Ich denke, dass sich jeder von uns schon einmal auf einen anderen Menschen verlassen musste und sich bald darauf fragte: „War das wirklich eine gute Idee?“ Vielleicht haben Sie sogar schon einmal Ihre Gesundheit in die Hände von jemandem legen müssen, der so unorga­ni­siert erschien, dass Sie zwischen­zeitlich befürch­teten, einen schlimmen Fehler begangen zu haben. So ähnlich ist es einem Mandanten (aus der Branche Logistik kommend) des Instituts Für Unternehmer­Familien (IFUF) neulich im deutschen Gesund­heits­system ergangen. Was das mit Ihrer internen Organi­sation und Ihrem persön­lichen Zeitma­nagement zu tun hat, erfahren Sie in diesem Artikel.

Erster Eindruck: wenig vertrauenerweckend

Versetzen wir uns einmal gemeinsam in die Position dieses Famili­en­un­ter­nehmers: Stellen Sie sich vor, Sie müssen operiert werden und konnten den OP-Termin glück­li­cher­weise so legen, dass Sie noch komfor­table sechs Wochen Zeit haben, um sich auf den Termin vorzubereiten.

Jetzt stellen Sie knapp vier Wochen vor dem Termin fest, dass das Datum eigentlich die einzige handfeste Infor­mation ist, die Sie bekommen haben. Sie rufen also zur Sicherheit beim Hausarzt an und fragen, ob es denn nicht vorher noch Organi­sa­ti­ons­bedarf gebe. Er kann Ihnen jedoch nur empfehlen, direkt im Krankenhaus nachzufragen.

Proaktive Vorbe­reitung

Gesagt, getan: Sie rufen direkt bei der Assistenz des Chefarztes an, der Sie operieren wird. Und in der Tat gibt es einige wichtige Tipps, worum Sie sich persönlich kümmern sollten – oder sogar müssen. Einen Fahrdienst bestellen, Physio­the­rapien selbst organi­sieren etc.

Hervor­ragend, jetzt ist also alles perfekt organi­siert! Oder doch nicht? Eine Woche vor der OP rufen Sie noch mal an und fragen, ob Sie zur Vorbe­reitung noch etwas tun sollten. Von der Assistenz erhalten Sie nur die schnip­pische Antwort: „Ist ja wohl klar: Die Unter­lagen müssen Sie schon noch beibringen.“ Die gefor­derten Infor­ma­tionen sind also offenbar so selbst­ver­ständlich, dass Ihnen das bislang niemand erklärt hat – aber gleich­zeitig nicht so selbst­ver­ständlich, dass sich das Krankenhaus die Unter­lagen selbst­ständig organi­sieren kann. Aber kein Problem, Sie haben ja alle Daten! Sie fragen also, ob Sie die Infor­ma­tionen per E‑Mail schicken oder als QR-Codes mitbringen können. Daraufhin hören Sie nur ein leises Lachen am anderen Ende der Leitung: Nein, natürlich dürfen die Unter­lagen nur in Papierform einge­reicht werden, höchstens noch als Fax oder auf CD. Wegen Daten­schutz & Co. Außerdem sei man noch nicht wirklich digitalisiert.

Klar, Digita­li­sie­rungs­welt­meister Deutschland“, denken Sie sich. Aber die Infor­ma­tionen sind ja schnell ausge­druckt. Sie schicken die wichtigen Unter­lagen also ans Krankenhaus und erhalten nun einen Termin vor Ort zur Vorbe­spre­chung. Doch recht­zeitig im Krankenhaus angekommen dauert es dann erst mal noch, bis Sie drankommen. Auf die Nachfrage, warum Sie denn trotz Termin noch warten müssen, hören Sie nur: „Man hat Ihnen doch gesagt: Bringen Sie Zeit mit.“

Unorga­ni­sierte Nachbetreuung

Die OP ist schließlich erfolgt und einige Tage später kommen Sie zur Nachbe­spre­chung. Man speist die Daten aus Ihrer Kranken­karte ein, lässt Sie noch ein Formular ausfüllen und dann sitzen Sie wieder da. 45 Minuten lang im Warte­zimmer – und das, obwohl Sie den ersten Termin-Slot an diesem Tag haben. Und endlich ins Warte­zimmer geführt müssen Sie der Assistenz wiederum 15 Minuten lang Fragen beant­worten, die schon längst hätten geklärt werden können.

Eine geschlagene Stunde nach Ihrem eigent­lichen Termin kommt der Arzt endlich in den Raum, grüßt Sie nur kurz und schaut sich still Ihre Röntgen­bilder an. Und dann dürfen Sie erneut Fragen beant­worten. Denn es stellt sich heraus: Die Infor­ma­tionen, die Sie jetzt schon doppelt und dreifach übermittelt haben, wurden nirgends für den Arzt einsehbar abgespeichert.

Paral­lelen zum Banking drängen sich auf

Das Überra­schende an der Erzählung des Unter­nehmers war jedoch, dass die OP selbst und alle dazuge­hö­rigen Behand­lungen einwandfrei durch­ge­führt wurden. Lediglich die Organi­sation rund um die OP ließ zu wünschen übrig.

Und hier zog der Unter­nehmer von sich aus Paral­lelen zu seinen Erfah­rungen mit seinen drei Banken – unabhängig davon, ob es ums Private Banking oder die Firmen­kun­den­be­ratung geht: Die Erreich­barkeit sei sehr schlecht geworden, man könne sich nicht mehr auf Rückrufe verlassen und auf E‑Mails gebe es höchstens automa­ti­sierte Eingangs­be­stä­ti­gungen. Auch hier seien die eigent­lichen Dienst­leis­tungen einwandfrei – doch die schlechte Organi­sation überschatte jede erbrachte Leistung.

Handlungs­emp­fehlung: mehr pragma­tische Organi­sation wagen!

Als Unter­nehmer weiß man natürlich genau, dass schlechte Organi­sation ein absoluter Produk­ti­vi­täts­killer sein kann. Ähnliches sehe ich auch in meinen Workshops, wenn in den Pausen alle Teilnehmer gleich­zeitig ihre E‑Mails und WhatsApps überprüfen – und jedes Mal fällt mir dabei auf, wie unorga­ni­siert diese oft sind. Oft genug Ansporn für mich, spontan nach der Pause einige Minuten über E‑Mail- und Kalen­der­struk­turen sowie vernünftige Textbau­stein­systeme zu sprechen.

Man glaubt gar nicht, wie viel Arbeitszeit man sich allein damit einsparen kann. Stellen Sie sich nur mal vor, Sie könnten 10 % der Zeit an Ihrem Arbeits­platz effizi­enter nutzen, weil Sie sich besser organi­sieren. Dann haben Sie bei 230 Arbeits­tagen im Jahr schon 23 volle Arbeitstage durch eine effizi­entere Organi­sation hinzu­ge­wonnen. Wie viel effizi­enter wäre es zum Beispiel, E‑Mails automa­tisch in Ordner für die jewei­ligen Kunden sortieren zu lassen? Dann müssten Ihre Kunden auch nicht von morgens um 9:00 bis mittags um 12:00 warten, bis sie eine Antwort bekommen, weil bei Ihnen mittler­weile 30 neue E‑Mails das Postfach verstopfen.

Was meinen Sie wohl, wie viele Geschäfte Ihnen allein dadurch entgangen sind, dass Sie nicht (oder nicht recht­zeitig) zurück­ge­rufen oder die E‑Mail zu spät gelesen haben etc. – oder weil Ihre Urlaubs- und Krank­heits­ver­tretung ebenso in der Abarbeitung schwimmt. Überlegen Sie mal – auch auf Basis Produk­ti­vi­täts­killer, die ich hier auf LinkedIn gepostet habe –, wie viel Zeit Ihnen verloren geht, weil interne Bespre­chungen und Abläufe einfach nicht gut organi­siert sind.

Ich möchte Sie deshalb dazu aufrufen, ganz ehrlich zu reflek­tieren und zu analy­sieren, wo sich bei Ihnen im Institut, in der Abteilung und auch bei Ihnen persönlich eventuell noch Abläufe optimieren lassen, um zum Beispiel recht­zeitig persön­liche Eingangs­be­stä­ti­gungen an Ihre Kunden zu senden oder sicher­zu­stellen, dass Sie auch wirklich zurück­rufen, wenn Sie das versprochen haben. Dann gehen Sie schritt­weise diese Punkte durch und fangen mit den schnell erziel­baren Resul­taten ohne großen Aufwand an:

  • Prozesse für rechtzeitigen/zeitnahen Rückruf implementieren 
  • E‑Mails organi­sieren und Postfach aufräumen 
  • Bestä­ti­gungen an Unter­neh­mer­kunden senden 
  • weitere Produk­ti­vi­täts­killer finden und besei­tigen (siehe dazu meinen Post auf LinkedIn)  

Und wenn Sie sich mal fragen „Wozu mache ich das alles?“, dann denken Sie gerne an den Unter­nehmer aus unserem Erfah­rungs­be­richt zurück: Nach allem, was er im Vorfeld seiner OP durch­ge­macht hat – glauben Sie nicht, dass er vielleicht doch noch mangels Vertrauen einen Rückzieher gemacht hätte, wenn es nicht um eine wichtige OP gegangen wäre?

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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