Allein in den letzten 15 Jahren habe ich als Gründer und Geschäfts­führer des Instituts für Unternehmer­Familien (IFUF) erfolg­reich mehr als 3.000 Coachings durch­ge­führt. Über die Jahre habe ich so schon mehrere insti­tuts­in­terne Projekte und Maßnahmen kennen­ge­lernt, in denen durch standar­di­sierte theore­tische Struk­turen, Segmen­tie­rungen und Zielkar­ten­vor­gaben die Erträge optimiert werden sollen. Doch im Gespräch mit den Beratern und Führungs­kräften stellt sich dann häufig heraus: An der Realität „auf dem Spielfeld“ gehen diese Vorgaben oft weit vorbei. In diesem Artikel möchte ich Ihnen deshalb gerne näher­bringen, warum das so ist – und welche Struk­turen zum Erschließen zusätz­licher Erträge tatsächlich nützlicher wären.

Wenn Segmen­tie­rungen und Zielkarten am Kunden vorbeigehen

Im Rahmen meiner Coachings höre ich immer wieder direkt von Beratern und Führungs­kräften, dass man eigentlich viel mehr „vom Kunden her kommen“ möchte. Und nicht selten stellen Berater fest, dass auf ihren ganz neu struk­tu­rierten Segmen­tie­rungs­listen bestimmte besonders relevante (Ziel-)Kunden überhaupt nicht auftauchen. In manchen Fällen sind das Kunden, die mehr Ertrags­po­tenzial als die gesamte Liste zusammen haben. Doch sie fallen einfach durch die Segmen­tierung, da die entspre­chenden Schlüssel gar nicht auf sie ausgelegt sind.

An solchen Stellen zeigt sich recht deutlich, dass bestimmte Struk­tu­rie­rungs­systeme auf dem Papier gut aussehen und einfach für das Controlling sind, aber in der Praxis deutlich zu wünschen übrig lassen. Und genau darum geht es mir in diesem Artikel: Ich möchte darstellen, wie eine kundennahe Struk­tu­rierung und Segmen­tierung auf Basis der Praxis gelingen kann und sogar mehr Erträge erwirt­schaftet werden können.

Und auch an dieser Stelle möchte ich hervor­heben, was regel­mäßige Leser des Versteher-Magazins ohnehin schon wissen: Ich bin ein Fan von Messen, Zählen, Wiegen, Segmen­tieren, Taggen und so weiter. Doch all das muss mit Augenmaß statt­finden – also nur das messen, was wirklich sinnvoll ist, und darauf basierend praxis­taug­liche Struk­turen entwerfen!

Kunden­port­folios auf Basis der richtigen/wichtigen Parameter

Wenn ich gleich die aktuelle Situation bei den Kunden­port­folios durchgehe, dann sollten wir dabei im Kopf behalten, dass ich mich hier weiterhin auf Tipps für die Beratung von Familien­unternehmen und Unternehmer­familien beschränke. Also die beiden Felder, die aus meiner Sicht in Zukunft zu den wichtigsten überhaupt gehören, wenn es um die Maximierung der Erträge und die Durch­führung einer ganzheit­lichen Finanz­be­ratung geht. Aus genau diesem Grund glaube ich, dass dieses Segment im Gegensatz zum Privat­kun­den­ge­schäft nicht erfolg­reich durch­stan­dar­di­siert und voll automa­ti­siert werden kann. Der Firmen­kun­den­be­reich wird immer eine modulare Maßan­fer­tigung erfordern. In der Vergan­genheit habe ich das gerne mit MyMüsli verglichen: Eine gewisse Anzahl standar­di­sierter „Pakete“, die indivi­duell zusam­men­ge­stellt werden können.

Mir ist außerdem klar, dass alles, was ich dazu sagen werde, auch immer eine Frage der Manpower, der vorhan­denen Ressourcen sowie der regio­nalen Aufstellung des Instituts ist. Nicht zuletzt spielt auch die überge­ordnete EDV eine Rolle, bei der die Indivi­dua­lität des einzelnen Instituts oft verloren geht. Doch einige Beispiele zeigen, dass selbst im Bereich des Möglichen noch Punkte und Impulse vorhanden sind, an denen man ansetzen kann, um die Zielkarten und Segmen­tie­rungen des Instituts stärker auf Region, Kunden und Berater auszu­richten. Das verhindert Fehlsteue­rungen, wodurch sich wiederum Chancen für neue Erträge ergeben – insbe­sondere im Cross-Selling-Bereich.

Das Portfolio des Firmenkundenberaters

Zunächst wenden wir uns mal dem Firmen­kun­den­be­reich zu. In diesem Bereich sehe ich aktuell sehr heterogene Portfolios bei den Firmen­kun­den­be­ratern. Und die Erträge sprudeln – doch schaut man genauer hin, stellt man fest: Die Erträge kommen kaum aus dem Kernge­schäft, also dem, was in der Grafik oben mit einer roten Linie markiert ist. Das fällt freilich fast gar nicht auf, denn die Zielkarten der Berater beziehen sich meistens auf den gesamten Ertrag.

Und das bringt uns zum ersten Problem einer praxis­fernen Zielkar­ten­setzung: Welchen Grund hat ein Firmen­kun­den­be­rater, zum Beispiel einen Private-Banking-Kollegen mit zum Kunden zu nehmen, um Cross-Selling-Gelegen­heiten auszu­schöpfen? Sowohl die tatsäch­lichen Erträge als auch die Deckungs­bei­träge sind beim Firmen­kun­den­be­rater teilweise so hoch, dass dieser mit den mitunter deutlich kleineren Größen, mit denen Private-Banking-Berater hantieren, gar nichts zu tun haben möchte oder muss, um seine Ziele zu erreichen. Und das geht zulasten von Cross-Selling-Möglich­keiten, die im Private-Banking-Bereich zunächst klein erscheinen, aber auf Dauer riesige neue Erträge schaffen können – auf beiden Seiten. Also sowohl im Bereich Firmen­kunden als auch im Private Banking. Oder das Cross-Selling findet nur statt, weil es „von oben“ vorge­geben wurde – und das macht dann weder Ihnen noch Ihrem Kunden wirklich Spaß.

Mein Tipp an dieser Stelle ist, die Kunden­port­folios der Firmen­kun­den­be­rater im Institut anders zu segmen­tieren. Gibt es dort Muster – zum Beispiel vornehmlich Top-Familien­unternehmer –, dann fällt die Vorbe­reitung viel leichter und es lassen sich poten­ziell mehr Erfolge vom Private-Banking-Berater erzielen. Ergo wird das Cross-Selling für den Firmen­kun­den­be­rater wichtiger und er nimmt öfter mal den Kollegen zum Kunden mit. Bei der Zuweisung von derart segmen­tierten Portfolios kann man außerdem besser auf die Fähig­keiten der Berater eingehen – dann bekommt jeder Berater nur dieje­nigen Kunden zugewiesen, die wirklich zu ihm passen.

Stellen wir uns zwei Firmen­kun­den­be­rater vor. Der eine ist ein begeis­terter Fan von Geschäfts­mo­dellen, Strategie und Zukunfts­themen. Jahres­ge­spräche und Betriebs­be­sich­tigung sind für ihn ein Highlight und kein „Muss“. Und der zweite ist eher der Typ „Sachbe­ar­beiter“. Aber da extrem gut und mit voller Hingabe ein Fan von Routi­ne­auf­gaben. Warum also beiden ein Kunden­port­folio geben, das ähnlich ist, nur weil die Segmen­tie­rungs­kri­terien es so vorgeben. Im Zweifel sind beide frustriert. Im schlimmsten Fall auch der Kunde. Denn Berater 1 wird permanent über die Routi­ne­auf­gaben stöhnen und Berater 2 wird gezwungen, immer über aus seiner Sicht „ungelegte Eier und Zukunfts­musik“ zu sprechen. Das kommt beim Kunden nicht gut an. Denn der merkt schnell, ob jemand mit Herzblut dabei ist.

Exkurs: Sinnvolle Segmen­tierung am Beispiel Versicherungen

Ein sehr hetero­genes Portfolio kann auch in der Konkurrenz mit eventuell bereits vorhan­denen Spezia­listen beim Kunden zum Problem werden. Stellen Sie sich vor, Ihr Zielkunde hat einen spezia­li­sierten Makler, mit dem er bereits seit Längerem in einem bestimmten Versi­che­rungs­be­reich zusam­men­ar­beitet. Für einen Versi­che­rungs­profi aus dem Institut ist es in solchen Situa­tionen schwer, mit handfestem Fachwissen im Vergleich zum bereits etablierten Branchen­makler zu punkten. Denn ein stark gemischtes, hetero­genes Portfolio verhindert quasi von Natur aus das Bilden von branchen­spe­zi­fi­schem Fachwissen.

Ein Beispiel: Nehmen wir mal ein Institut mit 5 Firmen­kun­den­be­ratern, die jeweils 100 Verbünde bearbeiten. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind der Versi­che­rungs­profi für alle fünf Berater und damit für 500 Verbünde zuständig. Dann ist es für Sie praktisch unmöglich, jeden dieser (Ziel-)Kunden im Detail zu kennen und sich auf die Gespräche ausrei­chend vorzu­be­reiten – während der bereits etablierte Makler im Familien­unternehmen bereits sehr branchen­spe­zi­fisch agieren kann. Selbst­ver­ständlich könnte das Institut im weiteren Verlauf noch über die Versi­che­rungs-Verbund­partner auf Spezia­listen zugreifen. Doch so weit kommt es oft gar nicht, da das Gespräch schon beim ersten Versuch stecken bleibt, wenn sich heraus­stellt, dass der hinzu­ge­zogene Spezialist mit 500 Verbünden einfach nicht so ins Detail gehen kann, wie er gerne möchte.

Das Portfolio des Private-Banking-Beraters

Genau wie der Firmen­kun­den­be­rater stehen auch Private-Banking-Experten oft vor den Heraus­for­de­rungen zu hetero­gener Kunden­ver­bünde. Dazu kommen jedoch noch zwei weitere Aspekte:

  • In manchen Insti­tuten gibt es noch keine segment­reine Trennung von Private Banking und Private Banking für Unternehmer­familien. Das sorgt für ein zusätz­liches Maß an hinder­licher Hetero­ge­nität, da die beiden Zielgruppen völlig andere Services und Beratungs­an­sätze erfordern. Zum Beispiel sollte für Unter­nehmer und deren Familien, wie bereits angesprochen, ein indivi­du­el­leres Angebot ausge­ar­beitet werden als für Privat­kunden, die auch mit standar­di­sierten Lösungen zufrieden sind. 
  • Gerade im Private Banking wird noch häufig eine Segmen­tierung nach Region prakti­ziert. Das kann viele gute Gründe haben, etwa ein einfa­cheres Controlling oder das Kurzhalten der Fahrtwege zwischen Kunden. Doch das Ergebnis für den Berater ist wiederum ein sehr hetero­genes Portfolio. So ist es praktisch unmöglich, gesteuert Kunden mit Beratern zusam­men­zu­bringen, die ihnen auf Basis der Persön­lichkeit und des Branchen­wissens am nächsten stehen. Das Mensch zu Mensch (MzM) bleibt auf der Strecke und damit werden die Poten­ziale für Erträge nicht ausrei­chend ausgeschöpft. 

Auch diese Gründe sorgen dafür, dass heute im Private Banking Erträge oft nur aus dem Verwah­rentgelt erzeugt werden und weniger aus einer wirklichen ganzheit­lichen Private-Banking-Beratung.

Das Bench­marking – ist eine Neuori­en­tierung nötig?

Wie bereits erwähnt: Ich bin ein Fan davon, Leistung zu messen. Deshalb glaube ich auch daran, dass Bench­marking einen echten Nutzen für die Institute haben kann. Was ich jedoch immer wieder in meinen Coachings sehe, ist, dass in der Praxis häufig noch Äpfel mit Birnen verglichen werden. Dabei ergibt Bench­marking nur Sinn, wenn man sich mit Gleich­ar­tigen vergleicht – also mit den eigenen Konkur­renten im eigenen Geschäftsgebiet.

Ich nehme an dieser Stelle gerne das Beispiel aus dem Fußball, wo heute Tausende unter­schied­liche Statis­tiken pro Spieler geführt werden: Laufweg, Häufigkeit Ballbesitz, gewonnene Zweikämpfe etc. Doch zu guter Letzt geht es beim Punkte­stand einzig um die eine Sache: Wer hat die meisten Tore geschossen? Als Jürgen Klopp noch bei Dortmund war, hatte er mal eine inter­es­sante Feststellung gemacht. Dortmund wurde damals immer mit Bayern München verglichen und Klopp meinte dazu nur sinngemäß: „Was inter­es­siert mich Bayern München? Wenn es 102 Punkte zu verteilen gibt und nur 6 davon gegen Bayern, dann ist das Problem nicht, dass Bayern 6 Punkte bekommt, sondern dass wir gegen die anderen Mannschaften von den restlichen 96 Punkten zu viele liegen lassen.“ Übrigens wird Bayern München wiederum inter­na­tional mit Mannschaften wie Real Madrid oder Liverpool verglichen und regional mit der Bundesliga. Dann gilt: Brillieren sie im inter­na­tio­nalen Vergleich, dann brillieren sie sowieso in der Bundesliga – doch brillieren sie in der Bundesliga, bedeutet das nicht zwangs­läufig, dass sie auch im inter­na­tio­nalen Vergleich liefern.

Jetzt stellen Sie sich mal vor, Ihr Institut sieht noch Nachhol­bedarf bei der eigenen Peergroup – andere Institute mit ähnlich hohen Bilanz­summen bringen einfach mehr Leistung und fahren mehr Erträge ein. Dann suchen Sie intern erst mal nach dem Problem: Ist unsere Strategie falsch? Sind unsere Mitar­beiter nicht ideal aufge­stellt? Hapert es an der EDV? Dabei wäre es am sinnvollsten, zunächst zu fragen: Warum vergleichen wir uns eigentlich mit diesen anderen Insti­tuten? Weil sie gleich groß sind? Weil sie ähnliche Bilanz­summen haben? Obwohl diese anderen Institute vielleicht Hunderte von Kilometern entfernt sitzen und mit ganz anderen regio­nalen Situa­tionen arbeiten?! Es macht beispiels­weise einen deutlichen Unter­schied, ob man eher im ländlichen oder im städti­schen Bereich tätig ist. Ein städti­sches Institut benötigt weniger Mitar­beiter, da in der Stadt alles gedrängter ist – das eher ländliche Institut ist wiederum gezwungen, sich dezen­traler zu organi­sieren, wodurch mehr Mitar­beiter benötigt werden. Und selbst­ver­ständlich siedeln sich in ländlichen Gebieten andere Arten von Familien­unternehmen an – weniger Produk­ti­ons­un­ter­nehmen, eher landwirt­schaft­liche und handwerk­liche. Wollen Sie das wirklich mitein­ander vergleichen, bloß weil die Bilanz­summen der Institute ähnlich groß sind?

Ich rate Ihnen, Ihr Institut mit Wettbe­werbern zu vergleichen, die sich unter denselben regio­nalen Umständen um dieselben Kunden bemühen. Und übrigens: Setzen Sie diese Logik am besten auch bei Ihren Kunden an. Im IFUF hören wir immer wieder von Unter­nehmern, dass sie es unfair finden, von Finanz­in­sti­tuten im Rating immer auf Basis pauschaler Schlüssel statt auf Basis der wirklich praxis­re­le­vanten Vergleichs­maß­stäbe bewertet zu werden.

Lassen Sie mich Ihnen ein in der Realität statt­ge­fun­denes Beispiel geben: Ich hatte mal ein Gespräch mit dem Leiter Private Banking eines Instituts, der von seinen Verbund­partnern eine Liste der Wertpapier-Absätze bekam, um zu sehen, wie sein Private Banking im Vergleich zu anderen Insti­tuten steht. Die Zahlen waren eher mittel­mäßig und er musste sich dann bei der nächsten Vorstands­sitzung dafür recht­fer­tigen. Doch nach der Sitzung kam ihm eine Idee: Er rief einfach mal bei den Top-5-Insti­tuten auf der Liste an, um direkt nachzu­fragen: Haben Sie ein ganzheit­liches Private Banking oder sind Sie eher wertpa­pier­lastig? Kommen Ihre Erträge eher von Unter­neh­mer­kunden oder Privat­kunden? Und wie viel davon kommt allein aus dem Verwah­rentgelt? Das Ergebnis: Die Institute arbei­teten vor allem mit Wertpa­pieren, waren im Firmen­kunden-Bereich längst nicht so aktiv wie bei den Privat­kunden – und ehrlich gesagt kamen die meisten Erträge durch die Einführung des Verwah­rent­geltes und daraus resul­tie­rende Umschich­tungen in die Verbund­fonds. Es stellte sich also heraus, dass sein eigenes Institut im wichtigen Segment des Private Banking für Unter­neh­mer­kunden weit vorne war. Und das Verwah­rentgelt war in seinem Institut ohnehin schon längst abgehandelt und floss gar nicht mehr in seine aktuellen Zahlen ein. Das erklärte er dann auch dem Vorstand, der mit einem Mal einen wesentlich diffe­ren­zier­teren Blick mit mehr Kontext als zuvor auf die Sache werfen konnte – denn vorher hatte er ja nur die reinen Vergleichs­zahlen eines spezi­fi­schen Produktbereichs.

Deshalb auch hier wieder mein Rat: Messen und Vergleichen ja, aber mit Verstand, mit Augenmaß und immer im richtigen Kontext! Vergleiche geben lediglich verfäl­schende Zahlen, wenn die beiden Vergleichs­ob­jekte nicht unter zumindest ähnlichen Bedin­gungen gegen­über­ge­stellt werden. Erst, wenn das gewähr­leistet werden kann, ist es auch sinnvoll für die Mitar­beiter, nach den Sternen zu greifen und sich nicht nur mit der Mitte zu messen. Sonst heißt es am Ende lediglich: „Mittelmaß blieb Mittelmaß, weil man immer nur das ‚Mittelʻ maß.“

Segmen­tierung – nach welchen Kennzahlen?

Ich bleibe gerne dabei: Die Segmen­tierung ist wichtig und sollte auf jeden Fall durch­ge­führt werden. Aller­dings wird die Segmen­tierung in vielen Insti­tuten noch immer nach dem Muster „Firmen­umsatz > x“ oder „Depot­vo­lumen > x“ durch­ge­führt, da das für das Controlling leichter ist. Wie wir jedoch bereits zu Beginn dieses Artikels gesehen haben, hängt der Erfolg des Beraters auch von der Schlüs­selung und Verzielung ab. Für den Gesamt­erfolg beim (Ziel-)Kunden wäre also eine Segmen­tierung nach folgenden Punkten deutlich sinnvoller:

  • Ist-Deckungs­beitrag 
  • Potenzial für zukünftige Deckungsbeiträge 
  • Betreu­ungs­in­ten­sität / Beratungsbedarf 

Auf Basis dieser Punkte lässt sich heraus­finden, welche Ihrer Kunden dem Top-Unter­neh­mens­segment zugeordnet werden können und dementspre­chend an welche Berater aufge­schlüsselt werden können. Für die Kollegen im Controlling mag das zunächst etwas aufwen­diger klingen – und das ist es auch. Doch eine derartige Segmen­tierung ist näher an der Realität und erzeugt in der Praxis größere Erfolge, da Kunden und Berater passender aufein­ander aufge­schlüsselt werden können.

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist in diesem Zusam­menhang die Anzahl der Kunden­ver­bünde pro Berater. In meinen Seminaren und Coachings werde ich sehr häufig gefragt, was hier denn wohl die beste Kombi­nation sei. Ich sage dann immer: Das ist auch von der Art der Kunden­ver­bünde abhängig. Ein Berater, der es mit den absoluten Top-Unter­neh­mer­kunden des Instituts zu tun hat, sollte quali­tativ andere Schlag­zahlen liefern können als derjenige, der wiederum eher Handwerks­be­triebe und ähnliche Unter­nehmer berät.

Das Prinzip ist einfach: Langfristig ist es besser, auch mal einen Berater zu haben, der lediglich 25 Top-Kunden betreut, dafür aber alles sauber durch­führen kann und bei den Kunden eine hohe Zufrie­denheit erzeugt. Es macht wenig Sinn, diesem Berater aus organi­sa­to­ri­schen Gründen 200 Verbünde mit hoher Schlagzahl zuzuweisen, wenn dadurch schon absehbar ist, dass jeder einzelne Kunde dann eventuell aus Zeitgründen nicht die Beratung bekommt, die er braucht. Erträge erzeugt der Berater freilich auch mit 200 Verbünden – aber weit entfernt davon, was eigentlich pro Kunde möglich ist. Rufen Sie sich gern dazu nochmals die Erfolgs­formel aus diesem Artikel ins Gedächtnis.

Zielsetzung – gerne ambitio­niert, aber realistisch!

Ein festes Ziel vor Augen gibt Ihnen den Antrieb, den Sie brauchen. Das ist in Produk­ti­ons­un­ter­nehmen nicht anders als in Ihrem Institut. Kein profes­sionell geführtes Unter­nehmen kann ohne Ziele existieren und wer nicht mit einer festen Zielsetzung (i.d.R. keine „Verein­barung“, sondern Vorgabe!) umgehen kann, der ist heutzutage im Vertriebs­be­reich wirklich falsch aufgehoben.

Doch wie immer sollten auch diese Ziele genau durch­dacht sowie sauber und klar ausfor­mu­liert sein. Machen Sie im Institut Ihre Ziele einzig am Deckungs­beitrag fest, sorgt dies in Verbindung mit festen Kunden­port­folios dafür, dass sich die Berater lediglich auf dieje­nigen Kunden fokus­sieren, bei denen das Geschäft ohnehin schon gut läuft. Diese bringen leichter Erträge, die wiederum den Deckungs­beitrag unter­stützen. Fließt in die Verzielung wiederum vor allem die Menge und Art der Kunden ein, dann richtet sich der Berater danach. Hat er dann beispiels­weise fünf Ziele vorge­geben, richtet er sich nur nach diesen fünf Zielen. Warum auch nicht? Alles andere hilft ihm nicht, die Zielvor­gaben einzu­halten. Im schlimmsten Fall wird er für alles, was darüber hinausgeht, sogar noch bestraft – mehr dazu später.

Ich sehe es heutzutage immer öfter, dass Zielset­zungen nach folgendem Muster ablaufen: Es gibt zunächst eine Vielzahl an Optionen, und dem Berater wird dann situa­ti­ons­be­dingt genau gesagt, was er zu tun hat. Das hat den Nachteil, dass man seine Berater so dazu bringt, nicht mehr selbst­ständig zu agieren und zu reagieren – denn sie sind es gewohnt, in jeder Situation von den Führungs­kräften genau gesagt zu bekommen, was sie zu tun haben. Der Berater wird also – man verzeihe mir den Ausdruck – zum „dressierten Affen“, der nicht mehr eigen­ständig denkt, sondern nur auf Kommando einstu­dierte Kunst­stückchen aufführt. Ich bin mir sehr sicher: Das wollen weder die Vorstände noch die Führungs­kräfte und schon gar nicht die Berater und Kunden. Aber so wird es kommen, wenn Segmen­tie­rungen und Ziele nur rein statis­tisch gedacht und gemacht werden. Der derzeit hippe Gedanke der Standar­di­sierung und Digita­li­sierung ist dann das Kerosin im Feuer. Das werden sich starke und selbst­be­wusste Top-Berater auf Dauer nicht gefallen lassen.

Eine gut diffe­ren­zierte, kommu­ni­zierte und ausge­gli­chene Verzielung ist also essen­ziell für die Beratung. Wurde zuvor sinnvoll segmen­tiert und geschlüsselt, sollte das auch kein Problem darstellen. Bedenken Sie bei der Ausar­beitung von Zielen nur, dass diese zwar gerne hochge­steckt sein dürfen, aber sie sollten dennoch realis­tisch erreichbar sein. Zu ambiti­onslose Ziele sorgen für wenig Erfolg beim Kunden, unrea­lis­tische für Frust beim Berater. Eine perfekt ausge­gli­chene Zielsetzung sorgt für Akzeptanz und Verständnis beim Berater und nachhal­tiges Wachstum im Institut.

Spezi­fisch möchte ich Sie noch vor einer Falle warnen, in die manche Institute bei der Zielsetzung tappen und die ein hohes Frust­po­tenzial für Berater hat: Stellen Sie sich vor, Sie haben für 2021 ein Ziel von 100 Einheiten und die Verzielung für 2022 soll +5 % sein. Jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie als Berater in 2021 aufgrund von Glück oder einer plötz­lichen positiven Entwicklung 120 Einheiten geschafft haben. Dann müssten Sie 2022 immer noch +5 %, also 126 Einheiten, erreichen. Sie können sich vorstellen, dass das beim Berater nur für zusätz­lichen Frust sorgt. Denn für ihn wirkt das so, als würde er, wie oben im Artikel bereits angedeutet, für zusätz­lichen Erfolg bestraft. Und nur, weil 2021 überra­schend mehr heraus­zu­holen war, bedeutet das nicht, dass man 2022 sogar noch einen drauf­setzen kann. Die Rahmen­be­din­gungen können dann völlig anders sein und ein lineares Wachstum unmöglich.

Bei der Zielsetzung sollte also indivi­du­eller auf die Situation am Markt einge­gangen werden, ohne bereits vergangene Sonder­fak­toren pauschal in die zukünftige Planung einzu­rechnen. Das schafft Vertrauen beim Berater, verhindert Frust und sorgt gleich­zeitig für ein gutes Geschäfts­er­gebnis. Teil der Zielsetzung sollte es also sein, dass die Erfolgs­analyse kontext­be­zogen vergleicht und nicht zu pauschal nach „einfachen“ Bench­marks entscheidet, zum Beispiel nur nach Bilanz­summe. Regionale Faktoren, regional abhängige Kunden­arten und Geschwin­digkeit, Einschrän­kungen durch die vorhandene EDV – all das sind Faktoren, die den Berater unter­stützen oder ihm hinderlich sein können. Und sie gilt es, in die Bewertung mit aufzu­nehmen. Nur so wird man Schritt für Schritt immer besser und baut gemeinsam etwas Großes auf, anstatt lediglich für Frust unter den Beratern zu sorgen.

So lässt sich Fehlsteuerung vermeiden

Wir haben uns nun gemeinsam den Status quo im Bench­marking sowie in der Segmen­tierung, Schlüs­selung und Zielsetzung angeschaut, ebenso wie die möglichen Heraus­for­de­rungen, die in all diesen Bereichen entstehen können oder sogar in vielen Insti­tuten bereits bestehen. Es liegt jetzt an Ihnen, all diese Bereiche in Ihrem Institut zu analy­sieren und eventuelle Kurskor­rek­turen vorzu­nehmen. Denn Fehlsteue­rungen in diesen Bereichen sorgen dafür, dass die Zahnräder Ihres Instituts zu viel Reibungs­wi­der­stand generieren – und die Optimierung dieser Bereiche kann dafür sorgen, dass Sie zusätz­liche Erträge erschließen, insbe­sondere im Cross-Selling-Bereich.

Darüber hinaus gibt es für die Berater im Institut noch einen weiteren deutlich positiven Effekt, wenn man in all diesen Bereichen mit Verstand und Augenmaß optimiert: Es bleibt endlich wieder Zeit für die wirklich spannenden Aspekte der Berater­tä­tigkeit, wie etwa Betriebs­be­sich­ti­gungen. Diese sind nicht mehr „Zeitver­schwendung“, da man sich eigentlich noch um 200 weitere Verbünde kümmern müsste oder noch 20 Ziele zu erfüllen hat. Das sorgt für Zufrie­denheit beim Berater, was sich in einer besseren Beratung nieder­schlägt, die wiederum ordentlich Eindruck beim Kunden macht. So erarbeitet man sich ohne viel Aufwand Vertrauen, um auch mal einen Kollegen aus einem anderen Bereich vorzu­stellen und die Erträge zu maximieren. Aus diesem Grund wünsche ich Ihnen abschließend nicht nur mehr Effizienz und zusätz­lichen Erfolg, sondern vor allem: viel Spaß in einem der spannendsten Berufe, die man sich vorstellen kann!

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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