verträge sind nun digital per App vom Sofa aus am Wochenende zu erledigen. „Kinder­leicht und unkom­pli­ziert“, damit hat die gesamte Branche geworben und es wurde von den Kunden dankend aufge­nommen. Doch jetzt haben Sie – auch bedingt durch zahllose (betriebs­wirt­schaftlich sinnvolle) Schlie­ßungen von Geschäfts­stellen – kaum noch eine Chance, mit dem Kunden darüber zu sprechen. Früher hätte man gefragt: „Warum möchten Sie denn den Vertrag kündigen?“ Und der Kunde hätte geant­wortet: „Ich möchte die Sparrate lieber aufs Sparbuch legen – für den Fall, dass ich Nachzah­lungen habe bzw. die Voraus­zah­lungen höher werden.“ Der findige Berater hätte dann vermutlich geant­wortet: „Lassen Sie doch den Vertrag laufen. Ich stelle Ihnen einen Dispo­kredit ein. Wenn es dann zu einer Inanspruch­nahme kommt, buchen wir entspre­chend um und können dann alles ausgleichen. Oder eben den Vertrag stoppen, wenn nötig.“ Diese Chance ist fast komplett weg. In Sekunden sind die Verträge gestoppt, gekündigt und umgebucht. Ich bin sehr sicher, dass dann gelten wird: „Was weg ist, ist weg.“

Hunderte oder sogar tausende Kontakte, die man nicht sofort nachver­folgen kann, deren persön­licher Kontakt nicht mehr da ist … Das ist der Fluch der „Standard-Digita­li­sierung für jedermann“, der auf die Institute zurück­fallen könnte.

Wer kann das auffangen? Der 19-jährige digital­affine Student vermutlich eher weniger. Da sehe ich eigentlich nur den Unter­nehmer, der auch jetzt noch 2.000, 5.000 oder gar 10.000 € pro Monat für die Enkelin sparen könnte (und es auch tut). Oder Eltern mit einem überdurch­schnitt­lichen Haushalts­ein­kommen. Die aktuellen und kommenden Auflö­sungen sind langfristig fatal für die generelle Alters­vor­sorge von Millionen Menschen – ein weithin unter­schätzter Wirtschafts­faktor für die Zukunft.

Darum hier noch einige weitere generelle Handlungs­emp­feh­lungen, zusätzlich zum in Teil 1 bereits Gesagten:

  1. Gehen Sie bestehende Finan­zie­rungen syste­ma­tisch an und schauen Sie, wo es sich (für alle Betei­ligten) jetzt noch lohnt, Restschuld­ver­si­che­rungen abzuschließen. 
  2. Bieten Sie aktiv und mit geballter Power „Quick-Checks“ für Versi­che­rungen an. Mit erster Priorität bei Kunden, bei denen Sie noch keine Versi­che­rungen platziert haben. Denn wenn Sie Einspa­rungen finden, schaden Sie sich bei Neukunden/Neuverträgen/Abwerbeverträgen nicht selbst. Aktuell beginnt ein enges Rennen nach dem Motto: „Dein Verlust ist mein Gewinn.“ Wir können davon ausgehen, dass Makler aktuell nur ungern Verträge „optimieren“, wenn dadurch die eigenen Erträge eventuell stark reduziert werden. Prio sollten Bereiche sein, in denen man a) schnell abschließen oder übernehmen kann und b) die Einspa­rungen beim Kunden sofort greifen und nicht erst „ab Mitte 2023“. 
  3. Schauen Sie sich mal die Konten von Minder­jäh­rigen an. Da gibt es ja Eltern, die automa­tisch als Verbund auftauchen müssen. Dann nehmen Sie eine zweite Abfrage und schauen, bei welchen Eltern die Gehälter/Einnahmen über X € liegen. Fangen Sie hoch an. Zum Beispiel: „über 7.500 €“. Die Wahrschein­lichkeit, dass diese Familie weiterhin Sparpo­tenzial haben wird, ist größer als bei Familien mit „unter 3.000 €“. Diese Eltern sprechen Sie dann syste­ma­tisch an. Sparver­träge für Kinder sind ja von Natur aus langfristig. Da werden die aktuellen Dellen an den Märkten ausge­glichen. Und Bauspar­ver­träge lohnen sich ja immer. Denn irgendwann ziehen die Kinder aus und brauchen dann selbst Wohnungen, Mobiliar, Küchen etc. 
  4. Bauen Sie einen Auffangplan auf, wie Sie mit Eigen­heim­be­sitzern umgehen möchten, denen zum Beispiel der Job gekündigt wird, weil die Firma Probleme bekommen hat. Was wäre, wenn jemand (eventuell Ihr Institut?) dann die Objekte kauft, die Familie aber darin wohnen bleibt (Ähnliches hatte ich in Teil 1 empfohlen, da aber für Unter­nehmer und ihre eigenen Mitar­beiter). Das bringt der Familie finan­zielle Luft und wahrt das Gesicht. 

Immobilien – die Hassliebe der Deutschen

Wie schon beschrieben, ist die Nachfrage nach Immobilien durch Privat­per­sonen stark zurück­ge­gangen. Das ist auch verständlich, denn wer bindet sich schon ein Haus ans Bein, wenn nicht klar ist, was der Bau und der spätere Unterhalt kosten werden? Diese Denkweise führt aller­dings gerade die Immobi­li­en­branche an eine gefähr­liche Klippe.

Erinnern wir uns kurz, wie es bisher gelaufen ist: In den 1990er-Jahren waren Bauher­ren­mo­delle „das heiße Ding“. Es wurde gebaut, es wurden Steuern gespart und/oder verschoben etc., als ob es kein Morgen gäbe. Es kam dann das zu Erwar­tende. Die Branche brach zusammen. Die Kredit­geber fielen von einem Extrem ins andere: Von „koste es, was es wolle, wir sind dabei“ hin zu „wir machen gar nichts mehr“. Nach einiger Zeit beruhigten sich die Gemüter und es wurde wieder ordentlich gebaut.

Nach dem Crash ging man jedoch strenger vor – was auch völlig richtig war. Man verlangte, dass Objekte im Vorfeld „abver­kauft“ sein müssen, bevor man als Institut mit einsteigt und Kredite vergibt. Die goldene Ära der „Zwischen­fi­nan­zie­rungen“ begann. Riesige Volumina wurden zur Verfügung gestellt – aller­dings oft nur für Monate. Und da ja alles schon verkauft war, bedeutete das kein Risiko für die Kredit­geber. Doch 2007 kam dann der erneute Knall, wenn auch in der DACH-Region nicht so schlimm wie z. B. in den USA. Zumindest waren nur wenige Regio­nal­in­stitute wirklich extrem stark betroffen. Was dann kam, war der nächste Schwung: Niedrig­zinsen! Die Institute wurden zwar nicht nachläs­siger, aber es war schon klar, dass man bei 50 % Vorab­verkauf die restlichen 50 % auch verkaufen würde. Da konnte man schon etwas lockerer mit den Krediten umgehen, ohne echte Risiken einzugehen.

Heute jedoch sinkt die Nachfrage bei den (Privat-)Käufern wieder. Der Abverkauf stockt gewaltig (wie in Teil 1 der Artikel­serie beschrieben). Die Kredit­geber stoppen (zu Recht) die Kredit­ver­gaben. Das führt aller­dings auch zu erheb­lichen Ertrags­ein­bußen. Somit fallen nun schon mehrfach die Immobi­li­en­er­träge weg, bei den Bauträgern die Finan­zie­rungen, dann die Vermitt­lungs­pro­vi­sionen, die Finan­zie­rungen der Käufer und die oben beschrie­benen Cross-Selling-Produkte sowie die daran hängenden Erträge. Das Cash-Cow-Rad stockt. Hoffentlich stehen Sie nicht bald „nackt in der Brandung“.

Was können Sie da tun?

Seien Sie so nah am Markt wie noch nie zuvor. Bringen Sie Ihre Immobi­li­en­makler in Stellung. Es muss eine Datenbank her mit poten­zi­ellen Käufern und Verkäufern. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig diese Spezia­listen über ihr Geschäfts­gebiet und die Poten­ziale wissen. Übel kann ich es ihnen aber nicht nehmen – die letzten Jahre „lief“ es ja.

Es wird auf allen Seiten eine ordent­liche Markt­be­rei­nigung geben. In den letzten Jahren sind extrem viele Personen in die Immobi­li­en­branche gewechselt, die dort einfach nicht hinge­hören. Weder hinsichtlich ihrer Persön­lichkeit noch ihrer Quali­fi­kation respektive Qualität. Ich merke das in den Seminaren sofort, wenn ich es nur andeute und die Namen der regio­nalen „Pfeifen“ nur so durch den Raum fliegen und alle lachen. Es gilt ab sofort wieder: Cash und Qualität setzen sich durch! Makler erleben, dass sie sich wieder mit echtem Verkaufen und Argumen­tieren beschäf­tigen müssen. Einfach nur in Immoscout24 einstellen, reicht nicht mehr.

Bringen Sie sich bei den kapital­starken Branchen­spielern (wieder) ins Gedächtnis. Einige Institute gehen dafür sogar aus den eigenen Regionen raus und haben damit nicht wenig Erfolg. In ganz Deutschland wird es weiterhin tolle und für alle betei­ligten Seiten profi­table Geschäfte geben. Und bedenken Sie bitte auch, dass ein aktueller Stopp bei Neubauten auch bedeutet, dass der Neustart deutlich zeitver­zögert wird, weil z. B. Bauge­neh­mi­gungen (zu) lange dauern. Das kann zu einer Bauer­holung erst ab 2024 führen.

Gehen Sie aktiv auf Hausver­wal­tungen etc. zu und besprechen Sie die Konto­de­ckung zum Jahres­anfang. Nicht, dass Sie auf einmal hunderte oder gar tausende Hauskonten im Minus haben, wenn die Energie­kosten abgebucht werden. 

Diese Krise trifft alle – seien Sie vorbereitet!

Wir sehen: Auch wenn ein möglicher Tsunami nicht jeden von uns mitreißen würde, kommt doch so gut wie keiner völlig ungeschoren davon. Selbst wenn wir privat die gestie­genen Energie­kosten wegstecken können, werden wir vielleicht indirekt die Sparmaß­nahmen der Kommunen und Städte zu spüren bekommen, et cetera pp.

Die Unter­nehmer wird es jedoch in doppelter Hinsicht treffen – nicht nur als Privat­per­sonen, sondern auch auf unter­neh­me­ri­scher Seite. Den Auswir­kungen des ZICKKEL speziell auf die Unter­nehmer des Landes widmen wir uns in Teil 3 der Artikel­serie am Donnerstag. Dann schauen wir uns konkret an, wie es aktuell bei den Familien­unternehmen (Ihr Firmen­kun­den­banking) und Unternehmer­familien (Ihr Private Banking) aussieht. Bis dahin lassen Sie am besten die Infor­ma­tionen aus Teil 1 und Teil 2 noch mal auf sich wirken – denn diese bilden das Fundament für die Heraus­for­de­rungen, denen sich Unter­nehmer in der aktuellen Zeit stellen müssen. Selbst­ver­ständlich – wie Sie es gewohnt sind – gibt es in Teil 3 dann ganz konkrete Impulse, wie Sie derzeitige Risiken bei Ihren Firmen­kunden und Unter­neh­mer­kunden erkennen können, welche Chancen sich derzeit ergeben und wie Sie damit auch in diesen harten Zeiten tolle Erträge generieren können. 

Ich wünsche Ihnen also jetzt bereits alles Gute und freue mich darauf, dass wir uns am Donnerstag komplett fokus­siert denje­nigen zuwenden können, die aktuell vermutlich die wichtigste Ertrags­quelle Ihres Instituts darstellen: den Unternehmern.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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