Environmental Social Governance (ESG) und Nachhaltigkeit sind Themenbereiche, die für Unternehmen – und insbesondere für Familienunternehmen – enorm wichtig geworden sind. Denn auch wenn man bei einem Blick in die Presse manchmal den gegenteiligen Eindruck bekommen könnte: Familienunternehmer sind (Familien-)Menschen. Ihnen liegt das ökologische und soziale Wirtschaften am Herzen. Und das garantiert eigentlich beste Voraussetzungen für Sie, sich mit diesen Themen als vertrauenswürdiger Sparringspartner bei Bestands- und Neukunden zu etablieren. Was Sie dabei beachten sollten und welche Herausforderungen Sie dabei meistern müssen, erfahren Sie hier.
Die 7 Bausteine für eine ganzheitliche Betrachtung
Für Familienunternehmer gibt es jetzt und in Zukunft genau 7 Bausteine, die für ihr Denken und Handeln ausschlaggebend sind – und mit denen Sie sich als Finanzberater auf jeden Fall beschäftigen sollten, um sie mit dem Unternehmer besprechen zu können:
- Geschäftsmodell: Wie funktioniert das Geschäft des Unternehmers – und zwar heute, morgen und übermorgen?
- Digitalisierung: Welchen Grad an Digitalisierung benötigt das Unternehmen (unterteilt in Produktion und Verwaltung)?
- ESG und Nachhaltigkeit: Wie lässt sich all das ökologisch und sozial sowie ökonomisch verträglich durchführen?
- Personal: Wen braucht die Firma – heute, morgen und übermorgen – und wo werden die Führungskräfte, Spezialisten, Fachkräfte etc. gebraucht?
- Nachfolge: Wer übernimmt die Firma später einmal und wie vererbt man das eigene Vermögen am besten an die nachfolgende Generation? Oder ist der Verkauf an Dritte eine Option?
- Privatvermögen: Wie baut man das private Vermögen auf, erhält es und investiert es am besten?
- Asset und Family Protection: Wie sichert man die Firma und das Privatvermögen ab – zum Beispiel gegen Cyberangriffe, digitale (Personen-)Erpressung etc.?
Ein wichtiger Aspekt all dieser Punkte ist, dass sie sich gegenseitig bedingen und beeinflussen – beziehungsweise direkt aufeinander folgen: Der Aufbau des Geschäftsmodells legt geradezu zwangsläufig vor, welcher Grad der Digitalisierung zur Umsetzung benötigt wird. Die genaue Ausgestaltung von Geschäftsmodell und Digitalisierung definiert, welche ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien sinnvoll und überhaupt möglich sind. Und alle drei Punkte definieren wiederum, welche Mitarbeiter im Betrieb benötigt werden und wie man sie definieren, finden, überzeugen und halten kann. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Unternehmens- und Vermögensnachfolge und das Privatvermögen. Zu guter Letzt definieren diese Punkte, wie man was am besten gegen kriminelle Angriffe absichert. Und zwar unabhängig von der Größe der Firma und des Vermögens. Denn so etwas kann in der digitalen Welt heutzutage jeden treffen.
Diesen Zusammenhang übersehen aktuell noch viele und konzentrieren sich dann in der Beratung auf einen der genannten Aspekte, wenn sie eigentlich mehrere davon gleichzeitig betrachten sollten. Für das Themenfeld ESG und Nachhaltigkeit, um das es in diesem Artikel gehen soll, ist es beispielsweise notwendig, sich zumindest die ersten 4 Bausteine genau anzuschauen, denn diese hängen alle unmittelbar mit der ökologischen und sozialen Verantwortung zusammen. Ohne einen Blick auf das Geschäftsmodell, die Digitalisierungsstrategien im Unternehmen und die Personalfrage (insbesondere im Zusammenhang mit dem aktuellen Fachkräftemangel) wird es kaum möglich sein, gemeinsam mit dem Unternehmer eine saubere Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.
Im Idealfall sollten Sie zusätzlich noch auf die Bausteine 5 und 6 eingehen, wenn der Unternehmer seine Firma bald verkaufen oder für die nächste Generation fit machen und (vielleicht auch im Zuge dessen) das Privatvermögen neu strukturieren möchte. Es reicht nicht, ESG und Nachhaltigkeit losgelöst von all diesen Aspekten zu betrachten, denn das würde an der Realität vorbei gehen. Ebenso reicht es nicht, dem Unternehmer nur fundamentale Informationen zu vermitteln, sich lediglich mit der Theorie aufzuhalten und dem Unternehmer nur zu erklären, welche ESG-Strategien prinzipiell existieren. Denn wie so oft haben vor allem Top-Unternehmer in dieser Hinsicht kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Er kennt die gängigen Nachhaltigkeitsstrategien vielleicht schon längst, aber ihm fehlt eine Perspektive, diese spezifisch für sein Unternehmen umzusetzen – wodurch wir quasi automatisch wieder auf die Aspekte Geschäftsmodell, Digitalisierung und Personal (Bausteine 1, 2 und 4) zu sprechen kommen.
Allein der Aspekt ESG und Nachhaltigkeit (Baustein 3) lässt sich sogar noch weiter unterteilen, denn er betrifft sowohl die Firma als auch Immobilien. Sie wissen ja aus dem Versteher-Magazin bereits, dass Immobilien DAS Steckenpferd der Familienunternehmer sind. Und um diese sozialverträglich sowie nachhaltig zu gestalten, sodass eine angemessene Miete oder ein zeitgemäßer Verkaufspreis erreicht wird, braucht es Investitionen. Das kann unheimlich viel Geld kosten, zum Beispiel mit Hinblick auf das vor kurzem beschlossene Gebäudeenergiegesetz (GEG), umgangssprachlich: Heizungsgesetz. Viele Unternehmen und Unternehmer haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch Immobilienbesitz gutes Geld erwirtschaftet, werden dieses aber jetzt wieder reinvestieren müssen, um Marktfähigkeit herbeizuführen, beizubehalten oder auszubauen. Der Unternehmer benötigt Sie bei dieser sehr konkreten Herausforderung nicht als reinen Vermittler theoretischer Informationen, sondern als Ideengeber und Sparringspartner für handfeste Ideen zur Umsetzung.
Welchen Herausforderungen werden wir uns stellen?
Wie bereits eingangs erwähnt wird es kein Kinderspiel werden, Nachhaltigkeitsstrategien effektiv umzusetzen und die entsprechenden ESG-Nachweise zu erhalten. Die Unternehmer benötigen dabei Ihre Unterstützung und Ideen sowie Lösungen, um entsprechende Hindernisse zu überwinden. Zum Beispiel sehe ich aktuell als eine große Herausforderung, dass viele Dinge, die im Kreditwesengesetz verankert sind oder über Aufsichtsbehörden, gesetzlichen Vorgaben etc. gefordert werden, zwar jetzt schon von den Banken umgesetzt werden können, sie dafür aber entsprechende vertrauenswürdige Gütesiegel benötigen, um passende Kredite vergeben zu können. Denn selbst bei vollständiger Compliance mit den Anforderungen haben die Unternehmen oft wirkliche Probleme, die entsprechenden Siegel und Zertifikate zu erhalten.
Ein Beispiel aus der Praxis: Woher kommt das Siegel?
In genau einer solchen Situation befindet sich zurzeit einer unserer Mandanten des Instituts Für UnternehmerFamilien (IFUF). Er erkennt, wie wichtig das Thema ESG und Nachhaltigkeit ist und möchte da auch einiges umsetzen, braucht dafür aber Geld von seiner Bank. Den Kredit bekommt er aber erst, wenn er ein Gütesiegel vorweisen kann. Und genau da stockt es gerade bei der Umsetzung, da er keine Ahnung hat, woher er dieses Siegel bekommen soll. Denn in seiner Branche gibt es aktuell einfach keine Experten, die solche Gütesiegel in einer Art und Weise vergeben können, dass die Bank dieses im Kreditprozess auch wirklich akzeptiert.
Der Unternehmer ging mit diesem Problem sogar zu seinem Verbandspräsidenten und unterhielt sich mit ihm darüber. Und auch der meinte, dass die Branche an dieser Stelle aktuell einer echten Herausforderung gegenübersteht. Denn bei Produktionsunternehmen lässt sich das Gütesiegel praktisch nur dann in einer vollständig unangreifbaren Form verleihen, wenn es von einem Experten vergeben wurde, der fachlich versiert alle damit zusammenhängenden Bereiche analysieren und beurteilen kann:
- Produktionsprozesse
- Verwaltungsprozesse
- Firmengebäude
- etc.
Wird das Siegel von jemandem vergeben, der auch nur einen dieser Bereiche fachlich nicht sicher beurteilen kann, dann ist das Siegel angreifbar und die Kreditvergabe in Gefahr. Auch hier sehen wir also: Unser Mandant hat kein Erkenntnisproblem, sehr wohl aber ein Umsetzungsproblem – durch gesetzliche Anforderungen einerseits und Fachkräftemangel andererseits.
Einschränkungen durch das Lieferkettengesetz
Auch diese andere gesetzliche Herausforderung haben wir in der Vergangenheit häufig im Versteher-Magazin besprochen: Als Familienunternehmen bewegt man sich zwangsläufig innerhalb von Lieferketten, die dem neuen Lieferkettengesetz unterliegen. Ja, auch für eher kleinere Unternehmen ist das relevant, denn das Gesetz heißt ja nicht „Lieferantengesetz“. Man ist also als Unternehmer für das Verhalten aller Zulieferbetriebe zuständig.
Und auch wenn der Unternehmer in der Position des Zulieferers ist, können die gesetzlichen Vorgaben große Herausforderungen bedeuten. Stellen Sie sich mal vor, Sie besitzen einen Malerbetrieb und arbeiten mit einem Generalunternehmer zusammen, der wiederum die Aufgabe hat, öffentliche Gebäude zu sanieren. Das bedeutet, dass dieser Generalunternehmer entsprechend klare Vorgaben bei den Ausschreibungen einzuhalten hat – die er selbstverständlich an die Handwerker weitergibt, also an Ihr Unternehmen. Auch in diesem Zusammenhang müssen Sie sich als Unternehmer also zwingend darauf einstellen, dass Sie bestimmte Aufträge zukünftig nicht mehr bekommen, wenn Sie die entsprechend geforderten Zusicherungen nicht erbringen können, oder sich einfach diesem ganzen Diktat nicht unterwerfen möchten.
Wie geht die Finanzbranche mit diesen Herausforderungen um?
Wir sehen also, dass auch bei der Umsetzung von ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien noch viele Hürden genommen werden müssen. Das liegt auch im Interesse Ihres Instituts, denn wenn der Kunde die erforderlichen Siegel mangels Fachpersonal nicht erbringen kann, dann entgeht Ihnen natürlich auch ein Geschäft. Dementsprechend ist man in der Finanzbranche aktuell sehr bemüht, eine Lösung für diese Herausforderungen zu finden.
Förderkredite bleiben dabei als neue Option offen, doch auch diese haben ihre Tücken. Denn Förderkredite müssen entsprechend zurückgezahlt werden – und ob sie überhaupt in der nötigen Höhe für eine ESG-konforme Umstrukturierung eines ganzen Unternehmens zur Verfügung stehen, ist ebenfalls fraglich. Im Zweifel bleibt der Unternehmer doch wieder auf einem Großteil der Kosten sitzen. Zur Finanzierung bleibt dann oft nur übrig, die zusätzlichen Kosten direkt in die Produkt- und Personalkalkulationen einzupreisen. Dabei hat man in der Finanzbranche längst erkannt, dass eine gut verzahnte Kombination aus Förderungen auf Landes- und Bundesebene grundlegend für die erfolgreiche Transformation der deutschen Wirtschaft sein wird. Denn für diese werden wir in den nächsten Jahren Hunderte von Milliarden Euros investieren müssen. Dazu gehören selbstverständlich auch standardisierte Förderkriterien, damit Unternehmer nicht vor der Inanspruchnahme abgeschreckt werden.
Exkurs: Hilft uns die KI aus dieser Situation heraus?
Gerade, wenn es um die Möglichkeit von Fördergeldern und Zuschüssen geht, kann es für Sie vielleicht ganz interessant sein, mal eine KI zu fragen, welche Optionen Ihnen und Ihren Firmenkunden dazu offenstehen. Sie werden überrascht sein, was es da alles gibt. Dazu bietet sich vor allem Google BARD an, denn diese (kostenlose) KI ist direkt mit dem gigantischen Wissensschatz von Google verbunden und sucht aktuelle Informationen aus dem Netz, anstatt sich auf Informationen zu beschränken, die ihr vor einigen Jahren zugefüttert wurden.
Das könnte für Sie auch die Gelegenheit sein, erste Erfahrung bei der Arbeit mit KI zu sammeln. Dann empfehle ich allerdings, zunächst einen Blick ins kostenlose eBook „Jenseits des KI-Hypes“ zu werfen, um die Grundlagen der Technik zu verstehen und ihre Tücken in der Praxis zu vermeiden. Zum Beispiel gilt beim Befragen von Google BARD, genau wie bei allen anderen generativen KIs: Glauben Sie der KI nicht blind! Aber nutzen Sie sie, um Möglichkeiten zu identifizieren, nachzurecherchieren, und mit diesem „Ideen- und Informationspaket“ zum Spezialisten zu gehen. In diesem Fall zum Fördermittelberater.
Besonders wichtig dabei: Geben Sie dem Spezialisten nicht das Gefühl, dass Sie seine Aussagen und Beurteilungen in Frage stellen, nur weil Ihnen die KI etwas anderes erzählt hat! Der Spezialist weiß auf jeden Fall am besten Bescheid. Die KI hilft Ihnen nur, bereits mit einigen konkreten Ideen und Vorschlägen in das Gespräch mit dem Fördermittelberater zu starten. Dasselbe gilt übrigens auch für Sie: Denken Sie nicht, dass Sie sich in Ihrem Fachgebiet irren, nur weil die KI etwas anderes sagt. Sie kennen sich in Sachen Finanzen garantiert besser aus. Geben Sie dem Spezialisten also nicht den Eindruck, dass er nur Erfüllungsgehilfe dessen ist, was die KI Ihnen erzählt hat. Sonst machen Sie sich damit schnell die gute Beziehung zu einem echten Spezialisten kaputt. Oder so ausgedrückt: Seien Sie keiner dieser Menschen, die mit einer Diagnose aus dem Internet beim Arzt erscheinen und dann darauf pochen, dass der Experte sie nur noch bestätigt. Ich denke, davon gibt es schon genug auf der Welt – sehr zum Leidwesen der Ärzte.
Was kann in den Instituten konkret getan werden?
Beim Thema ESG und Nachhaltigkeit stehen wir also vor großen Herausforderungen. Das hat zum Teil mit gesetzlichen Vorgaben zu tun, aber eben auch mit einem Mangel an Personal – nicht nur was die Umsetzung im Unternehmen angeht, sondern auch im Bereich der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben durch Dritte, beispielsweise beim Vergeben von Zertifikaten.
Wie schafft man es also in dieser Situation als Finanzinstitut, dennoch eine handfeste, praxis- und lösungsorientierte Beratung zu gewährleisten? Und noch dazu eine, die die oben bereits genannten 7 Bausteine ganzheitlich abdeckt? Ich denke, dass es ab sofort wichtig sein wird, dass innerhalb der Institute 4 unterschiedliche Personenkreise Hand in Hand miteinander arbeiten. Diese werden sich miteinander am grünen Tisch abstimmen müssen und mindestens 2 davon sollten dann auch beim Unternehmer in die Jahresgespräche gehen, wie wir es schon im Artikel Firmenkundenberater 2026 beschrieben haben. Diese 4 Personenkreise sind:
- Marktfolge Aktiv, der Kreditbereich
- Firmenkundenberater
- Private Banker
- Versicherungs-/Sachkomposit-Berater
Die Mitarbeiter aus diesen Bereichen sollten sich dann auf Basis der oben genannten 7 Bausteine genau auf die Gespräche mit dem Unternehmer vorbereiten, um ihm handfeste Umsetzungsideen zu geben, statt nur (eventuell bereits bekannte) theoretische Informationen wiederzukäuen. Und denken Sie auch daran, dem Unternehmer vor einem Gespräch Zeit zu geben, sich zum Beispiel anhand einer vorher genau definierten Gesprächsagenda vorzubereiten. Er soll sich ja nicht fühlen, als hätten Sie eine spontane Abi-Prüfung anberaumt.
Und ich sage es Ihnen ganz offen: Ja, das wird ein ganzes Stück Arbeit. Denn ich gehe zwar davon aus, dass Sie sich in den 4 genannten Abteilungen durchaus effektiv vernetzen können (auch wenn es vielleicht hier und da anfängliche Widerstände gibt). Was aber schwierig werden kann, ist der Fokus auf die 7 weiter oben genannten Bausteine vom Geschäftsmodell bis zur Asset/Family Protection. Denn, anders als die Unternehmer, haben Sie als Berater beruflich vermutlich nur wenig mit der tatsächlichen Umsetzung von tiefergehenden und konkreten Personal- oder Geschäftsmodell-Fragen zu tun. Und auch in Ihrem Freundeskreis finden sich im Zweifel eher wenige Personen, mit denen Sie sich darüber austauschen können und von denen Sie aktuelle Informationen dazu erhalten.
Wer Teil des abteilungsübergreifenden Teams ist, wird sich entsprechend einlesen beziehungsweise trainiert werden müssen. Und zwar so, dass nicht die Gefahr besteht, dass man sich dann hinterher vielleicht exakt mit dem spezifischen Kunden auskennt, aber über dessen Branche hinaus kaum etwas weiß. Vermeiden Sie, dass Sie sich in eine solche Blase begeben und werfen Sie öfter mal einen Blick über den Tellerrand – Anregungen dazu finden Sie regelmäßig im Versteher-Magazin.
Auch Unternehmerbeiräte und externe Trainer können Ihnen beim Erlangen einer Expertise in diesen Bereichen helfen. Allerdings sehe ich hier immer wieder, dass einige Trainer noch eine viel zu theoretische Ausbildung durchführen. Man spricht dann im Seminar über das große Ganze des Klimawandels und macht sich nur wenige Gedanken darüber, wie man das Thema ESG und Nachhaltigkeit praxistauglich individuell mit dem Unternehmer durchspricht. Stellen Sie sich mal vor, Ihr Unternehmerkunde ist stark im Produktionsbereich tätig, oder bedient ein spezielles Marktsegment wie zum Beispiel Bauschutttransport. Da sind wirklich handfeste, auf den Unternehmer zugeschnittene Lösungsansätze gefragt und keine rein theoretische Klimawandel-Diskussion – da kennen sich die Unternehmer in den jeweiligen Marktsegmenten ohnehin schon gut genug aus.
Was können Sie konkret tun?
Als Berater oder als Führungskraft sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Ihr Institut Ihnen die benötigten Informationen zum Thema ESG und Nachhaltigkeit nicht mundgerecht präsentieren kann. Hier gilt das, was ich in den letzten Jahren zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben und auch im Versteher-Podcast schon öfter diskutiert habe: Beschäftigen Sie sich selbstständig mit diesen Themen und bilden Sie sich eine eigene Meinung! Fragen Sie sich selbst mal: „Was bedeutet all das wohl aufseiten des Unternehmers?“ Versetzen Sie sich in seine Lage und überlegen Sie sich zum Beispiel: „Wenn ich auf dem Stuhl meines Unternehmerkunden säße, was könnte ich dann real umsetzen – und in welchem (ambitionierten, aber realen) Rahmen?“
Setzen Sie sich immer wieder im Institut zusammen, um sich miteinander auszutauschen. Ein solcher abteilungsübergreifender oder sogar regionenübergreifender Fachaustausch anhand konkreter Kundenfälle kann Gold wert sein, weil alle gemeinsam von den Erfahrungen jedes Einzelnen lernen können. Konzentrieren Sie sich dabei auf die wesentlichen Branchen, die bei Ihnen am häufigsten vorkommen. Aber scheuen Sie auch nicht den Blick über den Tellerrand, damit Sie nicht in einer fachlichen Blase landen. Und denken Sie daran, die Treppe nicht nur „von oben“ zu fegen. Auf lange Sicht werden Sie sich mit allen der 7 oben genannten Bausteine im Detail auseinandersetzen müssen – und jede Abteilung, die direkt damit zu tun hat (z. B. Private Banking) wird darin involviert sein.
Sprechen Sie mit Ihren Unternehmerkunden auch mal (natürlich unideologisch) über die aktuelle Politik. Ich gehe davon aus, dass wir ab Mitte/Ende 2024 keine großen Umsetzungen mehr von der Bundesregierung zu erwarten haben, da im September 2025 die nächste Bundeswahl ist und 2024 zahlreiche Kommunal- und Landtagswahlen stattfinden. Da möchte man es sich nicht noch im Endspurt mit den Wählern vermiesen. Schauen wir uns ein mögliches Szenario an: Wenn die AfD 2025 den etablierten Parteien tatsächlich Wähler abnehmen wird, dann würde die nächste Legislaturperiode eine Koalition von CDU/CSU, SPD und Grünen bedeuten können. Das ließe vermuten, dass der aktuelle Weg nach den Wahlen bis 2030 genauso fortgesetzt wird.
Selbstverständlich sollten solche Erwägungen nie dazu führen, dass Sie dem Unternehmerkunden Ihre persönliche politische Meinung kundtun oder gar ideologische Diskussionen führen. Doch eine fundierte Einschätzung über die kommenden politischen Entwicklungen kann für Unternehmer und die Einflüsse auf seine Firma sowie sein Vermögen durchaus hilfreich für die Zukunftsplanung sein.
Zu guter Letzt empfehle ich, das Üben und Trainieren der konkreten Gesprächsführung zu forcieren. Auch den etablierten, fachlich versierten erfahreneren Beratern kann ein Auffrischen und Weiterentwickeln nicht schaden. „Nur“ eine fachliche Weiterbildung zum Thema ESG und Nachhaltigkeit wäre zum Beispiel zu kurz gegriffen. Schauen Sie sich für eine ganzheitliche Beratung nochmal die 7 Bausteine weiter oben in diesem Artikel an und identifizieren Sie handfeste Umsetzungsvorschläge für Ihre Kunden. Wie bereits erwähnt, sind viele Seminare, Workshops, Vorträge und Fachtagungen zu diesen Themen meines Erachtens einfach zu theoretisch und bleiben leider oft ohne konkrete Ansätze für eine individuelle Beratung – und für Berater, die in ihrem Kundenportfolio mitunter 20 bis 30 verschiedene Branchen vorfinden, reicht die Theorie bei Weitem nicht aus. Das ist, als würde man regelmäßig Skisport im Fernsehen schauen und sagen: „Das kann ich auch!“ Und dann steht man am Abhang und stellt fest: Es ist doch alles schneller und steiler als gedacht – und dann noch die ganzen vereisten Stellen!
ESG und Nachhaltigkeit sind Teil der ganzheitlichen Beratung – machen Sie sich fit!
Wer dem Versteher-Magazin bislang aufmerksam gefolgt ist und vielleicht auch die Einführung von BASEL I schon im aktiven Berufsleben miterlebt hat, der wird vielleicht schon erkannt haben, dass die Gespräche, die Sie mit Ihren Unternehmerkunden zum Thema ESG und Nachhaltigkeit führen werden, denen im Zuge von BASEL I nicht unähnlich sind. Auch damals ging es darum, konkrete Ansätze für das Umsetzen gesetzlicher Vorgaben zu finden. Und wenn Sie dem Versteher-Magazin schon länger folgen, wird es Sie auch nicht überraschen, dass ich bald einen maßgeschneiderten Inhouse-Impulstag zu dieser komplexen Thematik anbieten werde, bei dem wir uns genau damit beschäftigen: Konkrete Ansätze zur Beratung finden, praxistauglich und direkt umsetzbar! Sie werden also nicht X Referenten aus X Instituten hören und sich hinterher fragen müssen, was Sie daraus nun überhaupt für Ihr Institut generell und im Speziellen für Ihre eigenen Kunden lernen können. Vielmehr wird es eine Fachtagung zu den 7 Bausteinen mit einem Referenten werden, in der eigene Kundenfälle dargelegt und praxisnahe, sofort umsetzbare Tipps diskutiert werden. Natürlich immer mit Ihren Impulsen und mit tatkräftiger Unterstützung durch meine 30 Jahre Berufserfahrung und Einblicke aus über 3.000 Coachings. Ich verspreche Ihnen: Es wird spannend und wertvoll werden!
Übrigens: Falls Sie das Versteher-Magazin noch nicht kostenlos abonniert haben – was Sie hier tun können – dann kann ich Ihnen das nur wärmstens empfehlen, denn Abonnenten werden unter den Anmeldungen zum Impulstag mit Priorität behandelt.
Möchten Sie sich heute schon auf den Impulstag vorbereiten? Oder auf die Gespräche mit Ihren Kunden? Oder auf die Fachgespräche mit den anderen Abteilungen in Ihrem Institut? Dann finden Sie in der folgenden Link-Box noch weitere Artikel und Anregungen dazu, wie Sie mit Ihren Unternehmerkunden das Thema ESG und Nachhaltigkeit ganzheitlich angehen.
Ich wünsche Ihnen schon mal viel Spaß bei der weiteren Recherche und viel Erfolg, wenn es darum geht, sich mit dem hier gewonnenen Wissen bei Ihren Unternehmerkunden als einzigartiger Gesprächspartner zu positionieren!
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