Ich darf vorstellen: Familie Schmidt – eine moderne Familie, durch und durch! Heute, an einem schönen Spätsom­mertag, ist die ganze Familie auf Achse: Max (45) im Homeoffice, Iris (43) im Büro, Tochter Anke (19) in der digitalen Uni-Vorlesung und Sohn Jörg (16) mal ganz undigital in der Schule. Um 13:00 Uhr macht Iris Mittags­pause und fragt sich, was sie wohl heute Abend zu essen machen soll. Das ist gar nicht so einfach, da jeder in der Familie einen anderen Geschmack hat – und jeder irgend­etwas anderes gar nicht mag. Sie stellt die Frage in den Familien-Chat und bekommt, wie zu erwarten, von jedem eine andere Antwort. Manchmal fühlt sich Iris in solchen Momenten wie ein Restaurant.

Doch sie verzagt nicht, sondern geht auf ihre Lieblings-Rezept­seiten im Netz und sucht die Rezepte raus, die die Familie per Link geteilt hat. Über ihren Account kann sie die Rezepte liken und so direkt in ihre App übertragen. Die App stellt eine Zutaten­liste zusammen und erstellt Ablauf­emp­feh­lungen und Zeiten zum Kochen, damit am Ende alles gleich­zeitig fertig ist. Iris lässt die App die benötigten Zutaten mit dem vergleichen, was zu Hause schon vorrätig ist. Nun kommt das Smarthome-System der Schmidts ins Spiel: Der Kühlschrank und die Vorrats­kammer gleichen die per Barcode identi­fi­zierten Vorräte mit den Rezepten ab und erstellen eine Liste von Zutaten, die noch benötigt werden. Jetzt braucht Iris nur noch auf „alle kaufen“ zu klicken, damit die App bei den regio­nalen Lebens­mit­tel­ge­schäften die Preise vergleicht und Empfeh­lungen abgibt. Sie bestätigt die angebo­tenen Produkte einzeln und tippt auf „Lieferung“ für 17:00 Uhr – denn heute wird sie nach der Arbeit nicht mehr die Zeit haben, alles selbst einzu­kaufen. Sie gibt den Liefe­ranten die Kühlbox im Garten als Ablageort an.

Der gesamte Vorgang hat vielleicht 2 Minuten gedauert, alles während der Mittags­pause. Außerdem war alles intuitiv und unkom­pli­ziert, denn Iris kennt die Vorgänge schon seit Ewigkeiten von Bestel­lungen fürs Büro – dieses Maß an Automa­ti­sierung ist in der Firma Standard. Anbie­ter­ab­gleiche kennt sie von den Reise­por­talen im Internet und die Möglichkeit, Lieferzeit und Ablageort zu bestimmen, sind beim Pizza­service und der Paketpost auch längst gang und gäbe.

Gegen 17:15 Uhr kommt Iris nach Hause und holt die gelie­ferten Lebens­mittel aus der Kühlbox. Sie packt die Zutaten aus und bereitet sie entspre­chend den Rezepten per Hand vor. Dann überträgt sie die Rezepte von ihrem Smart­phone auf den Küchen­com­puter, der die einzelnen Kochschritte vorbe­reitet (Ofen vorheizen etc.) und auf dem großen Display darstellt, was Iris selbst dazu beitragen muss. Iris kombi­niert die Zutaten gemäß den Rezepten und steckt ein Bluetooth-Fleisch­ther­mo­meter in den Braten. Das Ganze kommt in den mehrzo­nigen Backofen, auf den Herd noch Töpfe mit Wasser für die Beilagen – zusammen dauern all diese Schritte nur etwa 15 Minuten. Und von hier aus übernimmt der Computer wieder alle Abläufe: Wann der Braten durch ist, weiß er dank Bluetooth-Thermo­meter; das Wasser fürs Gemüse heizt er automa­tisch auf, sodass das Gemüse später recht­zeitig fertig wird. Iris kann all diese Vorgänge auf ihrem Smart­phone verfolgen, während sie sich erst mal in den wohlver­dienten Feier­abend begibt. Sobald der Braten fertig ist, trifft man sich dann zum gemein­samen Abend­essen und redet über den Tag. Max und Anke sind begeistert, dass sie parallel Homeoffice machen und sich übers Internet live in die Vorle­sungen einklinken konnten. Das war nicht immer so.

Die Schmidts wohnen erst seit einigen Monaten in ihrem neuen Haus. Der Umzug wurde nötig, weil ihre alte Wohnung einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit war: Wollten da mal zwei Famili­en­mit­glieder parallel Zugriff aufs Internet haben, fing die alte Leitung schon zu glühen an. An gleich­zeitige Video-Chats wäre damals gar nicht zu denken gewesen. Irgendwann wurde es Max und Iris zu bunt, und sie begaben sich auf die Suche nach einer neuen Wohnung. Jedes Mal fragten die beiden bei Verkäufern und Vermietern nach: „Wie stark ist denn hier in der Straße die Inter­net­leitung?“ Und jedes Mal mussten die Gesprächs­partner dann erst mal nachschauen. Und selbst danach hatten viele von ihnen keine handfeste Antwort – sie wussten es einfach nicht. Ob und wann in der Straße Glasfaser verlegt werden würde, wusste auch niemand zu sagen. Oft genug wurden Max und Iris sogar verwundert gefragt, warum ihnen denn das Internet so wichtig sei. In diesen Situa­tionen wurde den beiden jedes Mal schmerzlich bewusst, dass Deutschland als Digitalland wohl noch eine Weile ein Traum bleiben wird.

Max und Iris änderten schließlich notge­drungen die Strategie: Sie fanden zunächst beim Inter­net­an­bieter heraus, wo die entspre­chenden Kabel verlegt waren (oder bald verlegt würden). Dann suchten sie Wohnungen und Grund­stücke heraus, die in den entspre­chenden Straßen zum Verkauf standen. Und bei einigen inter­es­santen Objekten, die nicht zum Verkauf standen, klingelten Sie direkt und hinter­ließen ihre Visiten­karte, falls die Bewohner doch irgendwann mal verkaufen wollten, ganz wie im Film „Der Rosen­krieg“. Einige Zeit später meldete sich dann tatsächlich jemand bei ihnen und bald konnten sie in ihr neues Heim einziehen – und damit in den Standard des 21. Jahrhun­derts eintauchen.

So leben moderne Familien heute

Als aufmerksame Leserinnen und Leser werden Sie sich jetzt fragen, wann diese Geschichte spielen könnte. 2030? 2040? 2050? Nein – diese Geschichte könnte genau so heute in Deutschland statt­finden. Denn die beschrie­benen techni­schen Möglich­keiten sind heute schon vorhanden. Und vielerorts wird von vielen bereits so gelebt – das betrifft sogar Menschen, die sich selbst gar nicht als „Technik­freaks“ bezeichnen würden. Doch all diese Möglich­keiten wären nicht nur in den 1990er-Jahren noch reine Science-Fiction gewesen. Denn zum größten Teil sind sie es leider in der Praxis immer noch – und das hat damit zu tun, dass bis heute von vielen Immobi­li­en­be­sitzern unter­schätzt wird, wie wichtig eine zeitgemäße Anbindung ans Internet für die aktuelle Generation der Wohnungs­su­chenden ist.

Im Bereich der Immobilien bahnen sich signi­fi­kante Verän­de­rungen an, die sich sogar eher revolu­tionär als „nur“ evolu­tionär auszu­prägen scheinen. 

Und damit heiße ich Sie gern ein zweites Mal herzlich willkommen. Nämlich zur dreitei­ligen Artikel­serie „Unter­nehmer und Immobilien – eine Jahrhundert-Chance für Finanz­in­stitute und Berater?“

In Teil 1 dieser Artikel­serie werden wir uns damit beschäf­tigen, wie Wohnen aktuell und in naher Zukunft aussehen wird, bevor wir in Teil 2 aktuelle und zukünftige Immobi­li­en­trends näher unter­suchen werden. Und in Teil 3 beschreibe ich schließlich, mit welchen Ertrags­chancen sowie Kredit­ri­siken es Ihr Finanz­in­stitut zu tun bekommen wird – und wie man sich als Berater entspre­chend positio­niert, um in naher Zukunft auf dem Markt punkten zu können.

Eine Frage des Wohnraums

Wenn wir über Immobilien sprechen, dann müssen wir unwei­gerlich auch über den Bedarf an Wohnraum sprechen. Denn dieser ist in den letzten Jahrzehnten immer wieder deutlich gewachsen. Eine vierköpfige Familie braucht beispiels­weise zunächst nur einen (1x) großen Wohnraum, doch sobald die beiden Kinder ausziehen, belegt man gemeinsam schon 3x Wohnraum – darunter der große Wohnraum, der weiterhin von den beiden Eltern bewohnt wird, auch wenn er nun eventuell zu groß für sie ist. Bei einer Familie mit einem Kind wird nach dem Auszug zumindest 2x Wohnraum belegt. Die sieben genannten Personen brauchen also über kurz oder lang 5x Wohnraum. Und heiraten zwei Kinder aus den beiden Familien, wird zwar 2x Wohnraum wieder frei, doch die neu entstandene Familie benötigt nun 1x einen größeren Wohnraum für die Famili­en­gründung. Und wenn ihre Kinder wiederum ausziehen …

Die immer weiter steigende Lebens­er­wartung sorgt dafür, dass eher mehr als weniger Wohnraum benötigt wird. Die Eltern belegen in beiden Beispiel-Familien jeweils 1x großen Wohnraum, selbst wenn die Kinder schon ausge­zogen sind. Verstirbt ein Elternteil, wird das andere entweder in der Wohnung wohnen bleiben und weiterhin den großen Wohnraum belegen – oder es zieht in eine kleinere Wohnung, belegt also weiterhin 1x Wohnraum, nur diesmal mit weniger Quadratmetern.

Es wird also immer mehr Wohnraum benötigt – daran ändert sich mit der Zeit nur, welche Größe und welche Art (Einfa­mi­li­enhaus, einzelne Wohnung etc.) gesucht wird. Selbst wenn all dieser Wohnraum neu entstünde, statt nur den vorhan­denen Raum neu zu verteilen, entstünde ein deutliches Platz­problem: Ein frei stehendes Einfa­mi­li­enhaus benötigt ca. 500 Quadrat­meter Fläche. Mit 10.000 Quadrat­metern (1,3 Fußball­felder) können also gerade mal 20 Einfa­mi­li­en­häuser errichtet werden – bei durch­schnittlich 3 Personen pro Familie sind also auf 10.000 Quadrat­metern gerade mal 60 Menschen mit Wohnraum versorgt. Und das nur so lange, bis die Kinder ausziehen. Dazu kommt, dass in einem Einwan­de­rungsland die Bevöl­kerung noch stärker wächst, als wir es in diesem Beispiel erwarten, und dass gleich­zeitig viele Bauvor­haben auf Basis der unzäh­ligen Vorschriften im Keim erstickt werden – zum Beispiel Anbauten an bestehende Gebäude, bei denen von der Statik bis zum „Stadtbild“ vieles ein Ausschluss­faktor sein kann. Wenn ich mir vorstelle, was bei Gemein­de­ver­samm­lungen los ist, wenn man die o. a. Fläche nicht mit Einfa­mi­li­en­häusern, sondern mit Wohnblöcken à fünf Stock­werken bebauen wollte. Der Aufruhr der aktuellen Anwohner wäre groß, die Demo garan­tiert. Aber dann hätte man statt 60 Menschen sofort Hunderte oder gar Tausende mit Wohnraum versorgt.

Innen­stadt nein, Innen­stadtnähe ja – und die Preise steigen

Auf die Frage, wo sie denn am liebsten wohnen möchten, werden Ihnen die meisten jungen Familien heutzutage sagen: in der Nähe der Innen­stadt. Klar, man möchte nicht irgendwo im Nirgendwo wohnen, doch in der Innen­stadt selbst könnte man vor lauter Restau­rants und Geschäften keine ruhige Minute verbringen. Wohnen in fußläu­figer Nähe, aber weit genug entfernt, um der Geräusch­ku­lisse zu entkommen – das ist das Ziel. Dies bedeutet jedoch, dass am Ende in den Innen­städten selbst nur noch die „Big Player“ übrig bleiben – Waren­haus­ketten, Franchises etc. Die Anwohner sind weg und kleine mittel­stän­dische Läden können kaum noch die Mieten zahlen.

Dass den meisten Kommunen aktuell echte Konzepte für die Verwendung von Immobilien in der Innen­stadt fehlen, sieht man sehr gut an Frankfurt am Main. Dort wurden nach und nach Autofahrer aus der Stadt verdrängt, durch Rückbau von Parkplätzen etc. Doch wer geht dann noch in die Innen­stadt zum Einkaufen, wenn er nicht direkt daneben wohnt? Tages­aus­flügler werden es sich zum Beispiel zweimal überlegen, ob sie wirklich für ein Parkhaus bezahlen und die ganzen Fußwege zurück­legen möchten, nur um dann in der Innen­stadt fast identische Großkauf­häuser zu besuchen – oder Restau­rants, denen aufgrund der Verdrängung durch die Big Player nur noch die weniger schönen Flecken in der Stadt bleiben. Über kurz oder lang werden sich diese Tages­aus­flügler eher bei Amazon die Produkte bis an die Haustür bestellen. Mit dem Zirkel­schluss, dass die Big Player in der Innen­stadt bald auch nichts mehr verdienen und ihre Prestige-Immobilien eventuell sogar aufgeben werden.

Viel positiver ist da die Entwicklung hin zu Einkaufs­zentren à la Ruhrpark (Bochum): eine Art Erleb­nispark, in dem man auch einkaufen kann. Da hat man als Eigen­tümer vielleicht nicht mehr die großen Anker­mieter wie Kaufhof, Karstadt & Co. (für die Jüngeren unter Ihnen: Es gab eine Zeit, da waren die großen Kaufhäuser echte Magneten!), aber Geschäfte in solchen Einkaufs­zentren feiern oft deutlich mehr Erfolg. Auch weil Besucher „im Vorbei­gehen“ auf Geschäfte aufmerksam werden können, während sie in die verkehrs­be­ru­higten Innen­städte oft nur noch gehen, wenn sie ohnehin ein spezi­fi­sches Kaufhaus besuchen möchten.

An vielen Stellen lässt sich deshalb gut disku­tieren, ob ein Umbau bestehender Immobilien zu Wohnraum möglich und sinnvoll ist. Zum Beispiel, wenn eine Großbank in Innen­stadtnähe von 20 Etagen sechs nicht mehr benötigt – das wäre Raum in bester Lage, doch es gibt kaum Pläne zur Umsetzung solcher Vorhaben. Auch durch Homeoffice und mobile Arbeits­lö­sungen wird eigentlich mehr Wohnraum frei, da weniger oder zumindest kleinere Büros etc. benötigt werden. Zugegeben: Solche Umbauten sind nahe der Frank­furter Innen­stadt sicher sinnvoller als bei uns hier im Sprock­hö­veler Gewer­be­gebiet – doch wirkliche, konkrete Pläne dazu gibt es in keiner der beiden Städte. Stellen wir uns das kurz vor: die sechs Top-Etagen im Tower, beste Lage, riesige Büroflächen, umgebaut in Wohnungen für „jedermann“. Cool, oder? Doch vermutlich werden es eher zwei Super-Luxus-Wohnein­heiten pro Etage. Somit statt zahlreichen Mietern lediglich zwölf Familien – die gekauft, nicht gemietet haben.

Landflucht: Ein zweischnei­diges Schwert

Dass mittler­weile Wohnim­mo­bilien in guter Lage auf dem Land sehr gefragt sind, hat nicht nur damit zu tun, dass sich die Menschen auf die Ruhe zurück­be­sinnen. Oft genug liegt es daran, dass die Preise für Wohnraum in den Städten selbst in den Außen­be­zirken durch reiche Großmieter wie Apple oder Google ins Unerschwing­liche steigen. Das sieht man aktuell an Metro­polen wie Berlin, München oder Hamburg und inter­na­tional in London, Paris oder auch New York – auch wenn die Preise in einer großen Stadt in Deutschland im inter­na­tio­nalen Vergleich selten mit Orten wie London mithalten können. Bochum ist zum Beispiel eine „große Stadt“, aber die Mietpreise sind dort nichts gegen London.

Nichts­des­to­trotz: Immer mehr Menschen „fliehen“ vor zu hohen Mieten und Immobi­li­en­preisen aufs Land. Der Neben­effekt ist, dass die Immobi­li­en­preise dort mittler­weile steigen – denn wenn auf einen Schlag 40.000 Menschen aufs Land ziehen, brauchen sie dort bis zu 40.000x bestehenden Wohnraum oder Grund­stücke für Neubauten. Das entlastet den Wohnungs­markt in den Städten, wo die Preise wieder sinken werden – so lange, bis die ersten Menschen vom bald schon überteu­erten Land wieder in die mittler­weile günstigere Stadt ziehen werden. Es wird also kaum neuer Wohnraum geschaffen, sondern es finden langfristige Wander­be­we­gungen statt – von der Stadt aufs Land und vom Land wieder in die Stadt.

Ein Stadt­problem: Studentenwohnungen

Viele große deutsche Städte verfügen über eigene Univer­si­täten, die das Phänomen der Studen­ten­buden mit sich bringen, also Wohnraum mit starker Fluktuation bei den Mietern. Doch wird dieses Modell zeitgemäß bleiben? Wir haben gesehen, dass viele Univer­si­täten vermehrt in digitale Lehre inves­tieren. Wenn Studenten also nur ab und an mal physisch an die Uni müssen, um zum Beispiel praktische Tutorien zu absol­vieren, und ansonsten quasi Fern-Uni machen – dann werden manche von ihnen vielleicht nur noch ein paar Nächte im Semester in Jugend­her­bergen, Hostels, günsti­geren Hotels oder Tages-Wohnungen verbringen und den Rest des Jahres woanders wohnen.

Das eröffnet die Möglichkeit, Studen­ten­woh­nungen und Räumlich­keiten für Wohnge­mein­schaften in vollwertige Wohnungen für Privat­per­sonen umzubauen – das würde neuen Wohnraum schaffen. Im Winter­se­mester 2021 gab es in Deutschland ca. 1.750.000 Studie­rende, davon 80 % Singles. Das entspricht in etwa 1.400.000 Wohnein­heiten. Fallen davon beispiels­weise 75 % weg, da ein Großteil der Studie­renden Fern-Uni macht, würden dadurch über eine Million Wohnein­heiten frei, die zu vollwer­tigen Wohnungen umgebaut werden könnten. Beispiels­weise für Familien und auch für betreutes Wohnen/Altersresidenzen. Nebenbei bemerkt: Was wird dann aus den ganzen Flächen der Uni-Gebäude, die nicht mehr gebraucht werden – einschließlich deren Parkplätzen?

Ein weiterer, in meinen Augen derzeit stark unter­schätzter Aspekt ist, dass die verän­derten Arbeits­ge­wohn­heiten Auswir­kungen auf die Reise­tä­tigkeit der Berufs­tä­tigen haben. Wenn ich sehe, wie viele Hotels in bester Lage fast ausschließlich von externen Gästen der umlie­genden Firmen leben, werden diese es zunehmend spüren, dass Homeoffice und Video-Meeting mehr und mehr ihre Existenz bedrohen. Dann doch frühzeitig umbauen in moderne Wohnungen?

Das moderne Wohnen wird von Techno­logie beeinflusst

Eines steht fest: Wohnen wird digitaler werden – und das hat Einfluss auf unsere Gewohn­heiten und unsere Bedürf­nisse. In Japan gibt es beispiels­weise schon Lösungen zur häuslichen Pflege alter Menschen mit einem techno­lo­gi­schen Ansatz. Das bedeutet weniger benötigte Pflege­heim­plätze – und damit vielleicht auch bald weniger Raum für den Bau großer Pflege­heime. Doch auch die Jungen unter uns werden ihre Wohnge­wohn­heiten durch Smarthome-Techno­logien ändern. Automa­ti­sches Licht, fest integrierte Assistants wie Alexa und Co., dazu mehr Zeit zu Hause, dank Homeoffice und Homeschooling mit indivi­du­ellen Lernpro­grammen wie heute schon bei Nachhilfe und Fitness-Coaches üblich. Und in naher Zukunft kommt noch das Metaverse auf die Wohnungen zu – wer da nicht mehr durch­blickt, wirft am besten mal einen Blick auf die Spezi­al­seite zur Digita­li­sierung im Versteher-Magazin. Wem das zu futuris­tisch klingt, der möge sich gern privat mal umschauen. Selbst die heutigen „Alten“ sind auf Facebook, Instagram und natürlich in WhatsApp unterwegs. YouTube ist voll mit Videos für Trainings, Tipps usw. für Ü60-Zielgruppen. Die Nutzungs­mengen und Klick­zahlen zeigen: Technik ist kein Privileg der Jungen.

All das erfordert selbst­ver­ständlich eine immer stärkere digitale Infra­struktur mit immer größeren Bandbreiten. E‑Autos werden die Anschaffung von Solar­dä­chern befeuern, während die Regierung angehalten ist, eine entspre­chende Lade-Infra­struktur mit Standard­an­schlüssen zur Verfügung zu stellen. So schnell wie aktuell die Nachfrage und der Bedarf an mehr Strom pro Haus/Straße entstehen, kann man derzeit gar nicht buddeln. Auch in Unter­nehmen werden sich derartige „grüne“ Techno­logien durch­setzen, wenngleich zunächst gemächlich und mit Augenmaß.

Doch über eines sollten wir uns nicht hinweg­täu­schen: Wir leben bereits in der Zeit der Smarthomes. Schauen Sie sich einen beliebten Artikel zum Thema digitales Wohnen von vor sechs Jahren an – alles, was dort beschrieben wurde, gibt es heute bereits. Vom perma­nenten Schlaf‑, Tempe­ratur- und Blutdruck-Messen bis zur automa­ti­schen Beschallung und zum überall in der Wohnung verfüg­baren Enter­tainment. Das alles kommt über das Internet, aus der Erde (Glasfaser), der Luft (LTE) oder sogar aus dem Weltraum (Satel­liten). Der entschei­dende Faktor für das Wohnen der Zukunft ist das Internet.

Doch wie wir in unserer Eingangs­ge­schichte gemerkt haben: Flächen­de­ckendes, gutes, stabiles und kraft­volles Internet ist ungeachtet der Bedürf­nisse der Mieter/­Käu­fer/Ei­genheim-Bauer in Deutschland noch Mangelware. Es braucht einen entspre­chenden Ausbau – langfristig wird die aktuelle Bandbreite nicht ausreichen. Man könnte selbst­ver­ständlich die gesamte Infra­struktur so umbauen, dass die Bürger ihr Internet alle über Satel­liten bekommen. Doch der Wunsch nach mehr Techno-Wohnen wächst schneller, als dieser Traum verwirk­licht werden kann. Es liegt also an den Netzbe­treibern, jetzt zu liefern, und an der regio­nalen Politik, dieses zu fordern und zu fördern – auch wenn das Kabelnetz eventuell irgendwann durch die Satel­liten obsolet wird. Der Ausbau des Kabel­netzes wird auf lange Sicht eine Übergangs­lösung sein, doch aktuell führt kein Weg daran vorbei. Ähnlich wie beim autonomen Fahren, wo Ihnen im Verbin­dungs-Loch – also quasi im „Satel­liten-Schatten“ – plötzlich nur noch die manuelle Steuerung übrig bleibt. Genau deshalb verfügen selbst sehr ausge­reifte autonome Fahrkon­zepte immer noch über einen manuellen Modus.

Das Wohnen von heute – und von morgen

Wir sehen also: Bereits die heutigen Wohnge­wohn­heiten unter­scheiden sich drastisch von denen, die noch vor einigen Jahrzehnten geherrscht haben. Es wird immer mehr Wohnraum gebraucht, aber die Menschen legen Wert auf andere Dinge als früher. Schon heute schauen poten­zielle Mieter oder Käufer auf Häuser mit schlechtem – oder sogar ganz ohne – Inter­net­an­schluss wie auf ein Haus ohne fließend Wasser. Langfristig kann dieses Problem durch Satel­liten-Internet gelöst werden, doch wer bis dahin Wohnungen ohne entspre­chende Verka­belung anbietet, muss sich darauf einstellen, die Preise entspre­chend drastisch senken zu müssen, um Inter­es­sierte zu finden.

Selbst­ver­ständlich wird es weiterhin Menschen geben, die überhaupt keinen Wert auf eine gute digitale Infra­struktur legen. Doch diese kleine Minderheit wird aufgrund der sich ändernden kultu­rellen Standards immer weiter schrumpfen. 

Behalten Sie all dies im Kopf, wenn wir uns im kommenden zweiten Teil dieser Artikel­serie um die Frage kümmern, wie sich die Immobi­li­en­trends in der nahen Zukunft ändern werden. Und wie sich die Immobi­li­en­in­vest­ments der Zukunft revolu­tio­nieren werden. Denn vor uns steht eine Zeit des Umdenkens für Ihre Unter­neh­mer­kunden und somit auch für Sie als Institut und Berater.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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