Bei der finan­zi­ellen Beratung von Famili­en­un­ter­nehmern hat sich in den letzten Jahren eine Strategie besonders hervor­getan: Die Tandem-Beratung. Denn nur die ganzheit­liche Beratung auf Firmen­kunden- sowie Private Banking-Seite bringt Unter­nehmern heute noch einen spürbaren Mehrwert – und generiert zugleich signi­fi­kante Erträge außerhalb des normalen Firmenkundenkreditgeschäfts.

Im Zuge der über 2.500 Coachings, bei denen ich Finanz­dienst­leister auf die Arbeit mit Famili­en­un­ter­nehmern vorbe­reiten konnte, wurde eines jedoch immer wieder deutlich: Erfolg­reiche Tandem-Teams, die sich innerhalb der vorge­schrie­benen Rahmen­be­din­gungen indivi­duell positio­nieren und das Finanz­in­stitut so diffe­ren­ziert am Markt präsen­tieren können, bestehen nicht nur aus Beratern. Auch auf Vorstands- und Führungs­ebene müssen die entspre­chenden Voraus­set­zungen geschaffen werden.

In diesem Artikel gebe ich Ihnen deshalb einige direkt anwendbare sowie mittel- und langfristige Tipps zur effek­tiven Planung und Durch­führung von Tandem-Beratungen auf allen drei Ebenen. 

Vorstände und Geschäfts­führer – Die strate­gische Planung

An der Geschäfts­führung liegt es zunächst, eine klare Definition zu erstellen, wohin sich die Bereiche Firmen­kunden und Private Banking entwi­ckeln sollen. Diese Ziele müssen so ausge­ar­beitet werden, dass sie den Bedürf­nissen der Unter­neh­mer­kunden entsprechen und dass der Erfolg oder Misserfolg beim Erreichen der Ziele nachvoll­ziehbar und messbar ist. So kann gegen­ge­steuert werden, falls eine Strategie langfristig doch nicht aufgehen sollte. 

Im Rahmen dieser Zielsetzung liegt es an den Vorständen oder Geschäfts­führern, einige kurzfristige Strategien zu entwi­ckeln, die vor allem der Abwicklung des Tages­ge­schäfts dienen:  

  • Vision / Ziele kommu­ni­zieren: Dies sollte sowohl intern als auch extern geschehen. So wird Kunden kommu­ni­ziert, wofür das eigene Institut steht, während Mitar­beiter in das richtige Mindset für die strate­gie­ge­treue Durch­führung versetzt werden.  
  • Unter­stützung der Mitar­beiter: Vorstände oder Geschäfts­führer sollten im Rahmen ihrer Möglich­keiten direkt beim Kunden­kontakt mithelfen. Beispiels­weise lassen sich Unter­nehmer manchmal von „beson­deren“ Terminen überzeugen, wenn diese direkt über das Vorstands­se­kre­tariat des Instituts termi­niert werden.   

Mittel­fristig muss der Vorstand vor allem die Struk­turen des Unter­nehmens im Auge behalten: 

  • Unter­neh­mens­struk­turen an die Grund­satzidee anpassen: Dies sollte nach dem Definieren der Unter­neh­mensvision zur Beratung von Familien­unternehmen und Unternehmer­familien möglichst bald passieren und beinhaltet auch das interne Abstimmen der Ausein­an­der­setzung zwischen standar­di­sierten und indivi­dua­li­sierten Ansprüchen der Zielgruppe.   

Der langfris­tigen Strate­gie­planung kommt im Vorstands­be­reich eine besondere Bedeutung zu: 

  • Vernet­zungen schaffen: Aufbau, Inhalt und Abläufe der Firmen­kunden- und Private Banking-Bereiche müssen noch enger mitein­ander vernetzt werden, um die für eine erfolg­reiche Tandem-Beratung nötigen Synergien zu schaffen. 
  • Interne Balance und Harmonie schaffen: Mit Blick auf zukünftige Entwick­lungen kann davon ausge­gangen werden, dass die Beratung von Familien­unternehmen und Unternehmer­familien in der Ertrags­ge­ne­rierung eine noch viel größere Bedeutung bekommen wird. Dies sollte nicht als Belastung, sondern als Chance gesehen und intern wohlüberlegt kommu­ni­ziert werden. Sodass zum einen die betrof­fenen Geschäfts­be­reiche bestärkt werden, andere sich jedoch nicht demoti­viert oder bedeu­tungslos fühlen.  
  • Gesamt­un­ter­neh­mens­stra­tegie prüfen / anpassen: Diverse Aspekte der Geschäfts­führung müssen an die definierte Vision angepasst werden, wodurch sich wiederum die spezi­fi­schen Ziele ergeben, die bei Firmen­kunden erreicht werden sollen. Das „Strate­giehaus“ bietet einen grafi­schen Überblick:

Führungs­kräfte – Die organi­sa­to­rische Planung

Als Führungs­kraft arbeitet man vor allem als Binde­glied zwischen den vom Vorstand festge­legten Zielen und Ideen einer­seits und den prakti­schen Überle­gungen, die das Tages­ge­schäft auf Ebene der Berater bestimmen, anderer­seits. Idealer­weise sollten sich alle invol­vierten Führungs­kräfte nach der Definition der Institutsziele und den daraus resul­tie­renden Bereichs- bzw. Ressort­zielen durch den Vorstand zusam­men­setzen und erörtern, wie sich diese im tagtäg­lichen Arbeits­ablauf verwirk­lichen lassen. 

Auf strate­gi­scher Ebene können Führungs­kräfte außerdem einige Tipps befolgen, die bei der Planung der Abläufe helfen und die hier noch in größerem Detail nachge­lesen werden können: 

  • Entwicklung der Mitar­beiter: Führungs­kräfte müssen überlegen, welches Fachwissen zukünftig benötigt wird, welches aktuell schon vorhanden ist und wie Mitar­beiter gemäß der Anfor­de­rungen weiter­ent­wi­ckelt werden können. Bei einer bereits etablierten Segment­reinheit kann dies wesentlich zielge­rich­teter reali­siert werden. 
  • Koordi­nierung der Zielkarten und Deckungs­bei­trags­zu­ordnung: Beide Aspekte müssen aufein­ander abgestimmt und gegebe­nen­falls angepasst werden.  
  • Etablierung von Führungs-Tandems: Berater-Tandems aus Private Banking- und Firmen­kun­den­be­rater werden immer auch von einem Führungs-Tandem geführt – dieses sollte entspre­chend einge­spielt sein.   

Sind die strate­gi­schen Aspekte ausge­ar­beitet, muss das Tages­ge­schäft im Detail angegangen werden: 

  • Führungs­stra­tegie in Regeln nieder­legen: Das Führungs-Tandem sollte eine Art Spielregelbuch für die Führung der Berater ausar­beiten und danach handeln. Dieses Regelbuch sollte inhaltlich nicht ausufernd sein und unmiss­ver­ständlich die Rahmen­be­din­gungen der Zusam­men­arbeit definieren. 
  • Aktive Unter­stützung des Berater-Tandems: Das Führungs-Tandem muss seine Berater von Trainings­ge­sprächen bis zum eigent­lichen Kunden­ge­spräch und dessen Nachbe­ar­beitung aktiv unter­stützen.  
  • Hilfe bei der Kunden­auswahl: Die Führungs­kräfte sollten Berater bei der Auswahl der Kunden abhängig vom Ertrags­po­tenzial unter­stützen. Hilfreich ist in diesem Bereich folgende Grafik, die hier bereits erklärt wurde:   

Berater – Konkrete Gesprächs­führung 

In meinem Artikel „Neulich beim Kunden: Berater im Tandem“ habe ich bereits im Rahmen eigener Beobach­tungen bei einem Kunden­ge­spräch die Rolle der Berater im Tandem-Gespräch beleuchtet. Der Artikel kann nicht nur als Inspi­ration genommen werden – sondern als konkrete Liste von Tipps für die erfolg­reiche Umsetzung eines Kunden­ge­sprächs. Wer sich dieje­nigen Punkte, die bereits befolgt werden, markiert, erhält schnell eine Liste an Tipps, die noch umgesetzt werden können, um die Beratung weiter zu optimieren. Eine solche Liste beinhaltet am Ende oft folgende Punkte:  

  • Klare Spiel­regeln: Die Berater-Duos müssen unter­ein­ander ausmachen, wer beim Kunden für was zuständig ist und was wann wie von wem gesagt wird.  
  • Genaue Abläufe definieren: Was ist der Rahmen des Gesprächs, welche Daten und Infor­ma­tionen sollen aufge­ar­beitet werden – all dies sind Fragen, die im Vorfeld eng mitein­ander koordi­niert werden sollten.  
  • Praktische Nieder­legung als „Drehbuch“: Die ausge­ar­bei­teten Punkte lassen sich in einer Art Drehbuch festhalten, welches den Ablauf des Gesprächs im Vornherein skizziert.  
  • Klare Kommu­ni­kation über den mitge­nom­menen Berater: Tandem-Gespräche werden meist über den Firmen­kun­den­be­rater organi­siert. Dem Kunden sollte also kommu­ni­ziert werden, dass der Private Banking Berater zu dem Gespräch mitkommt und was er dazu beitragen kann. 
  • Tandem-Gespräche vorher üben: Die Erstvor­stellung des Private Banking Beraters, die Überleitung sowie das eigent­liche Gespräch sollten vorher eingeübt werden – da bei Unter­neh­mer­kunden meist hohe Poten­ziale schlummern, was sie als „Übungs­puppen“ ungeeignet macht. 

Erfolg (er)schaffen

Wer diese Tipps gewis­senhaft befolgt, hat gute Chancen auf erfolg­reiche Tandem-Beratungs­ge­spräche, da im Institut alle drei invol­vierten Ebenen inein­an­der­greifen und sich gegen­seitig unter­stützen. Doch aller Anfang ist schwer und deshalb sollten zur Etablierung einer effek­tiven Tandem-Beratungs­stra­tegie zunächst die unkom­pli­zier­testen Kunden durch Teams beraten werden. So können alle invol­vierten Mitar­beiter und Führungs­kräfte Erfahrung sammeln und erst mit einer entspre­chenden Routine echte „Härte­fälle“ angehen.

Die Inves­tition lohnt sich! Ich habe schon an diversen Projekten mitar­beiten dürfen, an deren Ende dank gut durch­dachter Tandem-Beratungs­stra­tegien höhere Erträge und eine engere Kunden­bindung standen. Denn bei all dem gilt immer die Devise: AF1®: Alle für einen – den Kunden! 

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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