Klassische Vertriebs­me­thoden verlieren an Wirkung und Firmen­kun­den­be­ratern fällt es zunehmend schwer, Private-Banking-Berater zu platzieren. Das hat teils struk­tu­relle, teils perso­nelle Ursachen. Tatsache ist aber: Im Tandem liegen auch 2025 hohe Poten­ziale für die Institute. Hier gilt es, bestehende Prozesse zu evalu­ieren und das Konzept der Tandem-Beratung für Unter­neh­mer­kunden zu optimieren und anzupassen. So lassen sich sukzessiv Markt­an­teile gewinnen bzw. zurück­ge­winnen und bislang verborgene Schätze heben.

Im September 2024 hatte ich fünf Gründe aufge­zeigt, warum Tandems trotz der hohen Poten­ziale in der Praxis oft nicht richtig funktio­nieren. Dieser Beitrag schließt thema­tisch an und zeigt Strategien auf, wie das Tandem für 2025 von der Gangschaltung bis zur Kette general­überholt und die Fahrer für neues Wachstum fit gemacht werden können.

Wo Private Banking drauf­steht, muss auch Private Banking drin sein!

Der Weg beginnt beim Produkt. Um Unter­nehmer für die Private-Banking-Beratung zu begeistern, muss diesen auch etwas mit Substanz geboten werden. Entscheidend ist nicht nur das Label, sondern die gelebte Exzellenz. Dazu gehören unter vielen anderen Faktoren:

  • Beachtung regio­naler Beson­der­heiten statt allge­meiner Modelle
  • Strate­gische Beratung mit indivi­dua­li­siertem Zuschnitt
  • Nachhal­tiges Immobilien- und Generationenmanagement
  • Analyse der für den Unter­nehmer aktuellen Baustellen

Besonders der letzte Punkt schafft eine spürbare Verbindung. Werden Themen angesprochen, die für den Unter­nehmer aktuell besonders im Vorder­grund stehen, kann sich dieser damit identi­fi­zieren. Er kann sofort Querver­bin­dungen zu den für ihn drängendsten Fragen herstellen. Das eröffnet einen ersten Zugang und schafft eine belastbare Schnitt­stelle zwischen Firmen­kun­den­be­ratung und Private-Banking-Beratung.

Die beim Kunden erzeugte Erwar­tungs­haltung kann im nächsten Schritt erfüllt werden. Das bedeutet: maßge­schneidert (mindestens aber Maßkon­fektion) statt von der Stange. Für Qualität besteht dann auch die Bereit­schaft, angemessen zu bezahlen.

Um die Möglichkeit zu erhalten, mit Qualität zu überzeugen, steht zuvor die effektive und beider­seits voran­ge­triebene Zusam­men­arbeit zwischen Private-Banking-Berater (PBB) und Firmen­kunden-Berater (FKB) im Fokus. Im Folgenden zeige ich, wie das (noch besser) funktio­nieren kann.

Gemeinsam aufsitzen und in die gleiche Richtung fahren

Die konven­tio­nelle Kunden­seg­men­tierung nach starren Vermö­gens­grenzen wie 500.000 € Liqui­dität ist für modernes Private Banking überholt, weil zu eindi­men­sional. Ein kriti­scher Schwach­punkt liegt in der unzurei­chenden Diffe­ren­zierung zwischen dem Firmen- und dem Privat­kun­den­ge­schäft. Firmen­kunden mit scheinbar geringen privaten Anlagen unter­halten teils beträcht­liche Vermö­gens­werte bei Wettbewerbern.

Infor­ma­tionen darüber werden typischer­weise während Kredit­ge­sprächen beiläufig offenbart, jedoch nicht struk­tu­riert dokumen­tiert oder quali­tativ ausge­wertet. Um diese verbor­genen Poten­ziale aufzu­decken, sind tiefer­ge­hende indivi­duelle Analysen erfor­derlich, die automa­ti­sierte Scree­ning­ver­fahren zwar nicht überflüssig machen, aller­dings darüber hinausgehen.

Um hierfür das richtige Fundament zu legen, müssen die Zahnräder bei FKB und PBB durch gut geölte Ketten als Erfolgs­fak­toren verbunden werden. Diese sind:

  1. Segment­reinheit: Private Banker sollten ausschließlich Unter­nehmer betreuen.
  2. Zielab­gleich: Beide Bereiche müssen die jeweils anderen Ziele im Blick behalten und adaptieren.
  3. Deckungs­bei­trags­zu­ordnung: Gehört zum Firmen­kun­den­segment und wird im Private Banking gespiegelt.
  4. Führungs­struktur: Beide Leiter müssen strate­gisch aufein­ander ein- und abgestimmt arbeiten, damit das Tandem funktioniert.

Drei Szenarien als Ausgangs­punkte in der Praxis

Sind die gemein­samen Zielvor­gaben geklärt, braucht es als Nächstes einen Überblick darüber, welche Firmen­kunden überhaupt Potenzial für die Private-Banking-Beratung haben. Entscheidend ist dabei nicht nur das Vermögen, sondern ob der Kunde Beratung in Anspruch nimmt und bereit ist, dafür zu zahlen. Eine starre Einstufung nach Vermö­gens­grenzen greift zu kurz.

Hat man nun von beispiel­haften 100 Firmen­kunden 30 Kunden mit Potenzial für die PBB identi­fi­ziert, kommt eines von drei Szenarien als Ausgangslage infrage:

  1. Kunde kennt PBB noch nicht.
  2. Kunde kennt PBB, nimmt aber (noch) keine Leistung in Anspruch.
  3. Kunde wird bereits betreut, aber kein weiteres Geschäft generierbar.

Szenario 1: Kunde kennt PBB noch nicht

Eine erste Positio­nierung funktio­niert entweder „kalt“ oder anlass­be­zogen. Der PBB kann den FKB zum Firmen­kun­den­jahres- und/oder ‑strate­gie­ge­spräch begleiten. Dort hält er sich dezent im Hinter­grund, kann aber wertvolle Infor­ma­tionen sammeln. Erst am Ende des Gesprächs kann er sich kurz positionieren.

Fehlt der Anlass, funktio­niert auch ein Video-Überlei­tungs­ge­spräch. Gegenüber diesem Format gibt es vonseiten der Institute zwar Vorbe­halte, es ist aber eine effiziente Möglichkeit, um den Erstkontakt herzu­stellen. Dabei ist Finger­spit­zen­gefühl wichtig. Wer selbst Unter­nehmer ist, hat in der Regel Verständnis für vertrieb­liche Maßnahmen, aber keine Zeit zu verschenken. Deshalb muss ein solcher Kaltstart zeitlich kurz gehalten werden und kompakte, stark auf den Kern fokus­sierte Infor­ma­tionen enthalten, die dem Kunden einen quali­ta­tiven Mehrwert bieten.

Szenario 2: Unter­nehmer kennt PBB, nimmt aber (noch) keine Leistung in Anspruch

Die Gründe hierfür liegen häufig in fehlendem Nachhaken. Auch wenn der Kunde grund­sätzlich an den Leistungen des PBB inter­es­siert ist, heißt das nicht, dass das auch Priorität auf seiner Agenda hat. Hier muss gezielt nachge­fasst werden.

Zudem ist es möglich, dass der Mehrwert strate­gi­scher Beratung klarer heraus­ge­stellt werden muss, weil der Kunde Private Banking nur mit Termin­geldern (oder vor längerer Zeit als Überbringer des Verwah­rent­geltes) verbindet. Vielleicht müssen auch Schwer­punkte der Vorteils­kom­mu­ni­kation anders gesetzt werden. Was für Kunde A im Fokus steht, kann für Kunde B sekundär sein. Hier lohnt sich eine indivi­duelle Beurteilung und ggf. eine Neube­ur­teilung, die über standar­di­sierte Parameter hinausgeht.

Dazu kommt, dass nach einiger Zeit auch eine perso­nelle Neuaus­richtung in Betracht gezogen werden sollte. Unter Umständen kann ein anderer PBB einen besseren persön­lichen Kontakt herstellen, der intui­tiver funktioniert.

Szenario 3: Kunde wird bereits betreut, aber kein weiteres Geschäft generierbar

Eine der häufigsten Ursachen ist, dass das Geld des Kunden bei der Konkurrenz unter­ge­bracht ist. Der Schlüssel liegt nun darin, in Erfahrung zu bringen, warum das so ist. Hierfür müssen die bereits bestehenden Infor­ma­tionen geprüft und konkret nachge­fragt werden. Das kann auch über den FKB erfolgen, der idealer­weise bereits ein vertrau­ens­volles Verhältnis mit dem Kunden unterhält. Eine klare Nachfass­stra­tegie, trans­pa­rente Kommu­ni­kation und konse­quente Positio­nierung können hier entscheidend sein, um neues Geschäft zu generieren.

Quick Wins zur Optimierung des Private-Banking-Geschäfts durch die Tandem-Strategie

Quick Wins bieten wirksame Hebel für eine bessere Kunden­an­sprache im Private Banking. Entscheidend ist die gezielte Auswahl und konse­quente Umsetzung. Neben den hier genannten können Sie ergänzend den kosten­losen Tandem-Check-up anfragen. Hierbei können Ihre indivi­du­ellen Umstände berück­sichtigt und ein Ausblick auf acht weitere Quick Wins gegeben werden.

1. Analyse der Kredit­aus­zah­lungen der letzten sechs Monate

Ein sinnvoller erster Schritt ist die Überprüfung der Kredit­aus­zah­lungen der letzten sechs Monate durch den FKB. Der Fokus liegt dabei auf Finan­zie­rungen aus origi­närem Firmen­kun­den­ge­schäft. Für den FKB ist der Vorgang und die damit zusam­men­hän­gende Datenlage besonders aktuell und aussagekräftig.

Hier benötigt es aber Finger­spit­zen­gefühl für die Wahl des Zeitpunkts, zu dem eine Ansprache statt­findet. Es ist durchaus vorstellbar, dass der Kunde erst in ein paar Monaten wieder zugänglich dafür ist. Die entspre­chende Einschätzung kann der FKB liefern. Gemeinsam kann der richtige Zeitpunkt für den Ansatz mit den Optionen aus einem der drei Szenarios oben festgelegt werden.

2. Analyse größerer Kreditratenzahlungen

Weiterhin empfiehlt sich eine voraus­schauende Betrachtung anste­hender größerer Kredit­ra­ten­zah­lungen für das kommende Halbjahr, die für das Institut jederzeit einsehbar sind. Das eröffnet Gesprächs­an­lässe bezüglich möglicher Sonder­ent­nahmen oder alter­na­tiver Finan­zie­rungs­mo­delle. Außerdem kann poten­zi­eller Kapital­bedarf frühzeitig erkannt werden. Das gilt unter­neh­mens­be­zogen genauso wie privat, weshalb PBB und FKB hier Bemühungen bündeln können.

Einfaches Beispiel aus der Praxis: Der Unter­nehmer ist privater Eigen­tümer des Firmen­ge­bäudes und verpachtet es an die Firma.

Die richtige Assoziation beim Unter­nehmer erzeugen

Neben den Quick Wins gibt es einige grund­sätz­liche Empfeh­lungen, die ein erfolg­reiches Tandem nachhaltig zum Laufen bringen können. Dazu gehört es, die richtige Erwar­tungs­haltung von Unter­neh­mer­kunden zu erzeugen.

Viele Banken setzen auf Zielvor­gaben, die FKB umzusetzen haben. Hier entstehen aber häufig Wider­stände. Dabei besteht die Gefahr, dass Maßnahmen nur objektiv wegen der Schlüs­sel­kenn­zahlen umgesetzt werden, aber kein spürbarer Vorteil für den Kunden entsteht. Das kann im schlimmsten Fall sogar beiden Bereichen schaden.

Wichtig ist die richtige Positio­nierung. Statt wenig aussa­ge­kräf­tiger Labels wie „Private Banker“, „Vermö­gens­ma­nager“ oder „Wertpa­pier­ex­perte“ kann der PBB etwa konkret als „Experte für private Finanzen von Unternehmer­familien“ betitelt werden. Übliche Abwehr­re­ak­tionen à la „Das brauche ich nicht!“ werden dadurch schon initial entkräftet und es findet eine strin­gente und nachvoll­ziehbare Abgrenzung zum Profil des klassi­schen Anlage­be­raters statt.

Gemeinsame Vorbe­reitung und strate­gische Ausrichtung

Wenn PBB und FKB mit gemein­samem Willen und gemein­samer Zielsetzung an einem Strang ziehen, können viele Poten­ziale gehoben werden. Zu diesem Zweck kann die Zusam­men­arbeit insti­tu­tio­na­li­siert werden. Hilfreich sind feste Prozesse und regel­mä­ßiger Austausch, in dem nicht nur über Produkte gesprochen wird. Es benötigt eine durch­dachte Strategie, durch die beiden Bereiche gemeinsam das beste Ergebnis erzielen können. Wenn FKB etwa im Austausch mit dem Kunden gleich mitdenken, wo sich Möglich­keiten für den PBB auftun könnten, sind das häufig genau die Impulse, die zum Erfolg führen.

Indivi­dua­li­sierte Kunden­bindung statt günstiger Automatisierung

Die größten Vermögen entstehen im Unter­neh­mertum. Entspre­chend umkämpft ist der Wettbewerb, was die Kunden­an­sprache deutlich erschwert. Neben der Neukun­den­ge­winnung können aber auch in der Bestands­kund­schaft deutliche Poten­ziale genutzt werden. Kontakt sowie Vertrauen bestehen bereits und können in einer Tandem-Strategie von FKB und PBB zum beider­sei­tigen Vorteil genutzt werden.

Um das gezielt erreichen zu können, beginnt der Weg meist schon auf strate­gi­scher Ebene:

      • Klare Zuordnung des Deckungsbeitrags
      • Strate­gische statt mecha­ni­scher Segmentierungen
      • Kunden­daten bereichs­über­greifend und ganzheitlich nutzen

Anstatt wohlha­bende Kunden über eine mecha­nische Segmen­tierung syste­ma­tisch in die Massen­ver­waltung zu überführen, kann alter­nativ auf persön­liche Kunden­bindung gesetzt werden. Private Banking kann im Rahmen einer indivi­dua­li­sierten, strate­gi­schen Kunden­be­treuung seinen Teil zur langfris­tigen Entwicklung beitragen. Statt der automa­ti­sierten Regel „Ab 500.000 € ist er ein Kunde“ können folgende Kriterien insgesamt zu nachhal­ti­gerem Erfolg führen, der letztlich auch den Mehraufwand in hohem Maße rechtfertigt:

      • Strate­gische Planung statt kurzfris­tiger Produktansätze
      • Gezielte Zusam­men­arbeit mit Firmenkundenberatern
      • Struk­tu­rierte Tandem-Vorbe­reitung auf Kundengespräche
      • Langfristige Kunden­ent­wicklung statt mecha­ni­scher Segmentierung

Ich hoffe, dieser Artikel konnte Ihnen wertvolle Impulse zur erfolg­reichen Zusam­men­arbeit im Tandem zwischen FKB und PBB geben.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

Keine neuen Artikel mehr verpassen und jetzt kostenfrei das Versteher-Magazin abonnieren!

Teilen Sie dies mit Ihrem Netzwerk:
Xing
LinkedIn
Follow by Email
RSS
Facebook
Twitter
Google+