Environ­mental Social Gover­nance (ESG) und Nachhal­tigkeit sind Themen­be­reiche, die für Unter­nehmen – und insbe­sondere für Familien­unternehmen – enorm wichtig geworden sind. Denn auch wenn man bei einem Blick in die Presse manchmal den gegen­tei­ligen Eindruck bekommen könnte: Familien­unternehmer sind (Familien-)Menschen. Ihnen liegt das ökolo­gische und soziale Wirtschaften am Herzen. Und das garan­tiert eigentlich beste Voraus­set­zungen für Sie, sich mit diesen Themen als vertrau­ens­wür­diger Sparrings­partner bei Bestands- und Neukunden zu etablieren. Was Sie dabei beachten sollten und welche Heraus­for­de­rungen Sie dabei meistern müssen, erfahren Sie hier.

Die 7 Bausteine für eine ganzheit­liche Betrachtung

Für Familien­unternehmer gibt es jetzt und in Zukunft genau 7 Bausteine, die für ihr Denken und Handeln ausschlag­gebend sind – und mit denen Sie sich als Finanz­be­rater auf jeden Fall beschäf­tigen sollten, um sie mit dem Unter­nehmer besprechen zu können:

  1. Geschäfts­modell: Wie funktio­niert das Geschäft des Unter­nehmers – und zwar heute, morgen und übermorgen? 
  2. Digita­li­sierung: Welchen Grad an Digita­li­sierung benötigt das Unter­nehmen (unter­teilt in Produktion und Verwaltung)? 
  3. ESG und Nachhal­tigkeit: Wie lässt sich all das ökolo­gisch und sozial sowie ökono­misch verträglich durchführen? 
  4. Personal: Wen braucht die Firma – heute, morgen und übermorgen – und wo werden die Führungs­kräfte, Spezia­listen, Fachkräfte etc. gebraucht? 
  5. Nachfolge: Wer übernimmt die Firma später einmal und wie vererbt man das eigene Vermögen am besten an die nachfol­gende Generation? Oder ist der Verkauf an Dritte eine Option?
  6. Privat­ver­mögen: Wie baut man das private Vermögen auf, erhält es und inves­tiert es am besten? 
  7. Asset und Family Protection: Wie sichert man die Firma und das Privat­ver­mögen ab – zum Beispiel gegen Cyber­an­griffe, digitale (Personen-)Erpressung etc.? 

Ein wichtiger Aspekt all dieser Punkte ist, dass sie sich gegen­seitig bedingen und beein­flussen – bezie­hungs­weise direkt aufein­ander folgen: Der Aufbau des Geschäfts­mo­dells legt geradezu zwangs­läufig vor, welcher Grad der Digita­li­sierung zur Umsetzung benötigt wird. Die genaue Ausge­staltung von Geschäfts­modell und Digita­li­sierung definiert, welche ESG- und Nachhal­tig­keits­stra­tegien sinnvoll und überhaupt möglich sind. Und alle drei Punkte definieren wiederum, welche Mitar­beiter im Betrieb benötigt werden und wie man sie definieren, finden, überzeugen und halten kann. Das hat wiederum Auswir­kungen auf die Unter­nehmens- und Vermö­gens­nach­folge und das Privat­ver­mögen. Zu guter Letzt definieren diese Punkte, wie man was am besten gegen krimi­nelle Angriffe absichert. Und zwar unabhängig von der Größe der Firma und des Vermögens. Denn so etwas kann in der digitalen Welt heutzutage jeden treffen.

Diesen Zusam­menhang übersehen aktuell noch viele und konzen­trieren sich dann in der Beratung auf einen der genannten Aspekte, wenn sie eigentlich mehrere davon gleich­zeitig betrachten sollten. Für das Themenfeld ESG und Nachhal­tigkeit, um das es in diesem Artikel gehen soll, ist es beispiels­weise notwendig, sich zumindest die ersten 4 Bausteine genau anzuschauen, denn diese hängen alle unmit­telbar mit der ökolo­gi­schen und sozialen Verant­wortung zusammen. Ohne einen Blick auf das Geschäfts­modell, die Digita­li­sie­rungs­stra­tegien im Unter­nehmen und die Perso­nal­frage (insbe­sondere im Zusam­menhang mit dem aktuellen Fachkräf­te­mangel) wird es kaum möglich sein, gemeinsam mit dem Unter­nehmer eine saubere Nachhal­tig­keits­stra­tegie zu entwickeln.

Im Idealfall sollten Sie zusätzlich noch auf die Bausteine 5 und 6 eingehen, wenn der Unter­nehmer seine Firma bald verkaufen oder für die nächste Generation fit machen und (vielleicht auch im Zuge dessen) das Privat­ver­mögen neu struk­tu­rieren möchte. Es reicht nicht, ESG und Nachhal­tigkeit losgelöst von all diesen Aspekten zu betrachten, denn das würde an der Realität vorbei gehen. Ebenso reicht es nicht, dem Unter­nehmer nur funda­mentale Infor­ma­tionen zu vermitteln, sich lediglich mit der Theorie aufzu­halten und dem Unter­nehmer nur zu erklären, welche ESG-Strategien prinzi­piell existieren. Denn wie so oft haben vor allem Top-Unter­nehmer in dieser Hinsicht kein Erkennt­nis­problem, sondern ein Umset­zungs­problem. Er kennt die gängigen Nachhal­tig­keits­stra­tegien vielleicht schon längst, aber ihm fehlt eine Perspektive, diese spezi­fisch für sein Unter­nehmen umzusetzen – wodurch wir quasi automa­tisch wieder auf die Aspekte Geschäfts­modell, Digita­li­sierung und Personal (Bausteine 1, 2 und 4) zu sprechen kommen. 

Allein der Aspekt ESG und Nachhal­tigkeit (Baustein 3) lässt sich sogar noch weiter unter­teilen, denn er betrifft sowohl die Firma als auch Immobilien. Sie wissen ja aus dem Versteher-Magazin bereits, dass Immobilien DAS Stecken­pferd der Familien­unternehmer sind. Und um diese sozial­ver­träglich sowie nachhaltig zu gestalten, sodass eine angemessene Miete oder ein zeitge­mäßer Verkaufs­preis erreicht wird, braucht es Inves­ti­tionen. Das kann unheimlich viel Geld kosten, zum Beispiel mit Hinblick auf das vor kurzem beschlossene Gebäu­de­en­er­gie­gesetz (GEG), umgangs­sprachlich: Heizungs­gesetz. Viele Unter­nehmen und Unter­nehmer haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch Immobi­li­en­besitz gutes Geld erwirt­schaftet, werden dieses aber jetzt wieder reinves­tieren müssen, um Markt­fä­higkeit herbei­zu­führen, beizu­be­halten oder auszu­bauen. Der Unter­nehmer benötigt Sie bei dieser sehr konkreten Heraus­for­derung nicht als reinen Vermittler theore­ti­scher Infor­ma­tionen, sondern als Ideen­geber und Sparrings­partner für handfeste Ideen zur Umsetzung.

Welchen Heraus­for­de­rungen werden wir uns stellen?

Wie bereits eingangs erwähnt wird es kein Kinder­spiel werden, Nachhal­tig­keits­stra­tegien effektiv umzusetzen und die entspre­chenden ESG-Nachweise zu erhalten. Die Unter­nehmer benötigen dabei Ihre Unter­stützung und Ideen sowie Lösungen, um entspre­chende Hinder­nisse zu überwinden. Zum Beispiel sehe ich aktuell als eine große Heraus­for­derung, dass viele Dinge, die im Kredit­we­sen­gesetz verankert sind oder über Aufsichts­be­hörden, gesetz­lichen Vorgaben etc. gefordert werden, zwar jetzt schon von den Banken umgesetzt werden können, sie dafür aber entspre­chende vertrau­ens­würdige Gütesiegel benötigen, um passende Kredite vergeben zu können. Denn selbst bei vollstän­diger Compliance mit den Anfor­de­rungen haben die Unter­nehmen oft wirkliche Probleme, die entspre­chenden Siegel und Zerti­fikate zu erhalten.

Ein Beispiel aus der Praxis: Woher kommt das Siegel?

In genau einer solchen Situation befindet sich zurzeit einer unserer Mandanten des Instituts Für Unternehmer­Familien (IFUF). Er erkennt, wie wichtig das Thema ESG und Nachhal­tigkeit ist und möchte da auch einiges umsetzen, braucht dafür aber Geld von seiner Bank. Den Kredit bekommt er aber erst, wenn er ein Gütesiegel vorweisen kann. Und genau da stockt es gerade bei der Umsetzung, da er keine Ahnung hat, woher er dieses Siegel bekommen soll. Denn in seiner Branche gibt es aktuell einfach keine Experten, die solche Gütesiegel in einer Art und Weise vergeben können, dass die Bank dieses im Kredit­prozess auch wirklich akzeptiert.

Der Unter­nehmer ging mit diesem Problem sogar zu seinem Verbands­prä­si­denten und unter­hielt sich mit ihm darüber. Und auch der meinte, dass die Branche an dieser Stelle aktuell einer echten Heraus­for­derung gegen­über­steht. Denn bei Produk­ti­ons­un­ter­nehmen lässt sich das Gütesiegel praktisch nur dann in einer vollständig unangreif­baren Form verleihen, wenn es von einem Experten vergeben wurde, der fachlich versiert alle damit zusam­men­hän­genden Bereiche analy­sieren und beurteilen kann:

  • Produk­ti­ons­pro­zesse 
  • Verwal­tungs­pro­zesse 
  • Firmen­ge­bäude 
  • etc.  

Wird das Siegel von jemandem vergeben, der auch nur einen dieser Bereiche fachlich nicht sicher beurteilen kann, dann ist das Siegel angreifbar und die Kredit­vergabe in Gefahr. Auch hier sehen wir also: Unser Mandant hat kein Erkennt­nis­problem, sehr wohl aber ein Umset­zungs­problem – durch gesetz­liche Anfor­de­rungen einer­seits und Fachkräf­te­mangel andererseits.

Einschrän­kungen durch das Lieferkettengesetz

Auch diese andere gesetz­liche Heraus­for­derung haben wir in der Vergan­genheit häufig im Versteher-Magazin besprochen: Als Familien­unternehmen bewegt man sich zwangs­läufig innerhalb von Liefer­ketten, die dem neuen Liefer­ket­ten­gesetz unter­liegen. Ja, auch für eher kleinere Unter­nehmen ist das relevant, denn das Gesetz heißt ja nicht „Liefe­ran­ten­gesetz“. Man ist also als Unter­nehmer für das Verhalten aller Zulie­fer­be­triebe zuständig.

Und auch wenn der Unter­nehmer in der Position des Zulie­ferers ist, können die gesetz­lichen Vorgaben große Heraus­for­de­rungen bedeuten. Stellen Sie sich mal vor, Sie besitzen einen Maler­be­trieb und arbeiten mit einem General­un­ter­nehmer zusammen, der wiederum die Aufgabe hat, öffent­liche Gebäude zu sanieren. Das bedeutet, dass dieser General­un­ter­nehmer entspre­chend klare Vorgaben bei den Ausschrei­bungen einzu­halten hat – die er selbst­ver­ständlich an die Handwerker weitergibt, also an Ihr Unter­nehmen. Auch in diesem Zusam­menhang müssen Sie sich als Unter­nehmer also zwingend darauf einstellen, dass Sie bestimmte Aufträge zukünftig nicht mehr bekommen, wenn Sie die entspre­chend gefor­derten Zusiche­rungen nicht erbringen können, oder sich einfach diesem ganzen Diktat nicht unter­werfen möchten.

Wie geht die Finanz­branche mit diesen Heraus­for­de­rungen um?

Wir sehen also, dass auch bei der Umsetzung von ESG- und Nachhal­tig­keits­stra­tegien noch viele Hürden genommen werden müssen. Das liegt auch im Interesse Ihres Instituts, denn wenn der Kunde die erfor­der­lichen Siegel mangels Fachper­sonal nicht erbringen kann, dann entgeht Ihnen natürlich auch ein Geschäft. Dementspre­chend ist man in der Finanz­branche aktuell sehr bemüht, eine Lösung für diese Heraus­for­de­rungen zu finden.

Förder­kredite bleiben dabei als neue Option offen, doch auch diese haben ihre Tücken. Denn Förder­kredite müssen entspre­chend zurück­ge­zahlt werden – und ob sie überhaupt in der nötigen Höhe für eine ESG-konforme Umstruk­tu­rierung eines ganzen Unter­nehmens zur Verfügung stehen, ist ebenfalls fraglich. Im Zweifel bleibt der Unter­nehmer doch wieder auf einem Großteil der Kosten sitzen. Zur Finan­zierung bleibt dann oft nur übrig, die zusätz­lichen Kosten direkt in die Produkt- und Perso­nal­kal­ku­la­tionen einzu­preisen. Dabei hat man in der Finanz­branche längst erkannt, dass eine gut verzahnte Kombi­nation aus Förde­rungen auf Landes- und Bundes­ebene grund­legend für die erfolg­reiche Trans­for­mation der deutschen Wirtschaft sein wird. Denn für diese werden wir in den nächsten Jahren Hunderte von Milli­arden Euros inves­tieren müssen. Dazu gehören selbst­ver­ständlich auch standar­di­sierte Förder­kri­terien, damit Unter­nehmer nicht vor der Inanspruch­nahme abgeschreckt werden.

Exkurs: Hilft uns die KI aus dieser Situation heraus?

Gerade, wenn es um die Möglichkeit von Förder­geldern und Zuschüssen geht, kann es für Sie vielleicht ganz inter­essant sein, mal eine KI zu fragen, welche Optionen Ihnen und Ihren Firmen­kunden dazu offen­stehen. Sie werden überrascht sein, was es da alles gibt. Dazu bietet sich vor allem Google BARD an, denn diese (kostenlose) KI ist direkt mit dem gigan­ti­schen Wissens­schatz von Google verbunden und sucht aktuelle Infor­ma­tionen aus dem Netz, anstatt sich auf Infor­ma­tionen zu beschränken, die ihr vor einigen Jahren zugefüttert wurden.

Das könnte für Sie auch die Gelegenheit sein, erste Erfahrung bei der Arbeit mit KI zu sammeln. Dann empfehle ich aller­dings, zunächst einen Blick ins kostenlose eBook „Jenseits des KI-Hypes“ zu werfen, um die Grund­lagen der Technik zu verstehen und ihre Tücken in der Praxis zu vermeiden. Zum Beispiel gilt beim Befragen von Google BARD, genau wie bei allen anderen genera­tiven KIs: Glauben Sie der KI nicht blind! Aber nutzen Sie sie, um Möglich­keiten zu identi­fi­zieren, nachzu­re­cher­chieren, und mit diesem „Ideen- und Infor­ma­ti­ons­paket“ zum Spezia­listen zu gehen. In diesem Fall zum Fördermittelberater.

Besonders wichtig dabei: Geben Sie dem Spezia­listen nicht das Gefühl, dass Sie seine Aussagen und Beurtei­lungen in Frage stellen, nur weil Ihnen die KI etwas anderes erzählt hat! Der Spezialist weiß auf jeden Fall am besten Bescheid. Die KI hilft Ihnen nur, bereits mit einigen konkreten Ideen und Vorschlägen in das Gespräch mit dem Förder­mit­tel­be­rater zu starten. Dasselbe gilt übrigens auch für Sie: Denken Sie nicht, dass Sie sich in Ihrem Fachgebiet irren, nur weil die KI etwas anderes sagt. Sie kennen sich in Sachen Finanzen garan­tiert besser aus. Geben Sie dem Spezia­listen also nicht den Eindruck, dass er nur Erfül­lungs­ge­hilfe dessen ist, was die KI Ihnen erzählt hat. Sonst machen Sie sich damit schnell die gute Beziehung zu einem echten Spezia­listen kaputt. Oder so ausge­drückt: Seien Sie keiner dieser Menschen, die mit einer Diagnose aus dem Internet beim Arzt erscheinen und dann darauf pochen, dass der Experte sie nur noch bestätigt. Ich denke, davon gibt es schon genug auf der Welt – sehr zum Leidwesen der Ärzte.

Was kann in den Insti­tuten konkret getan werden?

Beim Thema ESG und Nachhal­tigkeit stehen wir also vor großen Heraus­for­de­rungen. Das hat zum Teil mit gesetz­lichen Vorgaben zu tun, aber eben auch mit einem Mangel an Personal – nicht nur was die Umsetzung im Unter­nehmen angeht, sondern auch im Bereich der Umsetzung gesetz­licher Vorgaben durch Dritte, beispiels­weise beim Vergeben von Zertifikaten.

Wie schafft man es also in dieser Situation als Finanz­in­stitut, dennoch eine handfeste, praxis- und lösungs­ori­en­tierte Beratung zu gewähr­leisten? Und noch dazu eine, die die oben bereits genannten 7 Bausteine ganzheitlich abdeckt? Ich denke, dass es ab sofort wichtig sein wird, dass innerhalb der Institute 4 unter­schied­liche Perso­nen­kreise Hand in Hand mitein­ander arbeiten. Diese werden sich mitein­ander am grünen Tisch abstimmen müssen und mindestens 2 davon sollten dann auch beim Unter­nehmer in die Jahres­ge­spräche gehen, wie wir es schon im Artikel Firmen­kun­den­be­rater 2026 beschrieben haben. Diese 4 Perso­nen­kreise sind:

  1. Markt­folge Aktiv, der Kreditbereich 
  2. Firmen­kun­den­be­rater 
  3. Private Banker 
  4. Versi­che­rungs-/Sach­kom­posit-Berater  

Die Mitar­beiter aus diesen Bereichen sollten sich dann auf Basis der oben genannten 7 Bausteine genau auf die Gespräche mit dem Unter­nehmer vorbe­reiten, um ihm handfeste Umset­zungs­ideen zu geben, statt nur (eventuell bereits bekannte) theore­tische Infor­ma­tionen wieder­zu­käuen. Und denken Sie auch daran, dem Unter­nehmer vor einem Gespräch Zeit zu geben, sich zum Beispiel anhand einer vorher genau definierten Gesprächs­agenda vorzu­be­reiten. Er soll sich ja nicht fühlen, als hätten Sie eine spontane Abi-Prüfung anberaumt.

Und ich sage es Ihnen ganz offen: Ja, das wird ein ganzes Stück Arbeit. Denn ich gehe zwar davon aus, dass Sie sich in den 4 genannten Abtei­lungen durchaus effektiv vernetzen können (auch wenn es vielleicht hier und da anfäng­liche Wider­stände gibt). Was aber schwierig werden kann, ist der Fokus auf die 7 weiter oben genannten Bausteine vom Geschäfts­modell bis zur Asset/Family Protection. Denn, anders als die Unter­nehmer, haben Sie als Berater beruflich vermutlich nur wenig mit der tatsäch­lichen Umsetzung von tiefer­ge­henden und konkreten Personal- oder Geschäfts­modell-Fragen zu tun. Und auch in Ihrem Freun­des­kreis finden sich im Zweifel eher wenige Personen, mit denen Sie sich darüber austau­schen können und von denen Sie aktuelle Infor­ma­tionen dazu erhalten.

Wer Teil des abtei­lungs­über­grei­fenden Teams ist, wird sich entspre­chend einlesen bezie­hungs­weise trainiert werden müssen. Und zwar so, dass nicht die Gefahr besteht, dass man sich dann hinterher vielleicht exakt mit dem spezi­fi­schen Kunden auskennt, aber über dessen Branche hinaus kaum etwas weiß. Vermeiden Sie, dass Sie sich in eine solche Blase begeben und werfen Sie öfter mal einen Blick über den Tellerrand – Anregungen dazu finden Sie regel­mäßig im Versteher-Magazin.

Auch Unter­neh­mer­beiräte und externe Trainer können Ihnen beim Erlangen einer Expertise in diesen Bereichen helfen. Aller­dings sehe ich hier immer wieder, dass einige Trainer noch eine viel zu theore­tische Ausbildung durch­führen. Man spricht dann im Seminar über das große Ganze des Klima­wandels und macht sich nur wenige Gedanken darüber, wie man das Thema ESG und Nachhal­tigkeit praxis­tauglich indivi­duell mit dem Unter­nehmer durch­spricht. Stellen Sie sich mal vor, Ihr Unter­neh­mer­kunde ist stark im Produk­ti­ons­be­reich tätig, oder bedient ein spezi­elles Markt­segment wie zum Beispiel Bauschutt­transport. Da sind wirklich handfeste, auf den Unter­nehmer zugeschnittene Lösungs­an­sätze gefragt und keine rein theore­tische Klima­wandel-Diskussion – da kennen sich die Unter­nehmer in den jewei­ligen Markt­seg­menten ohnehin schon gut genug aus.

Was können Sie konkret tun?

Als Berater oder als Führungs­kraft sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Ihr Institut Ihnen die benötigten Infor­ma­tionen zum Thema ESG und Nachhal­tigkeit nicht mundge­recht präsen­tieren kann. Hier gilt das, was ich in den letzten Jahren zu den unter­schied­lichsten Themen geschrieben und auch im Versteher-Podcast schon öfter disku­tiert habe: Beschäf­tigen Sie sich selbst­ständig mit diesen Themen und bilden Sie sich eine eigene Meinung! Fragen Sie sich selbst mal: „Was bedeutet all das wohl aufseiten des Unter­nehmers?“ Versetzen Sie sich in seine Lage und überlegen Sie sich zum Beispiel: „Wenn ich auf dem Stuhl meines Unter­neh­mer­kunden säße, was könnte ich dann real umsetzen – und in welchem (ambitio­nierten, aber realen) Rahmen?“

Setzen Sie sich immer wieder im Institut zusammen, um sich mitein­ander auszu­tau­schen. Ein solcher abtei­lungs­über­grei­fender oder sogar regio­nen­über­grei­fender Fachaus­tausch anhand konkreter Kunden­fälle kann Gold wert sein, weil alle gemeinsam von den Erfah­rungen jedes Einzelnen lernen können. Konzen­trieren Sie sich dabei auf die wesent­lichen Branchen, die bei Ihnen am häufigsten vorkommen. Aber scheuen Sie auch nicht den Blick über den Tellerrand, damit Sie nicht in einer fachlichen Blase landen. Und denken Sie daran, die Treppe nicht nur „von oben“ zu fegen. Auf lange Sicht werden Sie sich mit allen der 7 oben genannten Bausteine im Detail ausein­an­der­setzen müssen – und jede Abteilung, die direkt damit zu tun hat (z. B. Private Banking) wird darin invol­viert sein.

Sprechen Sie mit Ihren Unter­neh­mer­kunden auch mal (natürlich unideo­lo­gisch) über die aktuelle Politik. Ich gehe davon aus, dass wir ab Mitte/Ende 2024 keine großen Umset­zungen mehr von der Bundes­re­gierung zu erwarten haben, da im September 2025 die nächste Bundeswahl ist und 2024 zahlreiche Kommunal- und Landtags­wahlen statt­finden. Da möchte man es sich nicht noch im Endspurt mit den Wählern vermiesen. Schauen wir uns ein mögliches Szenario an: Wenn die AfD 2025 den etablierten Parteien tatsächlich Wähler abnehmen wird, dann würde die nächste Legis­la­tur­pe­riode eine Koalition von CDU/CSU, SPD und Grünen bedeuten können. Das ließe vermuten, dass der aktuelle Weg nach den Wahlen bis 2030 genauso fortge­setzt wird.

Selbst­ver­ständlich sollten solche Erwägungen nie dazu führen, dass Sie dem Unter­neh­mer­kunden Ihre persön­liche politische Meinung kundtun oder gar ideolo­gische Diskus­sionen führen. Doch eine fundierte Einschätzung über die kommenden politi­schen Entwick­lungen kann für Unter­nehmer und die Einflüsse auf seine Firma sowie sein Vermögen durchaus hilfreich für die Zukunfts­planung sein.

Zu guter Letzt empfehle ich, das Üben und Trainieren der konkreten Gesprächs­führung zu forcieren. Auch den etablierten, fachlich versierten erfah­re­neren Beratern kann ein Auffri­schen und Weiter­ent­wi­ckeln nicht schaden. „Nur“ eine fachliche Weiter­bildung zum Thema ESG und Nachhal­tigkeit wäre zum Beispiel zu kurz gegriffen. Schauen Sie sich für eine ganzheit­liche Beratung nochmal die 7 Bausteine weiter oben in diesem Artikel an und identi­fi­zieren Sie handfeste Umset­zungs­vor­schläge für Ihre Kunden. Wie bereits erwähnt, sind viele Seminare, Workshops, Vorträge und Fachta­gungen zu diesen Themen meines Erachtens einfach zu theore­tisch und bleiben leider oft ohne konkrete Ansätze für eine indivi­duelle Beratung – und für Berater, die in ihrem Kunden­port­folio mitunter 20 bis 30 verschiedene Branchen vorfinden, reicht die Theorie bei Weitem nicht aus. Das ist, als würde man regel­mäßig Skisport im Fernsehen schauen und sagen: „Das kann ich auch!“ Und dann steht man am Abhang und stellt fest: Es ist doch alles schneller und steiler als gedacht – und dann noch die ganzen vereisten Stellen!

ESG und Nachhal­tigkeit sind Teil der ganzheit­lichen Beratung – machen Sie sich fit!

Wer dem Versteher-Magazin bislang aufmerksam gefolgt ist und vielleicht auch die Einführung von BASEL I schon im aktiven Berufs­leben miterlebt hat, der wird vielleicht schon erkannt haben, dass die Gespräche, die Sie mit Ihren Unter­neh­mer­kunden zum Thema ESG und Nachhal­tigkeit führen werden, denen im Zuge von BASEL I nicht unähnlich sind. Auch damals ging es darum, konkrete Ansätze für das Umsetzen gesetz­licher Vorgaben zu finden. Und wenn Sie dem Versteher-Magazin schon länger folgen, wird es Sie auch nicht überra­schen, dass ich bald einen maßge­schnei­derten Inhouse-Impulstag zu dieser komplexen Thematik anbieten werde, bei dem wir uns genau damit beschäf­tigen: Konkrete Ansätze zur Beratung finden, praxis­tauglich und direkt umsetzbar! Sie werden also nicht X Referenten aus X Insti­tuten hören und sich hinterher fragen müssen, was Sie daraus nun überhaupt für Ihr Institut generell und im Spezi­ellen für Ihre eigenen Kunden lernen können. Vielmehr wird es eine Fachtagung zu den 7 Bausteinen mit einem Referenten werden, in der eigene Kunden­fälle dargelegt und praxisnahe, sofort umsetzbare Tipps disku­tiert werden. Natürlich immer mit Ihren Impulsen und mit tatkräf­tiger Unter­stützung durch meine 30 Jahre Berufs­er­fahrung und Einblicke aus über 3.000 Coachings. Ich verspreche Ihnen: Es wird spannend und wertvoll werden!

Übrigens: Falls Sie das Versteher-Magazin noch nicht kostenlos abonniert haben – was Sie hier tun können – dann kann ich Ihnen das nur wärmstens empfehlen, denn Abonnenten werden unter den Anmel­dungen zum Impulstag mit Priorität behandelt.

Möchten Sie sich heute schon auf den Impulstag vorbe­reiten? Oder auf die Gespräche mit Ihren Kunden? Oder auf die Fachge­spräche mit den anderen Abtei­lungen in Ihrem Institut? Dann finden Sie in der folgenden Link-Box noch weitere Artikel und Anregungen dazu, wie Sie mit Ihren Unter­neh­mer­kunden das Thema ESG und Nachhal­tigkeit ganzheitlich angehen.

Ich wünsche Ihnen schon mal viel Spaß bei der weiteren Recherche und viel Erfolg, wenn es darum geht, sich mit dem hier gewon­nenen Wissen bei Ihren Unter­neh­mer­kunden als einzig­ar­tiger Gesprächs­partner zu positionieren!

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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