Verkaufen will gelernt sein – Vertriebs­trai­nings spielen deshalb eine nicht zu unter­schät­zende Rolle bei der Fort- und Weiter­bildung der Beleg­schaft. Wie wichtig diese Trainings sind, scheinen jedoch viele Institute und Unter­nehmen noch immer zu unter­schätzen. Oft wird das Thema eher stief­müt­terlich behandelt – entweder „läuft ja auch ohne Training alles“ oder es müssen dringend Abschlüsse erzielt werden, also ist gar keine Zeit, um „gerade jetzt“ Vertriebs­trai­nings zu planen. Dieses Bild zeichnet sich sogar branchen­un­ab­hängig ab, es passiert in Ihrem Finanz­in­stitut genauso wie in den Unter­nehmen Ihrer Firmen­kunden. Lassen Sie uns also gemeinsam einen Blick auf das Vertriebs­training werfen: Warum wird es aktuell nicht mit dem nötigen Fokus durch­ge­zogen? Wie kann Vertriebs­training den großen Unter­schied machen? Und mit welchen Handlungs­emp­feh­lungen können Sie entspre­chende Trainings­ein­heiten mit maximalem Erfolg im Institut etablieren?

Der erste Knack­punkt: Budget­findung beim Vorstand

Das Thema Kosten steht beim Vorstand immer zur Diskussion. Kein Wunder, sind doch die Sachkosten aufgrund mitunter ausufernder Regula­torik, neuer Prozesse, EDV-Verän­de­rungen und vielem anderen in den letzten zehn Jahren stark gestiegen. Als Stell­schraube zur Kosten­ein­sparung haben sich dann schnell die Themen Marketing und Fort- bzw. Weiter­bildung heraus­kris­tal­li­siert. Viele Vorstände sehen einfach keine andere Möglichkeit, Einspa­rungen durch­zu­setzen, als genau an diesen beiden Punkten das Budget zu senken. Aller­dings sehen auch die meisten Vorstände, dass beide Themen überaus wichtig sind, und so ist eine heftige Diskussion auf Vorstands­ebene ausge­brochen, inwiefern man an diesen Stellen Kosten einsparen kann oder sollte.

Handlungs­emp­fehlung für Vorstände

Kosten­ein­spa­rungen im Bereich Fort- und Weiter­bildung mögen auf den ersten Blick wie die optimale Lösung für niedrige Budgets wirken. Doch bedenken Sie: In Zeiten, in denen es gut läuft, sieht man die Weiter­bildung der Mitar­beiter vielleicht nicht als so wichtig an – aber sobald die Zeiten schwie­riger werden, rächt es sich dann oft, dass man nicht auf sie vorbe­reitet ist. Mir ist auch klar, dass für viele eine Erhöhung des Budgets für Fort- und Weiter­bil­dungen schmerzhaft ist. Denn hat man das Budget dafür einmal gekürzt, stellt jede erneute Erhöhung zusätz­liche Kosten dar – und dabei wollte man doch gerade Kosten einsparen.

Es wird leider auch zu oft unter­schätzt, wie lange es dauert, bis Inhalte aus Trainings nachhaltig wirken. Das ist stets dann schnell zu merken, wenn eine neue Situation eintritt, die Vertriebler darin aber noch nicht fit sind. Dann wird hopplahopp ein Kurzse­minar einge­schoben, werden die Ziele erhöht oder angepasst und „dann läuft’s schon“ irgendwie. Ein gutes Beispiel dafür, dass sich Themen ankün­digen, ist die aktuell zuneh­mende Priorität von ESG. Die Frage­bögen von der BaFin sind ja schon in den Vorstands­etagen vorhanden. Es ist somit nur noch eine Frage der Zeit, bis die Berater nun konkret mit Firmen­kunden darüber werden sprechen müssen. Warum also bis auf den letzten Drücker warten? 

An dieser Stelle ist es für Sie also vor allem wichtig, auf Vorstands­ebene ein Bewusstsein dafür zu etablieren, dass Fort- und Weiter­bil­dungs­maß­nahmen immer wichtig und die Inves­ti­tionen dafür nunmal notwendig sind, um eine gewisse Mitar­bei­ter­qua­lität aufrecht zu erhalten. Glauben Sie mir: Sie werden die Inves­tition nicht bereuen, wenn das Feedback der Unter­neh­mer­kunden kommt – und die zusätz­lichen Erträge, die Sie durch die verbes­serte Beratung erzielen können.

Eine Frage der Ressourcen: Die Personalabteilung

Perso­nal­ab­tei­lungen wissen, wie wichtig das Vertriebs­training ist – haben jedoch intern oft wenig Möglich­keiten, sich dafür stark zu machen. Wir sehen in vielen Insti­tuten (aber auch in Familien­unternehmen) die Situation, dass zum Beispiel bei großen Planungen der Insti­tuts­stra­tegie („Institut 2030“ etc.) eher selten Teilnehmer aus der Perso­nal­ab­teilung in den Strate­gie­work­shops dabei sind. Das heißt, dass sie oft wenig Gelegenheit haben, ihre Erfahrung aktiv in die Gestaltung der zukünf­tigen Perso­nal­ent­wicklung einfließen zu lassen.

Sie bekommen im Anschluss an die geschlos­senen Gespräche zwischen Vorstand und Führungs­kräften meist ein eher geringes Budget sowie wenig Input und sollen dann quali­fi­zierte Trainer suchen, um die im Strate­gie­workshop gesetzten Ziele zu erreichen. Da ist es selbst­ver­ständlich am einfachsten und am günstigsten, auf bewährte Trainer zurück­zu­greifen – oder auf Mitar­beiter aus dem eigenen Banken­verbund. Trainer, die von außerhalb kommen und wirklich echte externe Impulse mitbringen – die sind oft schlicht „zu teuer“ für das Budget, das der Perso­nal­ab­teilung zugewiesen wurde. Und so wird das Institut mangels Budgets immer mehr zum „Closed Shop“, in den keinerlei externe Ideen und Impulse mehr gelangen. Die Fort- und Weiter­bildung im Institut verfolgt so oft weniger die Strategie, wirklich guten Input durch hervor­ra­gende Trainings­pro­gramme zu generieren. Vielmehr geht es häufig lediglich darum, die ohnehin im Institut vorhan­denen Ressourcen zu nutzen. Von frischen Ideen kann dann selbst­ver­ständlich keine Rede sein. Üblich ist zudem, dass ein einmal gefixtes Budget unter­jährig nicht überschritten geschweige denn erhöht werden kann. Selbst wenn es ein passendes Angebot gibt. Nachtrags­budgets sind aus den meisten Insti­tuten verschwunden. 

Handlungs­emp­feh­lungen für Personaler

Es liegt an den Perso­nalern, Fort- und Weiter­bil­dungs­maß­nahmen zu planen, zu koordi­nieren und umzusetzen. Das ist schon schwer genug, da aufgrund von Beschrän­kungen des Budgets für das Engagement echter Experten immer weniger externe Anbieter neue Programme entwi­ckeln. Das Angebot schrumpft und die noch verblie­benen wirklich hochwer­tigen Trainer auf dem Markt sind schnell ausge­bucht. Darum sollten Perso­naler grund­sätzlich in allen Strate­gie­sit­zungen mit dabei sein – selbst wenn sie nur als Zuhörer anwesend sind (doch umso besser, wenn sie auch eigene Ideen einbringen können). Denn es ist Aufgabe der Perso­naler, Trainings­pro­gramme nicht nur umzusetzen, sondern frühzeitig zu planen und zu koordi­nieren. Und damit fängt man am besten an, wenn noch nicht alle guten Trainer für das volle Jahr ausge­bucht sind.

Der Trainer­markt ist ebenso wichtig wie der eigene Wille zum Vertriebstraining

Wie bereits beschrieben gibt es einen klaren Trend zu „Closed Shops“ – Sparkassen, Volks­banken und Banken, die die Ausbildung verstärkt nur noch über die eigenen Akademien oder interne Trainer aus dem eigenen Verbund machen. Das ist erst mal nichts Schlechtes – viele dieser Trainings­pro­gramme sind auch wirklich quali­tativ gut und für die Teilnehmer mehrwertig. Doch man läuft Gefahr, irgendwann nur noch aus der eigenen Suppe zu löffeln und den wichtigen frischen Input von außen auf der Strecke zu lassen.

Dieser Trend zu Closed Shops hat den Neben­effekt, dass dadurch das Angebot an wirklich guten Trainern stark ausge­dünnt wird. Die Institute sind nicht mehr bereit, die Preise für hohe Qualität von außen zu zahlen, und so wandern viele Trainer ab. Die wenigen, die noch übrig bleiben und die Qualität hochhalten können, sind meist in Windeseile ausgebucht.

Handlungs­emp­feh­lungen für die Suche nach Trainern

Wenn es um die Suche nach Vertriebs­trainern geht, sind zwei Punkte zu beachten:

  • Wirklich hochwertige Trainer haben jahre­lange Erfahrung, die nun mal Geld kostet.
  • Hochwertige Trainer finden sich oft außerhalb des eigenen Dunstkreises.

Halten Sie also die Augen nach diesen hochqua­li­fi­zierten Kräften offen und stören Sie sich nicht an internen Budget-Diskus­sionen. Ein wirklich hochwer­tiges Training bedeutet auch einen deutlichen Wettbe­werbs­vorteil, der das Geld auf jeden Fall wert ist. Also schauen Sie sich auch gerne mal im Premium-Segment um – die Inves­tition wird sich lohnen!

Und vergessen Sie nicht: Vertriebs­trai­nings mit echten Vertriebs­profis sind anstrengend! Ob Ihre Mitar­beiter das Training also als leicht oder angenehm empfunden haben, zählt hinterher weniger als die Tatsache, dass es wirksam war.

Für Führungs­kräfte: Vertriebs­training auch gegen Wider­stände durchziehen

Grund­sätzlich sind Führungs­kräfte in Insti­tuten oft so stark im Tages­ge­schäft einge­spannt, dass ihnen die Zeit fehlt, sich mit komple­xeren, konzep­tio­nellen, hochef­fek­tiven Ausbil­dungs­wegen zu beschäf­tigen. Als Führungs­kraft versteht man den Sinn hinter den Trainings durchaus und schätzt sie auch. Nur: Wann will man das denn noch alles erledigen? Noch dazu, wenn die Führungs­kräfte (wie in vielen kleineren Insti­tuten und regio­nalen Zweig­stellen) gleich­zeitig auch die Berater für die Top-Kunden des Hauses sowie oftmals dazu noch Vorstands­ver­treter sind. Das ist eine echte zeitliche Heraus­for­derung, da man zigfach beansprucht wird. Oft sind Führungs­kräfte und Vorstände außerdem in viele interne Projekte invol­viert, sodass man schnell an die eigenen Kapazi­täts­grenzen stößt. Ein Vertriebs­trai­nings­projekt umzusetzen, ist dann eine Aufgabe, die immer wieder verschoben wird, da es ständig neue, scheinbar wichtigere interne Projekte gibt. Wenn dann noch ausrei­chend Erträge vorhanden sind, die Nachfrage durch Kunden quasi „von selbst“ kommt und alle Mitar­beiter „gut zu tun haben“, dann verschieben sich die Priori­täten weg von Trainings zugunsten anderer Aufgaben. Menschlich zu hundert Prozent nachvollziehbar. 

Noch dazu stehen Führungs­kräfte natürlich auch mit der eigenen Beleg­schaft in ständigem Kontakt. Und das kann durchaus bedeuten, dass man durch­gehend mit Wider­spruch aus den eigenen Reihen konfron­tiert wird. Sei es, weil die Mitar­beiter den Mehraufwand nicht haben möchten oder weil sie einfach die Verän­derung scheuen.

Handlungs­emp­feh­lungen für Führungskräfte

Vertriebs­trai­nings sind wichtig genug, dass Sie diese fest in der Insti­tuts­stra­tegie verankern sollten. Nehmen Sie sich die Zeit für ihre Planung und verknüpfen Sie Vertriebs­trai­nings­pro­jekte, wann immer möglich, mit Maßnahmen zu gesetz­lichen Rahmen­be­din­gungen – dafür ist in der Regel immer Zeit und Budget einge­plant. Und sprechen Sie in Strate­gie­sit­zungen direkt mit dem Vorstand. Machen Sie die Perso­nal­ent­wicklung über das Vertriebs­training zu einem festen Bestandteil des Strategiehauses.

Planen Sie zusätz­liche Zeit für Fort- und Weiter­bildung für Ihre Mitar­beiter ein. Das macht es ihnen leichter, sich mit diesen Trainings anzufreunden, da es dann zu weniger Zeitdruck kommt. Und sprechen Sie direkt mit der Perso­nal­ab­teilung über die Mitar­beiter, um wichtige Anregungen zu bekommen: Was macht je nach Mitar­beiter Sinn, vor allem hinsichtlich der aktuellen und zukünf­tigen Heraus­for­de­rungen und Fähig­keiten? Nehmen Sie sich die Zeit, all das detail­liert durch­zu­sprechen und genau zu planen. Das mag auf den ersten Blick ein zusätz­licher Zeitaufwand sein, doch Ihre Mitar­beiter, deren Unter­neh­mer­kunden und die Erträge des Instituts werden es Ihnen danken.

Insbe­sondere, wenn es um die Gestaltung des Budgets geht, heißt es: Mut haben! Gehen Sie zum Beispiel bei der Fort- und Weiter­bildung nicht immer top-down vor, sondern bottom-up. Also nicht „wie viel Geld gibt mir der Vorstand für das Vertriebs­trai­nings­projekt?“, sondern „so viel Geld brauche ich vom Vorstand, um das Projekt erfolg­reich durch­zu­ziehen“. Haben Sie dabei klare Ziele vor Augen, die Sie mit den Vertriebs­trai­nings erreichen wollen, wie z. B. mehr Ertrag in einem Kunden­segment zu erzielen oder ein verbes­sertes Zeitma­nagement für vertrieb­liche Prozesse zu etablieren.

Haben Sie auch keine Angst davor, Ihr Budget je nach Bedarf auf Mitar­beiter unter­schiedlich aufzu­teilen. Stehen Ihnen zum Beispiel für 10 Mitar­beiter 10.000 Euro zur Verfügung, können sie mit 1.000 Euro pro Person planen. Geht es dann beispiels­weise um die Weiter­bildung zu gesetz­lichen Rahmen­be­din­gungen, dann unter­teilen Sie das Budget zunächst in dringende Vorschriften (sonst drohen Sanktionen) und aktuelle neue Richt­linien (Kredit­richt­linien etc.). Das verblei­bende Budget wird dann oft so verwendet, dass „alle in einem Raum“ fortge­bildet werden. Doch was, wenn man von den verblei­benden 5.000 Euro vielleicht auch mal 2.000 für einen spezi­fi­schen Mitar­beiter aufwendet? Einen, der die Weiter­bildung vielleicht besonders braucht oder sich besonders hervor­getan hat? Dann bekommen die anderen Mitar­beiter eben in diesem Jahr ein eher „abgespecktes“ Programm und dafür dann im nächsten Jahr wieder mehr. Als Führungs­kraft können Sie das Budget durchaus so verteilen, wie es am sinnvollsten ist, auch wenn es dann ungleich­mäßig wird. Und haben Sie den Mut, auch mit den langjährig gestan­denen Beratern in Ihrem Team einen klaren Plan zur Fort- und Weiter­bildung auszu­ar­beiten sowie gegebe­nen­falls beim Vorstand nach Extra-Budget zu fragen. Wenn sich das Ziel lohnt, ist so ein Bottom-up-Ansatz sehr erfolg­ver­spre­chend. Das noch immer vollzogene Gießkan­nen­prinzip, dass jeder immer in dieselben Seminare müsse, ist nicht mehr zeitgemäß.

Vorbe­halte ausräumen: Tipps für Mitar­beiter und Berater

In meiner eigenen Tätigkeit als Trainer erlebe ich es manchmal, dass mir das Publikum wenig aufge­schlossen gegen­über­sitzt, da es schon vor dem Seminar den Gedanken gefasst hat, dass das alles keinen Mehrwert bieten würde. Das ist durchaus verständlich – ich weiß auch, dass Sie wenig Zeit haben und Fortbil­dungen oft als Zeitver­schwendung erscheinen. Dann sitzt man im Seminar nach dem Motto, „den Trainer sitz‘ ich auch noch aus“, und schaltet die Ohren auf Durchzug. An dieser Stelle erhoffe ich mir von Ihnen, dass Sie dann auch den Mut haben, Ihrem Trainer zu erklären, warum Sie glauben, dass die Trainings­maß­nahme Ihnen nichts Neues bieten wird. Wenn es gute Gründe gibt, warum das Seminar für Sie spezi­fisch keinen Sinn macht, dann lohnt es sich tatsächlich nicht, sich zwei Tage je acht Stunden berieseln zu lassen.

Doch fragen Sie sich dann auch, woran es denn liegt, dass Sie den Sinn des Trainings nicht sehen. Eventuell sind Sie einfach nicht ausrei­chend vorbe­reitet, um den vollen Nutzen aus dem Seminar zu ziehen – zum Beispiel, weil Ihre Führungs­kräfte mit Ihnen keinen indivi­du­ellen Ausbil­dungsweg entworfen haben. Oder Sie erkennen den Sinn der Fortbildung nicht, da sie keine Notwen­digkeit darin sehen – nach dem Motto: „Da kenne ich mich doch schon perfekt aus“. Oder Sie stört weniger der Inhalt, sondern eher das geringe Zeitbudget in Ihrem ohnehin engen Arbeitstag. Oder vielleicht sehen Sie den Bedarf nach Weiter­bildung, doch Sie würden eine andere Maßnahme bevor­zugen? Eventuell sind Sie auch einfach nur unbewusst gegenüber Externen unauf­ge­schlossen, da Ihre bishe­rigen Fortbil­dungs­maß­nahmen vor allem intern statt­fanden bezie­hungs­weise die Seminare von immer denselben bekannten Personen gehalten wurden. 

Leider viel zu oft werden Vertriebs­trai­nings dann auch als Bestrafung angesehen. Grund: Bisherige Erfah­rungen haben den Teilnehmern gezeigt, dass es höhere Ziele gibt und dann das Training erfolgt oder nach dem Training die Ziele erhöht werden. Da hält sich verständ­li­cher­weise der Enthu­si­asmus in Grenzen. Das passt dann auch zu den immer wieder zu hörenden Aussagen von Vorständen und Führungs­kräften: „Wenn es mal nicht mehr so gut läuft, melden wir uns.“ Somit ist klar, dass in diesen Insti­tuten Vertriebs­trai­nings nur dann durch­ge­führt werden, wenn Ziele nicht erreicht wurden oder die Gefahr besteht, diese zu verfehlen. 

Es wird Sie vielleicht wundern, doch bei meinen eigenen Seminaren sehe ich immer wieder, dass spätestens nach der Vorstel­lungs­runde, wenn die Ziele des Seminars abgesteckt und erklärt wurden, plötzlich auch die Zweifler richtig Lust auf das Thema haben. Denn egal, ob es darum geht, einen echten Einblick hinter die Kulissen von Familien­unternehmen zu bekommen, zu erfahren, wie Unter­nehmer wirklich ticken, oder direkt umsetzbare Praxis­tipps zu erhalten: Werden die Mehrwerte aus einer Trainings­maß­nahme erstmals sichtbar und spürbar, sind alle mit Engagement dabei.

Top-Performer unter den Beratern sind oft besonders kritisch gegenüber Standard­work­shops – klar, denn eventuell wäre da ein detail­liertes Einzel­training für ihre spezi­fi­schen Heraus­for­de­rungen wirklich sinnvoller. Sie sind dann eventuell total unter­fordert, während Nachwuchs­kräfte und weniger ambitio­nierte Berater in den Standard­trai­nings eigentlich gut aufge­hoben wären. Gleich­zeitig gibt es immer das Risiko, dass Seminare durch sehr heterogene Gruppen entgleisen. Zum Beispiel, wenn sich eine lautstarke Gruppe fortwährend über die EDV beschwert und der Trainer sich mitreißen lässt. Dann geht schnell der Sinn des Trainings verloren. Und in den Köpfen der Teilnehmer zemen­tiert sich der Eindruck, dass all diese Trainings­maß­nahmen ja doch für die Katz’ seien, denn man lerne ja nichts wirklich Sinnvolles. Haben sich solche Glaubens­sätze erst einmal etabliert, dann ist Wider­stand gegen jede Weiter­bil­dungs­maß­nahme vorpro­gram­miert – insbe­sondere wenn die Mitar­beiter dafür aus dem Tages­ge­schäft gerissen werden.

Handlungs­emp­feh­lungen für Mitar­beiter und Berater

Zuallererst einmal möchte ich Ihnen den Rat geben: Bleiben Sie immer offen gegenüber Trainings­maß­nahmen. Das soll nicht bedeuten, dass Sie diese nicht hinter­fragen dürfen. Doch wenn Ihnen die Führungs­kraft genau erklären kann, warum diese Maßnahme in Ihre Weiter­bildung passt, dann lassen Sie die Vorbe­halte gerne mal links liegen und versuchen Sie, mit Herz und Kopf bei der Sache zu sein – eventuell kann Ihr Trainer Sie wirklich mit mehrwer­tigen Trainings­in­halten überraschen.

Und vergessen Sie nicht: Ein Vertriebs­training kann nur dann erfolg­reich sein, wenn es Ihrem indivi­du­ellen Leistungs­standard entspricht. Das bedeutet nicht nur, dass das Training auf Sie zugeschnitten sein muss, sondern Sie sollten sich auch passend vorbe­reiten. Lesen Sie sich beispiels­weise vorab in das Seminar ein, um am Tag der Weiter­bil­dungs­maß­nahme nicht bei Null anzufangen. In ein Kunden­ge­spräch würden Sie ja auch nicht völlig unvor­be­reitet hinein­gehen, oder? Machen Sie sich auch gerne auf Basis der Infor­ma­tionen über das Seminar Gedanken darüber, was Sie eigentlich aus der Weiter­bildung mitnehmen möchten – und kommu­ni­zieren Sie das vorab Ihrem Trainer, damit er weiß, worauf er den Schwer­punkt legen sollte. 

Bedenken Sie es auch mal mit der Brille der internen Betriebs­wirt­schaft. Sie werden 2 mal 8 Stunden vom Arbeits­platz abgehalten. Das heißt, dass Sie 16 Stunden Ihrer wertvollen Zeit nicht nutzen können, um Ihre Ertrags­ziele zu erreichen. Rechnen Sie nun Ihr Ertragsziel durch 1.600 (40 Wochen à 40 Stunden) und das dann mal 16 und Sie wissen, was Sie nachholen müssen. Da wäre in meinen Augen eine gute eigene Vorbe­reitung auf ein Training durchaus sinnvoll. Antworten auf die Frage: „Was erwarten Sie vom Training / Seminar“ wie z. B. „ich lasse mich überra­schen“ mögen gegebe­nen­falls putzig klingen, wirken aber mitunter nicht besonders profes­sionell. Und nochmals an dieser Stelle für die Vorstände und Führungs­kräfte: Wenn nun zehn Teilnehmer im Training sind, wäre es meiner Einschätzung nach nur profes­sionell, wenn allen Teilnehmern die Möglichkeit gegeben wäre, sich frühzeitig vorzu­be­reiten. Zu oft wird ein Training zwar Monate und Wochen im Voraus gebucht, aber die Infos zu den Inhalten werden gar nicht, notdürftig oder erst kurz vorher allen Teilnehmern mitgeteilt. 

Das Vertriebs­training der Zukunft

Genau wie Ihr Institut und die Unter­nehmen Ihrer Top-Kunden entwi­ckeln sich auch profes­sio­nelle Trainer ständig weiter. Um bei Ihnen ein entspre­chendes Trainings­projekt recht­zeitig zu planen und durch­zu­führen, brauchen Sie also auch ein Verständnis dafür, wie sich der Seminar-Markt in naher Zukunft verändern wird. Wie bereits erwähnt ist das Top-Seminar- und Top-Trainer-Angebot zurzeit sehr ausge­dünnt, da nur wenige wirklich gute Trainer übrig geblieben sind. Doch durch die Digita­li­sierung eröffnen sich immer neue Möglich­keiten, Trainings unabhängig von Räumlich­keiten zu organi­sieren. Für unseren Blick in die Zukunft eignet sich dazu zunächst eine Unter­scheidung zwischen gesetzlich notwen­digen Trainings und allen, die darüber hinaus geplant sind:

Bei den gesetzlich notwen­digen Vertriebs­trai­nings lässt sich besonders vorteilhaft mit Web-basierten Lösungen arbeiten. Gesetz­liche Änderungen und Regelungen können problemlos auch in Video­chats mit internen oder externen Trainern aufge­ar­beitet werden. Doch dann sollten selbst­ver­ständlich alle Teilnehmer mit angeschal­teter Kamera und Mikrofon arbeiten. 

Zudem sollten die Leitungen stabil sein. Wenn möglich empfehle ich die Geräte, über die Teilnehmer zugeschaltet sind, eher mit LAN-Kabel zu versehen. Zu oft kommt es vor, dass die internen WLAN-Signale zu schwach und instabil sind. Das ist für alle Betei­ligten, Teilnehmer und Trainer eine echte Qual. Es bleibt dann auch nicht der Inhalt hängen, sondern nur die miese Technik. Schade um die Zeit, das Budget und die gute Laune.

Für alle Vertriebs­trai­nings, die über das hinaus­gehen, was allein aus recht­lichen Gründen notwendig ist, wird eine klare Marsch­route benötigt. Also ein Saisonplan („Was wollen wir generell erreichen?“) und ein Matchplan („Was ist aktuell notwendig?“). Innerhalb dieser Struktur gibt es dann Basic-Trainings, die grund­sätz­liches Wissen vermitteln sollen, sowie Situativ-Trainings, die handfest auf spezi­fische Situa­tionen eingehen. Diese Trainings werden in Zukunft persön­licher und indivi­du­eller sein – und daraus ergibt sich auch, dass das Budget entspre­chend angepasst werden sollte. Nach meiner Ansicht wird das Modell „create your own workshop“ besonders vielver­spre­chend sein. Es basiert auf der Idee, dass es in den Workshops der Zukunft bestimmte Module geben wird, die für jeden Mitar­beiter sinnvoll sind, unabhängig von Erfahrung und Kunden­stamm – und dann wird es noch Angebote geben, die spezi­fisch je nach Mitar­beiter ausge­wählt werden können:

  • Auf die Erfah­rungs­stufe ausge­legte Angebote (für Neuein­steiger, erfahrene Mitar­beiter etc.) 
  • Angebote je nach Kunden­segment – z. B. wenn man mehr mit dem Unter­nehmer selbst oder, wie oft bei großen Firmen, eher mit dem direkten Umfeld zu tun hat 
  • Echtes „training on the job“, also anhand realer Kunden­fälle, die im Training beispielhaft mit maximalem Erfolg gelöst werden 
  • Generelle Produkt­schu­lungen zu bestimmten Kategorien (z. B. unsere Angebote zu „Unter­nehmer und Wertpa­piere“, „Unter­nehmer und Immobilien“, „Geschäfts­mo­delle und Wertschöp­fungs­ketten“ sowie „Unter­neh­mer­ty­po­logien und Gesprächsführung“) 
  • Spezi­fische Produkt­schu­lungen zu einem Produkt innerhalb einer Kategorie (z. B. einem spezi­ellen Fonds) 

In der Vergan­genheit sind leider viele dieser Zukunfts­themen einge­schlafen, doch unter dem Eindruck der Pandemie hat ein gewisses Umdenken in den Köpfen der Vorstände, Führungs­kräfte, Perso­naler und Berater statt­ge­funden. Hier werden in Sachen Fort- und Weiter­bildung neue Wege gegangen und wir sehen selbst, wie gut die neue Struk­tu­rierung der Fortbil­dungs­maß­nahmen angenommen wird. Unsere analogen und digitalen Seminar­an­gebote wurden beispiels­weise bereits von vielen tausend Teilnehmern besucht – und diese Seminare sind bereits gemäß der neuen Struk­tu­rierung aufgebaut.

Ich empfehle Ihnen also, sich nicht gegen die Verän­derung des Vertriebs­trai­nings der Zukunft zu stellen, sondern diesen mit Mut, Weitsicht und Offenheit zu begegnen. Suchen Sie den externen Input und lassen Sie ihn zu! Sie werden sich wundern, wie sich mit einem klaren Plan, einem modularen Ansatz und hochpro­fes­sio­nellen Vertriebs­experten der Gesamt­erfolg Ihres Instituts maximieren lässt. Schauen Sie auch darauf, Ihr Budget für Fort- und Weiter­bil­dungen anzupassen, sodass Sie überhaupt Seminare mit echten Top-Trainern auf ihrem Gebiet organi­sieren können. Denn Qualität kostet natürlich etwas. Und ist es denn etwa nicht angemessen, in die Weiter­bildung eines Beraters mit 1.000.000 Euro Deckungs­bei­tragsziel dann auch beispiels­weise mal 10.000 Euro zu inves­tieren? Der Erfolg Ihres Beraters wird zeigen, dass er diese Inves­tition wert war.

Mut zur Fort- und Weiterbildung

Hervor­ragend ausge­bildete Berater sind der Schlüssel zur Zukunft in der Finanz­dienst­leis­tungs­branche. Denn die Top-Segmente der Unternehmer­familien und Familien­unternehmer werden in Zukunft nur noch für wenige Themen Kontakt mit Ihrem Institut haben – doch diese Themen haben es dann in sich! Maximale Komple­xität trifft maximales Ertrags­po­tenzial! Und dafür braucht es hervor­ragend trainierte Finanz­dienst­leister. Dieses Ziel erreicht man nicht ohne Training, und um ein solches im Institut zu etablieren, müssen alle in diesem Artikel genannten Instanzen an einem Strang ziehen, vom Vorstand bis zum einzelnen Seminar­teil­nehmer – und natürlich dem Trainer. Und wenn es hier zum Abschluss noch Entschei­dungs­träger gibt, die nicht davon überzeugt sind, dass ein hochwer­tiges Vertriebs­training für die Zukunft essen­ziell sein wird, schließe ich mit einem bekannten Spruch: Sagt der CFO zum CEO: „Was ist eigentlich, wenn wir in Weiter­bildung inves­tieren und die Mitar­beiter gehen dann?“ Antwortet der CEO: „Was ist eigentlich, wenn wir es nicht machen, und sie bleiben da?“

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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