Nicht lange ist es her, da war Amazon die größte Bedrohung für einige Händler und Produk­ti­ons­un­ter­nehmen des deutschen Mittel­stands. Doch die Situation hat sich deutlich verschärft: Heute drängen chine­sische Firmen wie Temu oder Shein auf den Markt – mit aggres­siven Niedrig­preisen, die sie gerade deshalb ansetzen können, weil sie auf vieles verzichten, was deutschen Unter­nehmern wichtig ist: (Sicherheits-)Zertifikate, Kundennähe und lokale Lager­ka­pa­zität, Nachhal­tigkeit etc. Diesen Preis­kampf können unsere lokalen Unter­nehmen nicht gewinnen – und genau deshalb werden Sie als Finanz­be­rater gebraucht, um als Sparrings­partner mit Ihren Unter­neh­mer­kunden heraus­zu­finden, wie man auf andere Weise bei den Endkunden punkten kann. Zum einen, um Chancen und Risiken bei Ihrem Kunden zu erkennen und mit ihm zu disku­tieren, abzuschätzen und Handlungen zu besprechen. Zum anderen, um Ihre eigenen Kredit­ri­siken einzu­ordnen und poten­zielle Erträge zu identi­fi­zieren und zu erschließen.

Warum sind inter­na­tionale Billig­an­bieter eine Heraus­for­derung für den hiesigen Markt?

Wenn wir in diesem Artikel von Billig-Online­händlern aus China sprechen, dann sind damit aktuell vor allem Unter­nehmen wie Shein und Temu gemeint. Also inter­na­tional agierende Konzerne, die vor allem mit Masse und günstigen Preisen statt mit Qualität ihren Umsatz machen.

Shein dürfte dabei das bekann­teste Beispiel sein. Der Konzern konzen­triert sich auf sogenannte Fast Fashion. Also auf billig herge­stellte Kleidung, die besonders günstig verkauft werden kann, weil sie ohnehin nicht lange hält. Die Kleidung wird in China herge­stellt und direkt an die auslän­di­schen Kunden geliefert. Darum kann sich Shein zum Beispiel die Kosten für die Lagerung vor Ort in Europa, den USA etc. sparen. Ein anderes Beispiel für derartige neue Geschäfts­ideen ist Temu, eine US-Tochter­ge­sell­schaft einer mächtigen Online-Handels­plattform aus China. Über sie können Nutzer, ähnlich wie bei eBay oder Amazon Market­place, Waren direkt bei verschie­denen chine­si­schen Anbietern bestellen und inter­na­tional mit der Paketpost erhalten. Mit anderen Worten: Temu braucht ebenfalls keine Lager­ka­pa­zi­täten vor Ort, und auch in Sachen Sicher­heits­zer­ti­fikate, Qualität und Nachhal­tigkeit brauchen sich die Anbieter kaum anzustrengen.

Denn das ausschlag­ge­bende Argument ist der Preis, der trotz inter­na­tio­nalem Versand besonders niedrig gehalten werden kann. Die Zolllast läge hier dann zwar beim Endkunden, da er direkt aus China bestellt. Doch weil bei einem Warenwert von unter EUR 150 aktuell keine Zollge­bühren anfallen – und Bestel­lungen bei diesen Anbietern diesen Wert in der Regel nicht überschreiten – fallen effektiv trotzdem keine Zollkosten an, weder für den Endkunden noch für die asiati­schen Unter­nehmen. Wohin­gegen deutsche Unter­nehmen zunächst selbst die Käufer sind und zumeist eine hohe Stückzahl impor­tieren. Damit müssen sie sowohl die Zolllast tragen und überschreiten auch den besagten Warenwert. Immerhin könnte hier bald Unter­stützung aus Politik und Gesetz­gebung kommen: Eine Zollreform soll die Zollfreiheit für geringe Waren­werte bis 2028 abschaffen. Doch aktuell gibt die beschriebene Gemengelage Temu, Shein und Co. einen weiteren unfairen Vorteil im Preiskampf.

Das zugrun­de­lie­gende Prinzip nennt sich D2C – Direct-to-Customer. Es sorgt dafür, dass sich viele inter­na­tionale Konzerne kaum noch mit auslän­di­schen Mittels­männern bezie­hungs­weise einem Vertrieb vor Ort ausein­an­der­setzen müssen. Die Produkte werden direkt in China herge­stellt und über Online-Platt­formen vermarktet. Diese Vermarktung ist vor allem daten­ba­siert, denn da alles digital abläuft, lässt sich sehr genau nachvoll­ziehen, welcher Slogan beispiels­weise wie viele Klicks (Engagement) erzeugt und wie viele dieser Klicks dann tatsächlich zu einem Kauf geführt haben (Conversion). Und dank KI kann man vergleichs­weise einfach kulturell akzep­table Marketing-Botschaften an Kunden in aller Welt kommu­ni­zieren. Für die Kunden hierzu­lande sind es vor allem die Erspar­nisse, die für den Kauf in China ausschlag­gebend sind. Zu so günstigen Kondi­tionen greift hierzu­lande jeder gerne zu – und ignoriert dabei, dass die Produkte selten den in der EU geltenden Sicher­heits­vor­schriften entsprechen, dass die Arbeits­be­din­gungen vor Ort eventuell inakzep­tabel sind, oder dass die kosten­losen Apps dieser Online-Händler mögli­cher­weise auf die Daten­schutz­richt­linien der EU pfeifen. Eine schöne Zusam­men­fassung dazu bietet Ihnen dieser Artikel der NZZ.

Der Umsatz zeigt: Die Bedrohung ist echt!

Gemäß einem aktuellen Artikel im Handels­blatt wird geschätzt, dass Temu bereits 200.000 Pakete pro Tag nach Deutschland schickt. Selbst wenn man von einem Umsatz von nur 10 Euro pro Paket ausgeht, sind das 730 Millionen Euro Umsatz pro Jahr – bei 15 Euro pro Paket schon über 1 Milliarde Euro. Laut Wikipedia hatte allein das Unter­nehmen Shein in 2022 einen Umsatz von ca. 24 Milli­arden US-Dollar. Zum Vergleich: Laut Statista haben von 3,435 Millionen Unter­nehmen in Deutschland gerade mal 0,5 % einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro.

So mancher Unter­nehmer (insbe­sondere in den Bereichen Logistik und Handel) fühlt sich da, als würde er vor einem schlicht unerklimm­baren Berg aus chine­si­schen Milli­ar­den­in­vest­ments stehen, der ihn zu erdrücken droht. Denn hierzu­lande hat man sich – typisch deutsch – stets alle nötigen Zerti­fikate hart erarbeitet und dabei womöglich auch noch die Nachhal­tigkeit entlang der gesamten Liefer­kette zum Kernthema gemacht. Und trotzdem fühlt es sich manchmal an, als würden für Verstöße und (vermeint­liche) Unzuläng­lich­keiten immer nur die hier ansäs­sigen Unter­nehmen bestraft, weil es gerade in die politische Message passt. Konzerne wie Temu und Shein können derweil gefühlt ihre billig produ­zierten und eventuell sogar unsicheren Produkte ohne Rücksicht auf Nachhal­tigkeit oder Arbeits­be­din­gungen um die halbe Welt schicken – und die Produkte wandern dann vor Ort nach ein paar Wochen Nutzung einfach in den Müll.

Setzen Sie mit Ihren Unter­neh­mer­kunden neue Prioritäten!

Dass das so manchen deutschen Mittel­ständler frustriert, können Sie sich vorstellen. Es ist also Ihre Aufgabe als Finanz­dienst­leister, Ihren Unter­neh­mer­kunden in dieser Situation beizu­stehen – und ich stehe Ihnen dabei gern unter­stützend zur Seite. Wie bereits eingangs erwähnt, geht es darum, zu verstehen, dass unsere Unter­nehmen den Preis­kampf gegen Temu und Co. nicht gewinnen können. Denn billiger geht praktisch nicht mehr. Aber sie brauchen den Preis auch gar nicht unter Shein-Niveau zu senken. Es ist „nur“ notwendig, ihn in „Reich­weite“ der Konkurrenz zu rücken, zum Beispiel mit Effizi­enz­stei­ge­rungen durch Digita­li­sierung. Dann geht es lediglich noch darum, Werte wie Nachhal­tigkeit oder faire Arbeits­be­din­gungen effektiv an die Endkunden zu kommu­ni­zieren. Denn für Nachhal­tigkeit, faire Arbeits­be­din­gungen etc. zahlt die deutsche Kundschaft dann doch gerne etwas mehr. Qualität hat eben ihren Preis, wie der Volksmund sagt.

Darum muss die Konkurrenz aus Fernost nicht der finale Todesstoß für deutsche Firmen sein. Vielmehr kann sie der Anlass sein, das alte Quali­täts­siegel „Made in Germany“ wieder aufleben zu lassen. Sie als Finanz­be­rater werden immer stärker in Bereichen wie Nachhal­tigkeit und Digita­li­sierung ausge­bildet. Nutzen Sie Ihre Expertise, Ihre internen und externen Netzwerke und seien Sie ein Ratgeber und Sparrings­partner. Sowohl als Firmen­kun­den­be­rater als auch als Private Banking Berater. Nutzen Sie Ihr riesiges Potenzial an Lösungen. Von der Vermittlung von (nicht zurück­zahl­baren) Förder­zu­schüssen und Förder­mit­tel­kre­diten bis hin zu Ihren eigenen Krediten und – im Rahmen der ganzheit­lichen Beratung des privaten Vermögens des Unter­nehmers – natürlich auch die Integration Ihrer Expertise im Genera­tio­nen­ma­nagement. Denn durch Angriffe der Global­un­ter­nehmen werden auch die Privat­ver­mögen Ihrer Unter­neh­mer­kunden in Mitlei­den­schaft gezogen und die Übergabe der Firma an die Nachfolger massiv gefährdet. Da brauchen Ihre Unter­neh­mer­kunden Profis wie Sie an ihrer Seite.

Mit dem Versteher-Magazin und meinen Seminaren sowie Workshops stehe ich jederzeit gerne an Ihrer Seite, um mit Ihnen den Weg zu (noch) mehr Kunden­zu­frie­denheit zu begehen. Denn wir alle gemeinsam haben die Chance, heute das Morgen zu gestalten. Wir können gemeinsam dafür sorgen, dass deutsche Quali­täts­arbeit wieder einen Abnehmer findet! Dass Ihre Kunden sich gegen die Billig-Konkurrenz behaupten können. Und, dass Sie noch erfolg­reicher bei der Beratung Ihrer Kunden werden. Bereiten wir uns gemeinsam darauf vor – und das Morgen kann kommen!

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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