Im Laufe der Artikel-Serie „Versteher-Power 2019“ habe ich bereits dargelegt, in welcher Ausgangslage sich Familien­unternehmer in diesem Jahr befinden und warum man sich als Berater nicht auf ein umfang­reiches, jederzeit verfüg­bares Privat­ver­mögen verlassen sollte. Zuletzt konnte ich einige Struk­tur­ver­än­de­rungen aufzeigen, die Finanz­in­stitute zur Vorbe­reitung auf die Heraus­for­de­rungen des neuen Jahrs umsetzen sollten.

In diesem Artikel möchte ich nun abschließend konkrete Tipps geben, wie Firmen­kunden- und Private Banking Berater unter den neuen Bedin­gungen 2019 die Königs­dis­ziplin der Finanz­be­ratung meistern: Das Tandem-Gespräch.

Was ist der Anlass?

Beim Tandem-Gespräch arbeiten Private Banking und Firmen­kun­den­be­rater Hand in Hand, um die beiden wirtschaft­lichen Gesichts­punkte während der Beratung effektiv verknüpfen zu können. Ein solches Gespräch mit mehreren teilneh­menden Parteien sollte gut vorbe­reitet sein. Die Grundlage für diese Vorbe­reitung ist zunächst die Frage, welchen Anlass das Gespräch hat und ob im Zuge dessen einer der beiden Berater zum ersten Mal vorge­stellt wird. Eine hilfreiche Übersicht bietet diese Matrix:

Die Frage nach dem Anlass wird später noch bei der eigent­lichen Durch­führung des Gesprächs wichtig werden, hat jedoch bereits entspre­chende Auswir­kungen auf die Vorbereitung.

Optimale Gesprächs­vor­be­reitung

Das Wichtigste vorweg: Kunden­ge­spräche sollten immer gründlich vorbe­reitet werden, bei Tandem-Gesprächen dann selbst­ver­ständlich zu zweit. Diese Vorbe­reitung lässt sich sinnvoll in 5 Phasen struk­tu­rieren. Die ersten drei Phasen beziehen sich auf:

  • Das Sammeln, Auf- und Vorbe­reiten von Daten.
  • Die Entwicklung von Vertriebs­ideen und Ertragspotenzialen.
  • Die strate­gische Kunden- und Gesprächsvorbereitung.

Diese drei Phasen sind unabhängig vom genauen Anlass des Gesprächs und finden deshalb in ähnlicher Struktur bei der Vorbe­reitung jedes Kunden­ge­sprächs statt. Die letzten beiden Phasen beziehen sich jedoch stärker auf den spezi­fi­schen Anlass sowie das Thema des Gesprächs und können deshalb merklich variieren:

  • Die taktische Vorbe­reitung des Gesprächs: Welcher Berater spricht den Unter­nehmer zu welchem Thema an? Kann der Vorstand die Ansprache übernehmen (ohne Wert- oder Image­verlust des Beraters) etc.?
  • Die eigent­liche Gesprächs­führung vor Ort oder am Telefon.

Inhaltlich müssen alle 5 Phasen sehr indivi­duell an das jeweilige eigene Institut, das Familien­unternehmen und den Unter­nehmer angepasst werden – auf allge­meiner Ebene lassen sie sich leider nicht ausrei­chend tiefgreifend ausar­beiten. Sie sollten auf die spezi­fi­schen Berater, den Kunden, dessen Geschäfts­modell und die indivi­du­ellen Zusam­men­hänge abgestimmt werden, wie es beispiels­weise im Rahmen meines Seminars „Im Tandem erfolg­reich“ gemeinsam erarbeitet wird.

Der Gesprächs­ablauf je nach Anlass

An dieser Stelle schon mal eine Ermun­terung: Mit ein bisschen Planung findet sich immer ein Ansatz­punkt. In meiner Erfahrung aus mehr als 2.500 Realfall­coa­chings ist es so gut wie nie vorge­kommen, dass ein Firmen­kun­den­be­rater für eine Tandem-Beratung zum Thema Private Banking nicht zumindest einen Ersttermin bekommen hätte – solange dem Familien­unternehmer im Vornherein klar und seriös kommu­ni­ziert wird, wer zu dem Gespräch kommt und worin der Mehrwert besteht. Wer ein solches Gespräch anbahnen möchte, sollte vor allem Einfüh­lungs­ver­mögen bei der Wortwahl sowie beim Timing beweisen.

Ist die Vorbe­reitung also erfolg­reich abgeschlossen, muss das Geplante nur noch im Gespräch mit dem Familien­unternehmer umgesetzt werden. Je nach Anlass kann dies auf zwei Arten geschehen:

Kein konkreter Anlass oder nur Vorstellung des Private Banking Beraters

Famili­en­un­ter­nehmern ist ihre Zeit kostbar. Deswegen sollte ein Gespräch, das lediglich zur Einführung des Private Banking Beraters dient, immer kurz und knackig gehalten werden: Zunächst stellt der Firmen­kun­den­be­rater den Private Banker vor, der sich danach für etwa eine Minute noch einmal selbst vorstellt, um den Anwesenden einen ersten persön­lichen Eindruck zu vermitteln.

Danach geht es an das eigent­liche Gespräch: Der Firmen­kun­den­be­rater sollte hierbei die Rolle des Moderators übernehmen und den Private Banking Berater in sein – im Vorfeld gemeinsam ausge­ar­bei­tetes – Gesprächs-Drehbuch strate­gisch einbinden. Ziel des Drehbuchs ist es, das Gespräch in Richtung des Private Banking Themas zu lenken. Ist dieses dann sinnvoll angeschnitten, kann der Private Banking Berater die Führung übernehmen. Er stellt das Private Banking für Unter­nehmer (Segment­reinheit ist hierbei sehr hilfreich, wie in Teil 2 dieser Serie erwähnt) einmal generell und dann mit direktem Bezug auf den Unter­neh­mer­kunden und seinen indivi­du­ellen Mehrwert vor.

Ein konkreter Anlass ist gegeben

Steht ohnehin beispiels­weise ein Bilanz- oder Finan­zie­rungs­ge­spräch an, stellt der Firmen­kun­den­be­rater den Private Banking Berater vor, gefolgt von einer kurzen persön­lichen Vorstellung des Private Banking Beraters (ca. 1 Minute). Der Firmen­kun­den­be­rater spricht dann zunächst als Fachbe­rater mit dem Familien­unternehmer über das Thema des Anlasses.

Der Firmen­kun­den­be­rater wechselt dabei nach und nach in eine Modera­to­ren­rolle und bindet den Private Banking Berater gemäß des vorbe­rei­teten Drehbuchs strate­gisch stärker mit ein. Der Private Banking Berater bringt sich ebenfalls ein und hilft, das Gespräch in Richtung Private Banking zu lenken. Das Private Banking Angebot des eigenen Instituts wird dann einmal generell und einmal spezi­fisch auf den Familien­unternehmer gemünzt erklärt – auch hier hat die Kommu­ni­kation des persön­lichen Mehrwerts oberste Priorität. Das Hauptziel ist es, einen Folge­termin für den Private Banking Berater zu vereinbaren.

Nach einem erfolg­reichen Erstkontakt nicht locker lassen

Idealer­weise sollte schon vor dem ersten Gespräch eine Taktik bereit­liegen, wie bei weiteren Gesprächs­ter­minen vorzu­gehen ist. So sollte beispiels­weise klar sein, welcher der beiden Berater das bespro­chene Thema immer wieder ins Spiel bringen soll. Denn es muss von Anfang an damit gerechnet werden, dass es mehrere Gespräche, Telefonate oder ander­weitige Kontakte (oft 5 bis 7) dauern kann, bis der Unter­nehmer davon überzeugt genug ist, konkrete Schritte im Private Banking Bereich zu ergreifen.

Hier sollten Finanz­be­rater nicht locker lassen: Wie in den vorhe­rigen Artikeln dieser Serie bereits erwähnt, werden kleinere und größere Verän­de­rungen am Geschäfts­modell sowie Auswir­kungen auf das Privat­ver­mögen im Jahr 2019 unaus­weichlich sein. Es gilt also, zu handeln, um dem Familien­unternehmer die positiven Poten­ziale der neuen Wirtschaftslage darzu­legen und diese voll auszu­schöpfen. So werden auch in heraus­for­dernden Situa­tionen Erträge erwirt­schaftet und eine enge Kunden­bindung erschaffen, die der Ent-Emotio­na­li­sierung und Ent-Loyali­sierung des digitalen Zeitalters entge­gen­wirken können.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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