Bild: Marco Iacobucci Epp, Shutterstock

Seit Längerem beobachte ich einen aus meiner Sicht sehr positiven Trend: Perso­nal­ab­tei­lungen werden zunehmend vom reinen Stamm­da­ten­ver­walter zum Game-Changer für ein nachhal­tiges Perso­nal­ma­nagement. Neulich wurde ich durch ein sehr konkretes Beispiel aus unserer Mandant­schaft erneut darauf aufmerksam gemacht. Ich war als Gründer und Geschäfts­führer des Instituts Für Unternehmer­Familien (IFUF) zum Gespräch bei einem unserer Unter­nehmer-Mandanten aus dem Mittel­stand. Er schafft es trotz des allge­gen­wär­tigen Fachkräf­te­mangels seit Jahren, Perso­nal­pro­bleme erfolg­reich und nachhaltig zu vermeiden. Der Schlüssel ist eine eigene Perso­nal­ab­teilung – obwohl das bei seiner Unter­neh­mens­größe eher ungewöhnlich ist. Warum sich eine solche Abteilung trotzdem auszahlt und welchen Mehrwert Sie daraus ziehen können, möchte ich Ihnen in diesem Artikel näherbringen.

Von wegen Fachkräf­te­mangel! Es fehlt häufig an Strategie und klarer Aufgabenteilung

Im Gespräch mit dem Unter­nehmer war ich überrascht, zu hören, dass er bereits vor Jahren eine eigene Perso­nal­ab­teilung in sein Unter­nehmen integriert hatte. Für sein Produk­ti­ons­un­ter­nehmen mit rund 9 Millionen Euro Jahres­umsatz beschäftigt er zwar nur eine überschaubare Mitar­bei­terzahl – hat aber dennoch zwei Personen speziell für das Perso­nal­ma­nagement. Er erklärte mir, dass diese Personen drei ganze wesent­liche Aufgaben erfüllen:

  • Beisitzer in Geschäfts­füh­rungs- und Manage­ment­runden bei mittel­fris­tigen Planungs­ho­ri­zonten (12–24 Monate) 
  • Klassische Adminis­tration und Organi­sation (die übliche Sachbearbeitung) 
  • Perso­nal­ent­wicklung inklusive indivi­du­ellem Entwick­lungsplan für jeden einzelnen Mitar­beiter, vom Azubi bis zum Unternehmensveteran 

Die Perso­nal­ab­teilung ist im Unter­nehmen also nicht bloß die zentrale Verwal­tungs­stelle für Mitar­beiter-Stamm­daten. Adminis­trative Aufgaben entfallen dadurch zwar nicht, aber die Perso­nal­ab­teilung kann dennoch „vertrieblich“ auftreten und sich strate­gisch der Mitar­bei­ter­ak­quise und der Pflege des bestehenden Mitar­bei­ter­stamms widmen.

Wichtige Synergie: Perso­nal­ma­nagement schafft Ressourcen auf Management-Ebene

Die Perso­nal­ab­teilung ist kosten­in­tensiv, da im Gegensatz zum Vertrieb keine direkt zuzuord­nenden Erträge vorhanden sind. Aller­dings entbindet sie das Management auch von zeitin­ten­siven Aufgaben. Das Finden, Sichten und Voraus­wählen neuer Mitar­bei­tender fällt beim Unter­nehmer also in den Verant­wor­tungs­be­reich der Perso­nal­ab­teilung, damit die Führungs­kräfte sich dann mit gezielt ausge­wählten Kandi­daten beschäf­tigen können.

Die Führungs­kräfte sind damit zwar nicht komplett vom Tages­ge­schäft getrennt, werden aber zumindest entlastet und können ihren eigent­lichen Kernauf­gaben mehr Aufmerk­samkeit zukommen lassen: Die Führungs­kräfte führen tatsächlich!

Die Perso­nal­ab­teilung tritt dagegen zunehmend wie ein Vertriebler auf – als Akqui­siteur. Man wartet nicht mehr nur passiv, ob sich jemand bewirbt. Statt­dessen geht die Perso­nal­ab­teilung immer stärker in die aktive Perso­nal­ak­quise. Hierzu nur eines von vielen Beispielen: Früher war es selbst­ver­ständlich, dass Banken in Schulen präsent waren und dort ihre Arbeit vorge­stellt haben. Das ist heute leider seltener geworden. Die Management-Verant­wort­lichen finden dafür keine Zeit. Eine entspre­chend aufge­stellte Perso­nal­ab­teilung kann so etwas aller­dings leisten.

Wichtig dabei ist: So wie ein Vertriebler eine gute Wieder­vor­la­gen­mappe und eine gepflegte Datenbank mit Zielkunden benötigt, brauchen die Perso­nal­ab­tei­lungen von heute und morgen ebenfalls struk­tu­rierte Modelle und gepflegte Pools geeig­neter Talente. Freilich könnte diese Aufgabe auch von externen Perso­nal­be­ratern wahrge­nommen werden. Viel günstiger ist das aller­dings nicht. Und außerdem finden sich in den Daten­banken externer Perso­nal­be­rater häufig Job-Hopper, die eventuell nicht nachhaltig für das Unter­nehmen gewonnen werden.

Die Lage innerhalb der Finanz­in­stitute hat sich verbessert, aber leider nicht flächendeckend

Ich erkenne einen sehr positiven Trend innerhalb der Finanz­in­stitute (wenn auch nicht überall im gleichen Maße): Das Thema Führung wird deutlich stärker betont, während spezi­fische Aufgaben wie das Perso­nal­ma­nagement den Spezia­listen übergeben werden.

Aller­dings gibt es leider immer noch Institute, in denen zum Beispiel ein Abtei­lungs­leiter im Firmen­kun­den­be­reich 30 Mitar­bei­tende direkt führt – und das völlig ohne hierar­chische Entlastung. Zusätzlich betreut er eigen­ver­ant­wortlich die wichtigsten Key Accounts und vertritt teils sogar noch den Vorstand. Eine massive Überlastung ist da vorpro­gram­miert. Das ist weder persönlich noch für Ihr Institut zielführend.

Erfreulich ist dagegen, dass sich Institute zunehmend profes­sionell gegenüber der nächsten Generation an Mitar­bei­tenden präsen­tieren. Auf Instagram und TikTok wird die Azubi-Generation angesprochen, während auf LinkedIn erfahrene Talente mit fachbe­zo­genen Inhalten angesprochen werden. Dort erhalten auch Fachkon­fe­renzen und Vorträge sowie neue Entwick­lungen und fachlicher Austausch gezielt Reichweite.

Ich beobachte, dass immer mehr Institute das Thema „Personal“ mit Ernst­haf­tigkeit und Profes­sio­na­lität nach vorne bringen. Und genau das braucht es, um die besten Kandi­daten für Ihr Institut zu gewinnen.

Mein Rat: Spiegeln Sie unter­neh­me­ri­sches Verständnis auch beim Perso­nal­ma­nagement wider

Zufrie­denheit, Fachkom­petenz und die allge­meine Stimmung in Ihrem Institut werden von Unter­neh­mer­kunden durchaus wahrge­nommen. Ihre Kunden spüren das und entscheiden häufig nach subjek­tivem Wohlfühl­faktor. Unter­neh­mer­kunden merken sehr genau, wie Ihr Institut aufge­stellt ist. Das können Sie auch proaktiv in Gesprächen thema­ti­sieren und das eigene Institut als Best Practice darstellen. Das wirkt und darf auch im Kredit­prozess eine Rolle spielen. 

Immerhin sind Ihre Unter­neh­mer­kunden für dieses Thema wahrscheinlich bereits sensi­bi­li­siert. So kann eine profes­sio­nelle Perso­nal­ab­teilung für das Unter­nehmen Ihres Kunden zum Beispiel in Verhand­lungen über den Kaufpreis oder bei der profes­sio­nellen Übergabe an Nachfolger im Rahmen des Genera­tio­nen­ma­nage­ments bedeutsam sein.

Gerade in der profes­sio­nellen Beratung von Familien­unternehmen im Firmen­kun­den­ge­schäft und von Unternehmer­familien im Private Banking spielt dieses Verständnis einer modernen, strate­gisch denkenden Perso­nal­ab­teilung eine zunehmend zentrale Rolle. Wenn Sie Unter­nehmer heute ganzheitlich begleiten wollen, müssen Sie als Gesprächs­partner auf Augenhöhe wahrge­nommen zu werden. Dafür braucht es echtes Verständnis für unter­neh­me­rische Herausforderungen.

Und die reichen eben längst über Bilanzen und kalte Zahlen hinaus: Fachkräf­te­si­cherung, Führungs­kräf­te­bindung und Nachfol­ge­planung sind in vielen Gesprächen zentrale Themen. 

Wenn Sie als Berater konkret und praxisnah aufzeigen können, wie das eigene Institut mit diesen Heraus­for­de­rungen umgeht – etwa über eine aktiv einge­bundene Perso­nal­ab­teilung –, schafft das Glaub­wür­digkeit und Vertrauen. Es zeigt, dass Sie nicht nur beraten, sondern auch selbst täglich unter­neh­me­risch denken und handeln. Genau das macht den Unter­schied in der Beziehung zu Unter­neh­mer­kunden – im Firmen­kun­den­ge­schäft wie im Private Banking.

Meine Kern-Erkenntnis: Etablieren Sie die Perso­nal­ab­teilung als Erfolgsfaktor!

Es braucht einen Paradig­men­wechsel bei der Bedeutung der Perso­nal­ab­teilung – weg von rein adminis­tra­tiver Stamm­da­ten­ver­waltung hin zur erwei­terten Rolle als:

  • Proak­tives Personalmanagement 
  • Strate­gi­scher Impuls­geber und Sparrings­partner für die Geschäftsführung 
  • Entlastung für das mittlere Management 

Das bedeutet: Bei Entwick­lungs­ge­sprächen präsent sein, Mitar­beiter begleiten und Talente entwi­ckeln. Und dafür braucht die Perso­nal­ab­teilung moderne Tools, aktuelle Daten­banken, gepflegte Kontakte, syste­ma­tische digitale Präsenz. Hier finden sich zahlreiche Überschnei­dungen mit Ihrer Rolle als Berater für Unter­neh­mer­kunden. Bedenken Sie: Selbst die größte Kirche der Welt setzt heute auf Perso­naler. Immerhin war der nun neu gewählte Papst Leo XIV. zuvor als Leiter des „Dikas­te­riums für Bischöfe“ tätig. Übertragen auf Unter­neh­mens­struk­turen ist das der Chef der Perso­nal­ab­teilung des Vatikans.

Insofern: „Habemus Personalabteilung!“

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

Keine neuen Artikel mehr verpassen und jetzt kostenfrei das Versteher-Magazin abonnieren!

Teilen Sie dies mit Ihrem Netzwerk:
Xing
LinkedIn
Follow by Email
RSS
Facebook
Twitter
Google+