Steigende Zinsen, sinkende Immobi­li­en­nach­frage, Stagnation der Wertpa­pier­in­ves­ti­tionen, Insolvenz-Anstieg – all diese Szenarien haben sich in den vergan­genen Monaten bewahr­heitet. Und die Finanz­in­stitute des DACH-Raums haben nun mit der Heraus­for­derung zu kämpfen: Wie verhindern wir, dass wir jetzt, wo die Immobilien-Flut zu Ende ist, plötzlich nackt in der Brandung stehen? Denn in der Vergan­genheit hat sich das eine oder andere Institut (zu) stark auf das von Unter­neh­mer­kunden so geliebte Geschäft mit Wohnim­mo­bilien konzen­triert. Was bleibt jetzt noch davon übrig? Und wie bringt man die Unter­nehmer dazu, ihr Privat­ver­mögen nun in Wertpa­piere oder modernere Immobilien zu investieren?

Ziehen die Finanz­in­stitute jetzt blank?

Das Risiko, das sich aus einem zu großen Fokus auf dem Immobi­li­en­ge­schäft ergibt, habe ich bereits 2019 im Versteher-Magazin beschrieben und dabei die Metapher vom „Nackt-in-der-Brandung-Stehen“ geprägt: Während noch die große Flut auf dem Immobi­li­en­markt herrscht, kann man es sich leisten, keine Badehose zu tragen. Doch wenn die Ebbe kommt und man nicht vorge­sorgt hat, dann steht man eventuell unver­mittelt nackt auf dem Sandstrand und fragt sich, wo denn das ganze Wasser hin ist. Genau eine solche Situation tritt gerade ein, auch unter dem Eindruck der steigenden Zinsen, zu deren Anlass ich bereits Anfang des Jahres sagte: „Jetzt zeigt sich, wer verkaufen und wer führen kann!“ Und auch der von mir befürchtete Insolvenz-Tsunami nimmt Anlauf. Wir befinden uns sogar mitten in der Insolvenz-Welle, auch wenn sie kaum auffällt, da sie aktuell noch weniger schlag­artig, sondern eher schlei­chend abläuft. Gerade eben vor einigen Tagen wurde veröf­fent­licht, dass es aktuell den stärksten Anstieg bei Insol­venzen seit 2016 gab. In den Medien geht dies jedoch derzeit bei all den anderen Themen nahezu unter. Die aktuelle Insolvenz-Situation in D.A.CH. ist vergleichbar mit dem berühmten Frosch im Wasser, der nicht recht­zeitig aus dem Topf springt, weil er den langsamen Anstieg der Tempe­ratur erst bemerkt, wenn es schon zu spät ist. Kleiner Tipp: Im Herbst dieses Jahres werde ich ein Update zum Insolvenz-Tsunami schreiben. 

Wir sehen zurzeit eine Entwicklung im Immobi­li­en­sektor, die (fast) alle Finanz­dienst­leister aus Deutschland, Öster­reich und der Schweiz betrifft, auch ganz unabhängig von der Region, der Größe oder der genauen Art der Dienst­leistung (von regio­nalen Banken bis zu freien Vermö­gens­ver­waltern). Natürlich sind dabei noch nicht alle im gleichen Ausmaß betroffen – aber was nicht ist, kann ja noch werden. Denn was wir von Januar bis Juni 2023 gesehen haben, ist, dass Institute, die sich stark über Immobi­li­en­kredite und Bauträ­ger­ge­schäfte definiert haben, in einigen Fällen tatsächlich so aufge­stellt sind, dass sie komplett blank­ziehen werden, falls diese Kompo­nenten wegfallen. Und genau das passiert gerade: Die Kompo­nenten fallen weg, weil gerade bei Wohnim­mo­bilien (und wir sprechen in diesem Artikel nur von diesen, da Unter­nehmer in der Regel privat eher unter­ge­ordnet in gewerb­liche Immobilien inves­tieren) Anträge auf Neubauten im großen Stil wegge­fallen sind. In einigen Gegenden sogar auf fast 0. Das gesamte Bauträ­ger­ge­schäft mit Neubauten ist im Schnitt um 89 % einge­brochen. Laut des Statis­ti­schen Bundes­amtes wurden allein im Zeitraum von Januar bis April 2023 30,3 % weniger neue Wohnungen genehmigt als im selben Zeitraum 2022, bei Mehrfa­mi­li­en­häusern sehen wir einen Rückgang von 27,1 %, bei Einfa­mi­li­en­häusern sind es 33,5 % und bei Zweifa­mi­li­en­häusern sogar 52,1 %.

Dazu kommt, dass die Zinsen nach langer Wartezeit wieder gestiegen sind – also halten sich auch die Privat­kunden mit Inves­ti­tionen beim Kauf von Immobilien eher zurück, da sie sich mit Tages- und Termin­geld­an­lagen sowie Zinspro­dukten wieder ganz gut aufge­stellt fühlen. Das Ganze nimmt dann weitere – bisweilen groteske – Züge an, wenn monatelang an einem Gebäu­de­en­er­gie­gesetz (im Volksmund: Heizungs­gesetz) disku­tiert und verhandelt wird, das im gefühlten Eilver­fahren dann vor der Sommer­pause des Bundes­tages durch­ge­peitscht werden soll, nur um dann wenige Stunden vor geplanter Verab­schiedung vom Verfas­sungs­ge­richt auf „Stopp“ gesetzt zu werden. Ein Schelm, wer dabei denkt, es musste so schnell gehen, damit das Thema nicht in den Landtags­wahlen in Hessen und Bayern vorkommt (8. Oktober 2023). All dieser Wirrwarr darüber, was kommt, was nicht, wie kommt es, wann kommt es und wen trifft es, wer muss zahlen, wer nicht, wer wird unter­stützt, wer nicht … führt vor allem zu einer Reaktion bei nahezu allen Immobi­li­en­be­sitzern: Erst mal nur dort Repara­turen vornehmen, wo es zwingend notwendig ist, und ansonsten die Füße still­halten. Es wird also nicht nur weniger neu gebaut, sondern auch weniger in Bestands­im­mo­bilien investiert.

Finanz­in­stitute machen dementspre­chend aktuell deutlich weniger Erträge mit dem Immobi­li­en­ge­schäft. Die Wohnungs­bau­fi­nan­zie­rungs­ab­tei­lungen sind bisweilen jetzt schon völlig blank. Dadurch bleiben auf privater Seite hohe Summen liegen, was den Banken zumindest wieder Erträge mit Zinspro­dukten einbringt – doch diese Gelder werden nicht weiter veredelt. Sowohl auf der privaten als auch auf der Unter­neh­mens­seite wird diese Liqui­dität durch den Unter­nehmer und auch seine Firma freiwillig eher wenig in für die Institute margen­träch­tigere Produkte inves­tiert. Die Unter­neh­mer­kunden geben sich damit zufrieden, das Geld zu parken und für bessere Zeiten aufzu­be­wahren – damit meinen sie natürlich bessere Zeiten auf dem Immobilienmarkt.

Die Ebbe auf dem Immobi­li­en­markt ist da – nutzen Sie die Chance!

Für dieje­nigen Institute, die sich bislang (zu?) stark auf Immobilien konzen­triert haben, bietet die aktuelle Situation jedoch nicht nur die Gefahr, bald nackt in der Brandung zu stehen, sondern auch eine echte Chance, dieses Risiko durch sinnvolle Umstruk­tu­rie­rungen abzuwenden und sich dadurch langfristig besser aufzu­stellen. Vor allem steckt in der aktuellen Situation eine gigan­tische Chance, sich in Richtung einer ganzheit­lichen Unter­nehmer-Beratung zu entwi­ckeln – sowohl im Firmen­kun­den­banking als auch beim Private Banking für Unter­nehmer. Und für Vermö­gens­ver­walter, die tradi­tionell eher wertpa­pier­lastig aufge­stellt sind, kann es eine einmalige, histo­rische Chance werden, Neukunden zu generieren.

Das bedeutet für Institute, die eher „Vollsor­ti­menter“ sind, dass es für Firmen­kun­den­be­rater jetzt entscheidend ist, sich mit allen Aspekten der Firmen­seite ausein­an­der­zu­setzen – insbe­sondere bei hochre­le­vanten Themen wie ESG, Nachhal­tigkeit, KI etc. Als Private-Banking-Berater sollte man sich wiederum dringend strate­gisch mit dem Unter­neh­mer­kunden ausein­an­der­setzen, um für die privaten Vermö­gens­werte eine profes­sio­nelle IST-Aufstellung zu erstellen, die dann entspre­chende Maßnahmen nach sich zieht. Das sollte alles mit viel Augenmaß und einer profes­sio­nellen betriebs­wirt­schaft­lichen Betrachtung passieren – also zum Beispiel Vermö­gens­tools nur dort einsetzen, wo sie angemessen sind!

Was kann man dem Unter­neh­mer­kunden jetzt noch anbieten?

Ich habe in meinen Podcasts und in den Artikeln des Versteher-Magazins sowie in meinen Workshops und Seminaren schon häufig darauf hinge­wiesen, dass Familien­unternehmer in der Regel drei Stecken­pferde haben, auf die sie sich im finan­zi­ellen Bereich besonders konzentrieren:

  • die eigene Firma 
  • vermietete (Wohn-)Immobilien 
  • Steuern sparen  

Wertpa­piere spielen hier kaum eine Rolle, weshalb sich ja auch so viele Institute in der Vergan­genheit sehr auf Immobilien einge­schossen haben – und jetzt mitunter vor großen Heraus­for­de­rungen stehen. Wenn Sie sich genauer anschauen möchten, warum Unter­nehmer Immobilien bevor­zugen und wie sich dies im Zuge der Wohnge­wohn­heiten der Zukunft wandeln wird, können Sie diese Infos und einige praktische Handlungs­emp­feh­lungen übrigens im kosten­losen E‑Book „Unter­nehmer und Immobilien“ nachlesen. Aktuell ist aller­dings vor allem eine Grund-Heraus­for­derung zu erkennen: Im Immobi­li­en­be­reich tut sich wenig und im Wertpa­pier­be­reich gibt es dennoch keinen großen Run – und wenn, dann ohnehin eher auf Anleihen.

Für Sie als Berater stellt sich nun also die Frage: Wenn der Unter­nehmer beim Anlegen vor allem auf Immobilien setzt, wie komme ich dann von den Immobilien zu einer ganzheit­lichen Beratung?

Immobilien vs. Wertpapiere

Im Interview mit Christian Kohlhaas, dem stell­ver­tre­tenden Bereichs­leiter Private Banking der Sparkasse Westerwald-Sieg, haben wir vor nicht allzu langer Zeit bereits festge­halten: Unter­nehmer vergleichen Immobilien und Wertpa­piere wie Äpfel und Birnen. Als Ergebnis konzen­triert der Unter­nehmer sich dann in erster Linie doch lieber wieder auf Immobilien.

Schauen wir uns exempla­risch die Zahlen aller deutschen Haushalte an, merken wir auch schnell: Es besteht ein deutliches Ungleich­ge­wicht bei den Anlagen. Statista gibt das gesamte Geldver­mögen im Jahr 2021 mit 7.300 Milli­arden und das Immobi­li­en­ver­mögen mit 5.500 Milli­arden an – also einem Gesamt­vo­lumen von knapp 13.000 Milli­arden. Vom Geldver­mögen stecken ca. 20 % in Aktien und Invest­ment­fonds. Das sind knapp 1.500 Milli­arden. Bezogen auf das Gesamt­ver­mögen (Geld- und Immobi­li­en­ver­mögen zusammen), zeigt sich, dass gerade mal etwa 10 % des Vermögens der deutsche Kapital­an­leger in Aktien und Invest­ment­fonds angelegt werden. Dass ein deutlich höherer Anteil des Gesamt­ver­mögens in Immobilien steckt, ist offensichtlich.

Erfahrene Profis unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wissen, dass es im privaten Unter­neh­mer­ver­mögen ähnlich in der Gewichtung aussieht.

Warum fühlen sich immer noch so viele Unter­nehmer derart wohl auf der Immobi­li­en­seite, während sie vom Wertpa­pier­be­reich nur subjektiv wahrnehmen, dass die Preise „schon wieder zu hoch“ seien? Das liegt an drei Glaubens­sätzen, die bei Unter­nehmern oft sehr stark ausge­prägt sind:

  • Immobi­li­en­in­vest­ments sind relativ bequem und einfach zu handhaben – so bleibt mehr Zeit für die Firmen­ge­schäfte übrig. 
  • Immobilien sind „echte, anfassbare Werte“ – man kann auch mal dorthin fahren, um sich von diesem Wert vor Ort zu überzeugen. 
  • Immobilien werfen ordent­liche, beständige Erträge ab – Wertpa­piere können da (gefühlt) gar nicht mithalten. 

Ein Punkt, der gerade in den aktuell unsteten Zeiten wieder wichtig geworden ist, ist die Tatsache, dass Unter­nehmer der Überzeugung sind, dass Immobilien eine stabile Anlage seien. Wertpa­piere schwanken ihnen im Vergleich zu sehr. Das ist natürlich eine rein gefühlte Stabi­lität, die in Wahrheit so gar nicht existiert. Ein rheto­ri­scher Tipp an dieser Stelle: Erinnern Sie Ihren Unter­neh­mer­kunden gerne mal höflich daran: „Wenn wir Ihre Immobilien jeden Tag von 100.000 Menschen auf Basis von unzäh­ligen Infor­ma­tionen der letzten 24 Stunden beurteilen lassen würden, dann würden diese Werte ebenfalls stark schwanken.“ Oder erinnern Sie ihn mal an die Heizungs­pläne der Bundes­re­gierung. Eventuell notwendige Sanie­rungen im Zuge solcher Geset­zes­än­de­rungen (Einbau von Wärme­pumpen) bringen in der Regel enorme Kosten mit sich – und diese lassen sich nur zu einem Bruchteil auf die Miete umlegen. Was das für den vermeintlich so stabilen Cashflow aus den Mietwoh­nungen bedeutet, kann sich der Unter­nehmer dann selbst ausmalen.

Dem Totschlag­ar­gument „Mit der Rendite meiner Firma kann die Börse nicht mithalten“ begegnen Sie am besten mit einem profes­sio­nellen Renditevergleich.

Beim Vergleich der Renditen müssen Sie dem Unter­nehmer also etwas unter die Arme greifen, denn selbst­ver­ständlich kennt er sich besser als Sie in seiner Branche aus, doch für finan­zielle Inves­ti­ti­ons­themen ist er in der Regel kein Experte. Die genaue Erläu­terung der Grafik finden Sie in diesem Artikel.

Wann ist der Unter­nehmer bereit, seine Immobilien abzustoßen?

Sind diese Punkte geklärt, steht der nächste Schritt einer ganzheit­lichen Beratung an. Dazu ist zunächst zu verstehen, dass Unter­nehmer im Normalfall in Erträgen und Cashflows denken – angestellte Manager, Berater und Banker jedoch in Renditen. Für den Unter­nehmer ist es also am besten, einen stabilen Cashflow über seine Immobilien zu generieren. Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten 1990 BMW-Aktien für (aus DM umgerechnet) 6 Euro gekauft und hätten heute eine Dividende von 2 Euro pro Aktie, also eine Rendite von 30 % p.a. (und noch einen respek­tablen steuerlich begüns­tigten Kursgewinn). Welchen Grund hätten Sie dann aktuell, Ihre Aktien zu verkaufen? Eigentlich würde sich das nur lohnen, wenn einer von zwei Fällen eintritt:

  • Ihre Gewinne schmelzen plötzlich dahin und/oder die Dividen­den­zahlung wird unsicher.
  • Sie sehen Ihr ursprüng­liches Investment gefährdet.

Und selbst dann werden Sie die Aktien vermutlich nur verkaufen, wenn Sie eine alter­native Aktie für die Anlage gefunden haben.

Was hat das nun alles mit Immobilien zu tun? Ganz einfach: Es ist exakt derselbe Mecha­nismus! Der Immobi­li­en­be­sitzer wird seine Immobilie nur dann abstoßen, wenn er die Mieten gefährdet sieht (Verlust von Stabi­lität) oder durch verän­derte Rahmen­be­din­gungen (Mietge­wohn­heiten etc.) die Immobilie an Wert verliert. Oder wenn – wie aktuell der Fall – durch politische Einfluss­nahme Unsicher­heiten entstehen. Dann bröckelt auch die Überzeugung der Unter­nehmer als Immobilien-Fans.

Unter­nehmer stellen sich in der Firma jeden Tag die Frage: „Ist das, was ich heute mache, noch zukunfts­si­cher/-orien­tiert?“ Und lautet die Antwort „Nein“, dann muss angepasst werden. Möchten Sie also Ihren Unter­neh­mer­kunden andere Anlagen als Immobilien schmackhaft machen, dann stellen Sie genau diese Frage bei den Immobilien – gar nicht unbedingt aufgrund des Zinsan­stiegs, sondern einfach wegen der verän­derten Wohnwünsche poten­zi­eller Mieter. Denn natürlich gibt es in Deutschland viele poten­zielle Mieter, die auf eine Wohnung in einer bestimmten Region angewiesen sind – dort kann es dann sogar vorkommen, dass die Nachfrage den verfüg­baren Wohnraum übersteigt. Aber wir haben eben auch viele Menschen, die finan­ziell und beruflich in der Lage ist, frei zu entscheiden, wo sie wohnen möchten. Denken Sie nur mal daran, wie stark Homeoffice seit Corona im Arbeits­alltag mancher Firmen verankert ist. Diese Menschen können sich mitunter die Mietwohnung dann auf Basis ihrer Ansprüche aussuchen – also in Bezug auf Miete, Nachhal­tigkeit, Strom­ver­sorgung, Verkehrs- und Internet-Anbindung etc.

Das heißt: Wir müssen uns natürlich weiterhin sehr stark mit der Ist-Situation beschäf­tigen, aber eben auch mit der zukünf­tigen Stabi­lität der Immobilieneinkünfte.

Ganzheit­liche Beratung ist Teamsache

Wir wissen nun also, wie die Einstellung der meisten Unter­nehmer aussieht und wo man ansetzen kann, um sie von ihrem reinen Immobi­li­en­fokus abzubringen. Zeigt sich der Unter­neh­mer­kunde also empfänglich für diese Argumente und grund­sätzlich verän­de­rungs­willig, dann steht der nächste Schritt an. Dann braucht es ein Quartett aus:

  • Private-Banking-Berater – für die ganzheit­liche Beratung der privaten Finanzen der Unternehmerfamilie 
  • Firmen­kun­den­be­rater – für die Veränderungen/Anpas­sungen der Kreditauslegungen 
  • Markt­folge-Aktiv-Mitar­beiter – aus demselben Grund wie der Firmenkundenberater 
  • Kollegen aus Immobilien-Abtei­lungen, die auf Basis des Gutachtens die Handlungs­op­tionen darstellen 

Die Handlungs­op­tionen basieren im Wesent­lichen auf der Frage, ob die Situation einer Immobilie als verändert einge­stuft wird und der Unter­nehmer das ebenso sieht. Ist das der Fall, gibt es zwei Optionen: Verän­derung (Um- oder Anbau) oder Verkauf.

Lassen sich dann keine konkreten Angebote und Netzwerk­partner für den Um- oder Anbau (z.B. energe­tische Sanierung) finden, dann landet man in den meisten Fällen automa­tisch bei der Option „Verkaufen“, wofür Sie wiederum ein entspre­chendes Netzwerk brauchen. 

Eine Anmerkung am Rande: Leider waren viele Institute in den letzten Jahren – höflich ausge­drückt – nicht ganz so dicht „am Markt“. Klar, man hat mitbe­kommen, wer was baut, kauft, verkauft … Aber wurden auch Daten­banken aufgebaut mit poten­zi­ellen Kauf- und Verkaufs­kan­di­daten? In der Realität lief es ganz oft so ab: Der Kunde kam zum Institut und hat gesagt, er will kaufen oder verkaufen. Als Käufer hatte er meist schon sein Objekt im Blick. Beim Verkäufer wurde intern geschaut, wer denn gerade kaufen möchte, oder man hat einen Aushang in die Schal­ter­halle gehängt oder auf Online-Platt­formen veröf­fent­licht. Und „schwups“, war das Objekt verkauft. Die internen Abtei­lungen haben dann „bewertet“ (wobei: Einfach mal 40 % weniger ansetzen ist ja keine Bewertung), der Beschluss wurde geschrieben – und gut war es. Doch aktuell stehen viele Institute vor leeren Daten­banken. Auch weil in den letzten Jahren nicht „gesät“ werden musste, ist es heute eher karg auf dem Feld.

Noch eine weitere Anmerkung: Einige unserer super­reichen Mandanten berichten, dass ihnen derzeit Immobilien angeboten werden, von denen man in den letzten Jahren noch nicht mal zu träumen wagte. Nehmen wir also an, der Immobi­li­en­markt würde neu aufge­teilt werden: Super­reiche nehmen die absoluten Sahne­stücke. Sie können oft in komplette Vorleistung gehen und im Nachgang finan­zieren. Immobi­li­enhaie kaufen alles auf, was geht, um anschließend ordentlich Reibach zu machen – ob da gut saniert und energe­tisch gearbeitet wird? Und dann kommt noch der Staat: Er wird vermutlich alles aufkaufen, was sein muss, weil „normale“ Inves­toren die Umbauten nicht leisten können. Ob eine solche Verteilung wirklich im Sinne unserer Regierung ist?

Doch zurück zum Unter­nehmer: Das durch den Verkauf frei gewordene Geld kann wiederum auf zwei Arten reinves­tiert werden: Kauf einer neuen Immobilie, die im Rahmen der bespro­chenen Zukunfts­aus­sichten besser aufge­stellt ist, oder Inves­tition der frei gewor­denen Liqui­dität in Wertpa­piere (Invest­ment­fonds, Index-Zerti­fikate, ETFs etc.). Sollten Sie noch andere spannende Angebote haben wie Kunst, Krypto etc., dann dort, wo es passt, auch investieren.

Jetzt klingeln sofort meine Ohren, wenn es um Einwände bzgl. Immobi­li­en­ver­käufe in der heutigen Zeit geht. „Aktuell will keiner kaufen!“ Oder: „Zu diesen Preisen will keiner verkaufen!“ Oder so ähnlich. Kann ich verstehen. Wage ich aber zu bezweifeln. Wie schon an anderen Stellen beschrieben, „geht immer was“. Die Fragen sind eher: „Wissen Sie (frühzeitig) davon?“, also sind Sie nah am Markt? Und: „Haben Sie überhaupt ausrei­chend Kontakte zu poten­zi­ellen Käufern und Verkäufern?“

Sie alle wissen, dass es eher selten vorkommt, dass man zum all-time high verkauft. Weder an den Aktien­märkten noch bei Immobilien. Wenn eine Immobilie im Wert von 1 Mio. € in den letzten 10 Jahren auf 2 Mio. € (ca. 7,5 % p.a.) gestiegen ist und man sie heute für 1,8 Mio. € verkaufen kann, liegt man zwar 0,2 Mio. € unter „high“, aber immerhin noch bei 6,05 % p.a. 

Somit wären wir wieder beim obigen Vergleich mit der BMW-Aktie und der entspre­chenden persön­lichen Markt- und Immobi­li­en­ein­schätzung des Unter­nehmers. Unter­stützt durch Ihre profes­sio­nelle, neutrale Meinung.

Niemanden bei der Beratung außen vor lassen

In der Vergan­genheit hat sich immer wieder gezeigt, dass Unter­neh­mer­kunden ganz natürlich ihren Firmen­kun­den­be­rater als den Haupt­an­sprech­partner im Institut ansehen. Das sorgt mitunter dafür, dass die Kunden bei Immobi­li­en­ver­än­de­rungen (Kauf, Verkauf, Umbau, Anbau etc.) auch weiterhin zunächst auf den Firmen­kun­den­be­rater zugehen. Das liegt zum Teil daran, dass alles, was mit Immobilien zu tun hat, oft mit Kredit­enga­ge­ments verwoben ist. Und die landen aufgrund gesetz­licher Vorschriften automa­tisch beim Firmenkundenberater.

Für Ihre internen Abläufe im Institut bedeutet das, dass die Firmen­kun­den­be­rater davon überzeugt sein müssen, dass der Private-Banking-Berater einen deutlichen Mehrwert für ALLE Betei­ligten bietet, also vom Kunden über das Institut bis hin zum Geschäfts­be­reich Firmen­kun­den­banking. Da in der Praxis immer noch der Unter­nehmer auf den Firmen­kun­den­be­rater zugeht – oft hat er schon ein bestimmtes Objekt im Blick –, ist es zwingend notwendig, dass der Firmen­kun­den­be­rater dem Unter­nehmer den Mehrwert des Private-Banking-Beraters verdeut­licht und auf diesen überleitet. Dann ist auch eine ganzheit­liche Beratung im Quartett möglich wie oben beschrieben.

Aller­dings ist es ohnehin sehr empfeh­lenswert, den Kunden aktiv auf sein Investment anzusprechen, Alter­na­tiven aufzu­zeigen etc. Auch weil man dadurch die Möglichkeit hat, schon im Vorfeld die „Extrameile“ zu gehen und sich das Immobi­li­en­port­folio des Kunden detail­liert anzuschauen. So lassen sich dann auch Alter­na­tiven (Wertpa­piere oder bessere Immobilien) finden, die man dann direkt ins Gespräch einbringen kann.

Die aktive Beratung

Haben Sie den Unter­nehmer davon überzeugen können, dass es sinnvoll ist, sein Vermögen von einigen Immobilien abzuziehen und in andere Inves­ti­ti­ons­op­tionen zu stecken, dann stehen Sie nun vor der eigent­lichen Beratung. Sprechen Sie mit dem Unter­nehmer gerne klar darüber, in welchen Bereichen sich der Immobi­li­en­markt ungünstig (oder eben sehr günstig) entwi­ckelt hat – Stichwort Homeoffice, Verödung der Innen­städte etc. (dazu finden Sie mehr im oben erwähnten eBook). Wichtig dabei ist vor allem, dass Sie zugleich Lösungen anbieten. Denn der Unter­nehmer nimmt keinen Mehrwert aus dem Gespräch, wenn Sie nur die Tatsachen beleuchten und ihn mit der Lösung der Heraus­for­de­rungen allein­lassen. Möchten Sie also, wie oben beschrieben, dem Kunden den Verkauf der Immobilien und das Reinvestment in Wertpa­piere oder eine zukunfts­si­chere Immobilie vorschlagen, dann sollten Sie idealer­weise bereits Empfeh­lungen zur Umsetzung geben können.

Noch kurz „dazwi­schen“ geschoben: Des Bankers liebstes Thema – die Inflation. Gehen Sie ruhig davon aus, dass es gerade Top-Unter­nehmern eher um die Stabi­lität ihrer Einnahmen geht (siehe oben) als um den theore­ti­schen, hypothe­ti­schen Verlust einer Kaufkraft. Er hat eh genug Geld, um sich den Joghurt leisten zu können. In einer mittel- bis langfris­tigen Betrachtung des DAX sehen wir, dass Inflation und Probleme wie seinerzeit Wirecard kompen­siert werden. Und zeitlich bequemer als eine Immobilie mitunter in einem Problem­viertel ist ein Dax-ETF allemal. 

Ein neues Zeitalter bricht an

In der Vergan­genheit wurden häufig Immobilien gekauft und langfristig gehalten, bis sie abbezahlt waren. Als Alters­vor­sorge – und meist auch als Teil des Erbes der nächsten Generation. Ich glaube, dass wir an einem Schei­tel­punkt stehen und dies für die Zukunft so nicht mehr gelten wird. 

Ohne Zweifel: Immobilien werden auch in Zukunft ein Bestandteil der Allokation bleiben, um laufende Erträge zu generieren. Doch Wertpa­piere werden immer wichtiger werden, auch getrieben von neuen und sich stetig ändernden Wohnge­wohn­heiten. Wir werden also eine Entwicklung von der lebens­langen Immobilie hin zum flexiblen Invest­mentgut sehen. Und folglich wird es auf Dauer mehr Bestands­im­mo­bi­li­en­trans­ak­tionen geben.

Kurz gesagt: Ich glaube fest daran, dass die Immobilie als Haupt­ver­mö­gen­s­klasse im Privat­ver­mögen von Unter­nehmern ausge­dient hat! 

Bis dato hieß es: Firma, Immobilien und ein bisschen Wertpa­piere als Beimi­schung. Zukünftig wird es eher heißen: Firma, Wertpa­piere (mit regel­mäßig ausge­schüt­teten  Erträgen) und flexible Immobilien als Beimischung.

Ich gehe sogar noch eine steilere These weiter: Ein aktiver Unter­nehmer, der mindestens 10 (eher 15) Jahre bis zu seinem unter­neh­me­ri­schen Austritt hat, der aktuell ein Gehalt bezieht, gegebe­nen­falls Gewinne aus der Firma nehmen könnte und – so ist es ja oft – die Betriebs­im­mo­bilien privat besitzt und an die Firma verpachtet, der braucht für die Alters­vor­sorge keine oder zumindest nicht nur Immobilien! 

Nur mal angenommen, der Unter­nehmer ist heute (2023) 50 Jahre alt, kauft eine Bestands­im­mo­bilie aus dem Jahr 2003 und geht im Jahr 2038 mit 65 in Rente. Dann hat er eine Immobilie, von der er leben möchte (muss?), die 35 Jahre alt sein wird. Wird sie dann noch lukrativ vermietbar sein? Bei einer Lebenszeit bis 85 auch noch weitere 20 Jahre? So nebenbei bemerkt: Die Nachfolger erben dann im Jahr 2058 eine 55 Jahre alte Immobilie. Sie erben also eine Immobilie aus einer Zeit, in der Facebook, Twitter, WhatsApp & Co. noch gar nicht gegründet waren.

Alter­nativ kann er in Wertpa­piere inves­tieren und vor seinem Renten­ein­tritt schauen, welche Inves­ti­ti­ons­mög­lich­keiten dann passen. Wer weiß? Vielleicht gibt es im Jahr 2038 Anlage­mög­lich­keiten, die wir heute noch gar nicht kennen. Im Gegenzug benötigen Unter­nehmer im Alter Ü60/65 schon heute stabile und laufende Erträge. Da sind Immobilien ein wichtiger IST-Investitionsfaktor.

Für Finanz­in­stitute und Vermö­gens­be­rater sowie Family Offices aller Art bedeutet das, dass man sich jetzt schon gedanklich damit befassen sollte, heraus­zu­finden, worauf man aktuell und in Zukunft Wert legt. Damit sollten sich vor allem auch die Entschei­dungs­träger befassen.

Mit den Infor­ma­tionen und Kniffen, die ich in diesem Artikel beschrieben habe, bringen Sie sich dabei mit dem Unter­nehmer ins Gespräch. Und Sie schaffen es, dass der Unter­nehmer mental ebenfalls von der Überzeugung abrückt, dass einzig langfristige Immobi­li­en­in­ves­ti­tionen eine sichere Option sind. Das wird vielleicht nicht von heute auf morgen geschehen – immerhin ist diese Denkweise in der Unter­nehmer-Psyche fest verwurzelt –, aber es wird kommen. Und dann sollten Sie bereit­stehen, damit der Kunde bei Ihrem Institut anbeißt.

Mut zu Verän­derung – Mut zu aktivem Handeln!

Natürlich sehe auch ich, dass dieser Weg sehr anstrengend sein kann. Schaut man sich als Institut das Immobi­li­en­port­folio des Kunden genauer an, dann entsteht manchmal mehr Aufwand als Ertrag, denn man muss das Portfolio selbst bewerten – und man braucht ein Immobi­li­en­ad­äquat, wenn der Unter­nehmer sich dafür entscheidet, nach dem Verkauf der alten Immobilie doch lieber wieder in eine neue zu inves­tieren statt in Wertpa­piere. Und selbst wenn der Plan „aufgeht“ und der Unter­nehmer jetzt an Wertpa­pieren inter­es­siert ist – dann brauchen Sie ein entspre­chendes Angebot an Inves­ti­ti­ons­mög­lich­keiten. Das erzeugt viel Beratungs- und Zeitaufwand. So manches Institut spricht dann verständ­li­cher­maßen lieber über bestehende Gelder und überzeugt den Unter­neh­mer­kunden lediglich, diese vom Tagesgeld in Wertpa­piere umzuschichten. Da ist der Aufwand deutlich geringer.

Doch das geht, wie bereits erwähnt, mit größerer Unsicherheit auf dem sich ändernden Immobi­li­en­markt sowie mit generell gerin­geren Erträgen einher. Schauen Sie noch mal auf die Grafik von oben und sehen Sie sich die riesigen Volumina an, die immer noch im Immobi­li­en­be­reich schlummern. Wenn Sie mit der heute beschrie­benen Argumen­tation von den 5.500 Milli­arden an Immobi­li­en­ver­mögen nur 5 % in Wertpa­piere oder neue Immobilien umschichten können, dann bedeutet das 250 Milli­arden an Gegen­werten (Immobilien), die verkauft werden können – und einen Käufer suchen. Und bei diesen immensen Geldbe­we­gungen sehe ich riesige Chancen für Sie und Ihre Institute. Selbst wenn nur die Hälfte dieser Summe in Wertpa­piere gesteckt würde, wären das immer noch 125 Milliarden.

Sie sehen: Die aktuelle Gemengelage aus Zinsstei­gerung, sinkender Immobi­li­en­nach­frage, digitalen und nachhal­tigen Wohnan­for­de­rungen der Mieter und teuren politi­schen Heizungs­plänen hat es so noch nie gegeben. Doch genauso gut können Sie diese einzig­artige Heraus­for­derung auch als einzig­artige Chance begreifen: Nutzen Sie diese, um Ihr Institut stärker vom Reagieren zum Agieren zu bewegen. Nutzen Sie die hier skizzierten Argumen­ta­tionen in Verbindung mit den Strategien aus dem Artikel „Zinsan­stieg in Deutschland“ und greifen Sie diese einzig­artige Gelegenheit beim Schopf.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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