Zunächst einmal wünsche ich Ihnen allen ein frohes neues Jahr 2024 und nachträglich einen guten Start in die Zukunft. Denn diese hat bereits begonnen und wir sind schon mittendrin! Bei Unter­nehmern sowie bei vielen Finanz­in­sti­tuten ist dieses Bewusstsein auch bereits angekommen, wie ich Ende letzten Jahres erfreut feststellen konnte: Wie immer habe ich vor dem Jahres­wechsel als Gründer und Geschäfts­führer des Instituts Für Unternehmer­Familien (IFUF) viele Gespräche mit unseren Mandanten geführt, vom Unter­nehmer bis zum Bankvor­stand und vom Leiter Firmen­kunden über Leiter Markt­folge Aktiv bis zum Leiter Private Banking. Im Rahmen dieser Gespräche habe ich einen guten Eindruck gewinnen können, mit welcher Stimmung wir in das Jahr 2024 starten.

Pessi­mis­tisch oder optimis­tisch? Wie fängt 2024 an?

Natürlich: Diese Gespräche zum Jahres­wechsel waren bewusst keine fokus­sierten Strate­gie­dis­kus­sionen. Da ging es also nicht nur um harte Zahlen und Fakten, sondern auch schon mal einfach darum, wo der Gegenüber denn 2023 im Urlaub war. Glauben Sie mir: solche lockeren Gespräche verraten Ihnen manchmal mehr über den Blick­winkel Ihres Gegen­übers als das reine Wälzen von Daten­sätzen. Da frage ich dann gerne, wie zufrieden man generell mit dem letzten Jahr war, welche Pläne man für das nächste hat, wie man den Markt generell sieht und welche Themen man im kommenden Jahr anpacken kann oder muss. Bei den Gesprächen mit der Entschei­dungs­ebene der Banken frage ich dann gern auch, was diese selbst aus dem Kunden­umfeld hören, wie es aussieht mit Kredit­aus­las­tungen, Kredit­nach­fragen (Produktion, Maschinen etc.), Cashpro­blemen, Insol­venzen etc. sowie die aktuelle Lage auf der privaten Vermö­gens­seite der (Ziel-)Kunden – also was die Unter­neh­mer­kunden den Banken kommunizieren.

Aus meinen Gesprächen mit beiden Seiten kann ich vor allem zwei Erkennt­nisse über die Stimmung ziehen, mit der wir in 2024 starten:

  1. Neben dem typischen „es könnte besser gehen“ sehe ich aktuell keine Panik, kein Gefühl der Bedrängung und kein „wir müssen dringend das Ruder rumreißen“. 
  2. Typische Heraus­for­de­rungen wie Fachkräf­te­mangel, Digita­li­sierung (und Digita­li­sie­rungs­ge­schwin­digkeit), Energie­preise etc. sind dennoch in allen Köpfen präsent – mal mit mehr, mal mit weniger Handlungsdruck. 

Darüber hinaus machen sich alle Gesprächs­partner über typisch deutsche Themen Sorgen, beispiels­weise den hohen Bürokra­tie­aufwand. Doch eine besonders wichtige Erkenntnis konnte ich tatsächlich durch die Frage erlangen, die Sie mögli­cher­weise schon im letzten Absatz stutzig werden ließ: „Wo waren Sie 2023 im Urlaub?“ Denn die Eindrücke, die meine Gesprächs­partner von ihren Urlaubs­zielen mitbringen, färben auch den Blick auf die Heimat. Zum Beispiel berich­teten mir dieje­nigen, die ihren Urlaub 2023 in Asien oder den arabi­schen Ländern verbracht haben, dass man uns dort bei Themen wie Techno­logie, künst­liche Intel­ligenz und Mobilität gefühlt schon weit voraus ist, weil man sie ganz praxis­ori­en­tiert anpackt. Was auch daran liegen mag, dass man dort mit Heraus­for­de­rungen wie dem Daten­schutz ganz anders umgeht.

Die Lebens- und Verhal­tens­weisen dieser Länder mögen mit unseren kaum kompa­tibel wirken – aber lernen kann man davon dennoch. Und das sollten wir auch, denn meine Gesprächs­partner stellten immer wieder die These auf, dass man uns im Ausland immer weniger „kopiert“, und auch kaum noch Kaufin­teresse an deutschen Firmen besteht. Das mag für Ihre mittel­stän­di­schen Unter­neh­mer­kunden weniger akut sein als für die ganz großen Global Player. Doch auch die Ergeb­nisse der neuesten PISA-Studie legen nahe, dass wir eher selten noch unter den ersten Rängen mitspielen. Wir sind in vielen Bereichen mittler­weile eher die Bundesliga als die Premier League. Dass wir da von zwei ganz unter­schied­lichen Quali­täts­leveln sprechen, dürfte wirklich allen Fußball-Fans klar sein. Auch wenn hin und wieder mal eine deutsche Mannschaft die Champions League gewinnt, ändert das am generellen Trend nichts. Gefühlt ist die Bundesliga Durch­lauf­station für auslän­dische Talente geworden. Eigen­ge­wächse werden eher selten von den großen Klubs in Europa gekauft. Und so kommt es einem auch vor, bei dem, was man liest und hört, dass unsere Topta­lente in Wissen­schaft, Wirtschaft und IT dann lieber ins Ausland gehen, als hier ihr Potenzial auszu­schöpfen. Das nennt man auf Neudeutsch: Brain Drain, den „Abfluss von Intel­ligenz und Verstand“.

Wie bereiten Sie sich gut auf 2024 vor?

Meine Erkennt­nisse über die Stimmung der Unter­nehmer lassen sich gut in handfeste Handlungs­emp­feh­lungen übersetzen: Zunächst einmal wird wichtig werden, dass Sie sich noch stärker mit Logik- und Handlungs­ketten beschäf­tigen. Denn wie gesagt: Obwohl die aktuelle Entwicklung des Wirtschafts- und Techno­lo­gie­standorts Deutschland für Mittel­ständler zunächst wenig akut wirkt, können auch Ihre Kunden irgendwann betroffen sein, da sie Teil der Wertschöp­fungs­kette sind. Es ist nur eine Frage der Zeit. Genau so, wie wir alle durch die wachsende Konkurrenz aus dem Ausland betroffen sein werden. Das geht zwar gefühlt nur Schritt für Schritt. Aber genau dort liegt das Risiko: Wer diese Entwicklung verschläft, hat bald keine Möglichkeit mehr, zu reagieren.

Ich rate Ihnen also: Machen Sie Ihren Unter­neh­mer­kunden klar, dass die Zukunft bereits begonnen hat, und nehmen Sie auch selbst an ihr teil. Künst­liche Intel­ligenz ist dafür ein gutes Beispiel. In Zukunft werden Sie diese immer stärker verwenden, und auch in Ihrem Institut wird vielleicht bereits daran gearbeitet, die Daten­basis für deren umfas­sende zukünftige Anwendung zu erstellen.

Generell wird es für Analysten und Firmen­kun­den­be­rater wichtiger werden, Chancen und Risiken zu erkennen. Denn aus dem vorlie­genden Daten­ma­terial der Bilanzen und GuVs ist nur die Vergan­genheit zu erkennen – immer mehr reine Maschi­nen­aufgabe. Die Zukunft zu verstehen, ist Aufgabe von uns Menschen. Und auch Sie als Private-Banking-Berater werden sich auskennen müssen, um deren Auswir­kungen auf das Privat­ver­mögen der Kunden einschätzen zu können. Denn das Privat­ver­mögen wird wieder mehr in die Kredit­ver­ga­be­pro­zesse einbe­zogen werden, weshalb Ihre Kunden wieder verstärkt Vermö­gens­auf­stel­lungen einreichen werden. Das bedeutet für Sie, dass Sie zukünftig viel mehr Infor­ma­tionen über die Privat­ver­mögen Ihrer Kunden, auch bei anderen Insti­tuten, haben werden. Das sind enorme Vertriebschancen.

Und für alle gilt weiterhin: Machen Sie so viele Betriebs­be­sich­ti­gungen wie möglich bei Ihren Unter­neh­mer­kunden, denn das dort gewonnene Verständnis für deren tägliche Arbeit, die Wertschöp­fungs­ketten etc. übertrumpft jede Erkenntnis, die Sie rein vom Papier erlangt haben.

Die Zukunft ist da – gestalten Sie sie mit!

Wir alle sind bereits mittendrin in diesen Entwick­lungen und Umbrüchen. Auch wenn Sie vielleicht privat noch gar nichts davon mitbe­kommen haben. Und diese Entwick­lungen gehen schnell, auch wenn es manchmal nicht so wirkt. Deshalb wird unsere Wirtschaft zum Handeln gezwungen werden, und zwar schneller, als es sich mancher erhofft hat. Als Finanz­be­rater sind Sie ein entschei­dender Teil dieser Entwicklung. Genießen Sie das und nutzen Sie die Chance, die Zukunft mitzu­ge­stalten. Denn Sie sind die entschei­dende Unter­stützung für Unter­nehmer, um weiterhin produ­zieren und Mitar­beiter in Ihrer Region beschäf­tigen zu können. Und Sie sind wichtige Unter­stützer beim Aufbau, Erhalt, Vermehrung und Weitergabe des privaten Vermögens. Nutzen Sie die daraus entste­hende Chance auf gestei­gerte Erträge. 

Ich wünsche Ihnen jetzt schon ein erfolg­reiches Jahr 2024!

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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