Dass die Tandem-Beratung – also das enge Zusam­men­spiel von Firmen­kun­den­be­ratung und Private-Banking-Beratung bzw. Vermö­gens­ma­nagement – die Lösung vieler aktueller Heraus­for­de­rungen im Banking für die wertvollen Unter­neh­mer­kunden ist, habe ich bereits in verschie­denen Artikeln und Podcasts hier im Versteher-Magazin aufge­ar­beitet. Der Grund, warum ich dieses Thema immer wieder anspreche, ist einfach: Es ist unglaublich wichtig! Gerade jetzt, wenn die deutsche Wirtschaft in eine wirklich heiße Phase kommt, sollte in den Insti­tuten klar sein: Ohne Tandem führt kein Weg zum lang anhal­tenden Erfolg beim Familien­unternehmer. Und doch ist die Zusam­men­arbeit oft immer noch nicht so perfekt, wie sie sein könnte. In diesem Artikel möchte ich Ihnen deshalb die 10 Top-Gründe nennen, warum das so ist – und einige handfeste Handlungs­emp­feh­lungen, um Ihre Tandem-Beratung auf den nächsten Level zu heben.

Warum das Tandem aktuell so wichtig ist

Schaut man sich die Herkunft größerer Vermögen an, fällt auf, dass diese in über 75 % der Fälle durch Unter­neh­mer­tä­tig­keiten erwirt­schaftet wurden. Wurde das Thema Immobilien – die Lieblings-Anlage­option der Familien­unternehmer – dann auch entspre­chend unter­neh­me­risch und im großen Stil betrieben, dann springt dieser Anteil sogar auf 90 %. Der Vermö­gens­aufbau durch Erbschaft geschieht typischer­weise erst ab der zweiten Generation – sie erbt das Unter­nehmen oder, wenn es verkauft wurde, das Vermögen aus dem Unter­nehmen. Steckt man das geerbte Geld dann nicht wiederum in die unter­neh­me­rische Tätigkeit, dann lässt es sich typischer­weise auch nicht weiter ausbauen. Ausnahmen bei Promi­nenten und Top-Managern bestä­tigen die Regel.

Wenn also 75 bis 90 % der Vermögen aus unter­neh­me­ri­schen Tätig­keiten stammen, dann ist es nur logisch, dass man als Finanz­be­rater vor allem mit Unter­nehmern den meisten Ertrag generiert. Lange Zeit wurde das Thema Private Banking für Unter­nehmer dementspre­chend recht stief­müt­terlich behandelt: Man nimmt eventuelle zusätz­liche Gewinne aus dem Bereich gerne mit, aber dazu ein fest zusam­men­ar­bei­tendes Tandem aus Firmen­kunden- und Private-Banking-Berater zu etablieren, das erschien lange Zeit nicht so wichtig.

Doch auf die Idee, sich auf die ertrag­reichen Unter­neh­mer­kunden zu konzen­trieren, kamen eben alle Institute etwa zur gleichen Zeit – und seitdem herrscht um diese besonders wertvolle Kunden­schicht ein Preis­kampf, der die Brutto­margen immer weiter schrumpfen lässt. In der aktuellen Situation 2022/2023 wird der Konkur­renz­druck zusätzlich durch den „ZICKKEL“ angeheizt, den ich bereits in Hinblick auf das aktuelle Insol­venz­risiko in Deutschland beschrieben habe:

  • Zinsan­stieg 
  • Inflation 
  • Corona-Pandemie 
  • Krieg in der Ukraine 
  • Klima­wandel
  • Energie­krise 
  • Liefer­ket­ten­un­ter­bre­chung  

Und dazu kommen noch Digita­li­sierung und Fachkräf­te­mangel. Diese Häufung von Heraus­for­de­rungen erzeugt einen sehr hohen Handlungs­druck in den Finanz­in­sti­tuten – die deshalb permanent auf der Suche nach neuen Erträgen sind. Und genau diese lassen sich auf der privaten Vermö­gens­seite von Unter­nehmern und ihren Familien finden. Das ist auch schon längst bekannt, denn ähnlichen Heraus­for­de­rungen hat sich das Unter­neh­mer­kun­den­banking in den letzten Jahrzehnten immer wieder gestellt. Und in der engen Zusam­men­arbeit zwischen Firmen­kun­den­banking und Private Banking als Tandem wurden schon oft genau die Erträge entdeckt, die man zur Stabi­li­sierung der Institute gebraucht hat.

Stellt sich nur eine Frage: Wenn ähnliche Heraus­for­de­rungen in der Vergan­genheit immer wieder aufge­treten sind, warum gibt es dann in vielen Insti­tuten noch so viel Luft nach oben, wenn es um die effiziente Zusam­men­arbeit des Tandems Firmen­kun­den­be­rater und Private-Banking-Berater geht? Selbst bei den Insti­tuten, die in dieser Hinsicht vieles gut machen, fällt mir immer wieder auf, dass da noch mehr gehen könnte.

Genau an dieser Stelle möchte ich mit diesem Artikel in die Bresche springen. In meiner Funktion als ehema­liger Finanz­be­rater, aktiver Unter­nehmer und Gründer sowie Geschäfts­führer des Instituts Für Unternehmer­Familien (IFUF) habe ich aus über 30 Jahren Erfahrung und über 3.000 Coachings in Finanz­un­ter­nehmen die Top-10-Gründe zusam­men­ge­sucht, aus denen es im Institut vielleicht noch nicht so ganz mit dem Tandem klappt – und ein paar hilfreiche Anregungen, wie man diese Hinder­nisse bewältigt.

1. Vorstände und Führungs­kräfte stehen nicht hinter dem Tandem

Es ist ungemein wichtig, dass Vorstände und Führungs­kräfte erkennen, welche Rolle Tandems in der Beratung spielen. Zunächst einmal, um überhaupt den Willen zu haben, diese Beratungsform aufzu­bauen und konti­nu­ierlich zu unter­stützen. Denn Tandem geht nicht ohne Unter­stützung von oben. Leider gibt es immer noch viele Vorstände und Führungs­kräfte, die sich auf neue Themen und Ideen wie das Tandem gar nicht erst einlassen. Sie kümmern sich lieber um Prozess­op­ti­mierung, Segmen­tierung etc. und geben sich mit den kleinen Fischen zufrieden, anstatt ihren Fischern beizu­bringen, fortan in den wirklich ertrag­reichen Seege­bieten zu fischen. Oder sie denken vornehmlich bürokra­tisch und sehen in der Etablierung von Beratung­s­tandems vor allem einen Kosten­faktor, der sich hinterher gar nicht auszahlen wird. Dann wird eventuell direkt geblockt.

Tatsache ist: Vorständen und Führungs­kräften fehlt manchmal auch der tiefer gehende Einblick ins Tages­ge­schäft, um zu erkennen, welche Erträge überhaupt noch generiert werden können. Denn oft fahren sie selbst nicht mehr häufig zum Kunden und beschäf­tigen sich notge­drungen mit der übergrei­fenden Insti­tuts­stra­tegie, auch wenn der Vorstand eigentlich Akqui­sitor Nummer 1 sein sollte (ich kenne aber auch viele, die es wirklich wollen, aber es aufgrund der vielfäl­tigen Aufgaben nicht mehr schaffen), da er die entspre­chenden Zugänge, die Netzwerke und die nötige Strahl­kraft hat, um die wirklich großen Fische zu fangen. 

Ich rate deshalb Vorständen und Führungs­kräften, sich auch immer mal wieder „einzu­schließen“ und gemeinsam darüber zu sprechen,

  • welche Ertrags­mög­lich­keiten es noch so gibt, 
  • wie viele Deckungs­bei­träge überhaupt möglich sind und 
  • wie viele bzw. welche davon man gerne noch mitnehmen würde. 

Hier können Sie gerne auch noch externe Impulse mit einbringen – und damit meine ich wirklich externe Impulse und nicht nur solche von internen Verbänden und Akademien. Denn Letztere wieder­holen oft ohnehin nur das, von dem sie glauben, dass der Vorstand es hören möchte.

2. Margen­druck ist oft der einzige Grund für die Existenz des Tandems

In nicht wenigen Insti­tuten werden Tandems lediglich dann umgesetzt, wenn die Ertrags­ziele in Gefahr sind und das Bench­marking zeigt, dass noch Nachhol­bedarf besteht. Oder man sieht, dass alle anderen Institute Tandems aufbauen, also folgt man dieser Vorgabe einfach. Mit anderen Worten: Man setzt die Tandems nicht um, weil alle Betei­ligten verstehen, wie wichtig das ist, sondern aus reinem Automa­tismus. Dass dann zum Beispiel die Berater auch nicht gerade begeistert von der Zusam­men­arbeit sind, können Sie sich vorstellen.

Darum empfehle ich: Vorstände und Führungs­kräfte sollten sich Gedanken darum machen, was das Tandem für die jeweilige Region bedeutet. Das kann auch für die Berater ein Ansporn sein: Es geht nicht einfach nur darum, noch den letzten Cent rauszu­holen, sondern es geht auch um eine vollum­fäng­liche Beratung für die hiesigen Unter­nehmer, an denen das Einkommen ganzer Familien und damit der Wohlstand der gesamten Region hängt.

3. Die DNA des Instituts passt nicht zum Elite­ge­danken der Unternehmer

Der Ökonom Peter F. Drucker prägte einst den Sinnspruch: „culture eats strategy for breakfast“. Was das bedeutet, das sieht man, wenn man sich die Regio­nal­in­stitute des Landes betrachtet: Dort ist man immer noch stark in dem Gedanken verwurzelt, dass man für den Massen­kun­den­be­reich da ist, für die Klein­sparer. Das ist nun mal die Unter­neh­mens­kultur dieser Institute, über viele Jahrzehnte gewachsen und verfestigt. Natürlich versteht man auch in diesen Insti­tuten, dass die Erträge der Zukunft vor allem von den Unter­neh­mer­kunden kommen werden – aus der Betreuung der Firma und dem Privat­ver­mögen. Doch oft sind die Abläufe in den Insti­tuten gar nicht auf diese notwendige Zielsetzung ausgelegt. Es braucht in diesen Insti­tuten also ein stärkeres Agieren statt Reagieren. Und da ein Kultur­wandel immer zuerst in den Köpfen der Mitar­beiter passiert, empfehle ich Ihnen, sich mit folgenden drei Punkten zu beschäftigen:

  • Die Unter­neh­mer­kunden sind für das Institut wichtig und deshalb sind die beiden Einheiten Firmen­kun­den­be­ratung und Private Banking für Unter­nehmer ebenfalls wichtig für das Institut. Sie sind nicht besser oder schlechter als andere – aber sie sind anders, und sie sind dauerhaft notwendig. Denn Unter­nehmer wird es immer geben und somit auch einen entspre­chenden indivi­du­ellen, maßkon­fek­tio­nierten Beratungsbedarf.
  • Richtig angegangen und definiert ist es möglich, diese beiden Einheiten aufzu­stellen und effektiv ins Institut zu integrieren. 
  • Um das Tandem aus beiden Einheiten effektiv in das Institut zu integrieren, muss dies vom Vorstand und von den Führungs­kräften vorgelebt werden. Nicht „weil man es halt machen muss“. Nicht „weil es ohne diese ‚Elite­ein­heiten‘ nicht geht“, sondern weil sie in die Unter­neh­mens­kultur reinpassen können, wenn sich nicht immer gleich alle dagegenstellen.

4. Private Banking ohne klare Ausrichtung

In vielen Insti­tuten gibt es leider immer noch keine klare Definition von Private Banking und Private Banking für Unter­nehmer. Oft wird dies auch nicht ausrei­chend vonein­ander abgegrenzt. Diese fehlende Abgrenzung sorgt dann oft dafür, dass Vorstände und Führungs­kräfte – aber insbe­sondere die Führungs­kräfte der Abteilung Private Banking – keinen Sinn darin sehen, noch eine „Extra“-Einheit für das Private Banking für Unter­neh­mer­kunden zu etablieren. Geschweige denn, mit einer solchen Einheit zusammen mit den Kollegen aus der Firmen­kun­den­be­ratung Unter­nehmer und deren Unter­nehmen ganzheitlich als Tandem zu betreuen.

Eine solche Klarheit zu schaffen – für alle Betei­ligten, also auch für die Unter­neh­mer­kunden selbst – ist hier der wichtigste Ansatz­punkt. Trennen Sie Private Banking und Private Banking für Unter­neh­mer­kunden klar vonein­ander ab, sodass intern jeder weiß, was in seinen Aufga­ben­be­reich fällt, und extern die wichtigen Unter­neh­mer­kunden nicht den Eindruck bekommen, dass sie lediglich dasselbe Private Banking bekommen, das auch der Massen­kund­schaft zur Verfügung steht. Das hilft auch beim Etablieren von Berater­tandems, denn man arbeitet immer dann am besten zusammen, wenn beide Seiten des Teams exakt wissen, wofür sie zuständig sind und an welcher Stelle der Kollege als Experte für seinen Arbeits­be­reich einspringt. Tipp für kleinere Einheiten, bei denen es nicht so strikt getrennt werden kann: Aus Erfahrung weiß ich, dass es in fast jeder PB-Einheit Berater gibt, die eine höhere Affinität zu Unter­nehmern haben als andere. Dann bündeln Sie bei diesen eine größere Zahl an Unter­nehmern. So sind es dann nicht 100 % Unter­nehmer, sondern 70 % Unter­nehmer und 30 % „andere“. Sie werden dennoch schnell eine Besserung spüren.

5. Dem Firmen­kun­den­be­reich ist der Mehrwert des Private Bankings nicht klar

Private-Banking-Berater können für das Institut zwar signi­fi­kante Zusatz-Erträge erwirt­schaften, doch das sollte nicht darüber hinweg­täu­schen, dass der größere und vor allem regel­mä­ßigere Teil des Ertrags eines Unter­nehmer-Clan-Verbundes im Firmen­kun­den­be­reich und in der Finan­zierung von Immobilien (in der Regel vom Firmen­kun­den­be­rater mit umgesetzt) entsteht. In einigen Insti­tuten hat dies dazu geführt, dass die Firmen­kun­den­be­rater gar keinen Sinn darin sehen, im Tandem mit dem Private Banking zusam­men­zu­ar­beiten. Warum auch jedes Mal den Private-Banking-Berater mitnehmen, wenn am Ende ohnehin gefühlt nur Peanuts dabei rauskommen? Da werden dann oft beide Bereiche silomäßig getrennt vonein­ander behandelt. Und lediglich ab und zu wird versucht, den unlieb­samen Aufwand der Zusam­men­arbeit dadurch zu umgehen, dass sich mal jemand vor das versam­melte Firmen­kunden-Team stellt und einen zweistün­digen Vortrag zum Thema Private Banking hält. Im ungüns­tigsten Fall sind diese Vorträge dann aber auch wieder so aufgebaut, als würde ein Private Banker einem anderen Private Banker erzählen, warum Private Banking eine tolle Sache ist – also nicht auf die Sicht­weise des Firmen­kun­den­teams abgestimmt.

Um sich dieser Heraus­for­derung in den Köpfen der Mitar­beiter zu stellen, ist es zunächst notwendig, die Firmen­kunden- und Private-Banking-Segmente klar zu definieren und auszu­richten (siehe Punkt 4). Dass im Zuge dessen Private Banking und Private Banking für Unter­nehmer, wie vorab beschrieben, vonein­ander abgegrenzt werden sollten, versteht sich von selbst. Erst dann kann die zielge­richtete und effektive Kommu­ni­kation zwischen der Firmen­kun­den­be­ratung und dem Private Banking für Unter­nehmer organi­siert werden.

Den Private-Banking-Beratern schlage ich vor, sich mal auf den Stuhl des Firmen­kun­den­be­raters zu setzen und sich zu überlegen, wer eigentlich alles so am Firmen­kun­den­be­rater zieht – denn in den meisten Insti­tuten will ständig irgendeine Abteilung etwas vom Firmen­kun­den­be­rater. Dann überlegt man sich, wie das Private Banking dahin­gehend positio­niert werden kann – und wie der Verkaufs­prozess nach außen aufge­setzt und reali­siert werden kann. Berück­sichtigt man all diese Erkennt­nisse in der Kommu­ni­kation mit dem Firmen­kun­den­be­rater, ist es gleich viel einfacher, ihm den Mehrwert des Private Bankings zu verdeut­lichen. Vor allem mit Blick auf die eingangs angespro­chenen sinkenden Margen im Firmen­kun­den­be­reich. Und, besonders wichtig: Dehnen Sie die Kommu­ni­kation nicht immer auf zwei Stunden aus, sondern formu­lieren Sie kurz und knackig – eben so, wie man es selbst gerne hat, wenn jeden Tag die unter­schied­lichsten Abtei­lungen an einem ziehen.

6. Man geht davon aus, dass der Private-Banking-Berater automa­tisch und schnell Abschlüsse generiert, wenn er vom Firmen­kun­den­be­rater vorge­stellt wird

In vielen Insti­tuten ist es so, dass der Firmen­kun­den­be­rater den Familien­unternehmer schon seit vielen Jahren betreut. Dann nimmt er mal den Private-Banking-Experten mit ins Gespräch – und am Ende sind alle überrascht, dass der Kunde nicht direkt beim Private Banking einge­schlagen hat. Es besteht also eine falsche Erwar­tungs­haltung in Bezug auf die Geschwin­digkeit der Abschlüsse im Private Banking auf Basis des Vertrau­ens­ver­hält­nisses zwischen Unter­nehmer und Firmenkundenberater.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Private-Banking-Berater eventuell in den letzten Jahren tatsächlich schnelle Abschlüsse beim Unter­nehmer erzielt hat – und zwar in Bezug auf das Verwah­rentgelt und Inves­ti­tionen zu seiner Vermeidung. Unter diesem Eindruck gehen eventuell auch die Zielkarten von schnellen Abschlüssen aus und sind (oft sogar unabsichtlich) voller unrea­lis­ti­scher Erwar­tungen, da niemand bedacht hat, dass das Verwah­rentgelt eine einmalige Sonder­si­tuation war und der dadurch entstandene Inves­ti­ti­ons­druck mittler­weile vollständig bedient wurde. Als Private-Banking-Berater ist es jetzt nötig, sich erst wieder neu und ggf. ganzheit­licher beim Unter­nehmer zu positio­nieren, um neue Poten­ziale und Erfolge zu schaffen.

Dazu bekommt man vom Firmen­kun­den­be­rater zwar die Tür geöffnet, doch hindurch­gehen muss man schon selber – und das nimmt Zeit in Anspruch. Mein Tipp an dieser Stelle ist also dementspre­chend: Geduld bewahren! Führen Sie die ausrei­chende Menge an Gesprächen und seien Sie sich bewusst, dass es mit dem Unter­neh­mer­kunden nicht sofort klappen wird, auch wenn Sie vom Firmen­kun­den­be­rater vorge­stellt werden, der den Kunden eventuell schon seit vielen Jahren erfolg­reich betreut.

7. (Gemeinsame) Vertriebs­trai­nings gelten als Zeitverschwendung

Ich sehe immer wieder, dass Vertriebs­trai­nings in den Insti­tuten kaum Zuspruch finden – und zwar auf jeder Ebene. Berater gehen gerne davon aus, dass sie ohnehin nichts Neues hören werden – und neben ihren anderen Aufgaben auch gar keine Zeit für so was haben. Auf Führungs­ebene stellt sich dann immer die Frage, ob denn der vermeintlich geringe Wert dieser Trainings überhaupt die Belastung des Budgets und die Zeit der Berater recht­fertigt. Und selbst wenn sich Führungs­kräfte und Vorstände dazu herum­reißen lassen, dann sind sie so gut wie nie selbst mit dabei – obwohl sie ja eigentlich die Top-Unter­neh­mer­kunden beraten oder zumindest persönlich kennen.

Ein Grund für den Eindruck, dass Vertriebs­trai­nings ja ohnehin nichts bringen, ist, dass sie häufig eher wahllos, unsys­te­ma­tisch und nicht aufein­ander aufbauend durch­ge­führt werden. Denn aufseiten der Perso­nal­ab­teilung wird oft lediglich nach den Angeboten gesucht, die am wenigsten Budget fressen und Themen abhaken, die gerade dringend sind. Zum Beispiel aufgrund neuer gesetz­licher Vorgaben oder der Einführung neuer Tools. Auf die Berater selbst wirkt das Trainings­an­gebot dann entspre­chend, als würden einfach jedes Jahr neue Säue durchs Dorf getrieben. Sind die Trainings dann auch noch nicht auf die indivi­du­ellen Berater zugeschnitten, kommt es oft vor, dass sich erfahrene Berater immer wieder dieselben Inhalte anhören müssen, die den jungen Beratern helfen können, von den erfah­renen aber als reine Zeitver­schwendung wahrge­nommen werden.

Oder die Trainings klingen zwar inter­essant, drehen sich dann aber tatsächlich nur um die Vermittlung von Fachwissen (oft viel zu viel und viel zu theore­tisch, um für das Tages­ge­schäft sinnvoll zu sein), oder es werden die neuesten Hypes besprochen (Krypto­wäh­rungen, Nachhal­tigkeit etc.), die aber für das indivi­duelle Institut gar nicht so relevant sind. Tatsächlich sinnvolle Trainings, zum Beispiel zur Arbeits­platz­or­ga­ni­sation, zum nötigen Mindset oder zur Vermittlung von dauer­haftem Know-how, wie die Anwendung der Erfolgs­formel, werden dann oft links liegen gelassen. Hier hilft nur ein Umdenken bei den Organi­sa­toren der Trainings.

8. Leistungs­kultur und Ablauf­struktur sind nicht klar definiert

In vielen Insti­tuten fehlen immer noch eine klare Definition von „Erfolg“ sowie eine klare Struktur für die (Ziel-)Kundeninteraktion bei den Tandems:

  • Was zählt als Erfolg (z.B. Kunden­termin und Folge-Gespräch bekommen oder nur Erträge und Abschlüsse)? 
  • Wie wird im Weiteren vorge­gangen, wenn z.B. eine Überleitung erfolgt ist? 

Damit meine ich nicht, dass die Berater in den Insti­tuten keinerlei Handrei­chung bekommen. Sie wissen als treue Leser: Ich stehe auf Messen, Zählen, Wiegen. Doch meistens sind das eher reine Theorie-Handbücher, in denen die Vorgaben extrem detail­liert und sehr starr vorge­geben sind. Deutlich praxis­taug­licher ist es da, eine Ablauf­struktur und ein Drehbuch vorzu­geben, die im Sinne der Erfolgs­formel umgesetzt werden – also klare Struk­turen, die flexibel je nach Situation und Kunde gehandhabt werden können. Das erlaubt es den Beratern auch, sich die Zeit für nötige vor- und nachge­la­gerte Arbeiten zu nehmen, die in den starren Ablauf­struk­turen oft kaum Beachtung finden – und das, obwohl parallel Assis­tenzen abgebaut werden.

Gerade bei der Frage, wie Erfolg im Institut beziffert werden kann, sollte man sich frühzeitig Gedanken darüber machen, was man überhaupt erreichen möchte. Als Erfolgs­fak­toren empfehle ich eine gesunde Mischung aus quali­ta­tiven und quanti­ta­tiven Zielen, wie die Zahl der Abschlüsse und den Ertrag. Es müssen eine entspre­chende Abbildung des Erfolgs und eine Zuordnung der Deckungs­bei­träge definiert werden. Und an die Vorstände und Führungs­kräfte gerichtet: Schaffen Sie wieder mehr Unter­stützung durch Assis­tenzen! Mir ist klar, dass dieser Kosten­punkt gerne abgebaut wird, aber darunter leidet die Zeit der Berater und damit die Qualität der Beratung.

9. Die Identi­fi­zierung von Poten­zi­al­kunden ist zu statisch und die Kunden­port­folios sind zu heterogen

Selbst­ver­ständlich braucht es immer einen gewissen Grund­betrag, um poten­zielle Unter­neh­mer­kunden für das eigene Institut zu identi­fi­zieren. Doch aktuell werden diese Kunden noch zu oft ausschließlich durch das Depot-Volumen bezie­hungs­weise den Unter­neh­mens­umsatz definiert. Auch in Anbetracht der Hetero­ge­nität der Kunden­port­folios der Firmen­kun­den­be­rater kann das nur ein grober Ansatz sein, denn die Kunden eines Firmen­kun­den­be­raters unter­scheiden sich zum Teil deutlich auf Basis von:

  • Rating (Top-Kunde vs. mittleres Rating) 
  • Branchen 
  • Routine-Kunden vs. strate­gische Kunden 
  • Immobi­li­en­besitz 
  • Schuld­schein­dar­lehen 
  • Unter­neh­mer­ty­po­logie 
  • Konsortien 
  • Kommunen 
  • etc.  

Darüber hinaus konzen­trierte sich die Firmen­kun­den­be­ratung in den letzten Jahren sehr stark auf Immobi­li­en­kredite. Werden diese weniger, dann besteht schnell die Gefahr, „nackt in der Brandung“ zu stehen, sobald das „Wasser“ abfließt.

Ich rate Ihnen hier, die Identi­fi­zierung von Poten­zi­al­kunden noch dynami­scher zu gestalten. Also nicht nur auf Basis von Volumen und Umsatz, sondern auch nach Deckungs­bei­trags­po­tenzial und Beratungs­bedarf aufseiten des Kunden – denn er muss nicht nur können, sondern auch wollen. Also ist es wichtig, dass er auch offen für Ihr Angebot ist. So ergeben sich gigan­tische neue Poten­ziale, die dann durch eine effektive Tandem-Beratung syste­ma­tisch abgeschöpft werden können. Ist dies passiert, können Sie auch an die Umgestaltung der Kunden­port­folios gehen – hin zu einem homoge­neren Aufbau, bei dem Berater und Unter­nehmer besser gemäß ihrer Typologie aufein­ander abgestimmt sind und nicht nur pauschal zugewiesen wurden, zum Beispiel strikt nach Postleitzahl.

10. Es gibt große Unter­schiede beim Deckungs­beitrag zwischen Firmen­kun­den­be­ratung und Private Banking – keine Wertschätzung des anderen

Schaut man sich die gesamte Unter­nehmens- und Famili­en­struktur eines Unter­nehmers an, wird sofort klar: Als Finanz­in­stitut generiert man die größten Deckungs­bei­träge mit der Firma und den Immobilien. Wie oben bereits angedeutet, kann es deshalb dazu kommen, dass der Firmen­kun­den­be­rater nur wenig Akzeptanz dafür empfindet, mit dem Private-Banking-Berater im Tandem zu arbeiten. Der Firmen­kun­den­be­rater erwirt­schaftet mit Firma und Immobilien regel­mäßig Hundert­tau­sende Euro, was beim Private-Banking-Berater zum Beispiel mit Wertpa­pieren eher die Ausnahme ist. Was oft vergessen wird, ist, dass bei vielen Kunden die Finan­zie­rungen jetzt anfangen auszu­laufen und die Margen auf Firmen­kun­den­seite aufgrund des Wettbe­werbs­drucks immer geringer werden. Mit anderen Worten: Ja, der Private-Banking-Berater erwirt­schaftet in der Regel geringere Deckungs­bei­träge. Doch im Firmen­kun­den­be­reich wird es auch immer enger und deshalb ist man auf Cross-Selling-Erträge aus dem Private-Banking-Bereich angewiesen.

Ich habe zum Beispiel in einem Institut erlebt, dass der Leiter Firmen­kunden dem Leiter Private Banking sagte: „Das, was ihr als Abteilung erwirt­schaftet, generiert bei mir ein einziger Berater mit einem einzigen Kunden.“ Das Ergebnis: Es tat sich ein unüber­wind­barer Graben zwischen den beiden Abtei­lungen auf, die schließlich auch nicht mehr effizient zusam­men­ge­ar­beitet haben. Nicht nur in solchen Extrem­fällen, sondern in allen Tandem-Situa­tionen rate ich also dazu, mehr Akzeptanz fürein­ander herzu­stellen, indem in den Köpfen der Mitar­beiter ein Verständnis fürein­ander geschaffen wird. So kann der Firmen­kun­den­be­rater dem Private-Banking-Berater zu mehr Erträgen verhelfen und der Private-Banking-Berater hilft dem Firmen­kun­den­be­rater, die Gesamt­margen trotz Konkur­renz­druck weiter auf dem angestrebten Niveau zu halten. Durch die Zusam­men­arbeit im Tandem gewinnen alle, und das sollte auch allen klarge­macht werden.

Ergän­zende Erfolgstipps

Sie sehen schon: Diese Top 10, die ich in über 15 Jahren Seminaren und Coachings sowie über 30 Jahren in der Beratung von Familien­unternehmen und Unternehmer­familien immer wieder sehe, haben viel damit zu tun, das richtige Mindset zu haben, die richtige Unter­neh­mens­kultur zu pflegen, praxisnahe Abläufe und eine eindeutige Ausrichtung zu etablieren und so weiter. All diese Punkte könnten meiner Einschätzung nach noch deutlich stärker berück­sichtigt werden, um die Tandem-Beratung zu optimieren – selbst in den Insti­tuten, in denen das Tandem schon vor Jahren Einzug gehalten hat.

Nachfolgend möchte ich Ihnen noch einige Punkte nennen, die bereits gut in den Insti­tuten disku­tiert werden. Diese Punkte sind weniger drama­tisch und werden bereits von vielen Insti­tuten aktiv bearbeitet, sodass sie nicht zu den Top 10 zählen – doch ein Artikel zur Optimierung des Tandems sollte sie der Vollstän­digkeit halber zumindest erwähnt haben:

  • Der Firmen­kun­den­be­rater ruft den Unter­nehmer nur an, um den Private-Banking-Berater vorzu­stellen. Tipp: Hier immer noch einen entspre­chenden anderen Anlass für den Anruf vorbereiten. 
  • Stellen Sie die Abschluss­frage („Kommen wir ins Geschäft?“) gerne früher. Aktuell wird vielen Kunden noch viel zu lange hinter­her­ge­laufen, während man durch die direkte Frage schnell sehen würde: Dieser Kunde hat gar nicht vor, bei mir zu kaufen. 
  • Firmen­kun­den­be­rater und Private-Banking-Berater sehen gerne den jeweils anderen in der Bring­schuld – es wird erwartet, dass der andere den ersten Schritt macht und das Thema Tandem voran­bringt. Tipp: Schaffen Sie in Ihrem Tandem Verant­wort­lich­keiten und stoßen Sie dieses Thema bereits auf Führungs­ebene an, sodass sich niemand in die Passi­vität zurück­ziehen kann. 
  • Viele Firmen­kun­den­be­rater sind doch nicht so gut beim Kunden positio­niert wie gedacht. Sie haben beispiels­weise schon länger keine Betriebs­be­sich­tigung mehr gemacht – und der Private-Banking-Berater war ohnehin noch nie beim Kunden. Das kann dazu führen, dass man das Gespür für den Kunden und für das, was ihm wichtig ist, verliert. Also gerne mal wieder eine Betriebs­be­sich­tigung vorschlagen. 
  • Was auch manchmal vorkommt: Der Private-Banking-Berater bereitet sich detail­liert vor und kennt auf einmal das Geschäfts­modell des Kunden besser als der Firmen­kun­den­be­rater (der ja noch viele weitere Unter­nehmer betreut). Dann sollte der Private-Banking-Berater sich zurück­halten, um den Kollegen nicht zu düpieren. 
  • Oder im Gegensatz: Der Private-Banking-Mitar­beiter kennt das Geschäfts­modell gar nicht („hat ja mit Private Banking nichts zu tun“) und hat deshalb auch kein Gespür dafür, was den Kunden aktuell bewegt und was der Unter­nehmer dafür tun musste, dass Erträge für das Private Banking überhaupt möglich sind.
  • Ein Klassiker: Der Private-Banking-Experte verspricht eine ganzheit­liche Beratung, redet dann aber nach wenigen Minuten nur noch von Wertpa­pieren. Tipp: Stellen Sie sich also entweder wirklich ganzheitlich auf, oder versprechen Sie keine Ganzheit­lichkeit, wenn Ihr Institut „nur“ Wertpa­piere anbieten kann. 
  • Auch häufig beobachtet: Der Private-Banking-Berater braucht im Erstge­spräch viel zu lange zur Vorstellung des Leistungs­spek­trums im Private Banking. Merke: Lieber nur „anteasern“, um einen Termin für ein weiter­füh­rendes Gespräch zu bekommen – das ist das einzige Ziel des Erstgesprächs. 
  • Der Firmen­kun­den­be­rater benötigt oft (gefühlt) zu viel Zeit für die Begleitung des Private-Banking-Beraters bei Vor-Ort-Terminen. Eine Überleitung per Video-Call kann da helfen. 
  • Viele Institute „fegen die Treppe von oben“. Das heißt, dass sie die größten Kunden zuerst für Überlei­tungs­ge­spräche mit dem Private-Banking-Berater anvisieren. Ich halte das für nicht empfeh­lenswert, da der Private-Banking-Berater so zunächst ohne echte Übung mit anderen Unter­neh­mer­kunden direkt bei den Top-Unter­nehmern aufschlägt. Ich schlage vor: Mit Augenmaß auswählen und zunächst mit den kleineren Unter­neh­mer­kunden „üben“. 
  • Unter­schied­liche Führungs­stile und eine unstimmige Chemie zwischen den Führungs­kräften der beiden Bereiche kann zu weiteren Spannungen zwischen den Beratern führen. Eine gemein­schaft­liche und produktive Zusam­men­arbeit sollte bereits auf Führungs­ebene beginnen.

Nur ein gut einge­spieltes Tandem sichert den Erfolg

Vielleicht haben Sie sich beim Lesen dieses Artikels das eine oder andere Mal gedacht: „Moment, das ist doch bei uns genauso!“ Dann können Sie das als ein Zeichen verstehen, dass in Ihrem Institut eventuell noch deutlich mehr aus der Tandem-Beratung heraus­geholt werden kann, als es aktuell der Fall ist. Ich empfehle Ihnen also: Wenn Sie auch nur das leiseste Anzeichen dafür sehen, dass in Ihrem Institut einer der Punkte aus den Top 10 und den Zusatz­punkten greift, dann arbeiten Sie gemeinsam an einer Lösung, um die riesigen Ertrags- und Deckungs­bei­trags­po­ten­ziale aufzutun, die Ihnen bislang entgangen sind.

Möchten Sie gern tiefer und indivi­du­eller abgestimmt auf Ihr Institut einsteigen, dann können Sie sich gerne bei mir zu einem unver­bind­lichen Gratis-Tandem-Check-up melden. Ich kann Ihnen sicher noch einige speziell auf Ihre Situation zugeschnittene Empfeh­lungen geben, um Ihre Zusam­men­arbeit im Tandem und damit auch Ihren Erfolg beim Kunden zu maximieren. Sie werden überrascht sein, was noch alles möglich ist!

Kontakt

Dirk Wiebusch
info@ifuf.de

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