Wenn der Sommer kommt, stehen wir Frauen immer wieder vor der schwierigen Aufgabe, ein Business-Outfit zu finden, das stilvoll ist, aber nicht zu warm, bequem, aber nicht zu leger. Nach monatelangem Lockdown fragen wir uns außerdem, ob das, was wir das letzte Mal im Büro trugen, noch unsere Persönlichkeit widerspiegelt. Wenn nicht, dann fühlen wir uns am ersten Tag zurück im Büro wie verkleidet. Dabei ist es gerade jetzt für uns wichtig, uns sicher zu fühlen. Bei all den Sicherheitsregelungen und den neuen Aufgaben, die auf uns warten, wissen viele Frauen aktuell nicht, wo es in Sachen Dresscode im Job langgeht. Ich möchte Ihnen mit einigen Tipps unter die Arme greifen, damit Sie diesen Sommer den perfekten Business-Stil finden, fürs Büro oder Homeoffice.
Nach ihrer Ausbildung zur Hairstylistin folgte die Weiterbildung zur zertifizierten Stilberaterin. Seit 2000 arbeitet Linda Scholz erfolgreich als selbstständige Stil- und Imageberaterin. Firmenschulungen, Workshops, Vorträge, Events für Damen, Personalshoppingservice sowie Kooperationen wie z.B. „Treffsicher kleiden“ mit Dirk Pfister und anderen Partnern zählen hierzu. Heute berät sie über ihre eigene Agentur deutschlandweit Firmen, Geschäftsleute, Künstler und Privatpersonen in allen wichtigen Stilfragen – von der Kleidungswahl je nach Typ und Anlass bis hin zum richtigen Auftreten für den alles entscheidenden Eindruck.
Was ist zu casual, was ist genau richtig?
Das traditionelle Business-Outfit kombiniert knielangen Rock, klassische Bluse, Kostüm und geschlossene Pumps mit fünf bis sechs cm Absatz, idealerweise mit hochwertigem Anzug und Blazer, der uns eine Linie verleiht und das Gesicht umrahmt. Mit etwas Schmuck und farblichen Akzenten durch z. B. Seidenschals und Tücher betonen wir unsere Ausstrahlung und unser Gesicht. Noch mehr zusätzliche Werkzeuge, um „sichtbar“ zu bleiben, abgesehen von einem entsprechenden Make-up, haben wir im klassischem Businesslook leider nicht zur Hand.
Im Gegensatz dazu steht der völlige Casual-Look für den Sommer: Flip-Flops, offene Schuhe, armfreie Oberteile – das alles ist für den Sommer und den Urlaub praktisch, aber im Business sehr unangebracht. Meine Empfehlung: Wollen wir im Sommer luftige Kleidung tragen und dennoch mit Stil und Selbstbewusstsein als Repräsentantin unseres Finanzinstituts auftreten, dann helfen uns einige einfache Regeln zum angemessenen Business-Casual-Look:
- Kombinieren Sie Business- und Casual-Elemente, zum Beispiel schicke Sneaker,(verwechseln Sie nie einen Sneaker mit einem Turnschuh, diese werden heute auch komplett aus feinem Leder gefertigt) mit einer Anzugshose und einer Bluse. Klassisch edel in Seide, sportlich edel im Hemdenstil der Herren.
- Vermeiden Sie dabei Elemente wie Flip-Flops, Spaghettiträger-Tops, rückenfrei, all das ist im Büro ein No-Go.
- Kombinieren Sie nie mehr als zwei Casual-Elemente mit Ihrem Business-Outfit.
Im Sommer, wenn die Temperaturen steigen, dürfen wir gerne auch ein bisschen experimentieren, doch dazu müssen Sie den Rahmen des Akzeptablen in einem Business-Setting erkennen. Im Zweifel sind Sie besser zu hochwertig und zu klassisch gekleidet.
Blusen und Ausschnitte
Im Bereich des Oberkörpers gilt: Casual Business bedeutet nicht sexy-freizügig. Ausschnitte sollten stilvoll wirken und nicht zu tief sein. Mein Tipp: Die Bluse im Business-Kontext grundsätzlich einen Knopf höher schließen. Unterwäsche, die sich abzeichnet oder durchscheint, ist im Büro oder beim Kundenkontakt ein absolutes No-Go. Schnell landet man in einer Schublade und wird nicht mehr aufgrund seiner Fähigkeiten bewertet – und diese Schublade wieder zu verlassen, kann kostbare Zeit fordern.
Der richtige Rock
Bei Röcken empfehle ich die italienische Rocklänge, diese reichen bis knapp über oder knapp unter das Knie, das macht sie luftig, ohne zu leger zu wirken. Ein Schlitz gibt uns Bewegungsfreiheit, dieser sollte sich immer hinten befinden, damit man im Meeting darauf sitzt und ihn nicht ständig zurechtrücken muss. Übrigens: Wenn wir bei der Rockwahl ehrlich unser eigenes Alter betrachten, zeugt das von Souveränität und Stilsicherheit. Jenseits der 30 sollten wir im Job kein nacktes Knie mehr zeigen, auch nicht im Smart Casual.
Schuhe runden das Outfit ab
Vernachlässigen Sie niemals Ihre Schuhe, diese bestimmen immer das Outfit. Als Beispiel: Tragen wir ein Kleid zusammen mit lockeren, sportlichen Sneakern – wie es zurzeit modern ist –, sind wir freizeittauglich gekleidet. Tragen wir es zu schicken Pumps, signalisieren wir Professionalität – denn mit einem Absatz unter meinem Schuh richte ich automatisch meine Haltung auf, das ist das Geheimnis eines Pumps, vorausgesetzt ich verliere nicht den Boden unter den Füßen und kann damit auch laufen. Mit so einem Outfit kann ich Weiblichkeit betonen, ohne zu sexy zu wirken, und meine Professionalität zum Ausdruck bringen. Dann ist es sogar businesstauglich. Auch wenn ihr Schuh nicht Teil des Rahmens einer Face-to ‑Face Kommunikation ist, achten Sie im Erstkontakt immer darauf das der Blick ihres Gegenübers nicht am Schuh hängen bleibt.
Auch im Sommer: Stilbewusstsein im Detail!
Stilbewusstsein schlägt sich nicht nur in der Wahl der passenden Stücke nieder, eine Wertschätzung für Material, Verarbeitung und für die „eigenen Farben“ ist ebenfalls wichtig: So wählen wir systematisch diejenigen Kleidungsstücke aus, die wirklich zu uns passen. Unser individueller Hautton bestimmt, welche Farben uns besser oder weniger gut stehen. Farben und Materialien strahlen ihren ganz eigenen Effekt aus, beispielsweise wirkt Dunkelblau seriös und steht sehr vielen gut. Ein Grund, warum wir viele Uniformen in diesem Farbton wiederfinden. Fragen Sie sich: Wie möchte ich wirken und welche Farben kann ich einsetzen, um meine Präsenz und Kompetenz hervorzuheben? Eine professionelle Farbanalyse hilft, geeignete Farben zu finden, ob kontrastreich oder Ton in Ton stimmig im Businesskontext von heute.
Generell achten wir Frauen im Business immer auf gepflegte Hände (keine zu langen Fingernägel, nicht zu viel Schmuck), aber auch hochwertige Kleidung, die Gesicht, Dekolleté und Schultern für die Face-to-Face-Kommunikation bereit macht: Gut verarbeitete Schulternähte sind ein Muss. Auf Qualität sollte man auch beim Rest des Outfits setzen.
Beim Make-up im Business gilt: Dezent sollte es sein. Schminken Sie nie Lippen und Augen gleichzeitig stark, sondern entscheiden Sie sich für eines. Durch die aktuelle Maskenpflicht heißt es: Schau mir in die Augen! Betonen (aber bitte keine Smoky Eyes am Tag) und lächeln Sie mit Ihren Augen, wir wachsen auch hier an unseren Herausforderungen und erkennen vielleicht verborgene Eigenschaften in unserer Wirkung, die beruflich wie privat Vorteile in sich tragen.
Müssen Sie eine Mund-Nase-Schutzmaske tragen, integrieren Sie diese in Ihr Outfit: Passende Stoffe, Muster und Farben lassen sich leicht finden oder selbst herstellen.
Ein passender Duft rundet ein Outfit ab. Selbstverständlich ist es wunderbar, wenn alle Menschen gut riechen. Der Stolperstein liegt jedoch in der Wahrnehmung meines Gegenübers. Niemand möchte riechen, wo ich vor einer Stunde war, um es auf den Punkt zu bringen. Schwere und süße Düfte duften lange, oft zu lange und wir neigen dazu, einen bekannten Duft, den wir häufig wählen, dicker aufzutragen. Im Sinne aller diesen lieber öfters wechseln.
Wie transportiere ich Stilbewusstsein im Homeoffice?
Viele Firmen haben während des Lockdowns Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, nach den Lockerungen wird es vermutlich ein Teil ihres Tätigkeitsfeldes bleiben. Zu Beginn gab es für alle Umstellungen mit Licht und Technik, alle saßen in einem Boot. Und experimentierten drauflos. Auch für das Homeoffice gilt: Wie will ich wirken?
Grundsätzlich ist ein Casual-Business-Look eine gute Wahl, der mit kleinen Business-Akzenten professionell umrahmt wird. Ebenso wichtig ist das passende Ambiente für den Videocall: Der Fokus liegt immer auf einem selbst, das Ambiente halten wir also nicht zu laut und möglichst neutral im Hintergrund. Achten Sie auch auf die Lichtsituation! Die einfachste Lösung für Notfälle: der Halogenstrahler aus dem Baumarkt (aber bitte nur den Raum erhellen).
Geht die Sonne im Verlauf eines langen Meetings unter, hat das Einfluss auf Ihre Wirkung. Bedenken Sie bei der Wahl des Outfits außerdem Farben, die Sie nahe am Gesicht tragen: Diese reflektieren immer nach oben und sind entscheidend für Ihre Wirkung auch im Videocall.
Machen Sie sich Gedanken über die Position Ihrer Kamera. Ideal ist die Einstellung, wenn das Bild gerade ist und Sie von den Schultern aufwärts gut und zentral zu sehen sind. Das signalisiert Professionalität.
Das perfekte Auftreten ist entscheidend
Im Finanzwesen haben Sie häufigen Kundenkontakt, der erste Eindruck zählt: Stellen Sie mit der Wahl des richtigen Outfits am Puls der Zeit Ihre Persönlichkeit und die eigenen Fähigkeiten in den Vordergrund. Schaffen Sie sich eine Business-Garderobe, in der Sie sich wohlfühlen. Sie darf bequem sein, aber man sollte es ihr nicht ansehen. Eine Rüstung für den Tag, die Ihnen Kraft und Sicherheit im richtigen Moment schenkt, mit einer Mode, die zu Ihnen passt. Sind Sie unsicher? Da habe ich eine Frage für Sie: Würden Sie dieses Outfit Ihrer besten Freundin empfehlen?
Sie vertreten und repräsentieren Ihr Institut. Signalisieren Sie Ihren Kunden Professionalität und Vertrauenswürdigkeit vom ersten Kontakt an.
Zu guter Letzt: Wir müssen uns alle anziehen, entscheiden Sie, was Sie sich wert sind.
Für bestehendes Interesse an einer Neuausrichtung oder Weiterentwicklung für Ihren Businessauftritt, oder wenn Sie in Ihrem Institut oder in Ihrer Abteilung einen gemeinsamen, aber dennoch individuellen Look erarbeiten möchten, können Sie mich gerne zu allen Fragen unter kontakt@stil-beratung.com anschreiben.
Kontakt
Dirk Wiebusch
info@ifuf.de