Finanz­in­stitute, die sich von Familien­unternehmen nicht nur die über das Firmen­kun­den­banking erwirt­schaf­teten Erträge, sondern auch zusätz­liche Erträge im Private-Banking-Bereich erhoffen, benötigen eine eigene Abteilung zum Private Banking für Unternehmer­familien (PB-UF). Welche Mission, welche Leistungs­ver­sprechen und welche Marken­iden­tität diesem PB-UF zugrunde liegen können und wie man von der Definition der Zielkunden über das Perso­nal­ma­nagement bis hin zu den genutzten Vertriebs­ka­nälen eine effektive PB-UF-Abteilung aufbaut, haben wir in dieser Artikel­serie bereits im Detail durchgearbeitet.

Unser „Strate­giehaus“ steht also beinahe schon. Lediglich die letzte tragende Säule muss noch errichtet werden: Das Marketing – also die wichtige Frage, wie sich das neue Service­an­gebot gegenüber (poten­zi­ellen) Kunden präsen­tiert und wie es deren Aufmerk­samkeit erlangt. Und wie es sowohl der eigenen Marken­iden­tität gerecht als auch von Kunden im passenden Licht wahrge­nommen wird.

Weshalb das Marketing im PB-UF so wichtig ist

Wenn Sie diese Artikel­serie von Anfang an verfolgt haben, dann werden Sie wissen: Die Frage der Marken­bildung haben wir bereits zu Beginn der Serie behandelt. Und das Marketing wurde auch immer wieder gestreift. Warum nun also noch mal ein eigener Artikel zu diesem Thema? Ganz einfach: Weil das Marketing essen­tiell für den Erfolg Ihres neuen Segments ist. Denn beim PB-UF handelt es sich, wie bereits in vorhe­rigen Artikeln kurz erwähnt, nicht nur um eine Sub-Marke, sondern um eine spezia­li­sierte Premium-Sub-Marke eines Teilseg­ments des Instituts:

  • Marke des Instituts
  • Private-Banking-Segment des Instituts als Sub-Marke
  • PB-UF als Premium-Sub-Marke der Sub-Marke Private Banking
  • Der PB-UF-Berater als eigene „Marke“ innerhalb des PB-UF

Ohne das richtige Marketing, also die effektive Kommu­ni­kation dieser Sub-Marken-Identität gegenüber Unternehmer­familien hat Ihr neues Segment kaum eine Chance auf dem Markt. Denn Unter­nehmer nehmen Volks­banken, Sparkassen und viele andere Banken, die bekannt für ihr Privat­kun­den­ge­schäft sind, zunächst nicht als Top-Institute für das PB-UF wahr.

Und auch selbst­ständige Vermö­gens­be­rater, Vermö­gens­ver­walter und ähnliche Dienst­leister sind oft nur einer kleinen Masse bekannt – und da auch oft nur dem reinen Privat­kunden. Selbst Privat­ban­kiers, ein Berufs­stand, der schon über hundert Jahre existiert, sind nur selten als „Unter­neh­mer­be­rater“ positioniert.

Das PB-UF ist also wie kaum eine andere Marke darauf angewiesen, sich in der Kunden­kom­mu­ni­kation klar gegenüber denje­nigen Marken zu diffe­ren­zieren, die in der Insti­tuts­hier­archie über ihr liegen. Die Marken­iden­tität wird idealer­weise so abgestimmt, dass Segment­reinheit erreicht werden kann. Also möglichst keine Überschnei­dungen, von der Marken­kom­mu­ni­kation bis zum Personal. So können das Private Banking im Allge­meinen, das Private Banking für Privat­kunden und das Private Banking für Unternehmer­familien ihre jewei­ligen Zielgruppen ansprechen, ohne sich gegen­seitig zu gefährden.

Und genau aufgrund dieser komplexen Sachlage möchte ich Ihnen in diesem Artikel noch einige erprobte Praxis­tipps zur Kommu­ni­kation Ihrer Premium-Sub-Marke gegenüber (poten­zi­ellen) Kunden vermitteln.

Das Ziel des Marke­tings definieren

Als erster Schritt bei der Ausge­staltung unserer Marke­ting­stra­tegie definieren wir für die neue PB-UF-Abteilung die wichtige Frage: Was soll unser Marketing eigentlich erreichen?

  • Soll die Marke zunächst nur bekannt gemacht und gezielt aufgebaut werden?
  • Oder soll eine Zielgruppe aktiv an die Marke gezogen werden, sodass die Kunden von selbst kommen?

Eine Mischung dieser beiden Vorhaben ist ebenfalls möglich, auch wenn das Marketing dann eventuell weniger effektiv wird, da es nicht präzise auf ein einziges Ziel ausge­richtet ist. Die meisten Institute konzen­trieren sich meiner Erfahrung nach typischer­weise auf den ersten Punkt, da das Animieren der Zielkunden, von sich aus an das PB-UF heran­zu­treten, in der Praxis aufgrund der komplexen Sachver­halte eher schwer zu verwirk­lichen ist. Rankings und Awards, die Sie haben, können in normalen Kunden­ge­sprächen gut als Überzeu­gungs­mittel einge­setzt werden. Dass Unter­nehmer sich aufgrund einer öffent­lichen Auszeichnung in Scharen von selbst melden, wird jedoch eher selten passieren. Schwenken Sie also irgendwann von einer Strategie auf die andere um, lassen sich diese Ressourcen weiterverwenden.

Wie läuft das Marketing in der Praxis ab? Schwer­punkte setzen, Hybrid­lö­sungen finden, Kommu­ni­ka­ti­onswege nutzen

Das PB-UF ist eine Premium-Marke, die sich an die spezi­fi­schen Anfor­de­rungen von Premium-Kunden (Unternehmer­familien) richtet. Diese Anfor­de­rungen können genauso stark variieren wie der Charakter und Aufbau der jewei­ligen Familie oder deren interne Rollen­ver­teilung. Marketing für das PB-UF ist also immer Indivi­du­al­mar­keting von Mensch zu Mensch. Deshalb macht es – zugespitzt gesagt – keinen Sinn, Plakate in Fußgän­ger­zonen aufzu­hängen. Vielmehr ist der direkte Kunden­kontakt, das direkte Ansprechen der Familien, am wichtigsten. Ist das Familien­unternehmen bereits Teil Ihres Firmen­kun­den­port­folios, ergibt sich dafür eine riesige Chance: Nutzen Sie in solchen Fällen immer den Firmen­kun­den­be­rater als Marken­bot­schafter Ihres PB-UF. Denn zu diesem Berater haben die Kunden bereits Vertrauen aufgebaut. Und bestehendes Vertrauen ist im Marketing Gold wert.

Dazu ist es unabdingbar, dass vom Vorstand über die Führungs­kräfte bis hin zum Firmen­kun­den­be­rater jeder voll hinter dem PB-UF steht. Und dieses auch selbst als deutlichen Mehrwert für die Firmen­kunden anerkennt. Bedenken Sie: Unter­nehmer sind sehr wahrneh­mungs­sen­sibel und merken schnell, ob der Firmen­kun­den­be­rater es ernst meint, wenn er das PB-UF anpreist, oder ob er nur seine Zielkarten bzw. Überlei­tungs­stück­zahlen erfüllen will und muss.

Auch wenn das PB-UF-Marketing von Mensch zu Mensch statt­finden muss, kann sich dies auch online abspielen. Überlegen Sie auf Basis Ihrer Zielgruppe und Ihres eventuell bestehenden Portfolios im Firmen­kun­den­be­reich, ob Sie mit einem Hybrid­modell aus analoger und digitaler Kommu­ni­kation bei (poten­zi­ellen) Kunden punkten können. Denn selbst eher konser­vativ einge­stellte Unter­nehmer haben mittler­weile gemerkt, dass die digitale Kommu­ni­kation ebenfalls ihre Vorteile hat. Und für die Zukunft ist absehbar, dass dieser Trend zum Digitalen sogar noch zunehmen wird.

Praxis­tipps für das initiale Marketing

Auf Grundlage Ihrer Marke­ting­ziele sowie der gesetzten Schwer­punkte bei der Kommu­ni­kation und den Kommu­ni­ka­ti­ons­ka­nälen können Sie nun spezi­fische Strategien zur Kommu­ni­kation Ihrer eigenen Marke erstellen. Wie bereits erwähnt, sind diese Strategien so indivi­duell wie Ihre Zielkunden selbst. Doch aus Erfahrung lassen sich einige übergrei­fende Tipps geben:

  • Indivi­duell gestaltete Unter­neh­mer­ver­an­stal­tungen kommen immer gut an. Konkrete Organi­sa­ti­ons­tipps (Arten, Größe, Gäste­listen etc.) finden Sie beispiels­weise in diesem kosten­losen E‑Book.
  • Online bieten profes­sio­nelle Social-Media-Verbin­dungen (Xing, LinkedIn) viele Möglich­keiten, Unter­nehmer ganz unver­bindlich auf das PB-UF anzusprechen.
  • Ist der Kontakt geknüpft, können auch privatere Social-Media-Kanäle (Facebook, Twitter) genutzt werden, um „persön­liche“ Inhalte zu vermitteln. Trotzdem Vorsicht: Nicht unpro­fes­sionell werden oder unange­brachte bzw. sensible Themen ansprechen, „posten“ und „liken“.
  • Mit einer passenden Inhalts­stra­tegie lassen sich beispiels­weise Branchen­infos, inter­es­sante Videos, Diagramme, Artikel, Podcasts etc. mit indivi­du­eller Ansprache verschicken. Diese zusätz­lichen Infor­ma­tionen können dem Familien­unternehmer geschäftlich nützen und etablieren Ihr PB-UF in seiner Gedankenwelt.
  • Eine weniger indivi­duelle Ansprache breiter Zielgruppen lässt sich durch gespon­serte Inhalte auf Social Media mit entspre­chendem Targeting oder Twitter-Präsenz in relevanten Hashtags erzielen (eigene News veröf­fent­lichen, sich an Diskus­sionen betei­ligen etc.).
  • In all dieser Kommu­ni­kation ist es vor allem wichtig, dass Sie Ihre Marke positio­nieren (abgegrenzt zur Übermarke, wie erwähnt) und bei der direkten Ansprache klare Signale setzen: Gehen Sie offen damit um, dass Sie Ihren Kontakt als Kunden für das PB-UF akqui­rieren möchten. Denn Trans­parenz schafft Vertrauen. Wenn Sie dann noch glaubhaft machen können, dass Sie der Unternehmer­familie echte Mehrwerte bieten können, dann wird die Reaktion entspre­chend positiv ausfallen.

Das weitere Prospect-Management

Zeigen die angespro­chenen poten­zi­ellen Kunden Interesse an Ihrem Angebot und können weiter mit Marke­ting­maß­nahmen bespielt werden, lassen sich ebenfalls einige generelle Ansätze und Strategien verfolgen:

  • Zielkunden wie im 3. Teil der Artikel­serie definieren und gezielt ansprechen.
  • Gezielte Digita­li­sie­rungs­maß­nahmen selbst umsetzen und Unter­neh­mer­kunden vorschlagen – das stößt fast immer auf Interesse.
  • Mit einem gut gepflegten, möglichst schlanken CRM-Tool überzeugen.
  • Bleiben Sie infor­miert. Mit Google Alerts lassen Sie sich beispiels­weise kunden­re­le­vante Inhalts­än­de­rungen zu bestimmten Themen direkt zuschicken.
  • Eine saubere Wieder­vor­la­gen­liste pflegen und diszi­pli­niert verfolgen, da nach dem ersten Telefonat meist nicht gleich ein Termin entsteht.

Das Prospect-Management von Unternehmer­familien ist wie eine Beziehung (ob in der Liebe oder in der Freund­schaft): Man muss sie regel­mäßig pflegen, damit etwas mehr daraus wird. Und wie bei einer Beziehung merkt man schnell, ob das Gegenüber wirklich am Ball bleibt und Interesse hat oder sich nach dem ersten Anruf nie wieder meldet. Als Geschäfts­führer des Instituts Für Unternehmer­Familien (IFUF) weiß ich, dass Assis­tenzen und Sekre­ta­riate in Familien­unternehmen das sehr deutlich wahrnehmen. Und besonders deutlich merken sie, wenn beispiels­weise mit einem Institut ausge­macht war, dass man sich in einigen Monaten nochmal melden soll – und man das dann nicht tut. In der Praxis treffe ich immer wieder auf hochpro­fes­sio­nelle Assis­tenzen von Top-Unter­nehmern, die eine eigene „Anrufer-Kartei“ haben und überwachen, ob man sich wirklich wieder meldet und sich auch an die Absprachen hält.

Wenn die Botschaft verstanden wird

Das Marketing im PB-UF geschieht also persönlich, indivi­duell, analog sowie digital und natürlich trans­parent, diszi­pli­niert sowie verlässlich. Mit einer solchen indivi­duell erstellten Strategie für spezi­fische Kunden ist Ihr Angebot im PB-UF nun beinahe komplett: Die Säulen des Strate­gie­hauses stehen und opera­tionell könnten jetzt schon die ersten Erfolge erzielt werden. Doch damit unser Haus langfristig stehen bleibt – ohne dass einzelne Säulen zerbrö­ckeln oder im weichen Boden einsinken, braucht es noch ein Fundament. Im Institut wird dieses Fundament durch eine verläss­liche IT gelegt, die dafür sorgt, dass das Zusam­men­spiel aller Säulen effektiv und effizient am Laufen gehalten wird. Der letzte Artikel dieser Serie wird also den zugrunde liegenden IT-Opera­tions gewidmet sein, die Ihren langfris­tigen Erfolg sicherstellen.

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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