Guten Morgen! Das Gehirn ist wach, aber schon wieder voll. Der erste Kaffee ist noch nicht mal durch­ge­laufen, da hat Ihr Smart­phone schon den dritten Sprint hingelegt. Ping, bzzzt, pling. Noch bevor Sie überhaupt einen Fuß vor die Tür gesetzt haben, hat der Arbeitstag bereits begonnen und blockiert in Ihrem Kopf wichtige Rechen­leistung. Was zunächst satirisch klingt, ist für viele Finanz­be­rater ein anstren­gender Dauer­zu­stand. Man steigt in einen Film ein, der unauf­haltsam weiter­spielt. Das ist keine indivi­duelle Schwäche, sondern ein System­zu­stand mit perma­nentem Input ohne Leerlaufzeit. Das Ergebnis: Überfüllung im Kopf und kaum mehr Zeit für Ihre Kunden.

Folgend erwartet Sie aber keineswegs ein Artikel über Work-Life-Balance, sondern darüber, wie Sie mit Effizienz Freiräume schaffen. Denn Freiräume schaffen ein gutes Mindset, mit dem Sie auch effektiv arbeiten können.

Überladene Struk­turen und überfor­derter Arbeitsplatz

Wenn von 100 Mails 80 überaus „dringende“ CC-Weiter­lei­tungen sind, verwässert das Nachrichten mit hoher Priorität. Häufig bestehen im Büro über Jahre etablierte Systeme, die unnötige Komple­xität und Handlungs­still­stand produ­zieren. Dann blockieren gedop­pelte Infor­ma­tionen und unklare Verant­wort­lich­keiten den Fortschritt.

Dazu kommt eine ineffi­ziente Meeting­kultur. Zu engma­schige Jours fixes sind überladen und schlecht struk­tu­riert, weil sich die Tages­ordnung erst im eigent­lichen Termin ergibt. Außerdem haben zu viele Teilnehmer mitzu­reden und wenn dann alles gesagt wurde, wurde es noch nicht von jedem selbst gesagt. Die Folge ist: Alle waren im Meeting, aber niemand ist weitergekommen.

Diese kombi­nierte Flut aus Infor­ma­tionen und unklaren Priori­täten zwingt im Alltag in die Reaktion. Viele gestalten nicht mehr, sie verwalten nur noch.

Dabei ist das gar keine Überra­schung. Über Jahre hinweg hat man Stellen­profile vor allem über Fachwissen und Sozial­kom­petenz definiert, während Struk­tur­kom­petenz zu kurz kam. Viele Menschen wurden nie syste­ma­tisch darin geschult, Infor­ma­tionen zu filtern oder Priori­täten zu setzen. Dann sitzen hochkom­pe­tente Arbeits­kräfte in verant­wor­tungs­vollen Positionen und können ihre Poten­ziale nicht richtig nutzen. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Die kleinen Zeitsparer summieren sich im Alltag

Digitale Tools bieten ein enormes Potenzial für Effizienz, das oft ungenutzt bleibt. Der Schlüssel liegt nicht in radikalen System­um­stel­lungen, sondern in den kleinen, oft unbekannten Funktionen. Diese können Sie aktiv für sich arbeiten lassen. Denken Sie etwa an vermeintlich simple Zeitsparer wie den gezielten Einsatz von Tasten­kürzeln. Kennen Sie beispiels­weise bei Word diese Funktionen:

  • Strg+Alt+K = Neuer Kommentar 
  • Strg+Shift+V = Zwischen­ablage mit Zielfor­ma­tierung einfügen (funktio­niert auch in Excel) 
  • Strg+Z = Rückgängig machen

Letzteres funktio­niert auch in den meisten Browsern. Das ist z. B. beim Ausfüllen von Online-Formu­laren wertvoll. Wenn Sie häufig mit Excel arbeiten, gibt es noch viel mehr sinnvolle Zeitsparer mit eingän­gigen Shortcuts.

Dazu kommen vorfor­mu­lierte Textbau­steine oder ein sauber struk­tu­riertes E‑Mail-Archiv. Wussten Sie außerdem, dass Sie die Diktier­funktion, z. B. in Word oder Mails, nutzen können? (Anmerkung: Liebe Leserinnen und Leser – ja, ich weiß: „Ist bei uns nicht freige­schaltet“ … Tipp: In fast allen Insti­tuten ist es eine hauseigene Entscheidung 😉)

Im Alltag fehlt oft die Zeit, diese Verein­fa­chungen zu entdecken. In Workshops erlebe ich daher regel­mäßig „Aha-Momente“. Etwa wenn Teilnehmer sehen, dass sich selbst WhatsApp-Kontakte archi­vieren lassen, um sofort mehr Ruhe in den Tag zu bringen. So reduzieren Sie einfach Routi­ne­ar­beiten. Die Technik ist nicht das Problem, sondern wie wir sie nutzen.

Inmitten der Dauer­be­schallung Raum für Entwicklung schaffen

Statt starrer Großtermine, die das Tages­ge­schäft blockieren, brauchen Menschen flexible, praxisnahe Lernim­pulse. Wenn Entwicklung bewussten Raum bekommt, statt unter maximalem Druck zu geschehen, dann gelingt der Transfer in den Alltag und neues Wissen wird direkt zum Werkzeug.

Ebenso entscheidend ist die Rückeroberung der Pause. Echte Erholung, das Gespräch im Team oder das bewusste Durch­atmen ohne Smart­phone sind kein Luxus, sondern die wichtigste Quelle für mentale Frische. Indem wir diese Leerlauf­zeiten bewusst einplanen und schützen, schaffen wir die Basis für Überblick und neue Ideen.

Meine Analyse: Warum Freiräume alles verändern

Effizienz schafft Freiräume und Freiräume schaffen ein gutes Mindset.“ Dieser Satz beschreibt, worum es eigentlich geht.

Eine klare Grund­ordnung schafft die Ruhe, die wir für Fokus und Gelas­senheit brauchen. Das Ziel ist nicht, Prozesse zu straffen, um immer mehr neue Aufgaben zu erledigen. Es geht darum, bei Ihren eigent­lichen Kernauf­gaben Raum für echte Wirkung zu schaffen.

Nur wer seine Basis im Griff hat, kann kreativ nachdenken, Bezie­hungen pflegen und echte Verant­wortung übernehmen. Freiräume und das richtige Mindset sind kein Luxus – sie sind die Voraus­setzung für Qualität, Motivation und neuen Spaß an der Arbeit.

Der Kunde spürt es zuerst

Machen wir uns nichts vor: Ihre Kunden merken sofort, ob Sie nur verwalten. Unter­nehmer warten auf Rückrufe, Mails bleiben unbeant­wortet, Urlaubs­ver­tre­tungen funktio­nieren nicht. Der Kunde merkt: Da ist jemand überfordert. Unorga­ni­sation wird dann zur Schwach­stelle im Verhältnis zwischen Bank und Unter­nehmer, weil schnell der Eindruck entsteht, dass alles andere wichtiger ist als der Firmen­kunde und Unternehmer.

Deshalb: Berater sollen wieder Zeit haben, mit Unter­nehmern zu sprechen, zuzuhören und zu gestalten.

  • Damit sie ihren Job wieder so ausüben können, wie sie ihn ursprünglich gewählt haben. 
  • Damit sie mit Begeis­terung in die Betriebe fahren. 
  • Damit sie wieder genießen, an ihren Kunden wachsen zu können. 

Niemand kann Ihnen besser erklären, was er tut, als der Unter­nehmer selbst. Nehmen Sie sich diese Zeit. Und das gelingt nur, wenn der Arbeits­platz wieder Freiraum zulässt.

Der übersehene Hebel Effektivität

Viele Banken jagen der Effizienz nach – also Dinge richtig zu tun. Dabei übersehen sie die Effek­ti­vität – die richtigen Dinge zu tun. Sie optimieren Großpro­zesse, erstellen Check­listen und segmen­tieren Kunden, während der eigent­liche Zeitfresser mit dem opera­tiven Tages­ge­schäft durchs Raster fällt. Das größte Potenzial liegt im E‑Mail-Postfach, in der Kalen­der­struktur und in der täglichen Arbeits­weise jedes Einzelnen. Wer hier 10 Prozent gewinnt, spart der Abteilung bei 10 Personen sofort eine ganze Vollzeitkraft.

Praktische Umsetzung: Klein denken, groß wirken

Ich erlebe immer wieder ein ähnliches Muster: Ein Vorstand ist begeistert, will ein Thema im ganzen Haus verankern und gibt es an die nächste Hierar­chie­ebene weiter. Dort wird geprüft, abgeglichen, abgestimmt. Dann landet alles bei der Perso­nal­ab­teilung, die erst Angebote einholen muss. Und neun Monate später ist immer noch nichts passiert.

Was wirklich hilft, sind keine Strate­gie­pa­piere, sondern kleine, sofort spürbare Schritte. Fünf konkrete Handgriffe direkt am Arbeits­platz bewirken oft mehr als eine groß angelegte Transformation.

Wenn Mitar­beiter sehen, wie Sie Routi­ne­auf­gaben smarter lösen, entsteht Motivation. Perso­nal­ab­tei­lungen suchen hände­ringend nach Trainern, die diese operative Brücke schlagen können, denn die meisten Formate sind zu abstrakt. Lernen funktio­niert nur, wenn es greifbar ist und einen direkten Effekt am nächsten Tag hat. Und zwar bei jedem Einzelnen, an seinem eigenen Arbeitsplatz.

Kleiner Exkurs zum Abschluss: Welche Rolle spielt KI dabei?

Der Hype um künst­liche Intel­ligenz ist riesig, doch die praktische Nutzung häufig minimal. Das erlebe ich in jedem Workshop: Alle kennen ChatGPT. Doch wenn ich frage, wer es regel­mäßig im Job einsetzt, dann bleiben fast alle Hände unten. Genau hier liegt die Gefahr. Auch hier gilt … ja, ich weiß: „Aber Herr Wiebusch, das ist bei uns in der Branche doch verboten!“ Dennoch: Auch unter Berück­sich­tigung der zu Recht geltenden sehr strengen Daten­schutz­be­stim­mungen kann man die großen Tools wie ChatGPT und Google Gemini sinnvoll einsetzen, um sich selbst deutlich mehr Zeit zu verschaffen.

Es gilt der Satz: „KI wird Sie nicht ersetzen – aber der, der KI besser nutzt, schon.“

Das trifft besonders Firmen­kunden- und Private-Banking-Berater. Ihr Job besteht aus komplexen, mensch­lichen Entschei­dungen, nicht aus Standard­pro­zessen. KI ist hier ein Werkzeug, kein Ersatz. Aber nur, wenn Sie verstehen, was sie leisten kann – und was nicht.

Fazit: Ihre Zeit ist das wertvollste Gut. Nutzen Sie sie für die richtigen Dinge!

Am Ende geht es nicht um Technik oder Tools, es geht um Menschen. Um Sie als Berater, der wieder Zeit hat, seine Kunden zu begleiten. Um Führungs­kräfte, die den Mut haben, Freiräume zu schaffen. Und um Organi­sa­tionen, die verstehen, dass Entlastung kein Luxus ist, sondern Voraus­setzung für Qualität.

Freiräume schaffen Energie.

Effizienz bringt Lebensqualität.

Und Struktur macht den Kopf frei für das, was wirklich zählt: die Kunden.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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