Zwischen der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg, der Inflation und den drastisch in die Höhe geschos­senen Energie­preisen bahnt sich aktuell etwas an, was die wenigsten von uns je für möglich gehalten hätten: Am Horizont baut sich ein Insolvenz-Tsunami auf, dessen Auswir­kungen auf die deutsche Wirtschaft als Ganzes und auf jeden Einzelnen von uns noch gar nicht ganz abzusehen sind. Es ist an der Zeit, sich darauf vorzu­be­reiten, gegebe­nen­falls bereits einen Schutzwall zu errichten. Denn selbst­ver­ständlich hoffe auch ich, dass dieses düstere Szenario dann doch nicht im vollen Umfang eintreten wird. Doch dass der Tsunami letzt­endlich nicht eintritt und wir uns „ganz umsonst“ vorbe­reitet haben, ist eindeutig eine bessere Zukunfts­vision als die genau gegen­teilige Situation.

Tsunamis sind besonders hohe Flutwellen, die vor allem durch Erdbeben auf dem Meeres­grund entstehen können. Bezeichnend für diese Flutwellen ist nicht nur, dass sie sehr zerstö­re­risch sind, sondern auch, dass sie mit einer Verzö­gerung von einigen Minuten bis zu einer Viertel­stunde nach dem Beben die Küsten erreichen. Oft erzeugt die Bildung dieser Wellen auch eine ungewöhn­liche Ebbe an den Stränden, bevor der Tsunami sie mit voller Wucht trifft. Ich habe diese Metapher vor allem aufgrund der letzten beiden Punkte gewählt, denn was uns bevor­steht, könnte viele völlig unerwartet und mit einiger Verzö­gerung treffen.

Die Ausgangs­si­tuation

Sofern Sie die letzten Monate nicht auf dem Mars gelebt haben, wissen Sie, dass die aktuelle öffent­liche Diskussion in Deutschland (ob im Fernsehen, in Social Media oder sogar in privaten Messenger-Gruppen) vom „ZICKKEL“ beherrscht wird. Also vom „Septett der Angst“:

  • Zinsan­stieg 
  • Inflation 
  • Corona-Pandemie 
  • Krieg in der Ukraine 
  • Klima­wandel 
  • Energie­krise 
  • Liefer­ket­ten­un­ter­bre­chung  

Einen großen Anteil daran, dass diese Ängste geschürt werden – was unser Konsum­klima weiter schädigt –, haben auch weiterhin die Medien: kaum eine Talkshow ohne Energie­krise-Panik, kaum ein Inter­net­auf­tritt ohne Clickbait-Artikel mit stark verkürzten Inhalten. Was ich besonders schade und irritierend finde, ist, dass sich auch Anbieter (ehemals) seriöser Wirtschafts­nach­richten mittler­weile auf dieses Niveau begeben. Noch schlimmer ist jedoch, dass die Bevöl­kerung nun schon seit mindestens 2020 von derar­tigen „Nachrichten“ dauer­be­schallt wird. Dort hat man die „German Angst“ mittler­weile verin­ner­licht und scheint durch die perma­nente Negativflut an Infor­ma­tionen überfordert zu sein. Dies führt dazu, dass oft nur noch Überschriften und Bruch­stücke gelesen werden, woraufhin viele falsche Rückschlüsse gezogen werden.

Jetzt werden Sie sich fragen: „Moment mal, geht es in diesem Artikel nicht um einen „drohenden Insolvenz-Tsunami? Verbreitet hier das Versteher-Magazin nicht selbst die German Angst?“ An dieser Stelle möchte ich sagen: Nein, es ist nicht Ziel dieses Artikels, lediglich den Teufel an die Wand zu malen. Mir geht es darum, auf dieses durchaus realis­tische Worst-Case-Szenario nicht nur hinzu­weisen, sondern Sie darin zu unter­stützen, sich und Ihre Kunden darauf vorzu­be­reiten. Es geht also darum, frühzeitig einen Schutz­schirm vor diesem möglichen „schwarzen Schwan“ aufzu­bauen und mit Ihnen gemeinsam Lösungen für das poten­zielle Problem zu entwi­ckeln. Dabei schauen wir uns gemeinsam die Ausgangs­si­tuation, die Zukunft sowie die möglichen Lösungs­an­sätze für Privat­haus­halte, Immobi­li­en­be­sitzer und Familien­unternehmen an.

Bei einem „schwarzen Schwan“ handelt es sich gemäß dem Statis­tiker und Finanz­ma­the­ma­tiker Nassim Nicholas Taleb um ein Ereignis, das vollkommen unerwartet eintritt und vom allge­meinen Konsens vorher als völlig unwahr­scheinlich angesehen wurde. Im Nachhinein finden sich oft Hinweise, dass das Ereignis bereits vor dem Eintreten von verschie­denen Menschen voraus­ge­sehen wurde – diesen wurde jedoch nicht geglaubt oder ihre Warnungen gingen aus anderen Gründen nicht in die öffent­liche Diskussion ein –, was wiederum als „Kassandra-Syndrom“ bekannt ist.

Privat­haus­halte

Das Thema „reich/arm“ ist ein Dauer­brenner, den ich auch schon in vielen meiner Artikel angesprochen habe, zum Beispiel zum Thema Wohlstands­ver­wahr­losung. Dass zurzeit eine „die da oben – wir hier unten“-Mentalität entsteht, sollte Ihnen auch schon aufge­fallen sein. Ich denke nicht, dass es hier zu gravie­renden Verän­de­rungen über die folgenden Monate und Jahre kommen wird: Die Armen werden arm bleiben und die Reichen werden reich bleiben. Riskant wird es aller­dings für die Mittel­schicht, denn die steht schon seit einiger Zeit wirtschaftlich an der Klippe – und die Ereig­nisse der vergan­genen und der kommenden Monate könnten sie in die eine oder andere Richtung ziehen.

Es wird in Deutschland häufig darüber gestritten, wer denn nun eigentlich alles zur Mittel­schicht zählt. Ich persönlich orien­tiere mich da gerne an der Maslow-Pyramide:

Die Mittel­schicht erkennen Sie hier daran, dass ihre Mitglieder auf der Linie der „Zufrie­denheit“ angekommen sind – das heißt, dass es ihnen gefühlt gut geht, das Einkommen ist ausrei­chend, die Lebens­um­stände sind geordnet und das Leben verläuft in sicheren Bahnen.

Privat­haus­halte bekommen die Energie­krise zu spüren

Ein Thema, das in letzter Zeit wohl alle deutschen Privat­haus­halte beschäftigt hat, ist die Energie­krise, die vom Ukraine-Krieg noch verschärft wurde. Aktuell kommt ja auf alle Haushalte eine Umlage zu, um die zusätz­lichen Energie-Einkaufs­kosten der Energie­lie­fe­ranten zu stemmen. Wenn Sie mir einen persön­lichen Kommentar erlauben: Wäre es da nicht leichter gewesen, diesen Unter­nehmen einen staat­lichen Kredit zu geben, als bei den Haushalten eine Umlage einzu­fordern? Ich gehe davon aus, dass viele diese Umlage gar nicht zahlen können, und wer treibt dann bei (Hundert-)Tausenden Haushalten die ausste­henden Forde­rungen ein? Es ist ja erst mal beruhigend, wenn unser Bundes­kanzler sagt, die Versorgung sei gesichert – doch damit meint er ja „nur“ die Menge. Weniger konkret wird er in Bezug darauf, zu welchem Preis und wer es letzt­endlich bezahlen soll.

Und damit zurück zum Thema: Stellen wir uns vor, dass von den circa 40 Millionen Haushalten in Deutschland etwa 20 Millionen mit Gas heizen (1) und entspre­chend von den Preis­er­hö­hungen und der Umlage ab Oktober 2022 (2) betroffen sein werden. Diese Extra­kosten kommen selbst­ver­ständlich nicht nur bei den Nachzah­lungen für 2022 dazu, sondern auch zu den Voraus­zah­lungen für 2023. Nehmen wir mal an, dass sich die Umlage bei diesen Haushalten auf 360 Euro pro Jahr beläuft (30 Euro pro Monat), im Frühjahr 2023 eine Nachzahlung von 480 Euro (40 Euro pro Monat) ansteht und für 2023 eine Erhöhung der Voraus­zahlung von 1.200 Euro pro Jahr (100 Euro pro Monat) statt­findet. Dabei rechne ich hier bewusst konser­vativ – ein Blick auf die Umlagerung der Kosten an die Endver­braucher (3) und den Verbrauch in den Haushalten (4) zeigt, dass es sogar noch deutlich mehr werden könnte.

Mit den Beispielen oben gerechnet, wie groß wäre da der Verlust der deutschen Kaufkraft im Jahr 2023?

20.000.000 x 170 € (30 € + 40 € + 100 €) pro Monat = 3.400.000.000 € (3,4 Mrd.) pro Monat

3.400.000.000 € x 12 Monate = 40.800.000.000 € (40,8 Mrd.) in 12 Monaten

Der Kaufkraft­verlust der Gesamt­be­völ­kerung beliefe sich also auf rund 40,8 Milli­arden Euro allein im Jahr 2023. Schauen wir uns mal ein paar Vergleichs­zahlen an:

  • Umsatz Gesamt­gastro­nomie 2019: 61 Mrd. € / 2020: 44,5 Mrd. € (5) 
  • Umsatz Gastgewerbe/Tourismus: 104 Mrd. € (6) 
  • Umsatz Reise­branche: ca. 10 Mrd. € (7) 
  • Ein VW Golf kostet ca. 25.000 € – das sind bei 40,8 Mrd. € Kaufkraft­verlust 1.632.000 ungekaufte VW Golf 
  • Bei einem Einfa­mi­li­enhaus im Wert von 500.000 € sind das 81.600 ungekaufte Häuser 
  • Oder z.B. 4.080 Firmen mit einem Jahres­umsatz von 10 Mio. Euro

Dazu kommt, dass die Menschen immer weniger sparen, da viele Ausgaben wie Lebens­mittel, Kleidung und Haushalts­geräte immer teurer werden (ganz zu schweigen von „Luxus­aus­gaben“ wie Essen­gehen und Urlaub). Und selbst die, die sparen könnten, tun es nicht, da sie ohnehin keine großen Zinsein­nahmen zu erwarten haben. Laut Angaben der Sparkassen (8) wurden in 2020 noch etwa 30 Mrd. € auf Sparkonten hinterlegt, 2021 waren es schon nur noch 20 Mrd. € und 2022 sind es aktuell bis dato nur noch etwa 600 Mio. €. Es stellt sich also mit Nachdruck die Frage, woher die Privat­haus­halte das Geld für die gestie­genen Energie­kosten nehmen werden. Woher noch das Geld für die Finan­zierung des Eigen­heims, der Wohnung, des Autos etc. nehmen? Wenn eine Familie 2.000 € Nachzah­lungen leisten muss und eventuell noch die Zinsbindung ausläuft, dann wird es finan­ziell knapp.

Gesamt­ge­sell­schaftlich wird sich auch ein psycho­lo­gi­scher und sozialer Neben­effekt einstellen, der sich negativ auf das Konsum­klima auswirken wird: Stellen Sie sich vor, wenn kleineren Sport­ver­einen, Theatern, Karne­vals­ver­einen etc. einfach das Geld fehlt, um ihrer energie­in­ten­siven Arbeit nachzu­gehen. Klar, die großen wie Bayern München oder Borussia Dortmund können es noch verkraften, aber beim Sport in den unteren Freizeit­klassen oder bei kleinen Theater­bühnen, die die Mehrkosten nicht einfach auf die bereits verkauften Tickets für das kommende Jahr drauf­schlagen können – wie wird das Problem da gelöst? Und welchen Effekt hat es auf den Rest von uns, wenn nach knapp zwei Jahren coronabe­dingtem Quasi-Still­stand in Sport und Kultur plötzlich die Lichter wieder ausgehen? Und das sogar ganz symbol­trächtig: es wird schon jetzt angekündigt in einigen Städten keine öffent­liche Weihnachts­be­leuchtung anzubringen. 

Damit einher­gehend werden viele öffent­liche Einrich­tungen wie Schulen, Univer­si­täten, Rathäuser, Biblio­theken, Kranken­häuser etc. entweder sparen müssen oder das Geld für Energie (Strom, Gas, Öl, warmes Wasser usw.) muss aus einem anderen Topf genommen werden. Bei etwa 32.000 Schulen in Deutschland wären bei 100.000 € Energie-Mehrkosten schon 3,2 Mrd. € futsch – und woher nimmt man die als Gemeinde, Kommune, Land? Klar: Das Geld fehlt dann im Straßenbau, beim Ausbau der Digita­li­sierung, Sanierung öffent­licher Gebäude etc. Das alles muss von Städten, Kommunen etc. gestellt werden, die bei uns ohnehin schon extrem klamm sind. (9)

Wenn alles so eintritt, wie ich es gerade beschrieben habe, dann gehe ich davon aus, dass es zu weiteren sozialen Verwer­fungen kommen wird. Und das wird auch Personen treffen, die aktuell noch zur Mittel­schicht gehören. Stellen Sie sich einen Vertriebs­leiter über 50 vor, verhei­ratet und mit zwei Kindern, der in einer Produk­ti­ons­firma (also einem Betrieb mit energie­in­ten­siven Herstel­lungs­pro­zessen) arbeitet. Der wird zwar ein stabiles Einkommen haben, aber das Einfa­mi­li­enhaus ist vielleicht noch nicht abbezahlt. Auf diesen Menschen kommt neben den höheren Energie­kosten privat auch noch zu, dass die Energie für die Firma auch noch teurer wird. Perso­nal­abbau ist dann nicht mehr weit entfernt und für den Vertriebs­leiter kommt es nun nur noch darauf an, nicht abzustürzen. Ich gehe davon aus, dass die Privat­in­sol­venzen in naher Zukunft stark zunehmen werden (10).

Tipps und Handlungsempfehlungen

Sprechen Sie bereits frühzeitig mit Privat­kunden über poten­zielle Engpässe – können unerwartet hohe Rückzah­lungen und Voraus­zah­lungen verkraftet werden? Beleuchten Sie dabei auch, ob Zinsstun­dungen sinnvoll wären oder eher eine Tilgungs­stre­ckung oder ‑aussetzung. Wissen Sie, dass die Person privat Immobilien vermietet, dann erinnern Sie Ihren Kunden daran, die Mieter frühzeitig auf die Kosten­er­hö­hungen anzusprechen, sonst bleiben eventuell bald auch die Neben­kos­ten­zah­lungen aus.

Besonders wichtig für Sie als Institut: Beleuchten Sie auch den Arbeit­geber. Suchen Sie nach Bünde­lungen von Gehalts­ein­gängen vom selben Arbeit­geber und schauen Sie sich diese konkret an. Denn auch wenn der Arbeit­geber selbst kein Kunde bei Ihnen ist, besteht das Risiko, dass er insolvent gehen und damit Ihren Privat­kunden in eine wirtschaft­liche Schieflage bringen könnte.

Quellen:

(1) bmwi-energiewende.de

(2) faz.net

(3) oberberg-aktuell.de

(4) bosch-thermotechnology.com

(5) de.statista.com

(6) destatis.de

(7) de.statista.com

(8) handelsblatt.com

(9) focus.de

(10) destatis.de

Immobi­li­en­be­sitzer

Im Institut Für Unternehmer­Familien (IFUF) haben wir in den letzten Wochen viel mit Mandanten und Banken bezie­hungs­weise Kredit­gebern über das Thema Immobilien gesprochen. Das dort gezeichnete Bild ist relativ einheitlich für den gesamten D.A.C.H.-Raum:

  • Aktuelle Bauvor­haben werden durchgezogen
  • Zunehmend Probleme beim Abverkauf (z.B. 250 Wohnungen in Top-Lage, erst 50 verkauft, da 90 % aller Inter­es­senten Rückzieher machen)
  • Neue, noch nicht beschlossene Projekte werden ausge­setzt – das führt zu einem Ausbluten von Bauträgern/Generalunternehmern und regio­nalen Handwerkern fallen dadurch die Großauf­träge weg.

Im eBook „Unter­nehmer & Immobilien“ (11) habe ich mich bereits detail­liert mit den Vor- und Nachteilen des Immobi­li­en­be­sitzes ausein­an­der­ge­setzt. An dem dort Gesagten wird sich meiner Ansicht nach auch in Zukunft wenig ändern – lediglich die alter­na­tiven Energie­formen werden noch deutlich stärker in den Fokus rücken. Trotz des stockenden Abver­kaufs werden die Preise nicht nachhaltig fallen. Zumindest nicht im Top-Segment. Denn auf dem Level, von dem wir hier sprechen, kann es einem poten­zi­ellen Käufer eines Eigenheim egal sein, ob ein Objekt 2,5 Mio. € oder 2,8 Mio. € kostet. Der Kauf kommt da eher nur deshalb nicht zustande, weil der Käufer nicht mehr möchte.

Die Preise werden nicht fallen

Vermietern ist jetzt zu raten, dass sie ihre Mieter anschreiben und anbieten, die Neben­kosten-Voraus­zah­lungen zu erhöhen – denn das ist nicht nur für den Vermieter prakti­scher, sondern hat auch einen Schutz­effekt für die Haushalte, damit nicht ein Jahr später bei der Neben­kos­ten­ab­rechnung das böse Erwachen kommt. Einige unserer IFUF-Mandanten haben das bereits getan, aber nur von etwa 20 % ihrer Mieter die Zustimmung erhalten. Mit anderen Worten: 80 von 100 Miethaus­halten spielen da zurzeit „auf Lücke“ oder können sich höhere Neben­kosten schlicht nicht leisten. Was passiert dann erst, wenn die Jahres­ab­rechnung da ist? Eventuell werden dann im Frühjahr 2023 Nachzah­lungen gestundet werden müssen. Und wer bezahlt so lange die Versorger?

In einigen Regionen Deutsch­lands sehen wir zurzeit übrigens eine Stagnation der Immobilien-Kaufpreise bezie­hungs­weise eine Abschwä­chung der Zunahme. Das ist natürlich nicht mit sinkenden Preisen zu vergleichen, denn wenn der Kaufpreis von 9 % Wachstum pro Jahr auf 3 % sinkt, dann ist das ja dennoch ein Preis­an­stieg. Sinkende Immobi­li­en­preise sind also in keinem Fall zu erwarten. Und wenn es zu Zwangs­ver­stei­ge­rungen kommt, wird es weiterhin Käufer geben, zumal 10.000 bis 20.000 Immobilien im Jahr ja auch eine überschaubare Anzahl sind (12).

Ich denke, dass es zu einer deutlichen Erhöhung von Immobi­li­en­ver­wer­tungen kommen wird. Dieje­nigen, die noch Kosten einsparen können, werden diesen Puffer zunächst nutzen, bevor sie die Immobilien abgeben müssen. Hier ist also Sparen die Devise, genau wie nachfolgend beim Unternehmer.

Tipps und Handlungsempfehlungen

Rechnen Sie bald zusammen mit Ihren Kunden aus, wie viel Einnahmen benötigt werden, um:

  • Rücklagen für die Mieter aufzu­bauen und 
  • selbst Rücklagen zu bilden, falls Mieter ihre Miete nicht mehr zahlen können und man selbst in Vorkasse gehen muss

Werfen Sie auch gemeinsam einen Blick auf Voraus­zah­lungen, die reinkommen, verzinst werden und gegebe­nen­falls nächstes Jahr wieder zurück­ge­zahlt werden. Ich rate dazu, hier zwei Konten zu bilden: ein Sammel- oder Einzel­konto pro Mieter, in dem die Voraus­zah­lungen der Mieter gelagert werden. Das Geld kann dann bei Nachzah­lungen vom Konto abgebucht werden. Ein weiteres Konto sollte man für sich selbst aufstellen – zum Aufbau von eigenen Rücklagen, um ausblei­bende Zahlungen von Mietern auszugleichen.

Beachten Sie auch, dass die aktuelle Situation nicht nur Heraus­for­de­rungen, sondern auch Chancen mit sich bringt. Kapital­starke Unter­nehmer könnten zum Beispiel gerade jetzt in Baupro­jekte einsteigen und Immobilien erwerben. Beispiels­weise könnte man Privat­per­sonen die Immobilien abkaufen und sie dann dort zur Miete weiter­wohnen lassen. Das spült Geld in die Kassen der zukünf­tigen Mieter und alle wahren ihr Gesicht. Denn vergessen Sie nicht: Viele Immobi­li­en­be­sitzer werden sparen, wo sie nur können. Aber man will ja auch nicht, dass die Nachbarn das mitbe­kommen. Man „frisst den Kitt ausse Fenster“, wie man im Ruhrgebiet sagen würde, aber beim Auto, Haustier oder Haus wird erst mal nicht gespart.

Quellen:

(11) dirkwiebusch.de

(12) haufe.de

Familien­unternehmen

Kommen wir nun zu dem Thema, das Sie wahrscheinlich am meisten inter­es­siert: Wie wird es den Famili­en­un­ter­nehmern ergehen? Immerhin betreffen steigende Energie­preise praktisch jeden Betrieb, vom Kiosk bis zum DAX-Unter­nehmen – im Gegensatz zur Corona-Pandemie und zu damit einher­ge­henden Lockdowns, die einige spezi­fische Branchen besonders hart trafen.

Für die etwa 3,5 Millionen Unter­nehmen in Deutschland ergeben sich in den kommenden Monaten viele Fragen: Wenn der Staat Gelder verteilt, wie wird das abgewi­ckelt? Kann der Staat das aktuell überhaupt, oder werden die EDV-Systeme und Sachbe­ar­bei­tungen so überlastet sein wie im Corona-Lockdown (zugegeben, Corona kam überra­schender)? Wie dekla­riert man als Unter­nehmen „echte“ Energie-Mehrkosten, wer prüft das, wer gibt es frei, wer holt es gegebe­nen­falls bei Betrug wieder zurück? Was gilt für den Gesetz­geber überhaupt als Mehrkosten? Gilt da nur ein Energie-Bescheid? Was wird aus Unter­nehmen, die andere Energie-Optionen nutzen, aber keine Unter­stützung bekommen? Ab wann bekommt man die Unter­stützung – rückwirkend oder erst ab Oktober 2022? Wie lange wird unter­stützt? Wie oben zu den Privat­haus­halten beschrieben, zeichnet sich immer mehr ab, dass es logis­tisch deutlich einfacher wäre, den ca. 1.500 Energie­be­trieben in Deutschland (13) mit einem Kredit zu helfen, statt 40 Mio. Haushalte und rund 3,5 Mio. Unter­nehmen zur Kasse zu bitten.

Einige Kennzahlen

Vonseiten der Ökonomen werden die Auswir­kungen der aktuellen wirtschaft­lichen Schieflage als „verkraftbar“ einge­stuft (14). Doch Vorsicht: Ökonomen werfen ihren Blick auf die gesamte Volks­wirt­schaft. Für einzelne Unter­nehmen – selbst regionale Größen – werden die Mehrkosten nicht so leicht zu verkraften sein. Da muss eventuell auch mal die Produktion abgesenkt werden, mit allen finan­zi­ellen Auswir­kungen, die das auf die Beleg­schaft hat.

Aus Sicht der Ökonomen stellt sich die Sache relativ leicht dar: Das Brutto­in­lands­produkt (BIP) betrug 2021 rund 3,57 Bill. € (3.570 Mrd.). Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 2,9 %. Würde sich die Wirtschafts­leistung im Zuge der Energie­krise um 1 % verringern, wären das „gerade mal“ 35,7 Mrd. €. Für das Gesamt-BIP ist das „verkraftbar“. Doch jedes einzelne Unter­nehmen, und damit auch jeder Privat­haushalt, wäre hart getroffen. Bei 3,5 Mio. Unter­nehmen würde jedes einzelne 10.200 € einbüßen. Das können die großen verkraften – die kleinen aber eventuell nicht. Und diese Beispiel­rechnung geht ja nur von einer Verrin­gerung des BIP um 1 % aus. Was, wenn es mehr wird?

Durch die Medien geistern aktuell drei oft zitierte Beispiele:

  • Eine Firma mit einer regel­mä­ßigen Energie­rechnung von 90.000 € pro Monat, die durch die erhöhten Kosten und die Umlage auf 400.000 € pro Monat steigt. Die Firma musste umgehend Insolvenz anmelden, da diese Steigerung nicht verkraftbar war/ist.
  • Eine Bäckerei mit 17.000 € pro Monat Energie­kosten kommt nun auf 40.000 €. Die Mehrkosten lassen sich nicht auf die Brötchen umlegen, da sie sonst keiner mehr kaufen würde. Der Besitzer kann die Mehrkosten durch Rücklagen auffangen – aber nun mal nicht für immer. 
  • Eine Autowerk­statt hat aktuell 1.200 € Energie­kosten pro Monat, die laut Voraus­zah­lungs­be­scheid auf 5.000 € pro Monat steigen werden. Das sind 45.600 € im Jahr. Das sind bei 230 Arbeits­tagen ca. 200 € Netto-Gewinn pro Tag. Klingt nicht viel, aber schauen Sie mal bei Ihren Kunden, wie viele Autos das am Tag so sind. Zusätzlich. Ab sofort. „Für nix“, denn die Kosten sind ja weg und nicht investiert.

Eine weitere Beispiel­rechnung: Von den 3,5 Mio. Unter­nehmen in Deutschland gibt es 2 Millionen, deren Energie­kosten für das gesamte Jahr 2023 steigen werden. Unter­stellen wir jetzt im Durch­schnitt Mehrkosten allein für 2023 in Höhe von 100.000 €. Das sind insgesamt 200 Mrd. €, die nicht inves­tiert werden können in so wichtige Themen wie ESG, Digita­li­sierung, Moder­ni­sierung, Erwei­terung, Expansion usw. Die Unter­nehmen werden die Preise anziehen müssen, was sich wiederum bei den Kunden bemerkbar macht, die gleich­zeitig weniger Geld in der Tasche haben. Erste Anzeichen für diese Entwicklung gibt es schon – einige Marken sind dazu überge­gangen, die Preise einiger­maßen stabil zu halten, aber den Inhalt ihrer Produkte zu reduzieren – die sogenannte „Shrink­flation“ (15). Bildlich gesprochen bedeutet das: Aktuell bezahlen Sie für einen Joghurt 0,69 € für 100 g. Der Produzent reduziert den Inhalt auf 85 Gramm, behält den Preis gleich. Damit haben Sie eine versteckte Preis­er­höhung von 0,69 € auf 0,81 € (0,69/85 x 100) von 17 % bezahlt. Die Verbrau­cher­schützer machen sich schon warm und werden – zu Recht – in den kommenden Monaten sturm­laufen. Und die Arbeit­nehmer bleiben bei alledem natürlich nicht ruhig. Sie nutzen ihr Recht auf Arbeits­kampf – die ersten Gewerk­schaften fordern schon mehr Lohn, da ihre Mitglieder aufgrund der Inflation weniger Kaufkraft haben. Das ist die aktuell allseits zitierte Lohn-Preis-Spirale.

Noch ein Beispiel: Wenn ein Produkt für den Endver­braucher 119 € kostet, dann ist das ein Netto­umsatz von 100 € für das Unternehmen.

  • EBITDA = 20 % = Herstel­lungs­kosten 80 € (Gewinn­marge: 25 %) 
  • Von den 80 € sind 10 % Lohnkosten, also 8 € pro Produkt 
  • Bei 5 % Lohner­höhung sind die Lohnkosten 8,40 € pro Produkt 
  • Die Herstel­lungs­kosten steigen auf 80,40 €  

Verzichtet das Unter­nehmen nun auf die Marge oder gibt es die Mehrkosten an die Verbraucher weiter?​ Dann würde das Produkt am Ende 119,60 € kosten, im Regal vermutlich als 119,90 € ausge­preist. Was, wenn jetzt noch die Kosten­stei­ge­rungen für die Energie dazukommen?

  • Laut Umwelt­bun­desamt sind 25 % der Produk­ti­ons­kosten Energie­kosten (siehe Grafik unten) 
  • Von 80 € Produk­ti­ons­kosten sind das 20 € 
  • Verdoppelt sich der Energie­preis, sind das 40 €, also Herstel­lungs­kosten von 100 €
  • Bei einer Marge von 25 % kommen wir auf 125 € – zzgl. MwSt. sind das 148,75 €  

Wer soll dann noch die Produkte kaufen? Und welches Unter­nehmen kann eine solche Preis­stei­gerung am Markt überhaupt durchsetzen?

Weniger Konsum = Weniger Wirtschafts­leistung für Unternehmen

Nun könnte man natürlich sagen: „Dann ziehen wir einfach alle mal ein paar Jahre die Gürtel strammer.“ Doch welche Auswir­kungen haben diese Preis­stei­ge­rungen beispiels­weise auf regionale Handwerks­be­triebe, wenn sich der Privat­haushalt z.B. nicht die neue Küche leistet? Was bedeutet es für Produk­ti­ons­be­triebe, wenn niemand mehr die nun deutlich teureren TV-Geräte kauft? Ganz zu schweigen von der Touristik- und Reise­branche, wenn deren Produkte vermutlich als „Luxus“ zuerst dem Sparzwang anheimfallen.

In Bochum gibt es 370.000 Einwohner, das sind ca. 200.000 Haushalte, von denen geschätzt 150.000 mit Gas heizen und deshalb von den Preis­stei­ge­rungen betroffen sind. Wenn jedem dieser 150.000 Haushalte in 2023 die oben berechnete 170-€-Liquidität im Monat entzogen wird, dann sind das im Jahr für ganz Bochum 306 Mio. € (16). In Deutschland gibt es etwa 65.000 Restau­rants (17). Gehen wir von einem Jahres­umsatz von 500.000 € pro Restaurant aus, würde das umgerechnet ca. 600 Restau­rants bedeuten. Zur Einordnung: 2019 waren in München (mit 1,472 Mio. Einwohnern) rund 3.700 Gastro­no­mie­be­triebe gemeldet.

Staat­liche Hilfen – unsicher und nicht immer hilfreich

Und wird es für die betrof­fenen Unter­nehmen Hilfen geben? Die Öffent­lichkeit hat aktuell komplett ausge­blendet, dass die ggf. ausge­zahlten Corona-Hilfen aus 2020/2021 ab Frühjahr 2023 zurück­ge­zahlt werden müssen. Also noch mehr Mehrkosten für die Unter­nehmen. Eine staat­liche Unter­stützung der Unter­nehmen wegen der Energie­kosten wäre mit Sicherheit wieder ein groß angekün­digtes „zinsloses Darlehen“ mit versteckten Abschluss­ge­bühren, laufenden Bearbei­tungs­ge­bühren etc. – genau, wie wir es bei Corona erlebt haben.

Darüber hinaus müssen auch Darlehen irgendwann zurück­ge­zahlt werden. Ein Beispiel:

  • Eine Bäckerei bekommt einen Kredit über 120.000 € über 5 Jahre
  • Das sind 2.000 €, die der Bäcke­rei­be­trieb pro Monat mehr erwirt­schaften muss, um das Darlehen später zurück­zahlen zu können
  • Ein Brötchen (50 g) kostet 0,40 €, also 8 € für 20 Brötchen
  • Produk­ti­onswert pro kg = 2,5 € = 0,125 €/Brötchen – also gerundet etwa 0,2 € Marge pro Brötchen 

Der Bäcker müsste also 10.000 Brötchen pro Monat ZUSÄTZLICH verkaufen (ca. 330 pro Tag), um das Geld für das Darlehen reinzu­holen. Oder er erhöht den Preis pro Brötchen. Aber welche Privat­person (die ohnehin weniger Geld in der Tasche hat) kauft schon ein Brötchen für 1 €, wenn es vorher 0,40 € gekostet hat?

Mehr noch als in den vergan­genen Jahren werden die Discounter in den Fokus der privaten Konsu­menten kommen. Und bei den Discountern werden vor allem die günstigen Eigen­marken gefragt sein, um die fehlende Kaufkraft abzufedern. Selbst Kunden, die bislang auf Markenware gesetzt haben, werden auf namenlose Billig-Produkte umsteigen. Doch werden die Discounter dann auch eine entspre­chende Unter­stützung vom Staat erhalten, wo sie doch durch die zusätz­lichen Verkäufe die Mehrkosten bei der Energie ganz gut auffangen können?

Aktuell bahnen sich auch immer heftigere Kämpfe zwischen den großen Super­markt­ketten, ihren Zulie­ferern, Herstellern und Produ­zenten an. Mit der Auswirkung, dass einige Produkte gar nicht mehr angeboten werden können, weil der Hersteller sich weigert, mit den Einkaufs­preisen herun­ter­zu­gehen. Denn die Hersteller stehen wiederum im harten Kampf mit den Rohprodukt-Produ­zenten, welche in der Kette ganz am Anfang beginnen, ihre eigenen Energie­kosten einzu­preisen. Der Super­markt kann dann zwar immer als letzte Konse­quenz bestimmte Produkte nicht mehr anbieten, riskiert jedoch, Kunden an die Konkurrenz zu verlieren, die diese Produkte weiterhin im Sortiment lassen.

Letzt­endlich ist es nicht unwahr­scheinlich, dass es mit einem Mix enden wird. Jeder bleibt auf einem Teil hängen. Auch der Endver­braucher, also wir, die Käufer. Der Super­markt bleibt dabei jedoch auf fast allen Energie-Zusatz­kosten hängen. Denn obwohl eine Super­markt­kette als Bündel­ein­käufer gut verhandeln kann, muss dennoch alles vom Lizenz­nehmer vor Ort getragen werden – während dieser, also der Lizenz­nehmer vor Ort, den Preis für ein einzelnes Produkt jedoch nicht eigen­mächtig adäquat anpassen darf. Diese Gemengelage bietet gefähr­lichen Boden für eine echte Inflation und Rezession.

Was, wenn es die „Mittel­schicht“ der Unter­nehmen trifft? Die sind nicht system­re­levant, können also geopfert werden. Dann fällt jedoch alles aus der Volks­wirt­schaft, was sonst an diesem Unter­nehmen hing, bis hin zum regio­nalen Sponsoring von Sport­mann­schaften etc. Wenn das alles wegfällt, dann geht die Geschichte vielleicht aus wie in dem Restaurant mit den 10 Gästen, die sich um die gerechte Verteilung der Rechnung streiten (18).

Und wo wir schon davon sprechen, Einspa­rungen an die Verbraucher zurück­zu­geben: Aktuell gehen die Rohstoff-Preise in einigen Bereichen eher zurück (19). Wird das an den Verbraucher zurück­ge­geben? Meine Lebens­er­fahrung sagt: wohl eher nicht. Wenn der Preis für das Schnitzel im Restaurant von 17,80 € auf 21,80 € steigt und der Preis zähne­knir­schend vom Verbraucher angenommen wird, dann gibt es kein Zurück mehr.

Tipps und Handlungsempfehlungen

Wenn Sie sich Ihre Unter­neh­mer­kunden anschauen bezie­hungs­weise mit diesen ins Gespräch kommen, dann prüfen Sie, wie groß der Liqui­di­täts­puffer dort ist – also Cash, Kredit­linien und freie Grund­schulden (auch die des Unter­nehmers persönlich).

Prüfen Sie auch, wie gut das Familien­unternehmen gegebe­nen­falls Preis­er­hö­hungen durch­setzen kann, um Mehrkosten wieder reinzu­holen – und wie stark das Unter­nehmen betroffen ist, wenn Zulie­ferer und andere Betriebe ihrer­seits die Preise erhöhen.

Denken Sie in (Wertschöpfungs)ketten

Wenn die Firma gut oder schlecht dasteht, dann beein­flusst das auch das Risiko für die Mitar­beiter. Haben die Mitar­beiter vielleicht ihrer­seits Kredite im Institut, die durch eine Insolvenz ihres Arbeit­gebers gefährdet würden? Ein Unter­nehmer, der 500 Wohnein­heiten errichten lässt, der beauf­tragt einen Bauherrn, einen Archi­tekten, Bauträger, General­un­ter­nehmer und regionale Handwerker. Von diesen Menschen kann jeder bei Ihnen Kunde sein, und Sie bekommen die Auswir­kungen einer Insolvenz des Unter­nehmers an unter­schied­lichen Stellen zu spüren. Schon ein stockender Abverkauf der Wohnein­heiten kann alle damit zusam­men­hän­genden Betriebe in finan­zielle Schwie­rig­keiten bringen. Nutzen Sie Infor­ma­ti­ons­quellen auf Basis von Regionen, Städten, Kreisen und Kommunen, um das Risiko im Geschäfts­gebiet einiger­maßen quali­fi­ziert zu quanti­fi­zieren, und bedenken Sie: Wenn ein Tsunami kommt, dann zerstört das Wasser zwar vor allem die Küste, doch es fließt auch ins Landes­innere. Am Ende wird es also nicht alle treffen, und sicher nicht im gleichen Ausmaß, aber es wird sehr viele treffen. Ob man dann einen vollge­lau­fenen Keller hat oder das ganze Haus wegge­schwemmt wurde, darauf kommt es an.

Richten Sie außerdem den Blick nach innen: Wie viel kann Ihr Institut verkraften? Identi­fi­zieren Sie mögliche Gewinner und Verlierer innerhalb Ihrer Kundschaft. Und organi­sieren Sie sich neu, um den verschärften Voraus­set­zungen Rechnung zu tragen:

  • Stärkere Zusam­men­arbeit durch Bildung von Quartetten aus Firmen­kun­den­be­rater, Private-Banking-Berater, Markt­folge-Aktiv-Mitar­beiter und Sachkomposit-Spezialist
  • Gemeinsame Betriebs­be­sich­ti­gungen, auch wenn es nur digital ist – dann aber am besten Aufzeich­nungen machen (wenn erlaubt)

Eine Heraus­for­derung stellt dabei die Zusam­men­setzung des Firmen­kun­den­port­folios dar: Ein Firmen­kun­den­be­rater mit 80 Verbünden, darunter vor allem Kommunen, Bauträger, Immobi­li­en­be­sitzer, Großkunden etc., ist permanent beschäftigt – doch wann hat er mal wirklich Zeit für eine Fortbildung oder eine echte Betriebs­be­sich­tigung? Und damit meine ich Zeit ohne den Druck von „wenn ich jetzt eine Stunde beim Kunden verbringe, fehlt mir die wieder woanders“.

Betrachten Sie die Firmen im Portfolio einzeln und in Gänze: Welche Auswir­kungen hat eine Insolvenz auf die Mitar­beiter, auf die Region und auf das eigene Institut? Bauen Sie Vorrats­kre­dit­linien auf oder erhöhen Sie diese gegebe­nen­falls. Und am wichtigsten: Wenn Ihnen mögliche Krisen­sze­narien auffallen, dann besprechen Sie diese mit dem Unter­nehmer. Sprechen Sie dabei jedoch nicht immer vage von „morgen“, denn „morgen“ könnte alles Mögliche einge­treten sein. Fragen Sie statt­dessen: „Wenn gestern die Energie­kosten um 50 % gestiegen wären, welche Auswir­kungen hätte das AUS IHRER SICHT für Ihr Unter­nehmen?“ Und warten Sie dann ab, welche Gedanken sich der Unter­nehmer schon gemacht hat oder eben auch noch nicht.

Quellen:

(13) de.statista.com

(14) faz.net

(15) handelsblatt.com

(16) bochum.de

(17) dehoga-bundesverband.de

(18) dirkwiebusch.de

(19) n‑tv.de

Wie viel Vorbe­reitung ist nötig?

Dass die steigenden Energie­kosten – zusammen mit den vielen anderen aktuellen Heraus­for­de­rungen – eine Auswirkung auf Privat­per­sonen, Immobi­li­en­be­sitzer und Familien­unternehmer haben werden, das steht außer Frage. Doch wie groß werden diese Auswir­kungen sein? Wird der befürchtete Insolvenz-Tsunami kommen? Oder doch nur eine kleine Welle, nach der zwar der Garten umgepflügt ist, aber das Haus ist sicher? Disku­tieren Sie mit Ihren Kunden die möglichen Szenarien (natürlich weniger metapho­risch als hier) und bereiten Sie sich je nach indivi­du­eller Risiko­ein­schätzung vor:

  • Es gibt nur eine kleine Welle, keinen Tsunami. Das bedeutet in den meisten Fällen: kein akuter Handlungsbedarf. 
  • Die Welle kommt, aber sie wird nicht sehr hoch sein. In diesem Fall sollte geprüft werden, ob die vorhan­denen „Schutz­wälle” ausreichen, damit Haus und Garten trocken bleiben. Ist das nicht der Fall, dann sollten schleu­nigst neue Wälle hochge­zogen oder die alten verstärkt werden. 
  • Es wird eine hohe und heftige Welle geben, die auf jeden Fall Schaden anrichten wird. In diesem Fall ist es wichtig, die Schutz­wälle vorzu­be­reiten – doch es wird auf jeden Fall Schäden geben. Mit der richtigen Vorbe­reitung beschränken sich diese jedoch hoffentlich auf den Garten und das Haus bleibt trocken. 
  • Ernstfall: Der Insolvenz-Tsunami tritt ein. In diesem Fall muss man sich darüber im Klaren sein, dass keine Maßnahme im Vorfeld ausreichen wird, um den Tsunami heil zu überstehen. Da heißt es nur: „Alarm­stuhl” einrichten, um so schnell wie möglich in eine Notun­ter­kunft fliehen zu können. 

Wie man den Tsunami erkennt, um recht­zeitig reagieren zu können? Genau wie bei einem echten Tsunami wird sich zunächst das Wasser zurück­ziehen – in den Jahres­be­richten 2022 wird erst mal alles gar nicht so schlimm aussehen, das Brutto­in­lands­produkt wird o. k. sein, das gesparte Kapital ist o. k. … Doch die Nachzah­lungen für 2022 und die Voraus­zah­lungen für 2023 werden kommen. Und wer 2022 gerade mal so überstanden hat, der wird im März oder April 2023 eventuell vom Tsunami wegge­schwemmt. Erste Anzeichen verdichten sich, da z.B. aktuell die Credit­reform meldet, dass Zahlungs­zeiten und Ausfälle im ersten Halbjahr 2022 schon zugenommen haben. Das wirkt zwar wie ein Kräuseln auf dem Meer, ist aber schon ein erstes konkretes Zeichen, dass sich da etwas anbahnt.

Fazit und generelle Vorbe­reitung auf 2023

Wie bereits eingangs erwähnt, hoffe ich inständig, dass die hier getätigten Vorher­sagen nur in Bruch­teilen eintreffen. Der Winter 2022/2023 und das Frühjahr 2023 werden schwer werden, das steht außer Frage. Doch selbst die oben gezeigten Szenarien werden stärker oder schwächer ausge­prägt sein. Und wie immer wird es Gewinner und Verlierer geben. Wie eingangs erwähnt, werden wir wohl ausrei­chend Energie zur Verfügung haben. Doch zu welchem Preis? Aktuell erhöhen alle Energie­ver­sorger die Preise. Drastisch. Doch es ist zu bedenken, dass der sich füllende Speicher sehr teuer war und noch ist. Selbst wenn nun die Preise fallen sollten, wird es für Winter 2022/2023 und Frühjahr 2023 nur geringe Anpas­sungen (wenn überhaupt) nach unten geben. Das wäre so, als wenn Sie gestern Ihr Auto für 5 €/Liter vollge­tankt hätten. Und heute fällt der Preis auf 1/10 = 0,50 €. Nützt nichts, da Ihr Auto ja voll ist. So wird es sich auch mit fallenden Preisen im Energie­be­reich bewegen.

Bereiten Sie sich, Ihr Institut und Ihre Kunden schon jetzt darauf vor und stellen Sie sich frühzeitig auf die Gewin­ner­seite. Das bedeutet vor allem, dass Sie jetzt schon mit Ihren Kunden tiefge­hende Gespräche darüber führen, was ist, was kommen wird und was im aller­schlimmsten Fall passieren könnte. Gerade die Top-Unter­nehmer stellen sich derzeit auf weitere Engpässe ein – und Sie möchten auf jeden Fall als Berater dabei sein, wenn Ihnen die nun getätigten Anpas­sungen im Unter­nehmen weiteres Ertrags­po­tenzial bieten können.

Nehmen Sie noch heute Ihre Chance wahr, sich auf den Ernstfall vorzu­be­reiten. Wenn der dann doch nicht eintritt – umso besser. Und wenn doch, dann sind Sie vorbe­reitet. Und vergessen Sie nicht das Zitat des Charakters Gordon Gecko aus dem 1987er Film Wall Street: „Er hat recht. Ich musste verkaufen. Am Markt gewinnt immer die Liquidität!“

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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